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3.1 Rechtliche und planerische Grundlagen

3.2.7 Magere Flachland-Mähwiesen [6510]

Erhaltungszustand des FFH-Lebensraumtyps Magere Flachland-Mähwiesen

a Anzahl der Erfassungseinheiten richtet sich nach der Nennung in Haupt- und Nebenbogen

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheitena 12 51 15 78

Fläche [ha] 7,2 42,7 8,0 57,9

Anteil Bewertung vom LRT [%] 12,4 73,7 13,9 100

Flächenanteil LRT am FFH-Gebiet [%] 0,4 2,6 0,5 3,5

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung und Verbreitung im Gebiet

Die Mageren Flachland-Mähwiesen im Gebiet lassen sich den Glatthaferwiesen (Verband Arrhenatherion) zuordnen. In den Schnellaufnahmen wurden auf den einzelnen Flächen 20 bis 42 grünlandtypische Gefäßpflanzenarten. Die Obergrasschicht dieses Grünlandtyps ist lückig bis sehr lückig ausgebildet, Mittel- und Untergrasschicht können hohe Deckungsantei-le besitzen. Insgesamt ist die Habitatstruktur der Mageren Flachland-Mähwiesen im Ver-gleich zu artenarmen Fettwiesen nieder- und lockerwüchsig. Vor allem Wiesen, die sich in einem guten Erhaltungszustand befinden, sind sehr arten- und blütenreich und damit Habitat für zahlreiche Insekten. Magere Flachland-Mähwiesen kommen auf schwach bis mäßig ge-düngten, mäßig trockenen bis mäßig feuchten Standorten der planaren bis submontanen Höhenlagen vor. Die Bestände werden in der Regel zweischürig gemäht.

Im Einzelnen ist die Artenzusammensetzung sehr unterschiedlich, da es mehrere Gradienten gibt, die unterschiedliche Voraussetzungen bieten.

Wichtige Gradienten sind Basengehalt, Verfügbarkeit von Stickstoff und anderen Nährstoffen sowie Feuchtigkeit. Die Vielzahl der daraus resultierenden Standortverhältnisse bewirkt zu-sammen mit der Nutzungshistorie eine Vielzahl von unterschiedlichen Ausprägungen des LRT und zugleich eine insgesamt hohe Artenvielfalt.

Ein größeres zusammenhängendes Wiesengebiet des FFH-Gebietes existiert zwischen Zierolshofen und Legelshurst in der Niederung des Rinnbachs. Die Mageren Flachland-Mähwiesen werden dort meist von Goldhafer (Trisetum flavescens), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Rotem Straußgras (Agrostis capillaris) und Ruchgras (Anthoxanthum odoratum) ge-prägt. Sie bleiben meist auffallend niederwüchsig. Glatthafer (Arrhenatherum elatius) kommt in diesem Gebiet nur an relativ trockenen und etwas stärker gedüngten Bereichen in nen-nenswertem Umfang vor. Dies liegt möglicherweise an der früheren Nutzung als Wässerwie-sen, möglicherweise aber auch am geringen Basengehalt. Insgesamt ist das Arteninventar auch in sehr mageren Beständen oft nur eingeschränkt vorhanden, was durch das weitge-hende Fehlen kennzeichnender Arten der Glatthaferwiesen, wie z. B. Acker-Witwenblume (Knautia arvensis), Wiesen-Bocksbart (Tragopogon orientale) oder Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) begründet ist.

In diesem Wiesengebiet überwiegen die frischen Ausbildungen des LRT mit Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), der vor alle auf etwas gedüngten Flächen den Ober-gras-Aspekt prägt. Die Abgrenzung gegenüber den Nasswiesen ist fließend und wird dadurch erschwert, dass Arten der Glatthaferwiesen (Verband Arrhenatherion) ohnehin sel-ten sind (siehe oben). Flachland-Mähwiesen definieren sich hier vor allem durch höchssel-tens spärliches Vorkommen von Nasswiesen-Arten, z. B. Schlank-Segge (Carex acuta),

Spitzblü-tige Binse (Juncus acutiflorus), Wasser-Kreuzkraut (Senecio aquaticus), Traubige Trespe (Bromus racemosus) und Sumpf-Hornklee (Lotus pedunculatus).

Ein weiteres kleines Wiesengebiet in der FFH-Kulisse ist das Korker Fort. Das Gebiet ist als militärisches Übungsgelände genutzt worden und diente danach als Schafweide, wird aber seit längerem als Mähwiese genutzt.

Das Gebiet ist ebenfalls kalkarm, wenn auch das Vorkommen von beispielsweise Kriechen-dem Hauhechel (Ononis repens), Hasenbrot (Briza media), Echtem Labkraut (Galium ver-um), Flaumigem Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens) und Knolligem Hahnenfuß (Ra-nunculus bulbosus) für einen leicht höheren Basengehalt spricht.

In mageren Bereichen wird die Obergrasschicht von Goldhafer (Trisetum flavescens), an-sonsten von Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis) geprägt. Typisch für eher basenarme Magere Flachland-Mähwiesen ist die gut ausgebildete Mittelgrasschicht aus Rotem Straußgras (Agrostis capillaris), Ruchgras (Anthoxanthum odo-ratum) und Rot-Schwingel (Festuca rubra) sowie eine Untergrasschicht aus Hasenbrot (Briza media).

Die beiden genannten Wiesengebiete stehen in Kontrast zu den Mähwiesen auf basenrei-chen Standorten im Bereich der Schwemmböden des Rheins. Diese beschränken sich zu-nächst weitgehend auf den Rhein sowie die Kinzig- und Renchmündung mit deren Vorlän-dern.

Weitere Wiesen basenreicher Standorte finden sich im Mittelgrund bei Leutesheim, sowie nördlich von Leutesheim und bei Hinterwert bei Freistett. Bei diesen Mähwiesen handelt es sich weitgehend um alte, eingesäte Wiesen. Sie finden sich in diesem Bereich fast nur noch auf den Dämmen, denen damit eine sehr bedeutende Rolle bei der Erhaltung der Artenviel-falt des Grünlandes zukommt. Dies gilt noch sehr viel mehr für zoologische Aspekte, insbe-sondere für die Schmetterlings- und Wildbienenfauna. Die Dämme bieten einen kaum unter-brochenen mageren Grünlandzug, der auch eine Ausbreitung von weniger mobilen Arten ermöglicht. Die Mähwiesen der basenreichen Standorte sind deutlich artenreicher als die der basenärmeren Standorte. Insbesondere die Flora der Hochwasserdämme erweist sich als sehr artenreich, was neben der generell höheren Artenzahl auf kalkreichen Standorten auf die lange Tradition mit extensiver Bewirtschaftung sowie auf den Biotopverbund zurückzu-führen ist. Hier allgemein verbreitete Arten sind Gewöhnlicher Hornklee (Lotus corniculatus), Margerite (Leucanthemum ircutianum), Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), Zottiger Klappertopf (Rhinanthus alectorolophus), Mittlerer Wegerich (Plantago media), Vogel-Wicke (Vicia cracca), Wiesen-Pippau (Crepis biennis) und Wiesen-Bocksbart (Tragopogon praten-sis). Sie sorgen für den blumenbunten Charakter der Mähwiesen.

Auf (mäßig) trockenen Standorten herrscht die Trespen-Glatthaferwiese vor. Unter den Grä-sern ist stets die Aufrechte Trespe (Bromus erectus), in spät gemähten Wiesen oft auch die Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) vorhanden. In besonders mageren Bereichen wird Glatthafer (Arrhenatherum elatius) und Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea) von Flaumi-gem Wiesenhafer (Helictotrichon pubescens) und Goldhafer (Trisetum flavescens) abgelöst.

Als regionale Besonderheit kommt selten auch die mahdempfindliche Pyramiden-Kammschmiele (Koeleria pyramidata) vor. Typische Vertreter der Trespen-Glatthaferwiesen sind auch Wiesen-Salbei (Salvia pratensis), Knollige Kratzdistel (Cirsium tuberosum) und eine Anzahl von Arten der Halbtrockenrasen, zum Beispiel Karthäuser-Nelke (Dianthus carthusianorum), Purgier-Lein (Linum catharticum), Taubenkropf-Leimkraut (Silene vulgaris) und Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), die aber keine hohe Deckung erreichen.

Besonders wertvoll sind auch Bereiche mit Wechselfeuchtigkeitszeigern wie Heil-Ziest (Be-tonica officinalis), Knolliger Kratzdistel (Cirsium tuberosum), Teufelsabbiss (Succisa praten-sis) und Großem Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis).

Im Überflutungsbereich der Rench wurde eine Fuchsschwanz-Glatthaferwiese als artenrei-che Mähwiese kartiert, während die meisten Fuchsschwanz-Glatthaferwiese zu nährstoff-reich und artenarm sind, um sie diesem LRT zuzuordnen.

Bei der typischen Glatthaferwiese handelt es sich meist um etwas nährstoffreichere und we-niger trockene, nicht selten um etwas schattige Bereiche. Die Artenzahl nimmt mit mender Verfügbarkeit von Stickstoff und anderen Nährstoffen, also in der Regel mit zuneh-mender Düngung, kontinuierlich ab, da Magerkeitszeiger nach und nach ausfallen.

In steilen Lagen der Kinzigdämme sind einige Ruderalarten vorhanden, die (früher) typisch für das Kehler Hafengebiet sind/waren, z. B. Stumpfblättrige Hundsrauke (Erucastrum nas-turtiifolium), Schöner Pippau (Crepis pulchra), Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) und Orientalisches Zackenschötchen (Bunias orientalis). Diese Arten profitieren hier von kleinen mechanischen Störungen, die bei der Mahd der steilen Böschungen entstehen. Das erwei-terte Blütenangebot, aber auch die durch Bodenverletzungen entstehenden Nistmöglichkei-ten ermöglichen eine reichhaltige Wildbienenfauna. Insgesamt sind das lebensraumtypische Arteninventar, sowie die lebensraumtypischen Habitatstrukturen jeweils gut ausgebildet (Wertstufe B).

Je nach Witterungsverlauf existiert eine hohe jährliche Dynamik in der Verschiebung einzel-ner geschützter Biotope und Lebensraumtypen. So stehen Magere Flachland-Mähwiesen [6510] und Feuchtwiesen im stetigen Wechsel.

Beeinträchtigungen sind derzeit nur in geringem Maße gegeben (Wertstufe A). So spielt Nährstoffeintragung nur im Bereich zwischen Legelshurst und Zierolshofen eine Rolle, hat aber dort in den letzten zehn Jahren bereits zu deutlichen Flächenverlusten des LRT 6510 geführt. Einigen weiteren Wiesen droht bei weiterem Nährstoffeintrag ebenfalls eine Beein-trächtigung.

Alle Mageren Flachland-Mähwiesen [6510] im FFH-Gebiet werden gemäht und abgeräumt.

Kennzeichnende Pflanzenarten Siehe Beschreibung

Bewertungsrelevante, charakteristische Arten Siehe Beschreibung

LRT abbauende/beeinträchtigende Arten

Stickstoffzeiger wie Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia);

Waldarten wie Bärlauch (Allium ursinum), Wald-Segge (Carex sylvatica), Wald- Trespe (Bromus ramosus), Efeu (Hedera helix), Brombeere (Rubus spec.);

Gehölze wie Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Robinie (Robinia pseudoacacia);

Störzeiger wie Breitwegerich (Plantago major) und Kriechender Hahnenfuß (Ra-nunculus repens).

Arten mit besonderer naturschutzfachlicher Bedeutung

Magerkeitszeiger und Wechselfeuchtigkeitszeiger (siehe Beschreibung).

Bewertung auf Gebietsebene

Insgesamt ist der Erhaltungszustand mit gut (B) zu bewerten.

Basenarme Standorte auf der Niederterrasse:

Die mageren Flachland-Mähwiesen basenarmer Standorte entsprechen der Gesamtbewer-tung B, da sie zwar nicht sehr artenreich, aber dennoch eine auf dem Standort typische Ar-tenzusammensetzung aufweisen. Etwas aufgedüngte Wiesen entsprechen der Bewertung C.

Lokal sind seit der Grünlandkartierung nicht unerhebliche Verluste durch Nutzungsintensivie-rung festzustellen.

Basenreiche Standorte:

Die zumeist artenreichen Wiesen der basenreichen Mähwiesen entsprechen überwiegend der Bewertungskategorie B (gut). Besonders artenreiche Trespen-Glatthaferwiesen entspre-chen der Kategorie A (hervorragend). Erfreulich wenige Bestände befinden sich in ungünsti-gem Zustand mit der Bewertung C (mittel bis schlecht).

Vergleich der Mähwiesenkartierung 2003/2004 und 2016

Nach den Daten der Mähwiesenkartierung von 2003/2004 betrug die Gesamtfläche des LRT 6510 im Gebiet 68,1 ha. Die MaP-Kartierung 2016/2017 ergab noch 58,0 ha. Bei der aktuel-len Erfassung wurden 42,5 ha der Mähwiesenkartierung von 2004 nicht mehr als LRT 6510 erfasst; davon wurden 0,4 ha einem anderen LRT zugeordnet. Von den Verlustflächen sind 31,2 ha Flächen mit den Bewertungsstufen A und B; 12,8 ha der Verlustflächen gelten als wiederherstellbar. Grund für die Flächenverluste ist vor allem eine Nutzungsintensivierung, einige Flächen wurden auch als andere gesetzlich geschützte Biotope ausgewiesen. Im Ver-gleich zu 2004 konnte bei der aktuellen Kartierung eine Fläche von insgesamt 32,4 ha neu als LRT 6510 erfasst werden.