• Keine Ergebnisse gefunden

ExpertInnen

Einstieg

Die erhobenen Interviewdaten werden vertraulich und anonym behandelt. Sind Sie damit einverstanden, dass ich unser Gespräch mit Diktiergerät aufnehme?

1. Vorweg ein paar Fragen zu Ihrer Person In welchen Arbeitsbereich sind Sie tätig?

Was ist ihr Aufgabenbereich?

2. Fragen zur Rolle/Stellung der SA

Wie schätzen Sie die vorhandene Ausgrenzung/Stigmatisierung seitens des sozialen Umfeldes/Gesellschaft, gegenüber Psychiatrieerfahrenen ein? Wie wirken sich Vorurteile aus? Wo gäbe es Ansätze dem entgegenzuwirken?

Wie gelingt Ihrer Meinung nach die (Re-) Integration von psychisch kranken Menschen?

Wo liegt der Trend für die Zukunft?

Spielt für Sie Empowerment dabei eine wichtige Rolle? Können Sie mir ein Beispiel nennen?

3. Psychische /soziale Situation der Psychiatrieerfahrenen

Vor welchen psychosozialen Herausforderungen stehen, Ihrer Erfahrung nach, Frauen nach einem Psychiatrieaufenthalt? Mit welchen Problemen haben psychiatrieerfahrene Frauen im Alltag zu kämpfen?

Welche Ängste werden bei Psychiatrieerfahrenen sichtbar? Wie wirken sich diese

Wo liegen für die Betroffenen die größten Hürden für ein selbstbestimmtes Leben?

Welche Erfahrungswerte haben Sie diesbezüglich? Welche Unterstützungsmaßnahmen wären notwendig?

Welche Rolle spielt das soziale Umfeld mit emotionaler, materieller bzw.

informativer Unterstützung?

Welche Rolle spielen soziale Netzwerke bzw. stabile Beziehungen? Können Sie mir dazu ein Beispiel nennen? Welche Rolle spielen persönliche Ressourcen u.a.

Selbstwert, Selbstvertrauen?

Wie glauben Sie sehen die Chance der betroffenen Frauen aus, sich wieder in sozialen und beruflichen Netzwerken gut zu integrieren?

Welche Inklusionsstrategien der beruflichen Wiedereingliederung sind Ihrer Ansicht nach Erfolg versprechend?

4. Fragen zur Kooperation mit dem Verein „Die Schwalbe“

In welcher Kooperation stehen Sie mit der Schwalbe?

Welches sind, Ihrer Meinung nach, die Ressourcen und Defizite im methodischen Vorgehen des Vereins „ Die Schwalbe“?

Welche der gesetzten Maßnahmen tragen, Ihrer Erfahrung nach, am meisten zu einer erfolgreichen (Re-) Integration, bei?

Wo sehen Sie Bereiche für mögliche Verbesserungen in der Kooperation bzw. im Handlungsfeld des Vereins „Die Schwalbe“?

Wie schätzen Sie die Zukunft für Vereine dieser Art ein?

(Ex-) BewohnerInnen

Einstieg

Die erhobenen Interviewdaten werden vertraulich und anonym behandelt. Sind Sie damit einverstanden, dass ich unser Gespräch mit Diktiergerät aufnehme? Bitte geben Sie Bescheid, wenn ich Ihnen mit Fragen zu nahe trete oder diese für Sie unangenehm werden.

Gibt es für Sie noch Unklarheiten bzw. haben Sie noch Fragen?

1. Einleitung/Erzählstimulus

Ich bitte Sie, sich an die Zeit nach Ihrem Psychiatrieaufenthalt zurück zu erinnern. Wie ist es Ihnen ergangen und vor welchen gesellschaftlichen Herausforderungen standen Sie?

2. Psychische und soziale Situation vor dem Einzug in die Wohngemeinschaft

Wie sah Ihre damalige berufliche Situation aus? Durch welche Probleme wurde Ihr Alltag beeinflusst?

Was hat Sie am meisten belastet? Welche Ängste hatten Sie? Wie haben sich die Ängste ausgewirkt?

Wo lagen die größten Hindernisse/Probleme, um zu einem selbstständigen Leben zurückzufinden?

Welche sozialen Netzwerke standen Ihnen damals zur Verfügung? Wer unterstützte Sie wenn es Ihnen schlecht ging bzw. wer hat Ihnen Mut zugesprochen?

Was hat Sie dazu bewegt das Übergangswohnmodell der „Schwalbe“ in Anspruch zu nehmen? Welche Alternativen wären noch zur Auswahl gestanden?

Haben Sie sich seitens der Gesellschaft ausgeschlossen gefühlt? Hatten Sie mit Vorurteilen zu kämpfen?

3. Psychische und soziale Situation in der Wohngemeinschaft Wie ist es Ihnen beim Einzug ergangen?

Wie ist es Ihnen damals im Alltag gegangen? Wozu haben Sie sich in der Lage gefühlt?

Wie geht es Ihnen jetzt?

Welche Erfahrungen machen Sie jetzt mit ihrem sozialen Umfeld Soziales bzw.

mit Vorurteilen und sozialer Ausgrenzung?

Wie geht es Ihnen jetzt im Alltag? Brauchen Sie Unterstützung oder bestreiten Sie ihren Alltag selbstständig?

4. Rückblick/Ausblick

Welche Unterstützungsmaßnahmen der Schwalbe waren für Sie besonders hilfreich? Was hat Ihnen am Anfang in der Schwalbe am meisten geholfen?

Blieben/bleiben während der Maßnahme Anliegen unerfüllt bzw. hätten Sie sich irgendwo mehr Hilfe/Unterstützung gewünscht bzw. erwartet? Wenn ja, was für welche?

Was haben Sie seit Sie hier wohnen bzw. gewohnt haben an Kompetenzen/Fähigkeiten dazugelernt – wo fühlen Sie sich jetzt sicherer?

Was ist Ihr persönlicher größter Fortschritt bzw. Gewinn seit Sie hier wohnen/wohnten?

Welche Rolle spielt für Sie das soziale Umfeld? Bekommen Sie Unterstützung (emotionale, materielle bzw. informative)?

Gibt es Veränderungen in Ihrem sozialen Umfeld und in welche Netzwerke sind Sie jetzt eingebunden bzw. welche Netzwerke stehen Ihnen zur Verfügung?

Vor welchen Anforderungen/Herausforderungen stehen Sie jetzt?

Sind Sie zurzeit berufstätig?

Ja Wie lange war der Zeitraum zwischen Auszug und Arbeitsbeginn?

Nein Welche Chancen sehen Sie, sich am Arbeitsmarkt zu beteiligen bzw.

wieder in Arbeit zu kommen?

Wie sehen Ihrer weiteren Pläne aus? (Wohnen, Arbeit, gesellschaftliche Teilhabe….)

Was wünschen Sie sich für Ihre weitere Zukunft!

16 Stichprobe

Die Stichprobe der InterviewpartnerInnen der vorliegenden Untersuchung lassen sich in zwei Gruppen unterteilen: Zehn (Ex-)Bewohnerinnen und Zehn ExpertInnen.

Nach Helfferich (2009, S. 175) beginnt die geringste Stichprobe bei N = 1, die als Einzelfallanalyse betrachtet werden kann. Übliche Stichprobengrößen bei hermeneutischen Interpretationen liegen bei N = 6 bis zu N = 120. Wichtige Grundlagen bei der Wahl der Stichprobengröße „… ist die angestrebte Verallgemeinerbarkeit und die Festlegung der Auswertungsstrategien…“.

Es gibt mehrere Zugangswege, um zur Stichprobe zu gelangen:

1. „Türwächter“ oder „Gatekeeper“: Der Zugang über TürwächterInnen erfolgt über Schlüsselpersonen, die aus unterschiedlichsten Handlungsfeldern oder Institutionen gewählt werden. Vorteil davon ist die erleichterte Kontaktaufnahme durch festgelegte Auswahlkriterien. Nachteile können eine mögliche Beeinflussung des/der TürwächterIn bei einer eigenständigen Sortierung der möglichen InterviewpartnerInnen sein, aber auch die Datenschutzproblematik.

TürwächterInnen dürfen keine persönlichen Daten weiter geben, ohne um Erlaubnis zu fragen.

2. Schneeballsystem: Bekannte Personen werden gefragt, ob sie Personen mit bestimmten Auswahlkriterien kennen, aber auch die interviewten Personen können nach weiteren passenden Personen gefragt werden. Der Vorteil liegt in der Selektion der Personen durch die Auswahlkriterien. Ein Nachteil kann sein, „…

dass die Rekrutierungskreise möglicherweise zu homogen und eng bleiben.“

(Helfferich, 2009, S. 176f.)

Um den Weg von psychiatrieerfahrenen Frauen zurück in ein selbstbestimmtes Leben aufzuzeigen, wurden zehn (Ex-) Bewohnerinnen des Vereins „Die Schwalbe“ sowie zehn ExpertInnen aus den unterschiedlichen psychosozialen Bereichen interviewt. Ziel der qualitativen Interviews war es, Datenmaterial zu erhalten, um die Selbsteinschätzung und die Fremdeinschätzung der psychiatrieerfahrenen Frauen zu vergleichen, und, um deren Schwierigkeiten und Herausforderungen aufzeigen zu können.

Der Zugang zu den InterviewpartnerInnen erfolgte durch den Verein „Die Schwalbe“

(„TürwächterIn“), welcher uns, nach Einverständnis der möglichen InterviewpartnerInnen, eine Liste der Bewohnerinnen bzw. Ex-Bewohnerinnen sowie eine Liste von ExpertInnen

bzw. KooperationspartnerInnen und deren Kontaktdaten zur Verfügung stellte. Die Vereinsleitung stellte vorab schon Kontakt mit den Personen her, um diese über das Projekt zu informieren und aufzuklären.

16.1.1 InterviewpartnerInnen – ExpertInnen (Edith)

Die Leitung des Vereins „Die Schwalbe“ stellte die Kontakte vorab mit den ExpertInnen bzw. KooperationspartnerInnen her, um keine Datenschutzbestimmungen zu verletzen.

Aus diesem Grund entschieden wir uns auch für eine Anonymisierung der ExpertInnen.

Spätere Wiedererkennungen sollten vermieden werden. Ein weiterer Grund war die Identitätswahrung der (Ex-) Bewohnerinnen, die teilweise mit den ExpertInnen, z. B.

wegen therapeutischen Maßnahmen, noch in Kontakt stehen. Es ist an dieser Stelle anzumerken, dass der Großteil der befragten ExpertInnen sich dennoch für die namentliche Nennung entschieden hätte, damit ihre Glaubwürdigkeit gewahrt bliebe.

Die ExpertInnen wurden von uns nach ihren Arbeits- und Tätigkeitsfeldern in Kategorien eingeteilt. Die folgende Tabelle zeigt die Handlungsfelder und wird mit der Höhe der Frauenquote der KlientInnen in den Institutionen ergänzt.

Tabelle 2: Soziodemografische Daten der befragten ExpertInnen

Befragte Tätigkeitsfeld Höhe der Frauenquote

an Klientinnen in der Institution

EX_01 LeiterIn eines Wohn- und Peerprojektes 100%

EX_02 LeiterIn eines Wohn- und Peerprojektes 100%

EX_03 LeiterIn einer Betroffenenplattform 70%

EX_04 PsychotherapeutIn/PsychologIn überdurchschnittlich mehr Frauen

EX_05 LeiterIn einer Sozialbegleitungs- und Beratungseinrichtung

überdurchschnittlich mehr Frauen

EX_06 PsychotherapeutIn/PsychologIn 50%

EX_07 SozialarbeiterIn 70%

EX_08 LeiterIn einer Beratungs- und Betroffenenplattform

75%

EX_09 VerantwortungsträgerIn aus dem Gesundheitsressort

keine Angabe

EX_10 SozialarbeiterIn 70%

Als ExpertInnen bzw. KooperationspartnerInnen fungierten LeiterInnen von Wohn- und Peerprojekten, PsychologInnen bzw. PsychotherapeutInnen, Selbsthilfe- und Begleitungsplattformen sowie eine/n VerantwortungsträgerIn aus sozialpolitischen Bereichen und eine/n SozialarbeiterIn. Alle angefragten ExpertInnen kamen der Einladung zu einem Interview gerne nach. Es fanden acht Interviews im März statt und zwei im April.

Die jeweiligen Interviews wurden in den einzelnen Institutionen durchgeführt und dauerten zwischen 30 und 45 Minuten.

16.1.2 InterviewpartnerInnen (Ex-) Bewohnerinnen (Kerstin)

Insgesamt wurden zehn (Ex-) Bewohnerinnen des Vereins „Die Schwalbe“ interviewt. Das Durchschnittsalter der zehn befragten Frauen liegt bei 38,6 Jahren. In einer vergleichbaren Studie lag das Durchschnittsalter der weiblichen Stichprobe bei 49,6 Jahren (Kallert /Leiße, 1999, S. 159). Interessanterweise unterscheidet sich das Durchschnittsalter der untersuchten Frauen um mehr als zehn Jahre. Das könnte an der unterschiedlichen Wohnform liegen. Im Verein „Die Schwalbe“ waren einige Frauen für eine Stabilisierung nur kurzzeitig untergebracht. Die erhobene Stichprobe von Kallert & Leiße (1999) lag bei 825 Personen, wobei knapp mehr als die Hälfte Frauen waren.

Die Kontaktaufnahme erfolgte über die Leitung des Vereins, welche uns Namen und Telefonnummern der Frauen zur Verfügung stellte. Somit konnten schon im Vorfeld Frauen ausgeschlossen werden, die nicht zu einem Interview bereit waren. Insgesamt waren es vier Frauen, die nicht teilnehmen wollten. Bei der persönlichen Kontaktaufnahme, die telefonisch erfolgte, entschied sich noch eine Frau dazu, nicht mit uns zu sprechen. Sie hatte die Befürchtung, dass scheinbar überwundene schwierige Situationen in Zusammenhang mit ihrer bestehenden psychischen Erkrankung wieder aufkommen und sie negativ beeinträchtigen könnten.

Acht Interviews fanden im März 2012 statt und jeweils eines im April und Mai, wobei drei Frauen zum Erhebungszeitraum noch im Haus wohnhaft waren und die Interviews dort stattfanden. Damit eine ruhige und ungestörte Interviewsituation gewährleistet werden konnte, wurde uns ein separater Raum zur Verfügung gestellt. Drei Frauen, welche derzeit

selbständig in eigenen Wohnungen leben, aber früher dort betreut wurden, sind für die Interviews zum Verein „Die Schwalbe“ gekommen.

Tabelle 3: Soziodemografische Daten der befragten (Ex-) Bewohnerinnen Befragte Alter Aufenthaltsdauer im Verein

„Die Schwalbe“

B_01 28 Jahre 2 Monate

B_02 56 Jahre 15 Monate *

B_03 22 Jahre 3 Monate *

B_04 26 Jahre 31 Monate *

B_05 56 Jahre 5 Monate

B_06 34 Jahre 10 Monate + 1 Monat

B_07 22 Jahre 5 Monate

B_08 35 Jahre 5 Monate

B_09 60 Jahre 2 Monate

B_10 47 Jahre 10 Monate

*Die befragten Frauen wohnten im Erhebungszeitraum noch im Übergangswohnmodell „Die Schwalbe“. Die Aufenthaltsdauer wurde bis März berechnet.

Vier Interviews wurden zu Hause bei den Frauen, in ihrem privaten Wohnraum durchgeführt. Bis auf eine Frau, die bei ihren Eltern wohnhaft ist, bewohnten die Frauen alleine ihre eigenen Wohnungen. Die Altersspanne erstreckt sich von 22 Jahren bis 60 Jahre, wobei das Durchschnittsalter bei knapp 39 Jahren liegt. Die Aufenthaltsdauer variiert individuell zwischen den Frauen. Nur eine der Befragten war zweimal im Verein „ Die Schwalbe“ wohnhaft. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei knapp neun Monaten.

Nur eine der befragten Frauen vergaß zwei Mal den vereinbarten Termin und kam beim dritten Termin ebenso eine halbe Stunde verspätet. Die anderen neun Frauen hielten sich ohne Verzögerungen an die vereinbarten Interviewtermine.

17 Deskription der Datenverarbeitung

Mit dem Einverständnis der InterviewpartnerInnen wurden die Interviews mittels Voice-Recorder aufgenommen und anschließend transkribiert. Für eine ausführliche Auswertung ist die Transkription unabdingbar. Es wurde die wörtliche Transkription verwendet, bei welcher das Gesagte in normales Schriftdeutsch transkribiert wurde. Eventuelle Satzbaufehler und Dialekte wurden behoben, der Stil geglättet, da der Fokus auf der inhaltlichen-thematischen Ebene lag (Mayring, 2002, S. 91). „Durch die wörtliche Transkription wird eine vollständige Textfassung verbal erhobenen Materials hergestellt, was die Basis für eine ausführliche interpretative Auswertung bietet.“ (Mayring, 2002, S.

89) Wie bereits erwähnt, sind alle durchgeführten Interviews anonymisiert worden, d.h.

BewohnerInnen mit B und ExpertInnen mit dem Kürzel EX abgekürzt. Die angehängte Zahl wurde willkürlich gewählt und dient lediglich der Strukturierung. Die aufbereiteten Interviews wurden anschließend mittels MAXQDA anhand von Kategorien geordnet, um sie mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2002) auszuwerten.