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5  Inhaltliche Anforderungen des Fachpersonals an Packungsbeilagen

5.1  Informationen, die der Patient aus der Sicht des Fachpersonals zum Arzneimittel

5 Inhaltliche Anforderungen des Fachpersonals an

Die einzelnen Angaben, die der Patient aus der Sicht des Fachpersonals zum rezeptpflichtigen wie auch zu einem rezeptfreien Arzneimittel grundsätzlich erhalten sollte, konnten in verschiedenen Unter-suchungen identifiziert werden1002100310041005. Zusätzlich existieren diverse Leitlinien von Fachverbän-den, die relevante Angaben aufführen1006 1007 1008 1009. Demzufolge soll der Patient Arzneimittel-informationen zur Dosierung, zum Nutzen und den Risiken sowie sonstige Hinweise z.B. zu den Kos-ten der Medikation oder zur Lagerung und Entsorgung erhalKos-ten1010101110121013.

Besonders wichtige Patienteninformationen sind aus Sicht des Fachpersonals dabei die Angaben zur Dosierung, Informationen zu Anwendungsfehlern sowie Hinweise auf Interaktionen und zu Einflüssen auf Alltagstätigkeiten1014101510161017. Als besonders wichtige Informationen werden zudem die Anwen-dungsgebiete des Arzneimittels und Hinweise zum Nutzen der Behandlung angesehen10181019.

Als weniger wichtige Patienteninformationen wurden in einer Befragung von Ärzten durch Berry et al.

Informationen zum Wirkmechanismus, zur Wahrscheinlichkeit des Therapieerfolges sowie zu Alter-nativtherapien bewertet1013. Auch Hinweise zu den Nebenwirkungen der Therapie werden vom Fach-personal häufig als vergleichsweise weniger wichtige Arzneimittelinformation eingestuft1020. In einer Untersuchung von Rossing et al. bewerteten nur 33 Prozent der 217 befragten Apotheker die Neben-wirkungen als besonders wichtige Patienteninformation1012. Die Ärzte und Apotheker sprachen sich zudem in Untersuchungen häufig gegen die vollständige Vermittlung der Arzneimittelnebenwirkungen an den Patienten aus, da dies aus ihrer Sicht die Therapie gefährden könnte102110221023. Eine Befragung von 31 Apothekern sowie 32 Ärzten durch Keown et al. ergab, dass immerhin 90 Prozent der Apothe-ker bzw. 68 Prozent der Ärzte eine nur partielle Vermittlung der Nebenwirkungen vorziehen9931021.

5.1.2 Einflussfaktoren auf Art und Umfang der erteilten Hinweise und Art der tatsächlich vermittelten Instruktionen

Obwohl Ärzte und Apotheker es für wichtig halten, die Patienten über die Arzneimitteltherapie zu informieren, erfolgt dies in der Praxis nur eingeschränkt102410251026. Häufig werden nicht alle Informa-tionen, die aus der Sicht des Fachpersonals zum Arzneimittel erforderlich sind, an den Patienten ver-mittelt1027102810291030. Ob und welche Informationen vermittelt werden, hängt von zahlreichen Faktoren ab, die in verschiedenen Untersuchungen identifiziert werden konnten1031103210331034.

Zum einen handelt es sich um Faktoren seitens des Arztes bzw. Apothekers wie die zeitliche Auslas-tung und die kommunikativen Fähigkeiten1016 1035. Eine Untersuchung in deutschen Apotheken durch Alte et al. konnte zudem einen Einfluss der fachlichen Qualifikation des Personals sowie der Größe der Apotheke auf die Beratungsqualität aufzeigen. Dabei konnte in kleineren Apotheken eine schlech-tere Qualität der Konsultation festgestellt werden1036. Zum anderen hat der Zustand und das Alter des Patienten oder sein Verhalten in der Konsultation mit dem Fachpersonal Einfluss auf die Art und den Umfang der erteilten Instruktionen1037 10381039. Stellten Patienten viele Fragen sowie äußerten sie sich bezüglich eventueller Zweifel oder Ängste, so hatte dies in einer von Street durchgeführten Studie einen positiven Einfluss auf den Umfang der erteilten ärztlichen Instruktionen1038. Auch der Verschrei-bungsstatus und die Anzahl der verordneten Arzneimittel sowie ob es sich um eine Erst- oder Folge-verordnung handelt, beeinflussen die an den Patienten vermittelten Hinweise1040 1041 10421043. Der Ein-fluss einer Folge- oder Erstverordnung konnte in einer von Wiederholt et al. durchgeführten Untersu-chung aufgezeigt werden, die auf einer Befragung von 2.135 Patienten zu deren letzten Verordnungen

basierte. Eine Folgeverordnung war in dieser Studie mit einem geringeren Umfang an Arzneimittel-informationen durch das U.S.-amerikanische Apothekenpersonal assoziiert1037.

Jedoch gibt es auch Patienten, die keine Instruktionen durch den Arzt oder Apotheker zum ver-ordneten oder erworbenen Arzneimittel erhalten1031 1037 1044. Diese Patienten sind folglich auf andere Informationsquellen zur Arzneimitteltherapie angewiesen. Beispielsweise ergab eine im Jahr 1990 publizierte Untersuchung von 327 Arzneimittelabgaben in 20 britischen Apotheken durch Hayes und Livingstone, dass eine Beratung zum Arzneimittel in 90 Prozent der untersuchten Apotheken bei mehr als der Hälfte der Patienten nicht stattgefunden hatte1045. Ebenso wurden in einer Studie aus den Jahren 2001 und 2002 in britischen Apotheken durch Cooper et al. bei 82 Prozent der in die Auswertung ein-bezogenen 747 Konsultationen keine Arzneimittelinformationen erteilt1046.

Auch in Untersuchungen ärztlicher Konsultationen wurden nicht alle Patienten zum verordneten Arzneimittel instruiert. Eine Befragung von 1.101 Patienten in den USA im Jahr 1979 durch Morris ergab, dass 19 Prozent der Patienten keine Information zum Arzneimittel erhalten hatten1047. In einer späteren Befragung von 1.025 Patienten durch Morris et al. in den USA waren immerhin 35 Prozent der Patienten durch den behandelnden Arzt nicht zum Arzneimittel beraten worden1048.

Jedoch aufgrund der Änderung rechtlicher Rahmenbedingungen konnte seit Anfang der 80er-Jahre ein Anstieg des Anteils der insbesondere in Apotheken informierten Patienten verzeichnet werden1048. So ergab eine Auswertung von 306 Konsultationen in U.S.-amerikanischen Apotheken aus dem Jahr 2004 durch Svarstad et al., dass lediglich 37 Prozent keine Hinweise zum Arzneimittel erhalten hatten1049. Die von Ärzten und Apothekern am häufigsten an den Patienten vermittelten Arzneimittelinforma-tionen betreffen gemäß Tabelle 19 und Tabelle 20 die Dosierung wie Hinweise zur Anwendungsdauer, Dosis und Anwendungshäufigkeit1050105110521053. Ärzte informieren den Patienten außerdem häufig über die Wirkung und Indikationen des Arzneimittels, aber auch zum Namen des Präparats733105110541055. Dagegen weniger häufig wird der Patient über Risiken der Arzneimitteltherapie aufgeklärt1017 1056 1057. Dies trifft insbesondere auf die möglichen Nebenwirkungen zu1058105910601061. Sofern Informationen zu Nebenwirkungen erteilt werden, betreffen diese gemäß einer Befragung von 277 Ärzten durch Krag et al. insbesondere häufig auftretende Nebenwirkungen unabhängig von deren Schweregrad1062.

Tabelle 19: Arzneimittelinformationen, die Patienten von Apothekern vermittelt wurden sowie deren Häufigkeit

Untersuchung Häufigkeit von Arzneimittelinformationen, über die Apothekenmitar-beiter die Patienten informierten

Autor Methodik Dosierung Risiken der Therapie Sonstige Informationen Nightingale,

S. L.1063

Befragung von 1.104 Patienten (div. Arzneimittel);

USA; 1982.

Dosis:

Häufigkeit der Anwendung:

25 % 26 %

Vorsichtsmaß-nahmen:

Nebenwirkungen:

16 % 11 % Schommer,

J. C.;

Wiederholt, J. B. 1042

Auswertung von 358 Konsultationen (diverse Arznei-mittel); USA; Stu-dienjahr unbekannt (Publikationsjahr 1996).

Dosierung (allgemein):

39 % Nebenwirkungen:

Interaktionen:

Kontra-indikationen:

25 % 4 % 3 %

Name (Präparat):

Indikation:

Wirkweise/

Therapieplan:

Kosten etc.:

Erfolgskontrolle der Therapie:

25 % 31 % 9 % 37 % 14 %

Tabelle 20: Arzneimittelinformationen, die Patienten von Ärzten vermittelt wurden sowie deren Häufigkeit

Untersuchung Häufigkeit von Arzneimittelinformationen, über die Ärzte die Patienten informierten

Autor Methodik Dosierung Risiken der Therapie Sonstige Informationen Tarn, D. M.

et al.1032

Auswertung von 185 Konsultationen (diverse Arznei-mittel); USA;

1999.

Anwen-dungsdauer:

Dosis:

Frequenz und Zeitpunkt:

34 % 55 % 58 %

Nebenwirkungen: 35 % Name (Präparat):

Wirkung des Arzneimittels:

74 % 87 %

Schildmann, J. et al.1064

Befragung von 75 psychiatrischen Patienten; Deutsch-land; Studienjahr unbekannt (Pub-likationsjahr 2003).

Nebenwirkungen und Risiken (allgemein):

50 % Name (Präparat):

Nutzen:

Alternative Therapiemöglich-keiten:

90 % 70 % 20 %

Jedoch ist das Bewusstsein des Fachpersonals im Hinblick auf die Relevanz der Risikoinformationen für den Patienten gestiegen, so dass Risiken der Arzneimitteltherapie seit Anfang der 80er-Jahre ten-denziell häufiger Bestandteil von Patientengesprächen sind1048. Beispielsweise waren bei immerhin 85 Prozent der 131 analysierten ärztlichen Konsultationen in einer U.S.-amerikanischen Studie von Young et al. aus den Jahren 2003 bis 2004 Informationen zu möglichen Nebenwirkungen erteilt worden1065. Auch in einer Untersuchung von Kooy et al. aus dem Jahr 2004 wurden am häufigsten Informationen zu Nebenwirkungen von den 198 befragten Apothekern an Patienten vermittelt1066.