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6  Inhaltliche Anforderungen der Patienten an die Packungsbeilagen

6.3  Informationen, die der Patient in der Packungsbeilage wünscht

Eine Befragung von 120 Personen durch Kepplinger und Weißbecker ergab, dass 57 Prozent der Be-fragten in der Packungsbeilage normalerweise alles genau durchlesen, während 40 Prozent der Perso-nen berichteten, nur das Wichtigste zu lesen1297. Auch in einer älteren Untersuchung von Siegel et al.

gaben immerhin etwa 76 Prozent der 303 Patienten, die Packungsbeilagen regelmäßig lesen, an, jede Zeile einer Packungsbeilage zu lesen1301.

Für das Lesen sowie das Unterlassen des Lesens der Packungsbeilage führen Patienten in Untersu-chungen verschiedene Gründe auf 10801210 1302 1303. 83 Prozent der von Vander Stichele et al. befragten Personen nannten als Grund für das Lesen die Sicherstellung einer sachgerechten Anwendung des Arzneimittels. Immerhin 57 Prozent wollten sich erhaltener Hinweise rückversichern und 50 Prozent der Befragten erhofften sich einen weiteren Informationsgewinn1261.

Als Grund für das Unterlassen des Lesens nannten die meisten Patienten in der Befragung durch Raynor und Knapp, dass sie die Packungsbeilage bereits bei einer früheren Anwendung gelesen hatten1295. In einer Befragung durch Nathan et al. wurde als Grund von den meisten Patienten die be-reits erfolgte Instruktion durch den Arzt angegeben, die ein Lesen der Packungsbeilage aus ihrer Sicht unnötig werden ließ. Als zweithäufigster Grund für das unterlassene Lesen wurde der Umfang der Packungsbeilage angegeben1293. Als weitere Gründe für das nicht erfolgte Lesen der Packungsbeilage wurden z.B. eine frühere Anwendung des Arzneimittels, die zu kleine Schrift sowie mangelnde Ver-ständlichkeit oder die mögliche Verängstigung durch Packungsbeilagen genannt91 11361179.

6.3 Informationen, die der Patient in der Packungsbeilage

Tabelle 26: Informationen, die der Patient mit der Packungsbeilage zum Arzneimittel erhalten möchte bzw. auf die er in Packungsbeilagen häufig zurückgreift

Information Folgende Angaben werden hierfür von den Patienten in Packungsbeilagen gewünscht zur richtigen

Anwendung des

Arzneimittels:

Art der Anwendung und Dosisintervalle108011971287

Übliche Dosis10801261und Zeitpunkt der Anwendung108011971287

Dauer der Anwendung11971261

Risiken einer Langzeitanwendungund erforderliche Kontrolluntersuchungen1113

Maßnahmen bei vergessener Anwendung des Arzneimittels und bei Überdosierung11131287

Informationen zu den Gefahren des Absetzens und Vorgehen beim Absetzen der Arznei-mitteltherapie und gegebenenfalls besondere Hinweise für bestimmte Patientengruppen1118 zu den

Risi-ken der Arzneimittel-therapie:

Nebenwirkungen12451292 1301 sowie geeignete Gegenmaßnahmen11131197 1245, insbesondere

Häufige Nebenwirkungen1287

Nebenwirkungen, die besondere/sofortige Maßnahmen erfordern11131287

Seltene schwerwiegende, aber auch seltene nicht schwerwiegende Nebenwirkungen1113

Kontraindikationen (z.B. Allergien, Schwangerschaft) und Maßnahmen12611287 1301

Arzneimittel und Nahrungsmittel, deren gleichzeitige Anwendung zu vermeiden ist10801287

Aktivitäten, die unterlassen werden sollten sowie Vorsichtsmaßnahmen1118

Einfluss auf alltägliche Tätigkeiten (inkl. Verkehrstüchtigkeit)11131197 zur richtigen

Lagerung/

Verfall:

Hinweis auf das Verfallsdatum/Dauer der Haltbarkeit und Anzeichen für eine Nichtver-wendbarkeit1118 1261 1292

Informationen zur richtigen Lagerung des Arzneimittels1197 zur Wirkung

des Arznei-mittels:

Bezeichnung des Arzneimittels11971245

Wirkstoffgehalt1118 Wirkmechanismus1261 Indikation111312611292

Nutzen der Arzneimitteltherapie11971245sowie Erfolgswahrscheinlichkeit1080

Überwachung des Therapieerfolges und Maßnahmen bei weiter bestehenden Beschwer-den11971287

Weitere Hinweise:

Hinweis, das Arzneimittel nicht an Dritte weiterzugeben11131287

Hinweis, den Arzt über alle weiteren angewendeten Arzneimittel zu informieren1113

Hinweis, die Packungsbeilage genau zu lesen1113, den Anweisungen der Packungsbeilage zu folgen und diese aufzubewahren11131287

Zusammensetzung des Arzneimittels10801261 1292

Darreichungsform und Menge1260

Verschreibungsstatus1118

Kontaktadresse bzw. Rufnummer des Herstellers1305

Stand der Information1118

Außerdem werden die Kontraindikationen sowie die möglichen Wechselwirkungen einer Arznei-mitteltherapie von den Patienten als wichtige Angaben in Packungsbeilagen angesehen1071 1235 1305. In der Studie von Fuchs et al. in Deutschland hatten die 835 befragten Patienten diese Angaben als sehr wichtige Informationen in Packungsbeilagen bewertet (Abbildung 21)1306.

Auch speziell in Packungsbeilagen wünschen die Patienten ausführliche und vollständige Informa-tionen zu Therapierisiken1105119713071308. In der Studie von Joubert und Lasagna in den USA wünschten etwa 81 Prozent der Patienten in Packungsbeilagen über eine mögliche Todesfolge bei be-stimmungsgemäßer Anwendung als eine mit einer Häufigkeit von weniger als einem von 100.000 Behandelten auftretende Nebenwirkungen informiert zu werden1105.

Auch die U.S.-amerikanische Untersuchung von Keown et al. ergab, dass die Mehrzahl der Befragten über sehr seltene Nebenwirkungen in Packungsbeilagen informiert werden möchten, selbst wenn diese

nur bei einem von 100.000 Behandelten auftreten1021. Die Mehrzahl der von Fisher et al. in den USA befragten Personen war an seltenen Nebenwirkungen weitgehend unabhängig vom Schweregrad inte-ressiert und etwa 78 Prozent wünschten auch die Angabe seltener nicht schwerwiegender Nebenwir-kungen in Packungsbeilagen1113.

Als vergleichsweise weniger wichtige Informationen in Packungsbeilagen werden die Zusammen-setzung des Arzneimittels und die Angaben zur Stoff- und Indikationsgruppe beurteilt1082 1292 13091310. Die von Rupf durchgeführte Befragung ergab, dass sich nur etwa sechs Prozent der 84 befragten Pati-enten besonders für die Zusammensetzung des Arzneimittels in Packungsbeilagen interessieren1191. In der britischen Untersuchung von Mottram und Reed wurde außerdem die Lagerung des Arzneimittels von den 80 Befragten als weniger wichtige Angabe in Packungsbeilagen beurteilt1071. Die 853 befrag-ten Patienbefrag-ten in der Studie von Fuchs et al. bewertebefrag-ten zudem den Hersteller und den pharmazeuti-schen Unternehmer als wenig wichtige Angabe in Packungsbeilagen (Abbildung 21)1311.

2,22 2,76 2,77

3,33 3,37 3,37

3,63 3,80

3,97 4,00 4,03 4,07

4,09

2,08 2,65 1,92

3,5 3,49 3,00

3,46 3,61

3,86 3,89 3,93

4,37 3,97

0 1 2 3 4 5

Hersteller Darreichungsform und Menge Stand der Information Zusammensetzung Lagerung Wirkstoffklasse Hinweise zu Anwendungsfehlern Nebenwirkungen Wechselwirkungen Vorsichtsmaßnahmen/ Warnhinweise Kontraindikationen Dosierungsanleitung Indikationen Pflichtangaben in Packungsbeilagen

Patienten Medizinisches und pharmazeutisches Fachpersonal

Durchschnittliche Bewertung der Pflichtangaben

Abbildung 21: Bewertung der Pflichtangaben deutscher Packungsbeilagen durch Patienten und medi-zinisches/pharmazeutisches Fachpersonal (Skalenbereich: 5= sehr wichtig bis 0= un-wichtig; n = 219 [Fachpersonal] und 855 [Patienten])10821311

Auch mögliche Hinweise zur Überdosierung werden als vergleichsweise weniger wichtige Informa-tionen in Packungsbeilagen bewertet, insbesondere wegen der darin enthaltenen, primär an den Arzt gerichteten Anweisungen1191 1309. Außerdem werden Hinweise auf die Darreichungsformen und Packungsgrößen in Packungsbeilagen als wenig wichtig bewertet1306.

Eine Befragung durch Fisher et al. in den USA ergab ferner, dass die verfügbaren Stärken sowie das Aussehen des Arzneimittels für die Befragten weniger wichtige Hinweise in Packungsbeilagen dar-stellten. Zudem wurde der Wirkmechanismus und die generische Bezeichnung als wenig hilfreiche beurteilt1113.