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Auswertung der anatolischen Höhlenfundstätten 1. Chronologie

Der Erkenntnisstand und die Zahl der Fundstellen auf dem ganzen Gebiet der Anatolien ist weitgehend unterrepräsentiert, um offenbare Ausführungen zum prähistorischen Höhlennutzung ableiten zu können, und eine Ausnahme stellt eigentlich nur das Region im Mittelsüden zwischen der Antalya-Bucht und dem Seengebiet.

Die Höhlen und Abris im Osten weisen Begehungen oder Siedlungsaktivitäten in allen behandelten Perioden auf, aber die kleine Zahl der Fundstellen (um 10) erlaubt nicht, Bevorzugungen für einen Zeitpunkt festzustellen. Lediglich eine Fundstelle des vorkeramischen Neolithikums (Ber Ava Sikefta) kann eher eine Forschungslücke widerspiegeln. Von dem chronologischen Blick ist also wenigstens das Gebiet von Sakçagözü anzugeben, der durch eine Prospektion ausführlicher bekannt wurde und enthält mehrere Felsüberhänge sowie kleinere Höhlen, die jedoch unvermessen oder nicht veröffentlicht geblieben sind. Die sporadischen Besiedlungsspuren erscheinen wahrscheinlich im Epipaläolithikum, folgen im vorkeramischen (PPNB) sowie keramischen Neolithikum und sind erst im jüngeren Chalkolithikum während der Ubaid-Kultur zugenommen worden. Die Hauptperiode der Geländenutzung fällt in das jüngere Chalkolithikum in die Ubaid-Kultur, und der Aufstieg der Fundstellen könnte nach Garrard und seinen Kollegen, hinsichtlich der ziemlichen Meereshöhe zwischen 700 – 1250 m, mit der Hirtwirtschaft oder anderen wirtschaftlichen Aktivitäten, eventuell auch als Grundlager der Rohstoffsucher, in Zusammenhang liegen (Garrard et al. 1996: 76). Diese Ausführungen folgen allgemeine geschichtliche Erkenntnisse und sozioökonomische Modelle, zu deren Präzisierung die Ergebnisse im Sakçagözü-Gebiet lediglich begrenzt beitragen können.

Die Besiedlungsgeschichte im Schwarzmeergebiets bleibt immer noch offen und nur eine epipaläolithische/mesolithische Fundstelle in Tekkeköy ist von dort aus angegeben. Das versprechende Gebiet mit langjähriger Forschungstradition stellt die Zentralanatolien mit Siedlungen seit dem vorkeramischen Neolithikum dar, jedoch potenzielle Höhlenfundstellen sind in Gebirgszügen dieser Region bislang nicht entdeckt oder untersucht. Die drei zusammenfassenden Fundstellen stellen eigentlich mehr Sonderlagen von verschiedenen Höhlengestalten dar, die alle – was nicht völlig ohne Interesse steht – bis während des Chalkolithikums besucht wurden. Die Fundstelle A in Pınarbaşı ist über dem Moorbecken am Fuß des Gebirges 30 km von gleichzeitig besiedelten Çatal Hüyük gelegt und wurde erstmals im vorkeramischen Neolithikum (um 8600/8000 cal BC) wohl als ein saizonaler Lager aufgesucht. Unter einem nahliegenden Abri (Fundstelle B) erscheinen Kulturreste mit Sicherheit erst seit dem Spätneolithikum (um 6400/5900 cal BC) und dann wieder im Chalkolithikum (um 4600/4500 cal BC) ähnlich wie in der Freilandstation. Der Sonderbefund aus Civelek-Höhle in Kappadokia wird nach der Keramik in das Frühchalkolithikum datiert (um 5600 cal BC) und die Felsenstelle Yazılıkaya erweist zwei chalkolithische Etappen der Nutzung, dabei die letzte geht schon an die Wende zur Frühbronzezeit.

Eine größere Dichte der Höhlenfundstellen bietet das mediterrane Küstengebiet bei Antalya mit einer Überreichung zur Seenlandschaft im Taurus-Gebirge, und diese sind auch bestens untersucht und datiert. Die Öküzini Höhle bewahrt die mehr oder weniger komplette Sequenz vom älteren Epipaläolithikum bis zum Spätchalkolithikum auf und ähnlich scheint es auch bei der Nachbarhöhle von Karain zu ereignen – im Fall der Kammer B mit einem Hiatus zwischen ca. 12.000 – 7000 cal BC. Die jüngere, frühholozäne epipaläolithische Besiedlung ist auch von den weiteren Abris und Höhlen belegt (Beldibi, Belbaşı, Höhlen im Katran-Gebirge) und im Fall der Fundstelle Beldibi wird mit dem levantinischen jüngeren Natoufien synchronisiert. Nach Yalçınkaya gehört der Fundkomplex von Karain B sowie aus der unteren epipaläolihische Schicht Öküzini zur gleichen technologischen Tradition und zum gleichen

Niveau kann wahrscheinlich auch die Industrie von Belbaşı gesetzt werden. Demgegenüber entsprechen die Schichten C1 und C2 in Beldibi mit der oberen epipaläolithischen Schicht aus Öküzini (Yalçınkaya 1998a) und deuten auf ein von mehreren Jahrtausenden besiedeltes Gebiet mit wechselnd bevorzugten Fundstellen hin. O. Bar-Yosef erwägt nach Entwicklung der Mikrolithenformen für Beldibi und Belbaşı noch ein jüngeres Alter und setzt beide Fundstellen bis in die Zeit der ersten Kontakten zwischen Jäger-Sammler-Gruppen und Landwirten des vorkeramischen Neolithikums. Aus der gleichen Zeithorizont kann seiner Meinung nach auch das jüngste Siedlungsniveau in Öküzini stammen, wie unter anderen eine für levantinischen PPN-Fundstellen entsprechende Steinaxt aus der Unit 1 unterstützen könnte (Bar-Yosef 1998a). Die Frage nach Begehungen der anderen Höhlen im vorkeramischen Neolithikum ist nach der älteren Grabungen mit einer Sicherheit nicht zu beantworten. An Wende zwischen dem älteren anatolischen Epipaläolithikum und vorkeramischen Neolithikum fällt der Abri Aetokremnos in Akrotiri, welche die älteste Fundstelle auf Zypern darstellt.

Eine neue Interesse über Höhlen im Gebiet von Antalya beginnt (oder setzt nur fort?) im frühen keramischen Neolithikum. In den Höhlen Karain, Çarkini, Beldibi, sowie wohl auch Öküzini und Gurma, tritt dunkel polierte Ware auf, die mit der ältesten keramischen Tradition verbunden wird und als ein Vorgänger der Kızılkaya-Ware angenommen wird (Mellaart 1960: 85-87, Esin – Benedict 1963). In Karain geht die Höhlennutzung nach 14C Daten fast kontinuierlich durch das mittlere und späte Neolithikum bis in den älteren Abschnitt des Chalkolithikums (von ca. 6600 bis 5900 cal BC) weiter. Die allgemein bezeichneten

„neolithischen“ Funde kommen aus älteren Grabungen auch von anderen Höhlen (Gurma, Çarkini, Kedıini). Im mittleren und späten Chalkolithikum überdauert die Nutzung von Karain und in Öküzini entstand ein gelegentlicher Bestattungsplatz. „Chalkolithische“ Funde sind noch von den Höhlen Çarkini bei Karain, Kedıini bei Alanya sowie aus der Tropfsteinhöhle Kelenderis angegeben. Die einzige erfasste Höhle in der europäischen Türkei – Yarimburgaz – wurde seit Wende des Spätneolithikums/Frühchalkolithikums besucht und ergab ein kulturell heterogenes Ensemble, das mehr an Balkan und Ägäis als die Anatolien orientiert wird (Vor-Sesklo, Impresso-Stil, Verzierung der Linearbandkeramik). Das betrifft auch die jüngeren Schichten, die Entsprechungen mit Vinča, Turdaş sowie Karanovo III aufweisen. Die Sequenz ist auch als der beginnende spät-balkanisch-anatolische Kulturkomplex vergleichbar mit Karanovo II und III angenommen (Garašanin 1997: 23).

Abschließend lässt sich trotz dem fragmentarischen Erkenntnisstand summarisch zu behandeln, dass Höhlen im südöstlichen und südlichen Teil der Anatolien nach einer regionalbedingten Besiedlung des Epipaläolithikums häufiger wieder seit dem keramischen Neolithikum quer durch die chalkolithische Periode aufgesucht wurden. Das mehr repräsentative Bild bietet bislang nur das Gebiet von Antalya an der mediterranen Küste mit einem dichteren Netz der Fundstellen (ungefähr 20 Höhlen und Abris) und bestätigt vom globalen Blick eine kontinuierliche Interesse über die Felsverstecke in diesen Zeitabschnitten.

2.2.4.2. Höhlennutzung

Epipaläolithikum und vorkeramisches Neolithikum

Informationen zum Thema stammen meist ausschließlich aus dem Antalya-Gebiet mit den best untersuchten Fundstellen. Die frühholozänen Schichten aller drei Hauptfundstellen – Öküzini, Karain und teils auch Beldibi – erweisen allgemein ein gleiches Bild. Die

Kultursequenz besteht in zwei ersten Höhlen von aufeinander liegenden aschenhaltigen Horizonten mit manchen mehr erhaltenen Feuerstellen, die einen langjährigen und wiederholenden Aufenthalt der Jäger-Sammler-Gruppen belegen – in Karain B nur im pleistozänen Abschnitt des Epipaläolithikums und in Öküzini kontinuierlich bis in das Frühholozän. Neben zahlreichen gespaltenen Steinartefakten einschließlich mikrolithischer Formen des jüngeren Epipaläolithikums liegen verschiedenartige Knochengeräte, benutzte Meermuschelschalen und weniger auch weitere Steingeräte vor, die im Fall Öküzini auf eine Schleifung der Knochenspitzen mit Schleifsteinen und Pflanzenbearbeitung auf Handmühlen hindeuten. Auf Fischerei weisen Angelhacken und in Beldibi eine steinerne Fischfigur hin.

Auf den Fundstellen kommt die mobile Kunst in Form geritzter (Öküzini, Karain) oder bemalter (Beldibi) Gerölle zu Tage, die in Öküzini wahrscheinlich noch um die Wandmalerei von einem Ochsen verbreitet könnte. Die geritzten und bemalten Ochsendarstellungen von Öküzini sind dabei in die Kultsphäre hinsichtlich der faktischen Abwesenheit Urknochen zwischen dem Jagdtier eingereiht. Ein Wandbild des Jagdtieres befindet sich auch in Beldibi und eventuell in Karain (Saal E?). Der Befund des Epipaläolithikums ist noch mit sporadischen Menschenresten ergänzt, die wahrscheinlich überwiegend dem jüngeren Zeitabschnitt (vgl. Kapitel 2.2.4.1.) gehören: In Öküzini wurde trotz der mächtigen epipaläolithischen Sequenz lediglich ein Grab freigelegt, in Beldibi befanden sich Schädelbruchstücke und von Belbaşı kommen ein Menschenkiefer mit Knochenfragmenten.

In beiden letzten Fundstellen können sie entweder auf gestörte primäre Bestattungen oder auf ein anderes Verfahren mit menschlichen Überresten (Manipulation bei der sekundären Beerdigung, Ahnenkult) hindeuten.

Die Periode des vorkeramischen Neolithikums ist sehr selten vorhanden, und die publizierten Berichte erbringen kein repräsentatives Bild über Aktivitäten in diesem Zeitpunkt. In Öküzini ist sie durch jüngeren Gruben gestört und technotypologisch wird auch nicht von unteren Schichten klar unterschieden, in Pinarbaşı ist wahrscheinlich nur im Freilandfundstelle vorhanden. Deshalb wirkt die Fundstelle um 10.500 BP/cal BC Akrotiri-Aetokremnos im Südzypern eher als eine Sonderstelle – wenigstens in ihrer vorausgesetzten ersten Etappe, zu welcher der riesige Knochenabfall mit wenigen Steinartefakten gehören sei. Die stratigraphisch jüngere Schicht mit zahlreichen Vogelknochen und Meerrohstoffe hat sich mit der älteren Ablagerung unklar, aber belegt eine Stelle mit Bearbeitung der Feuersteingeräte und anderen Aktivitäten, danach manche Feuerstellen, eine Grube und Anhäufungen der Muschel und Knochen geblieben waren.

Die oben angeführten Fundstellen bieten günstige Bedingungen zum Aufenthalt. Beldibi ist ein Felsüberhang mit einem schwer zugänglichen kleinen Kammer hoch in der Felshang und Belbaşı stellt einen Abri oder Halbhöhle dar. Auch der Vordersaal von Öküzini, wo alle untersuchten Aktivitäten geschahen, ist vom Tageslicht gut erhellt. Ob der Hinterteil mit dem Spaltengang und einem Kammer mit Wasserbehälter eine Rolle in der Höhlenauswahl oder Nutzung gespielt hat, geht aus dem Befund nicht offenbar hervor. An Wasser konnte in Öküzini kein Mangel sein, denn unmittelbar bei der Höhle wie eine starke Quelle so eine Seehöhle Suluin besteht. Eine komplizierte Beurteilung betrifft den Höhlenkomplex von Karain mit den inneren Saals und Tropfsteinbildung, da nur von der vorderen, erhellten Kammer B modern ausgewertete und datierte Funde des Epipaläolithikum zur Verfügung stehen und die auf keine Besiedlung im frühen Holozän hindeuten. Die epipaläolithische, eher als eine Intrusion angenommenen Funde im inneren Köktenssaal (E), der damals schon mit der Ablagerungen zu viel aufgefüllt war, um mit der Dachhöhe ein Meter einen Lebensraum geboten haben zu können, sind nicht ausführlicher datiert, und aus übrigen Höhlenteilen werden keine Funde dieses Alters angegeben. Es scheint also möglich, dass diese große Höhle

im jüngeren Epipaläolithikum zu feucht wurde und siedlungslos geblieben ist. Wenn man über die Fundstellen in den anderen anatolischen Gebieten eine Vorstellung nach den Literaturangaben herstellen kann, stellen Pinarbaşı B (ob tatsächlich schon in der PPN-Zeit besucht war), Tekkeköy, zypriotische Akrotiri-Aetokremnos und eventuell auch Fundstellen bei Adiyaman alle Plätze unter Felsüberhängen oder kleinen Halbhöhlen dar.

Für eine Herausbildung sozioökonomischer Modelle sind die Erkenntnisse nicht ausreichend.

Die Höhle Öküzini wurde als eine Saisonstelle im Frühling und Sommer, eventuell weniger noch im Herbst während des gesamten Epipaläolithikum besucht und auf Jagd der jugendlichen Wildziege und Schafs neben Pflanzensammeln orientiert. Karain ist zu wenig mit modernen Methoden erforscht, um zur Diskussion beitragen zu können (wenn jedoch nicht nur im älteren Epipaläolithikum besiedelt wurde), und die übrigen Höhlenfundstellen vermissen bislang entsprechende Revisionsuntersuchungen. Eine offene Frage stellt also nach Wintersiedlungen der Gruppen im Katran-Gebirge, wenn sie nicht in Karain oder auf anderen Plätzen aufgehalten hatten. Man denkt dabei auch an die Küstenfundstellen Beldibi und Belbaşı als eine der Möglichkeiten nach (vgl. Yalçınkaya 1998a) – von Beldibi stammen Obsidianstücke aus der Zentralanatolien, aber die technologischen Unübereinstimmungen der Fundkomplexe beider Regionen sprechen eher gegen dieser Variante.

Neolithikum

Die aussagekräftigen Befunde sind lediglich selten vorhanden. Zu den ostanatolischen Höhlenfundstellen bestehen keine näheren Angaben, und wie im Fall der vorangehenden Periode bleibt das Gebiet von Antalya zur Betrachtung. Die „neolithische“ Schicht B in Beldibi an der Meerküste trotz ihrer ziemlichen Mächtigkeit von 80 cm bietet keine sichere stratigraphische Beobachtung und allgemeiner Meinung nach stellt wahrscheinlich ein teilweise vermischtes Horizont dar. Die ähnlich ungünstigen, wohl durch die Grabungsmethode bedingten Ergebnisse erbrachte auch die Halbhöhle Belbaşı mit neolithischer Keramik in oberen 50 cm der Stratigraphie. In der Karain-Höhle wurde feine neolithische Keramik im Saal (E?) von Kökten in einer gestörten und mit jüngeren Funden gemischten Schicht gefunden, und die Radiokarbondaten aus der vorderen Kammer B zeigen an ein mittel-spätneolithisches Horizont (AH 13-11: ca. 6500-6000 cal BC) trotz der Einordnung der ältesten Keramik von Seeher dem Frühchalkolithikum. Neolithische Keramik von Öküzini kommt aus der obersten Teil der Sequenz ohne einem rekonstruierbaren Befund, weil die dünnen Schichten durch Gruben und Bestattungen gestört sind. Zeitlich angesehen tritt frühneolithische Keramik nach Mellaart aus den Abri-Fundstellen Beldibi und wohl auch Belbaşı sowie von Öküzini auf. In Karain scheinen sich neolithische Begehungen wohl bis später zu erscheinen. Nicht ohne Interesse steht ein vereinzelter Köktens Bericht über drei Tellsiedlungen mit der von Karain entsprechenden neolithischen Keramik in der Ebene unweit der Höhle (Kökten 1963).

J. Yakar betrachtet zwei allgemeine Modelle der Abris- und Höhlennutzung im Gebiet von Antalya für die frühneolithische Zeit. Die Fundstellen konnten von lokalen Jäger-Sammler-Gruppen aufgesucht werden, sowie lässt sich ebenso vorstellen, dass sie als Saisonlager mit spezialisierten Aktivitäten zu landwirtschaftlichen Siedlungen angehörten (Yakar 1991: 137).

Die letzte Möglichkeit ist jedoch bislang von keiner bekannten neolithischen Freilandsiedlung unterstützt, und die Küstenebene scheint eher außer der neolithischen Siedlungsgebiet zu liegen. Die möglichen Verbindungen zum Norden, also zu Seengebieten und Tellsiedlungen auf dem anatolischen Zentralplateau, sind durch die frühchalkolithischen Keramik vom

Hacilar I-Typ aus der Höhle Karain B belegt. Wenige Funde der geschliffenen Geräte oder Sichelklingen (in Beldibi B1) tragen zur Erklärung der Höhlenfunktion oder sozioökonomischen Identität der Besucher nicht besonders bei. Schon Yakar stellte die Frage:

Handelte es sich um wandernden Nomadengruppen im Rahmen der Transhumanz zwischen den neolithischen Siedlungen und Gebirgsgebieten, oder stellt die Keramik einen Beweis des Austauschs zwischen Landwirten und Jägern der epipaläolithischen Tradition dar? Jedoch neue Untersuchungen in Karain und Öküzini erbrachten bislang keine Ergebnisse zu dieser Übergangsperiode, um die Fragen beantworten zu können.

In der Zentralanatolien ist die Fundstelle Pınarbaşı B unter einem Abri zu erinnern (Abb. A5), die das neolithische Schichtenpaket mit Feuerstellen und Aschenlagen ohne Sonderfunde ergab und als saisonaler Platz für Jagd- oder Hirtaktivitäten interpretiert ist.

Ein interessanter undirekter Beleg in Beziehung mit neolithischen Höhlen stammt aus einer oder wohl mehreren Heiligtümer in Çatal Hüyük. Hier wurden nämlich zusammen mit typischen neolithischen Menschenfiguren aus Ton und Stein in größerer Zahl auch natürliche Stücke von Stalaktiten, Stalagmiten, Kalksteinformen sowie anderen Steine in einer Menschen- oder Tiergestalt gefunden, manche darunter künstlich nachgearbeitet. Nach Mellaart lagen in solchen Fundumständen, die einer kultischen Benutzung entsprechen seien, und die Göttin aus Stalaktit konnte eine Bedeutung der chthonischen Macht und der Unterwelt unterstreichen. Der Meinungskontext betraf dabei wahrscheinlich keine Sexualität im Sinn der Reproduktion, denn die Figuren keine aufgezeichneten Organe tragen (Mellaart 1963: 32, 1967: 179-202). Diese Erfassung stellt im offenbaren Widerspruch mit dem heutigen Forschungsstand der Höhlenfundstellen auf dem zentralen Plateau und im Taurusgebirge, die bislang in der Evidenz völlig fehlen. Wie schon Mellaart voraussetzte, wurden die besonderen Steinformen aus Tropfsteinhöhlen im Taurus geliefert, eher als sie ein Handelsartikel von ferner Ursprung darstellen würden. Dies also bedeutet, dass die Einwohner von Çatal Hüyük nicht nur ausgedehnte Karsthöhlen kannten und besuchten, sondern auch die Höhlen eine religiöse Rolle in der neolithischen Kultwelt spielen mussten und aus den Zwecken die Höhlenkleinstücken als mit der Gottesmacht aufgefüllte Kultgegenstände hier gewonnen wurden. Die zukünftige Entdeckung dieser Tropfsteinhöhlen könnte damit einen wichtigen Beitrag zum Kultwesen der mittelanatolischen Gesellschaft bringen.

Chalkolithikum

Ein klareres Bild über Funktion der Höhlenfundstellen erscheint erst mit dem Antritt des Chalkolithikums, und auch die Zahl der genutzten Höhlen ist durch die gesamte Anatolien vergrößert worden.

Im best erforschten Gebiet von Antalya wurde die Karain-Höhle die Hauptstelle mit langer Kontinuität der Begehungen seit dem frühesten Chalkolithikum durch die gesamte Periode bis in ihren jüngeren Abschnitt (nach Keramik, nach 14C bis um 5000 cal BC). Gegensätzlich der älteren Benutzung befindet sich die chalkolithische Schicht nicht nur in den Räumen B und E, sondern auch im Eingangssaal A und wahrscheinlich auch im feuchten Höhlensaal III, der die tiefste Stelle von Karain darstellt (Abb. A8). Die Funden wurden jedoch nur aus Karain B ausführlicher bearbeitet und erbrachten auch manche Sonderfunde unter Vielzahl der feinen dünnwandigen Keramik – ein Bruchstück eines Armringes aus Marmor von dem ältesten Horizont und ein Fragment eines Idolkopfes ebenso aus Marmor von dem mittleren Horizont.

Hinzu sind noch Anhänger, Perlen, Spinnwirtel, Knochenspitzgeräte, sowie ein Gefäßtorso

mit einem Henkel von Form eines Ziegenkopfes zuzurechnen. Kökten setzte in das Chalkolithikum ebenso zwei größere Gruben mit Menschenskelettresten, Keramik und Steingeräten, die „in der Mittelabteilung“ des Höhlenkomplexen freigelegt hatte.

Karain ist keine vereinzelte Höhle mit den Menschenknochenfunden. Gleich die Nebenhöhle Öküzini ergab einen kleinen, aber langfristig genutzten Bestattungsplatz des mittleren und jüngeren Chalkolithikums mit 7 gut erhaltenen Hockergräbern und Spuren von den weiteren, nicht mehr vorliegenden Begräbnissen (Abb. A2). Grabbeilagen sind wenig mit Kleinschmuck aus Stein oder Muschel, Knochenpfriemen, Keramik und Bruchstücke von Steinartefakten vertreten. In der Südostanatolien ergab eine kleine Höhle bei Sakçagözü ein Inventar mit zwei Menschenzähnen, die aufgrund des Vorkommens an Schmuck (Perlen, Anhänger) in Verbindung mit weiteren gebräuchlichen Geräten oder Waffen vielleicht an ein gestörtes Grab mit Beilagen erinnert, das mit der Ubaid-Kultur zeitlich korrespondieren soll.

Mit dem Chalkolithikum scheint die Interesse über auffällige oder besondere Naturgebilde anzusteigen. In der nordzentralen Anatolien gilt für so einen Platz Yazılıkaya – eine bemerkenswerte Naturstelle mit zerklüfteten Felsen und engen Durchgängen durch Felsspalten. Nur eine kleine Fläche wurde untersucht und erbrachte zugleich chalkolithische Kulturschichten, dabei kamen auch Sonderfunde zu Tage wie der Rest von einer Quermauer, welche die Spalte verschloss, sowie ein Bruchstück des Marmorarmringes, das Grab von unsicherem Alter aus der andern Felsspalte abzusehen. Der Platz wurde später ein bedeutendes hethitisches Heiligtum, und bietet sich dabei eine Meinung, ob die Kulttradition der Felsenformation hinsichtlich dieser undirekten Angaben nicht wesentlich früher – schon im Chalkolithikum – begonnen worden ist. Die archäologischen Funde sind auch mit Höhlenlabyrinthen (frühchalkolithische Civelek-Höhle) oder Tropfsteinhöhlen (Seehöhle bei Kelenderis) verbunden, die keine günstigen Bedingungen für ein Siedlungswesen oder wirtschaftliche Aktivitäten ermöglichen. Auf eine ungewöhnliche Rolle der Stellen lässt sich nicht nur anhand der Gestalt der Höhlen nachzudenken, sondern beim veröffentlichten Fall von Civelek auch hinsichtlich der Keramikkollektion der ausgewählten Gefäßtypen, die unberührt auf der Oberfläche hinterließen waren. Unter den Fundstellen könnte auch die Yarımburgaz-Höhle mit ihrer 500 m langen ehemaligen Tropfsteingalerie zugerechnet werden (Abb. A6). Trotz den lediglich fragmentarisch erhaltenen Befund ist in der vorderen Höhlenhalle von Yarımburgaz das kulturell auffällig heterogene Keramikensemble beginnend mit dem frühesten Chalkolithikum vorhanden, das nach der Verzierungs- und Gefäßformen in die verschieden Gebiete der westlichen Anatolien, des Balkans und Ägäis richtete. War Yarımburgaz eine Heimstelle mit „internationalen“ Kontakten und Beziehungen nach Osten und Westen, oder spielte sie vielleicht eine besondere Rolle für die das Marmara-Gebiet umliegenden Regionen, von dort aus die Höhle besucht gewesen war? Die mehrseitige Orientierung weist auch die Keramik von der jüngeren chalkolithischen Sequenz der Höhle mit westlichen Entsprechungen zur balkanischen Kultur Karanovo III.

Als ein Beispiel des Befundes ohne eine Interpretierungsmöglichkeit hinsichtlich der Funde oder Charakteristik des Platzes steht Pınarbaşı mit einer Freilandfundstelle A und einem

Als ein Beispiel des Befundes ohne eine Interpretierungsmöglichkeit hinsichtlich der Funde oder Charakteristik des Platzes steht Pınarbaşı mit einer Freilandfundstelle A und einem