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Die in Tabelle 4 (Kapitel 2.2) aufgeführten Vogelarten werden im Folgenden näher beschrie-ben und bewertet. Eine Übersicht zum Vorkommen der im Standarddatenbogen genannten und im Managementplan bearbeiteten Arten ist Tabelle 10 in Anhang C zu entnehmen.

Einige Arten wurden durch eine beschränkte Erfassungsmethodik erhoben. Artvorkommen außerhalb der erfassten Bereiche sind daher auch ohne Darstellung im Managementplan entsprechend zu erhalten bzw. bei Eingriffsbeurteilungen zu berücksichtigten.

Folgende im Standarddatenbogen genannte Arten wurden nicht nachgewiesen:

• Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus) [A176]

• Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) [A193]

3.4.1 Rohrdommel (Botaurus stellaris) [A021] – Rastvogel Erfassungsmethodik

Für die Erstellung des Managementplans war, soweit verfügbar, die Auswertung vorhande-ner Daten vorgesehen. Daher wurden keine eigenen Daten erhoben. Bei der Bewertung des Rastvorkommens und Abgrenzung der Lebensstätte wurden die publizierten Daten der Mitt-winterzählungen seit 1960 (WESTERMANN 2015 sowie HÖLZINGER &BAUER 2013) ausgewer-tet und mit eigenen Beobachtungen seit den 1990er Jahren ergänzt.

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Rohrdommel LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 1 -- 1

Fläche [ha] -- 17,8 -- 17,8

Anteil Bewertung von LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- 0,8 -- 0,8

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Die Rohrdommel (Botaurus stellaris) [A021] war bis 1962 regelmäßiger und wahrscheinlich alljährlicher Brutvogel in Baden-Württemberg mit zwei Schwerpunkten des Brutvorkommens, dem Alpenvorland mit dem Donauraum und dem Oberrheingebiet. Die Winterverbreitung konzentriert sich auf die größeren Flachwasserzonen mit Schilfröhricht im ganzen Land mit den Hauptvorkommen im gesamten Alpenvorland vom Bodenseebecken bis zur Donaunie-derung, in der Oberrheinebene und im Mittleren Neckarraum.

Durch ihre versteckte Lebensweise ist die Rohrdommel meist schwierig zu beobachten und wird, beispielsweise bei Wasservogelzählungen, aber auch privaten Exkursionen nur unzu-reichend erfasst bzw. übersehen. Die Art benötigt ausgedehnte, störungsfreie Schilfbestän-de, die mit Flachwasserzonen kombiniert sind.

Der Gastvogelbestand kann, aufgrund der Erfassungsschwierigkeiten, nicht abschließend eingeschätzt werden. Nach Erfahrungen an anderen Stellen des Oberrheins, u. a. am Arles-heimer See bei Freiburg (ERNST et al. 2003) oder in der Wagbach-Niederung (MAHLER 2002) ist jedoch mit deutlich mehr Rohrdommeln im Winterhalbjahr zu rechnen, so dass der Zu-stand der Population, auch aufgrund der vielen geeigneten Stellen im Vogelschutzgebiet, als gut (Wertstufe B) bewertet werden kann. Beeinträchtigungen sind besonders durch

Freizeit-aktivitäten an den wenigen Baggerseen mit geeigneten Flachwasserzonen gegeben. Dazu zählen u. a. von M. BOSCHERT beobachtete Spaziergänger in Ufernähe – oft mit frei laufen-den Hunlaufen-den – und/oder Bootsverkehr. Ferner liegen geeignete Lebensräume vielfach abge-schieden wie z. B. am Mittelgrund bei Helmlingen oder am Grundwasser bei Freistett. Daher wird die Beeinträchtigung als auch die Lebensraumqualität insgesamt als mittel bzw. gut (Wertstufe B) eingestuft.

Verbreitung im Gebiet

Aus dem Gebiet liegen daher nur vereinzelte Nachweise dieser Art vor (darunter eigene Da-ten seit den 1990er Jahre). Die Rohrdommel kommt u. a. in den Jungen Gründen und am Grundwasser bei Freistett sowie im Mittelgrund bei Helmlingen vor. Darüber hinaus gibt es noch weitere potenzielle Aufenthaltsorte im Winterhalbjahr, u. a. am Herrensee und dem Rosswert bei Leutesheim.

Bewertung auf Gebietsebene

Für das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl - Helmlingen“ ist besonders aufgrund vieler geeigneter Stellen im Vogelschutzgebiet von einem guten Gesamterhaltungszustand (B) auszugehen.

3.4.2 Blässgans (Anser albifrons) [A041] – Rastvogel Erfassungsmethodik

Für die Erstellung des Managementplans war, soweit verfügbar, die Auswertung vorhande-ner Daten vorgesehen. Daher wurden keine eigenen Daten erhoben. Bei der Bewertung des Rastvorkommens und Abgrenzung der Lebensstätte wurden die publizierten Daten der Mitt-winterzählungen seit 1960 (WESTERMANN 2015 sowie BAUER &HÖLZINGER 2018) ausgewer-tet und mit eigenen Beobachtungen seit den 1980er Jahren ergänzt.

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Blässgans LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- -- 1 1

Fläche [ha] -- -- 586,3 586,3

Anteil Bewertung von LS [%] -- -- 100 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- -- 27,5 27,5

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

Die Blässgans (Anser albifrons) [A041] ist in Baden-Württemberg ein alljährlicher Durchzüg-ler und Gast in vergleichsweise geringer Zahl. Nicht selten ist die Art mit durchziehenden und überwinternden Saatgänsen vergesellschaftet. Im Jahr 2014 kam es in der nördlichen Ober-rheine zur ersten landesweiten Brut in einer ersten Mischbrut mit einer Graugans.

Die meist relativ wenigen Blässgänse kommen inzwischen alljährlich mit den Saatgänsen zu deren Überwinterungsplätzen in der Oberrheinebene. Im Vogelschutzgebiet sind es aller-dings meist nur einzelne Vögel oder kleinere Trupps. Seltener treten artreine Trupps abseits der Saatgans-Überwinterungsplätze auf, meist dann, wenn in härteren Wintern Zuzug durch Winterflüchter erfolgt. Sie erscheinen mit den größeren Saatgansflügen meist ab Mitte De-zember und ziehen mit ihnen Ende Februar bis Anfang März wieder ab.

Der Gastvogelbestand wird aufgrund des geringen Bestands als mittel bis schlecht (Wertstu-fe C) bewertet. Beeinträchtigungen bestehen entlang des Rheins besonders im Frühjahr.

Aufgrund der Vergesellschaftung mit der Saatgans sind die dort getätigten Aussagen auch

bei der Blässgans zutreffend. Die Beeinträchtigungen werden insgesamt als stark (Wertstufe C) eingestuft (siehe Ausführungen unter Verbreitung im Gebiet), auch wenn am Hauptau-fenthaltsbereich an der Staustufe Freistett-Gambsheim der Schlafplatz bis auf Ausnahmen weitgehend störungsfrei ist. Die Habitatqualität ist ebenfalls mittel bis schlecht (Wertstufe C), auch wenn der Hauptaufenthaltsbereich an der Staustufe Freistett-Gambsheim als Schlaf- und Ruheplatz – bis auf Ausnahmen – weitgehend störungsfrei und geeignet ist. Da die Art vielfach mit der Saatgans zusammen auftritt, gelten auch für sie die Aussagen hinsichtlich der Nahrungsplätze (siehe Kap. 5.3.2).

Verbreitung im Gebiet

Die Aufenthaltsplätze liegen vor allem im Staustufenbereich Freistett-Gambsheim. Die Nah-rungsgebiete liegen fast vollständig auf elsässischer Seite. Gelegentlich treten Einzelvögel oder kleinere Trupps auf den rheinnahen Baggersee bzw. den rheinnahen Offenlandflächen auf, die auch als Tagesruheplätze dienen.

Bewertung auf Gebietsebene

Für das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl - Helmlingen“ ist insgesamt von einem durchschnittlichen (C) Erhaltungszustand auszugehen, da der Bestand (noch) gering ist und die Beeinträchtigungen bzw. die Lebensraumqualität mit stark bzw. durchschnittlich zu be-werten ist.

3.4.3 Pfeifente (Anas penelope) [A050] – Rastvogel Erfassungsmethodik

Für die Erstellung des Managementplans war, soweit verfügbar, die Auswertung vorhande-ner Daten vorgesehen. Daher wurden keine eigenen Daten erhoben. Bei der Bewertung des Rastvorkommens und Abgrenzung der Lebensstätte wurden die publizierten Daten der Mitt-winterzählungen seit 1960 (WESTERMANN 2015 sowie BAUER &HÖLZINGER 2018) ausgewer-tet und mit eigenen Beobachtungen seit den 1980er Jahren ergänzt.

Erhaltungszustand der Lebensstätte der Pfeifente LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 1 -- 1

Fläche [ha] -- 586,3 -- 586,3

Anteil Bewertung von LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- 27,5 -- 27,5

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Die Mittwinterbestände der Pfeifente (Anas penelope) [A050] haben seit den 1970er Jahren am gesamten südlichen Oberrhein, auch im Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl - Helmlingen“ stark signifikant zugenommen. In den letzten zehn Jahren wurden in diesem Vogelschutzgebiet Maximalbestände von über 300 Individuen registriert. Die Pfeifente er-nährt sich zum einen von Wasserpflanzen, zum anderen beweidet sie kurzgrasige Wiesen und Rasenflächen in Gewässernähe, wobei sie recht störungsempfindlich ist.

Die Rast- und Überwinterungsbestände gehen seit Ende der 2000er Jahre zwar zurück, dennoch wird der Gastvogelbestand noch mit gut (Wertstufe B) bewertet.

Die Habitatqualität ist gut (Wertstufe B), da am Hauptaufenthaltsbereich an der Staustufe Freistett-Gambsheim Schlaf-, Ruhe- und Nahrungsplätze dicht beieinander liegen und dieser Bereich bis auf Ausnahmen weitgehend störungsfrei ist.

An weiteren für diese Art geeigneten Stellen im Vogelschutzgebiet, wie den größeren rhein-nahen Baggerseen, bestehen jedoch teilweise massive Beeinträchtigungen (Wertstufe C) durch Freizeitaktivitäten, u. a. Spaziergänger, die oft mit frei laufenden Hunden anzutreffen sind.

Verbreitung im Gebiet

Die Aufenthaltsplätze liegen vor allem im Staustufenbereich Freistett-Gambsheim. Des Wei-teren kommen diese in geringerem Umfang auch auf den größeren rheinnahen Baggerseen wie Helmlinger Baggersee, Kälberwertsee oder Königskopfgründe vor.

Bewertung auf Gebietsebene

Für das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl - Helmlingen“ ist insgesamt von einem gu-ten (B) Erhaltungszustand auszugehen, da die Rastbestände trotz starker Beeinträchtigun-gen in Form von StörunBeeinträchtigun-gen durch Freizeitnutzung stabil sind und von einer guten Habitateig-nung auszugehen ist.

3.4.4 Zwergsäger (Mergus albellus) [A068] – Rastvogel Erfassungsmethodik

Für die Erstellung des Managementplans war, soweit verfügbar, die Auswertung vorhande-ner Daten vorgesehen. Daher wurden keine eigenen Daten erhoben. Bei der Bewertung des Rastvorkommens und Abgrenzung der Lebensstätte wurden die publizierten Daten der Mitt-winterzählungen seit 1960 (WESTERMANN 2015 sowie BAUER &HÖLZINGER 2018) ausgewer-tet und mit eigenen Beobachtungen seit den 1980er Jahren ergänzt.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Zwergsägers LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- -- 1 1

Fläche [ha] -- -- 586,3 586,3

Anteil Bewertung von LS [%] -- -- 100 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- -- 27,5 27,5

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

In Baden-Württemberg ist der Zwergsäger (Mergus albellus) [A068] ein alljährlicher Winter-gast in geringer und abnehmender Zahl. Zudem tritt die Art vor allem im Novem-ber/Dezember und Februar/März als Durchzügler auf. Entlang des südlichen Oberrheins, d. h. am südwestlichen Rand des regelmäßigen Überwinterungsgebiets, zeigen sich in den letzten Jahren leicht zurückgehende Mittwinterbestände dieser Art. Die Bestandsschwan-kungen sind dabei vom Witterungsverlauf im nördlichen Mitteleuropa abhängig. Der Winter-bestand liegt ungefähr bei 30 bis 40 Individuen. Im Vogelschutzgebiet tritt die Art alljährlich im Winterhalbjahr auf, allerdings meist nur während der beiden Zugzeiten und in geringer Anzahl. In unserem Raum werden meist wenig tiefe Gewässer bevorzugt. Fließgewässer werden seltener angeflogen, oft nur in Kältewintern, wenn die Stillgewässer überfrieren.

Die Rast- und Überwinterungsbestände werden aufgrund der geringen und schwankenden Individuenzahlen als mittel bis schlecht (Wertstufe C) bewertet. Starke Beeinträchtigungen (Wertstufe C) bestehen aufgrund von Störungen durch Freizeitaktivitäten an den wenigen Baggerseen mit geeigneten Flachwasserzonen, u. a. durch Spaziergänger, die oft mit frei laufenden Hunden anzutreffen sind. Die Habitatqualität ist mit gut (Wertstufe B) zu bewerten, da am Hauptaufenthaltsbereich an der Staustufe Freistett-Gambsheim Schlaf-, Ruhe- und

Nahrungsplätze dicht beieinander liegen und dieser Bereich – bis auf Ausnahmen – weitge-hend störungsfrei ist.

Verbreitung im Gebiet

Die Aufenthaltsplätze liegen vor allem im Staustufenbereich Freistett-Gambsheim, entlang des Rheins sowie auf den größeren, rheinnahen Baggerseen wie Helmlinger Baggersee, Kälberwertsee oder Königskopfgründe. Nachweise auf dem Rhein sind selten.

Bewertung auf Gebietsebene

Für das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl - Helmlingen“ ist insgesamt von einem durchschnittlich (C) Erhaltungszustand auszugehen, da die Rast- und Überwinterungsbe-stände gering sind und jährlichen Schwankungen unterliegen. Zudem treten besonders an den Baggerseen starke Beeinträchtigungen auf.

3.4.5 Wespenbussard (Pernis apivoris) [A072]

Erfassungsmethodik

Bei dieser Art wurde keine Erfassung durchgeführt. Der Nachweis erfolgte über Beibeobach-tungen der Kartierungen im Jahr 2016.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Wespenbussards LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- -- 1 1

Fläche [ha] -- -- 2133,8 2133,8

Anteil Bewertung von LS [%] -- -- 100 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- -- 100 100

Bewertung auf Gebietsebene C

Beschreibung

Der Wespenbussard (Pernis apivoris) [A072] ist in Baden-Württemberg ein verbreiteter Brut-vogel bis in die höchsten Lagen der Mittelgebirge, im Schwarzwald bis auf etwa 1300 m ü. NN. Schwerpunkte der Brutverbreitung befinden sich hauptsächlich in den tiefe-ren, etwa bis 450 m ü. NN gelegenen, klimatisch günstigen Landesteilen u. a. des Oberrhein-tals.

Von besonderer Bedeutung für den Wespenbussard ist das Vorhandensein von insektenrei-chen Nahrungshabitaten. Dazu gehören neben verschiedenen Saumstrukturen vor allem die offenen Grünlandbereiche, sofern Ansitzwarten vorhanden sind. Die Nahrungshabitate liegen oft in Waldnähe, während die Art aber auch regelmäßig an den Deichen der Rench oder des Rheins und auf den Wiesenflächen im westlichen Offenland des Vogelschutzgebiets ange-troffen wird.

Die Hauptnahrung bilden Insekten, vor allem Larven, Puppen und Imagines verschiedener Wespengattungen, z. B. Vespula, Vespa und Polistes. Es werden aber auch andere Insekten sowie kleine Wirbeltiere erbeutet. Wespenbussarde haben während der Brutzeit große Akti-onsräume, die abhängig von Region und Lebensraum, aber auch vom Stand der Brut und vom Nahrungsangebot bis zu 4500 ha groß sein können und zwischen benachbarten Paaren überlappen. Sie jagen in bis zu sieben Kilometern Entfernung vom Nest. Dieses wird, vor-rangig in Laubbäumen, in ruhigen Bereichen des Auenwaldes gebaut.

Bei der Bewertung der Habitatqualität spielt insbesondere die intensivierte Nutzung innerhalb der Lebensstätte eine entscheidende (negative) Rolle. Die Habitatqualität ist derzeit

über-wiegend noch mit gut (Wertstufe B), im östlich anschließenden Offenland jedoch nur mit mit-tel bis schlecht (Wertstufe C) zu bewerten, da hier vielfach die ackerbauliche Nutzung bis zum Waldrand reicht. Dadurch fehlen vielfach Saumstrukturen u. a. an Wegen und Feldrai-nen, an Nutzungsgrenzen, an Böschungen, an unbefestigten Feldwegen sowie an Rand- und Altgrasstreifen und Brachflächen. Hinsichtlich der Grünlandstandorte fehlen extensiv genutzte Weiden sowie magere, lückige Wiesen unterschiedlicher Standorte mit zeitlich diffe-renzierter Nutzung.

Die vorgegebene Erfassungsmethodik lässt eine Bewertung des Populationsparameters nicht zu (keine flächige Kartierung). Insgesamt wird aufgrund der wenigen Nachweise auf Basis gutachterlicher Einschätzung von einem mittel bis schlechten (Wertstufe C) Zustand der Population ausgegangen, der aber möglicherweise auch besser (Wertstufe B) sein kann.

Außer der unter Habitatqualität bereits mit einbezogenen intensivierten Nutzung sind vor allem mittlere Beeinträchtigungen durch Freizeitaktivitäten auch in Folge der Erschließung der Wälder festzustellen (Wertstufe B).

Verbreitung im Gebiet

Der Wespenbussard ist mit wenigen Paaren regelmäßiger Brutvogel im Vogelschutzgebiet und kann in allen Bereichen angetroffen werden.

Bewertung auf Gebietsebene

Für das Vogelschutzgebiet „Rheinniederung Kehl – Helmlingen“ ist aufgrund der wenigen Nachweise während der Erfassung sowie der aufgrund intensivierter Nutzung schlechter werdenden Habitatqualität insgesamt von einem durchschnittlichen Erhaltungszustand (C) auszugehen.

3.4.6 Schwarzmilan (Milvus migrans) [A073]

Erfassungsmethodik

Aufgrund der sehr guten Ortskenntnis wurde entgegen der Vorgehensweise nach MaP-Handbuch die den Gutachtern bekannten mindestens vier Brutplätze der letzten Jahre, die über das gesamte Vogelschutzgebiet verteilt liegen, gezielt aufgesucht und auf ihre Besied-lung hin überprüft.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Schwarzmilans LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 1 -- 1

Fläche [ha] -- 2133,8 -- 2133,8

Anteil Bewertung von LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- 100 -- 100

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der Schwarzmilan (Milvus migrans) [A073] ist in allen Landesteilen bis maximal 950 m ü. NN verbreitet. Der Schwerpunkt der Brutverbreitung konzentriert sich im Wesentlichen auf die gewässerreichen Niederungsgebiete, vor allem in der Oberrheinebene.

Von besonderer Bedeutung für den Schwarzmilan sind neben unterschiedlichen Gewässern und verschiedenen Randstrukturen vor allem die Grünlandbereiche, die zu Beginn der Brut-zeit, vor allem aber nach der Brutzeit den Familien zur Nahrungssuche dienen.

Die vorgegebene Methodik lässt eine Bewertung des Zustands der Population nicht zu (kei-ne flächige Kartierung). Insgesamt wird auf Basis der Untersuchungen aus dem Jahr 2016 von einem guten Zustand der Population (Wertstufe B) ausgegangen, unter anderem auf-grund der hohen Antreffwahrscheinlichkeit, Nachweishäufigkeit und des großflächig geeigne-ten Lebensraums. Wechselwirkungen mit Brutpaaren im Elsass wurden nicht untersucht, sind jedoch zu berücksichtigen. Unter dem Gesichtspunkt der Beeinträchtigungen im Le-bensraum des Schwarzmilans ist das Gebiet aktuell mit gut (Wertstufe B; mittel) zu bewer-ten, auch wenn Zerstörungen von Brutplätzen durch Holzeinschlag (ein Beispiel bekannt) und Nutzungsintensivierung des Lebensraums erkennbar sind (siehe auch Ausführungen in Kap. 3.4.5). Letzteres gilt auch für die Freizeitnutzung, insbesondere durch Bootfahren. Auch die Habitatqualität ist, vor allem aufgrund des großen Gewässeranteils, derzeit noch mit gut (Wertstufe B) zu bewerten, auch wenn nicht überall eine gute Ausgestaltung vorhanden ist.

Verbreitung im Gebiet

Der Schwarzmilan ist regelmäßiger Brutvogel mit mehreren Paaren im Vogelschutzgebiet und kann in allen Bereichen regelmäßig angetroffen werden. Bei den Erfassungen im Jahr 2016 wurden sechs Brutplätze kartiert, die über das gesamte Vogelschutzgebiet verteilt lie-gen. Zwei bekannte Brutplätze aus den Vorjahren waren nicht mehr besetzt, wobei in einem Fall der Brutbaum gefällt wurde.

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand auf Gebietsebene ist aktuell gut (B), da der Bestand der Art derzeit stabil scheint bzw. im Offenland eventuell zunimmt und auch die Habitatqualität mit gut be-wertet wird.

3.4.7 Schwarzkopfmöwe (Larus melanocephalus) [A176]

Die Art kommt aktuell im Vogelschutzgebiet als Brutvogel nicht mehr vor. Der traditionelle Brutplatz ist seit spätestens 2005 verwaist. Vorübergehend bestand 2013 einmalig ein Brut-platz auf elsässischer Seite nördlich von Gambsheim.

3.4.8 Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) [A193]

Die Art brütete bis 2008 in einem Paar auf einem Nistfloß auf dem Helmlinger Baggersee, das danach von einem Kanadagans-Paar besetzt und dadurch für die Flussseeschwalbe unbesiedelbar wurde. Dies war über Jahre hinweg der einzige Brutplatz im Vogelschutzge-biet.

3.4.9 Eisvogel (Alcedo atthis) [A229]

Erfassungsmethodik

Aufgrund der sehr guten Ortskenntnis wurde entgegen der Vorgehensweise nach MaP-Handbuch vorgeschlagen, die den Gutachtern bekannten Brutplätze der letzten Jahre, die über das gesamte Gebiet verteilt liegen, gezielt aufgesucht und auf ihre Besiedlung hin überprüft. Bei der Bewertung und Abgrenzung der Lebensstätte wurden die publizierten Da-ten der flächigen Erfassungen aus den 1990er Jahren (WESTERMANN &WESTERMANN 1998a) ausgewertet und mit eigenen Beobachtungen seit den 1990er Jahren ergänzt.

Für den Eisvogel (Alcedo atthis) [A229] liegt keine Wintererfassung vor. Daher erschien bei dieser Art zumindest eine Übersichtskartierung sinnvoll, die im Winterhalbjahr 2016/2017 durchgeführt wurde.

Erhaltungszustand der Lebensstätte des Eisvogels LS = Lebensstätte

Erhaltungszustand

A B C Gebiet

Anzahl Erfassungseinheiten -- 2 -- 2

Fläche [ha] -- 1329,5 -- 1329,5

Anteil Bewertung von LS [%] -- 100 -- 100

Flächenanteil LS

am Vogelschutzgebiet [%]

-- 62,3 -- 62,3

Bewertung auf Gebietsebene B

Beschreibung

Der Eisvogel ist an Gewässer gebunden. Seine Verbreitung konzentriert sich daher in Ba-den-Württemberg auf die großen Flussläufe, den Bodensee und Oberschwaben. Die Ober-läufe werden nicht besiedelt.

Der Eisvogel findet seine Nahrung ausschließlich in Gewässern, wobei er unterschiedliche Gewässertypen nutzt, insbesondere jedoch Fließgewässer. Brutröhren werden in steile Ufer-abschnitte gegraben, können jedoch auch abseits von Gewässern, besonders in Wurzeltel-lern umgestürzter Bäume, angelegt werden.

Die vorgegebene Methodik lässt eine Bewertung des Populationsparameters nicht zu (keine flächige Kartierung). Insgesamt wird auf Basis der Untersuchungen aus dem Jahr 2016 von einem guten Zustand der Population (Wertstufe B) ausgegangen, u. a. aufgrund der bekann-ten Brutplätze, der Dabekann-ten aus früheren Jahren zur Verbreitung sowie der aktuellen Besied-lung, aber auch aufgrund des großflächig geeigneten Lebensraums. Unter dem Gesichts-punkt der Beeinträchtigungen im Lebensraum des Eisvogels ist das Gebiet aktuell mit gut (Wertstufe B; mittel) zu bewerten, auch wenn von Freizeitaktivitäten, aber auch Kanufahren und Badebetrieb, an größeren Gewässern ein hohes Störungspotential ausgeht. Auch die Habitatqualität ist derzeit noch mit gut (Wertstufe B) zu bewerten, auch wenn an mehreren Gewässern die Dynamik fehlt, die geeignete Brutplätze entstehen lassen.

Verbreitung im Gebiet:

Brutverbreitung

Der Eisvogel ist regelmäßiger Brutvogel mit mehreren Paaren, deren Brutplätze über das gesamte Vogelschutzgebiet verteilt sind und der in allen Bereichen regelmäßig angetroffen werden kann. Im Jahr 2016 wurden drei Brutplätze kartiert: Bei Auenheim, Diersheim und Helmlingen. Außerdem bestand Brutverdacht westlich Freistett und nördlich Helmlingen. Bei Kartierungen von anderen Arten gelangen während der Brutzeit weitere Brutzeitbeobachtun-gen, u. a. am Baggersee Honau und im Mittelgrund westlich Honau.

Verbreitung außerhalb der Brutzeit

Der Eisvogel verbleibt im Brutgebiet und ist im Vogelschutzgebiet regelmäßig und nahezu überall anzutreffen, vor allem in den störungsarmen Altrheinarmen, an den verschiedenen Stillgewässern einschließlich der großen Baggerseen, aber auch am Drainkanal und am Rhein selbst. Insgesamt wurden an zehn Stellen Eisvögel angetroffen. Bei den anwesenden Vögeln dürfte es sich vorwiegend um die Brutpopulation sowie den Nachwuchs der abgelau-fenen Brutsaison handeln. In nicht bekanntem Umfang ist jedoch mit Zuzug zu rechnen, u. a.

aus umliegenden Flussniederungen. Besonders in den Phasen mit Vereisung spielen Gie-ßen, aber auch der Drainkanal und der Rhein selbst eine Rolle

Bewertung auf Gebietsebene

Der Erhaltungszustand auf Gebietsebene ist aktuell sowohl für die Brutzeit als auch für den Bestand außerhalb der Brutzeit gut (B), da der Bestand der Art stabil scheint und großflächig geeigneter Lebensraum zur Verfügung steht.

3.4.10 Grauspecht (Picus canus) [A234]

Erfassungsmethodik Gebietsnachweis

Abweichend von den Vorgaben des MaP-Handbuchs wurde bei der Erfassung des Grau-spechts (Picus canus) [A234] das Kriterium „Bestandsalter > 80 Jahre“ zur Abgrenzung der Lebensstätte auf 60 Jahre heruntergesetzt, da der Grauspecht in der Rheinaue auch in die-sen Beständen beobachtet wurde. Teilweise sind auch jüngere Bestände als Lebensstätte

Abweichend von den Vorgaben des MaP-Handbuchs wurde bei der Erfassung des Grau-spechts (Picus canus) [A234] das Kriterium „Bestandsalter > 80 Jahre“ zur Abgrenzung der Lebensstätte auf 60 Jahre heruntergesetzt, da der Grauspecht in der Rheinaue auch in die-sen Beständen beobachtet wurde. Teilweise sind auch jüngere Bestände als Lebensstätte