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6.1.1 Verträge nach Landschaftspflegerichtlinie (LPR)

Innerhalb des FFH-Gebiets „Westliches Hanauer Land“ wurden bereits LPR-Verträge bei der Unteren Naturschutzbehörde für einen Teil des naturschutzfachlich wertvollen Grünlands abgeschlossen (ca. 16 ha). Die Flächen liegen zwischen Zierolshofen und Kork/Legelshurst.

Davon entsprechen 3,9 ha dem Lebensraumtyp Magere Flachland-Mähwiese [6510]. Ziel des Vertrags ist eine Beibehaltung extensiver Grünlandnutzung bzw. eine Extensivierung der Grünlandnutzung. Weitere Verträge wurden bereits Anfang der 1990er Jahre entlang des Rheins abgeschlossen, um Acker in Grünland umzuwandeln und extensiv zu bewirtschaften (z. B. bei Leutesheim). Auch zur Anpassung des Mahdregimes von Wiesen im NSG „Roß-wört“ in Leutesheim laufen bereits LPR-Verträge.

6.1.2 Maßnahmen aus Agrarumweltprogrammen

Das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl (FAKT), früher MEKA (Marktentlastung und Kulturlandschaftsausgleich), dient neben dem Erhalt und der Pflege der Kulturlandschaft auch dem Schutz des Klimas und der natürlichen Ressourcen sowie dem Erhalt bzw. der Verbesserung der Biodiversität. Im Grünlandbereich werden vor allem Maßnahmen des Fördertatbestands B gefördert (Maßnahmen zur Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft und besonders geschützter Lebensräume im Grünland).

Im FFH-Gebiet werden insgesamt etwa 297 ha über einen FAKT-Vertrag bewirtschaftet. Da-von sind 5,7 ha als Magere Flachland-Mähwiese [6510] und 1,1 ha als Pfeifengraswiesen [6410] erfasst. Die geschützten Lebensraumtypen befinden sich alle im Gewann „Domä-nenäcker“ sowie entlang der Rench südlich von Helmlingen.

6.1.3 Maßnahmen im Rahmen der Umsetzung von Grundlagenwerken/ASP

Innerhalb des Natura 2000-Gebiets kommen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten des Arten-schutzprogramms Baden-Württemberg (ASP) vor, für die Maßnahmen umgesetzt wurden bzw. werden: Tierarten wie Flussuferläufer (Actitis hypoleucos – RL BW 1), Grüne

Strand-schrecke (Aiolopus thalassinus RL BW 2), Großer Brachvogel (Numenius arquata – RL BW 1), Grüne Flussjungfer (Ophiogomphus cecilia RL BW 3), Sumpf-Heidelibelle (Sympetrum depressiusculum – RL BW 1), Kleine Flussmuschel (Unio crassus – RL BW 1) und Pflanzenarten wie Später Bitterling (Blackstonia acuminata – RL BW 2), Bunter Schach-telhalm (Equisetum variegatum – RL BW 2), Südlicher SchachSchach-telhalm (Equisetum x meridio-nale), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe – RL BW 2), Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris – RL BW 1), Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris – RL BW 2), Lachenals Wasser-fenchel (Oenanthe lachenalii RL BW 2), Sumpf-Läusekraut (Pedicularis palustris RL BW 2), Salz-Bunge (Samolus valerandi RL BW 3), Sumpf-Löwenzahn (Taraxacum heleonastes – RL BW 2) und Echter Wasserschlauch (Utricularia vulgaris – RL BW 2).

Nachfolgend werden Arten des Artenschutzprogramms aufgeführt, die in den letzten 13 Jah-ren nachgewiesen werden konnten. Informationen zu Maßnahmen für den Erhalt der jeweili-gen Population sind in den Erhebungsböjeweili-gen des ASP nur teilweise enthalten.

• Das Vorkommen des Späten Bitterlings am Freistetter Altarm ist als dauerhaftes Vor-kommen an einem stromtaltypischen Standort von besonderer Bedeutung. Die Art wurde in diesem Bereich im Jahr 2016 zuletzt festgestellt. Westlich von Leutesheim neben der Straße am Rheindamm wurden 2012 die letzten Individuen registriert. Die Population hat sich im Vergleich zu den Vorjahren nicht verändert. Durch Pflege und Wildschweintätigkeit bleiben die besonnten, offenen Bodenstellen auf der Freifläche erhalten und bieten optimale Wachstumsbedingungen. Die Fläche wird derzeit jeweils einmal jährlich gemäht und einer Nutzungsaufgabe somit entgegengewirkt.

• Der Südliche Schachtelhalm wurde am Altwasser westlich von Freistett zuletzt im Jahr 2016 festgestellt. Die Freifläche unterliegt Wildschweinaktivität und wird regel-mäßig gemäht. Eine Sukzession kann daher unterbunden werden.

• Die Sumpf-Platterbse weist im NSG „Hinterwörth-Laast“ eine vergleichsweise große Population auf. Der Erhaltung dieses isolierten Vorkommens kommt eine besondere Bedeutung zu. Zum Erhalt der Art bedarf es einer späten, regelmäßigen Mahd.

• Am Teichufer nördlich von Leutesheim wurde im Jahr 2016 der Bunte Schachtelhalm nachgewiesen. Es handelt sich hier um das einzige noch aktuell bekannte Vorkom-men in der badischen Oberrheinebene. Weitere Daten über PflegemaßnahVorkom-men lie-gen aus den ASP-Bölie-gen nicht vor.

• Im Jahr 2005 wurde eine mittelgroße Population der Grünen Flussjungfer am Plauel-bach nördlich der Korker Mühle registriert. Es handelt sich in diesem Bachabschnitt um eines der größten mittelbadischen Vorkommen dieser Art. Der Plauelbach ist im ASP unter dem Kürzel „L_OPHCEC--026“ erfasst. Maßnahmen werden allerdings nicht beschrieben.

• Aus der Rench bei Helmlingen ist ein Vorkommen der Bachmuschel bekannt. Erhal-tungsmaßnahmen werden in den ASP-Bögen nicht erläutert.

• Für die Grüne Strandschrecke liegen Funde aus dem Jahr 2015 vor. Die Art wurde am Rheinuferdamm nördlich des Rheinhafens von Freistett gesichtet. Weitere Infor-mationen sind aus den ASP-Bögen nicht vorhanden.

• Die Vorkommen der landesweit stark rückläufigen Sumpf-Heidelibelle südlich der Staustufe Freistett-Gambsheim auf der Gemarkung Rheinau sind seit etwa 1994 be-kannt und seit mehr als 15 Jahren im Artenschutzprogramm erfasst. Bei den besie-delten Stellen handelt es sich überwiegend um flach auslaufende Altwasserufer, wel-che bis in die 1960er/1970er Jahre zur Streugewinnung gemäht und abgeräumt wur-den. Ohne diese Nutzung wuchsen die Altwasserufer mit Weiden und Schilfröhricht zu und waren damit als Fortpflanzungsgewässer für die Sumpf-Heidelibelle nicht mehr nutzbar. Darüber hinaus mangelt es in den stauregulierten Abschnitten des Rheins an für die Entwicklung der Art wichtigen Wasserspiegelschwankungen.

In den Rheinauen südlich der Staustufe Freistett-Gambsheim hat die vermutlich

ehemals sehr häufige die Sumpf-Heidelibelle eines ihrer letzten Refugien am badi-schen Oberrhein und weist hier den landesweit größten, noch verbliebenen Teilbe-stand außerhalb der Riede am Bodensee auf.

Um die Fortpflanzungsgewässer in offenem Zustand mit niedrigwüchsiger Vegetation aus Seggen zu erhalten, werden seit 2002 insgesamt acht Stellen jährlich gemäht und abgeräumt. Diese Arbeiten wurden bis 2014 im Auftrag des Referats 56 im Re-gierungspräsidium Freiburg durch den Städtischen Forstarbeitertrupp durchgeführt.

Dabei wurden die Flächen zunächst einmal im Februar vor der Frühjahrsflutung und einmal im Juli vor der Sommerflutung gemäht. Seit 2015 werden die Arbeiten von ei-nem Landschaftspfleger im Auftrag des Regierungspräsidiums Referat 56 bzw. seit 2017 im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt einschürig ab Sep-tember durchgeführt. Durch die jährliche Mahd bleiben die Flächen nicht nur für die Sumpf-Heidelibelle, sondern auch für typische Streuwiesenarten attraktiv. So wächst auf der südlichsten Fläche mittlerweile ein großer Bestand des landesweit „stark ge-fährdeten“ Späten Bitterlings (BREUNIG &DEMUTH 1999, HUNGER &SCHIEL 2003).

6.1.4 Pflegemaßnamen in den Naturschutzgebieten

Im FND „Unterer Gayling“ wird seit 2011 eine ehemals regelmäßig gemähte und durch Nut-zungsauflassung fast vollständig verbuschte Streuwiese durch jährliche Mahd unterhalten.

Im Jahr 2012 wurden Rodungsarbeiten durchgeführt, um die Fläche zu erweitern, anschlie-ßend folgte eine jährliche Entwicklungspflege. Nach Erreichung des Zielzustands wird der Abschluss eines LPR-A-Vertrags für die jährliche Pflege angestrebt.

Der ehemals komplett gemähte Wiesenkomplex im NSG „Hinterwörth-Laast“, der in den nassen Randbereichen durch Nutzungsaufgabe stark verbuscht bzw. von Goldruten und Schilf zunehmend dominiert wurde, wird seit 2011 durch Entbuschung und Wiederaufnahme einer regelmäßigen Mahd wieder in einen guten Pflegezustand gebracht. Aufgrund des Vor-kommens der Sumpf-Platterbse (Lathyrus palustris) und gleichzeitigem Vordingen der Gold-rute erfolgte eine Schaukelmahd mit alternierendem Mähtermin im Mai bzw. September.

Nach Erreichung des Zielzustands wird der Abschluss eines LPR-A-Vertrags für die jährliche Pflege angestrebt.

Im FND „Steinwörth“ in Diersheim wird seit 2013 eine Streuwiese regeneriert und ausge-dehnt. Die Fläche war in den 1980er Jahren aus einer mehrjährigen Brachephase durch eh-renamtliches Engagement von Naturschutzverbänden wieder in Pflege genommen worden.

Trägerschaft und Ausführende der Maßnahmen wechselten mehrmals, in einigen Jahren fiel die Pflege aus. Die damals schon verbuschte Fläche nahm einen großen Teil der Gesamtflä-che ein und wurde überwiegend belassen. Im Jahr 2013 wurden im Auftrag des RP Freiburg, Ref. 56 mit der Rodung der Verbuschungsflächen begonnen, um die Streuwiesen auf der Gesamtfläche zu regenerieren. Seither erfolgt eine Entwicklungspflege durch ein- bis zwei-schürige Mahd. Nach Erreichung des Zielzustands wird der Abschluss eines LPR-A-Vertrags für die jährliche Pflege angestrebt.

Im NSG „Roßwört“ sollen Maßnahmen zur Erhaltung und Regeneration der vielfältigen Auen-landschaft mit Röhrichten, Streuwiesen, Kopfweiden, Feucht- und Auengebüschen umge-setzt werden. Diese wurden bisher aber noch nicht ausgeführt.

Für das NSG „Mittelgrund Helmlingen“ gibt es ebenfalls Maßnahmen zur Regeneration und Ausdehnung der Streuwiesenvegetation sowie der offenen bzw. halboffenen Übergänge zwi-schen Wiese und Verlandungsbereichen des Altwassers. Außerdem soll eine Reduzierung der Beschattung und des Laubeintrags in das Altwasser vorgenommen werden. Der Konzep-tentwurf wurde aufgrund eines Planfeststellungsverfahrens gestoppt. Die Maßnahmen konn-ten noch nicht umgesetzt werden.

6.1.5 Ausgleichs- und sonstige Maßnahmen

Am Baggersee Helmlingen wurde in den 2000er Jahren ein Nistfloß für die Flussseeschwal-be (Sterna hirundo) [A193] ausgebracht.

WESTERMANN &WESTERMANN (1998) haben in ihrer Arbeit über die Quellgewässer und ihre Vegetation in der südbadischen Oberrheinniederung, in der auch das FFH- und Vogel-schutzgebiet abgehandelt ist, umfangreiche Vorschläge zur Pflege aufgestellt. Einzelne für das Vogelschutzgebiet relevante Arten können zumindest indirekt von diesen Maßnahmen profitieren. Inwiefern derartige Maßnahmen umgesetzt wurden, ist nicht bekannt.

An der Staustufe Freistett-Gambsheim, die zu Beginn der 1970er Jahre gebaut und 1974 angestaut wurde, sind die offenen Wasserflächen westlich des Kraftwerkkanals für den Bootsverkehr gesperrt, da sich hier die Hauptliegeplätze verschiedener Wasservogelarten befinden.

Ausgleichsmaßnahmen für den interkommunalen Gewerbepark ba.sic in Kehl-Goldscheuer und Neuried-Altenheim

Als Ausgleichsmaßnahme für den interkommunalen Gewerbepark ba.sic in Kehl-Goldscheuer und Neuried-Altenheim wurde im Gewann „G´Stocktes“ im Mittelgrund Leutes-heim auf einer verbuschenden Baufläche des Staustufenbaus ab 2004/05 durch Entbu-schung und Mähgutübertrag mit anschließender Entwicklungspflege eine Streuwiese mit Übergängen zu Halbtrockenrasen entwickelt.

6.1.6 Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie

Im Rahmen des Bewirtschaftungsplans der Wasserrahmenrichtlinie aus dem Jahr 2009 wur-den im Bereich des Natura 2000-Gebiets bereits folgende Maßnahmen umgesetzt:

• Monitoring an Schutter und Unditz zur Reduzierung der stofflichen Gewässerbelas-tung.

• Wasserkörper 32-05-OR3 „Kinzig-Schutter-Unditz (Oberrheinebene)“: Verbesserung der Gewässerstruktur am Unterlauf der Kinzig durch Umgestaltung des Mittelwasser-betts inkl. einer Deichsanierung nordöstlich von Kehl,

• Wasserkörper 33-02-OR3 „Rench (Oberrheinebene)“: Herstellung der Durchgängig-keit im Bereich einer Stellfalle am Mühlbach zwischen Kork und Querbach,

Zudem sind weitere Maßnahmen im WK 33-02-OR3 geplant wie z. B.:

• Herstellung der Fließgewässerdurchgängigkeit am Gießelbach (Entnahmebauwerk Fischparadies Diersheim, Auenheimer und Neumühler Mühle) sowie am Mühlbach (Diersheimer Mühle, Leutesheimer Mühle, Alte Sägemühle, Rundmühle, Stockfeld-mühle, Ausleitungsabsturz Fischteiche)

• Reduzierung der stofflichen Gewässerbelastung durch Monitoring am Kamm-bach/Mühlbach, Optimierung der P-Fällung (Kläranlage Kehl und Rheinau Freistett) und Neubau eines RÜB Rheinbischofsheim/Rheinau.

• Gewässerentwicklung der Rench und Alten Rench mit mehreren Maßnahmen, Durchgängigkeit der Rench am Mühlenwehr in Memprechtshofen, bessere Anbin-dung des Schwiebergrabens an den RFK

Die einzelnen Maßnahmen können dem aktuellen Arbeitsplan auf der Homepage des Regie-rungspräsidium (REGIERUNGSPRÄSIDIUM FREIBURG 2018) entnommen werden.

6.1.7 Maßnahmen im Wald

Im Wald wird eine naturnahe Waldbewirtschaftung mit den waldbaulichen Grundsätzen „Vor-rang von Naturverjüngungsverfahren“ und „standortgerechte Baumartenwahl“ verfolgt. Dies ist die Leitlinie des Landesbetriebes ForstBW (Staatswald). Das Konzept wurde zudem im Kommunal- und Privatwald im Rahmen der Beratung und Betreuung durch die Untere Forst-behörde empfohlen. Förderrichtlinien wie die „Richtlinie Nachhaltige Waldwirtschaft“ und

„Umweltzulage Wald“ unterstützen dieses Konzept.

Seit 2014 werden neue Waldbau-Standards im Staatswald in Form der Richtlinie „Landes-weiter Waldentwicklungstypen“ berücksichtigt, die den Belangen der FFH-Richtlinie und des Artenschutzes besonders Rechnung tragen. Für den Kommunal- und Privatwald hat diese Richtlinie empfehlenden Charakter und wird im Rahmen der Beratung und Betreuung dem jeweiligen Waldbesitzer als Grundlage zur Verfügung gestellt.

Wiederkehrende Kartierungen der Waldbiotope nach § 30a LWaldG und § 30 BNatSchG werden im Vorlauf der Forsteinrichtung wiederholt durchgeführt und die Ergebnisse der Waldbiotopkartierung in die Forsteinrichtung des öffentlichen Walds integriert.

Seit 2008 wird im öffentlichen Wald die Forsteinrichtung FFH-konform aufbereitet.

Schwarz- und Rehwild wird bejagt, da die Wildschweine einen signifikanten Mortalitätsfaktor für die Larven des Hirschkäfers im Boden darstellen und das Rehwild Einfluss auf den Ver-jüngungserfolg der Eiche (Quercus spec.) nimmt.

Seit 2010 wird zudem im Staatswald das „Alt- und Totholzkonzept“ von ForstBW zur Berück-sichtigung des besonderen Artenschutzes in der Waldbewirtschaftung verbindlich umgesetzt.

Dieses Konzept wurde 2017 überarbeitet und wird dem Kommunalwald von Seiten des Lan-desbetriebs im Rahmen der Beratung empfohlen.

Hierdurch wird ein Verbund an Alt- und Totholzstrukturen geschaffen, der dem Fortbestand des Grünen Besenmooses (Dicranum viride) [1381] sowie den Waldvogelarten (Schwarz-specht Dryocopus martius [A236], Mittelspecht Syn: Dendrocopos medius, neu Leiopicus medius [A238], Grauspecht Picus canus [A234] sowie Hohltaube Columba oenas) förderlich ist.

Seit 2015 wird die Gesamtkonzeption „Waldnaturschutz“ von ForstBW auf Staatswaldflächen etabliert und umgesetzt sowie auf die im Jahr 2013 verabschiedeten Naturschutzstrategie des Landes Baden-Württemberg aufgebaut.