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6  Inhaltliche Anforderungen der Patienten an die Packungsbeilagen

6.2  Informationsquellen des Patienten zum Arzneimittel unter besonderer

ge-wonnen1238 12391240 1241. Außerdem konnten für den Patienten relevante Themen von den während des Gesprächs mit dem Fachpersonal gestellten Fragen abgeleitet werden1242124312441245.

Als besonders wichtige Arzneimittelinformationen werden dabei die Hinweise zu Nebenwirkungen der Arzneimitteltherapie angesehen1064 1246 1247 1248. Beispielsweise formulierten die 243 Befragten in einer von Berry et al. in Großbritannien durchgeführten Untersuchung am häufigsten Fragen zu den Nebenwirkungen. Die Personen sollten in dieser Untersuchung Fragen aufschreiben, deren Klärung sie im Zusammenhang mit der Verordnung eines Arzneimittels wünschen1249. Zumeist möchten die Patienten alle Therapierisiken erfahren1021122812501251.

Außerdem wurden in der Studie von Zehnder et al. die Angaben zur Dosierung bzw. Art der Anwen-dung des Arzneimittels von den 203 befragten Patienten am zweithäufigsten als sehr wichtige Arzneimittelinformationen genannt1252. Die Kontraindikationen der Arzneimitteltherapie stellten die am dritthäufigsten als sehr wichtig bezeichnete Information dar. Ebenso beurteilen Patienten Hinweise zur Indikation und Wirkung grundsätzlich als wichtige Information102712031246. Immerhin 35 Prozent der 1.040 Befragten bewerteten die Angaben zur Indikation des verordneten Arzneimittels in einer im Jahr 2008 durchgeführten Untersuchung als grundsätzlich wichtigste Information zum Arzneimittel. Die Befragten sollten in dieser Studie im Auftrag der schottischen Regierung bewerten, welche Arznei-mittelinformation für sie bei Verordnung eines Arzneimittels am wichtigsten ist1253.

Als vergleichsweise weniger wichtige Informationen zum Arzneimittel wurden in Untersuchungen von den Patienten z.B. Angaben zum Verfall beurteilt1136124612521254. Auch Hinweise auf Konsequenzen einer Non-Compliance oder Möglichkeiten der Erfolgskontrolle der Behandlung wurden von den 243 von Berry et al. Befragten als weniger wichtige Hinweise zur Arzneimitteltherapie genannt1249. Die Verfügbarkeit günstiger Therapiealternativen und die Kosten der Medikation werden ebenfalls als wenig wichtige Informationen angesehen1247. Hinweise zu einer erfolgten Substitution nach Abgabe des Arzneimittels in einer U.S.-amerikanischen Apotheke stellten für die 108 von Lyons et al. befrag-ten Patienbefrag-ten die unwichtigste Information zum Arzneimittel dar1254.

6.2 Informationsquellen des Patienten zum Arzneimittel

Packungs-beilage für die befragten Patienten die am zweithäufigsten genutzte Informationsquelle darstellt1260. In der Studie von Tio et al. aus dem Jahr 2004 stellen schriftliche Arzneimittelinformationen ebenfalls die von den 110 Befragten am zweithäufigsten genannte Informationsquelle zur Therapie dar1264. Auch der Apotheker wird häufig zu Arzneimittelfragen konsultiert1027105311321265. Bei rezeptfrei erhält-lichen Arzneimitteln ist er zumeist die wichtigste Informationsquelle zum Arzneimittel11051264 1266. Die Untersuchung von Tio et al. ergab den Apotheker als wichtigste Informationsquelle für rezeptfreie Arzneimittel1264. Eine Studie von Zehnder et al. in der Schweiz aus dem Jahr 2002 zeigte zudem, dass 37 Prozent der Patienten den Apotheker konsultieren würden, sofern sie die Packungsbeilage des Arz-neimittels verloren haben. Der Apotheker wurde für diesen Fall von den meisten Patienten als bevor-zugte Beratungsstelle genannt, während nur 8,5 Prozent sofort den Arzt befragen würden1252.

Darüber hinaus nutzt der Patient moderne Informationsquellen wie das Internet1267126812691270. Die Nut-zung dieser Informationsquellen hat an Bedeutung zugenommen, wobei derzeit immer noch bevorzugt der Arzt oder Apotheker für Informationen zum Arzneimittel konsultiert wird1198 1252 1271 1272. Eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2008, die im Auftrag der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerver-bände mit 3.372 Personen stattfand, ergab, dass etwa 15 Prozent der Befragten nach Arzneimittel-informationen im Internet suchen27. Andere Informationsquellen für Arzneimittelinformationen, die von Patienten in einer Studie von Trewin und Veitch in Großbritannien aus den Jahren 1996 bis 1999 genannt wurden, sind Fernsehen, Radio und Bücher1273. In der Studie von Vander Stichele et al.

wurden zudem Freunde und Bekannte als mögliche Informationsquelle zum Arzneimittel identifi-ziert1261. Auch Informationsquellen, die in erster Linie für das Fachpersonal bestimmt sind wie Fach-informationen oder -zeitschriften werden durch die Patienten genutzt1274127512761277.

Der Patient nutzt die beschriebenen Informationsquellen im Allgemeinen um den nach der Konsul-tation des Arztes oder Apothekers noch bestehenden Informationsbedarf zu decken oder um aufgetre-tene arzneimittelbezogene Probleme zu lösen1272. Ob und in welchem Ausmaß neben dem Arzt bzw.

Apotheker noch weitere, insbesondere moderne Informationsquellen genutzt werden, hängt von ver-schiedenen Faktoren ab12471278 12791280. Zum einen bestimmen patientenseitige Merkmale wie das Alter und der Bildungsstand sowie das Verhältnis zum Fachpersonal über deren Nutzung1225. Zum anderen haben auch Aspekte der Therapie wie der Verschreibungsstatus des Arzneimittels Einfluss auf das Informationsverhalten des Patienten1279.

16,8 19,8

26,3

65,2 65,3

3,2

83,8

0 20 40 60 80 100

Sonstiges Internet Freunde und Bekannte Bücher/Zeitschriften Apotheker Packungsbeilage Arzt Anteil der Patienten (in Prozent)

Abbildung 20: Anteil der Patienten, die die jeweilige Informationsquelle über Arzneimittel nutzen (n = 3.004; Mehrfachantworten waren zugelassen)1260

6.2.2 Nutzung der Packungsbeilage als Informationsquelle

Wie bereits erwähnt stellt die dem Arzneimittel beiliegende Packungsbeilage eine für den Patienten bedeutsame Informationsquelle zur Arzneimitteltherapie dar1281128212831284. Wurde danach gefragt, wie wichtig die Packungsbeilage bei einem Arzneimittel ist, so gaben immerhin 72 Prozent der Befragten in der von Nink und Schröder publizierten Untersuchung in Deutschland aus dem Jahr 2003 an, dass ihnen die Packungsbeilage zu einem Arzneimittel sehr wichtig ist1260.

Außerdem wurde die Packungsbeilage von den 1.187 Personen, die in einer Untersuchung von Puteanus hinsichtlich der Glaubwürdigkeit verschiedener Informationsquellen zur Arzneimittelthera-pie befragt wurden, immerhin an dritter Stelle nach dem Arzt und Apotheker genannt1285. Unabhängig davon bevorzugen die Patienten die mündliche Kommunikation mit dem Fachpersonal, die durch die schriftliche Information aus ihrer Sicht nicht ersetzt werden kann1068 1080 1086 1286. Vielmehr wird eine Kombination beider Informationsarten von den Patienten favorisiert6771159 12791287. Beispielsweise be-fürworteten 62 Prozent der 317 in der Untersuchung von Culbertson et al. in den USA befragten Pati-enten eine Kombination aus mündlichen Instruktionen des Apothekers sowie schriftlichen Infor-mationen nach Erhalt des Arzneimittels1279. Auch eine Studie von Harvey und Plumridge ergab, dass die 155 befragten Patienten nach Verordnung eines Penicillins eine Kombination aus mündlichen Hinweisen des Apothekers sowie den Informationen der Packungsbeilage wünschten1287.

Zahlreiche Untersuchungen konnten bestätigen, dass die Mehrzahl der Patienten die Packungsbeilage tatsächlich liest, sie aufbewahrt und gegebenenfalls mit anderen Personen wie Familienangehörigen oder dem Arzt und Apotheker bespricht (Tabelle 25)1288 1289 12901291. Die Packungsbeilage wird insbe-sondere bei einer Erstverordnung gelesen1080 1292. Bei Folgeverordnungen nutzen deutlich weniger Patienten dieses Informationsmedium1159129312941295. So gaben 72 Prozent der von Raynor und Knapp in Großbritannien befragten Patienten an, die Packungsbeilage im Falle einer Folgeverordnung nicht zu lesen1295. Die Patienten lesen die Packungsbeilage in der Regel gewissenhaft durch1191 1296 1297. Etwas seltener gaben sie in Untersuchungen an, nur die ihnen wichtig erscheinenden Angaben zu lesen12611298.

Tabelle 25: Untersuchungen zur Häufigkeit des Lesens der Packungsbeilagen durch Patienten

Autor(en) Methodik Patienten, die

Packungsbeilagen lasen (in Prozent) Deutschland

Siegel et al.1301 Befragung von 303 Patienten; Deutschland; Studien-jahr unbekannt (PublikationsStudien-jahr 1985).

96,2 % Weitbrecht, W. U.;

Voßkämper, C.25

Befragung von 342 Patienten in Deutschland; 1998. 79,5 % („immer“) Fuchs, J.1291 Befragung von 834 Personen in Deutschland; 2001. 79,6 % („immer“)

Weitere Länder

Morris, L. A.; Olins, N. J.1299 Befragung von 1.650 Patienten; USA; Studienjahr unbekannt (Publikationsjahr 1984).

95 % Vander Stichele, R. H. et

al.1261

Befragung von 398 Patienten in Belgien; 1988. 89 % Knapp, P.; Raynor, D. K.1300 Befragung von 63 Patienten in Großbritannien; 1999. 67 %

Eine Befragung von 120 Personen durch Kepplinger und Weißbecker ergab, dass 57 Prozent der Be-fragten in der Packungsbeilage normalerweise alles genau durchlesen, während 40 Prozent der Perso-nen berichteten, nur das Wichtigste zu lesen1297. Auch in einer älteren Untersuchung von Siegel et al.

gaben immerhin etwa 76 Prozent der 303 Patienten, die Packungsbeilagen regelmäßig lesen, an, jede Zeile einer Packungsbeilage zu lesen1301.

Für das Lesen sowie das Unterlassen des Lesens der Packungsbeilage führen Patienten in Untersu-chungen verschiedene Gründe auf 10801210 1302 1303. 83 Prozent der von Vander Stichele et al. befragten Personen nannten als Grund für das Lesen die Sicherstellung einer sachgerechten Anwendung des Arzneimittels. Immerhin 57 Prozent wollten sich erhaltener Hinweise rückversichern und 50 Prozent der Befragten erhofften sich einen weiteren Informationsgewinn1261.

Als Grund für das Unterlassen des Lesens nannten die meisten Patienten in der Befragung durch Raynor und Knapp, dass sie die Packungsbeilage bereits bei einer früheren Anwendung gelesen hatten1295. In einer Befragung durch Nathan et al. wurde als Grund von den meisten Patienten die be-reits erfolgte Instruktion durch den Arzt angegeben, die ein Lesen der Packungsbeilage aus ihrer Sicht unnötig werden ließ. Als zweithäufigster Grund für das unterlassene Lesen wurde der Umfang der Packungsbeilage angegeben1293. Als weitere Gründe für das nicht erfolgte Lesen der Packungsbeilage wurden z.B. eine frühere Anwendung des Arzneimittels, die zu kleine Schrift sowie mangelnde Ver-ständlichkeit oder die mögliche Verängstigung durch Packungsbeilagen genannt91 11361179.

6.3 Informationen, die der Patient in der Packungsbeilage