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4.1 Modelle zur telematischen Prognose der Verletzungsintensität

4.2.2 Indizierte Erste-Hilfe-Maßnahmen

Aufbauend auf den Verletzungen und dem pathophysiologischen Zustand wurden für jede Person in der ausgewerteten Datenmenge die indizierten Erste-Hilfe-Maßnahmen bestimmt. Die indizierten Erste-Hilfe-Maßnahmen sind die Maßnahmen, die aus retros-pektiver Betrachtung von einem Unfallzeugen hätten durchgeführt werden sollen. Bei

58GCS: Glasgow Coma Scale

n [%]1 n [%]2 n [%]3

Bewusstseinsstörung (leichtes/

mittelschweres SHT nach GCS)

182 11% 123 19% 305 13%

Bewusstseinsstörung (schweres/

schwerstes SHT nach GCS)

3 0% 48 8% 51 2%

Bewusstlosigkeit (SHT) 26 2% 121 19% 147 6%

Bewusstlosigkeit 27 2% 19 3% 46 2%

Atemstörung 2 0% 39 6% 41 2%

Atemstillstand 1 0% 29 5% 30 1%

Kreislaufstörung 21 1% 47 7% 68 3%

Herz-Kreislauf-Versagen 1 0% 29 5% 30 1%

Schock 7 0% 31 5% 38 2%

1 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2: 1.630)

2 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 3-5: 635)

3 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2-5: 2.265)

patho-physiologische Zustände MAIS 2 MAIS 3-5 MAIS 2-5

Ergebnisse 143

der Bestimmung der indizierten Maßnahmen wurde nicht berücksichtigt, ob ein Laie in der Unfallsituation in der Lage gewesen wäre, die Verletzungen und den Zustand der Person zu erkennen und daraus die erforderlichen Erste-Hilfe-Maßnahmen abzuleiten.

Da für die Bestimmung der indizierten Maßnahmen alle vorliegenden Verletzungen (AIS 1 bis 5) berücksichtigt wurden und nicht von jeder Verletzung eine vitale Gefähr-dung ausgeht, wurden die einzelnen Maßnahmen nach der Bedeutung (lebensrettend oder wichtig) für die Erstversorgung der Person bewertet (vgl. Kapitel 3.2.2).

Tabelle 40. Häufigkeit der indizierten Erste-Hilfe-Maßnahmen, unabhängig von der Bedeutung für die vitale Gefährdung

In Tabelle 40 ist für jede Maßnahme dargestellt, bei wievielen Personen diese Maß-nahme indiziert war. Die verletzten Personen wurden nach ihrem maximalen Verlet-zungsschweregrad in die Gruppen MAIS 2, MAIS 3 bis 5 und MAIS 2 bis 5 eingeteilt.

Die Tabelle ist absteigend nach der Häufigkeit der Maßnahmen in der Gruppe der MAIS 3 bis 5 verletzten Personen sortiert. In Tabelle 41 sind analog nur die als lebensrettend und in Tabelle 42 nur die als wichtig bewerteten Erste-Hilfe-Maßnahmen dargestellt.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

n [%]1 n [%]2 n [%]3

Schockzeichen prüfen 1619 99% 635 100% 2254 100%

Vitalfunktionen überwachen 1619 99% 635 100% 2254 100%

Wärmeerhaltung 269 17% 635 100% 904 40%

Wundverband Bein 777 48% 435 69% 1212 54%

Atemwege freimachen 344 21% 366 58% 710 31%

Wundverband Kopf 674 41% 350 55% 1024 45%

Bein fixieren 368 23% 320 50% 688 30%

Wundverband Rumpf 410 25% 297 47% 707 31%

Arm hochlagern 743 46% 289 46% 1032 46%

Wundverband Arm 743 46% 289 46% 1032 46%

Schocklage 42 3% 286 45% 328 14%

Arm fixieren 435 27% 193 30% 628 28%

Bein hochlagern 507 31% 151 24% 658 29%

stabile Seitenlage (beinseitig erhöht) 4 0% 124 20% 128 6%

Rumpf fixieren 38 2% 121 19% 159 7%

Rückenlage (Flachlagerung) 319 20% 117 18% 436 19%

Lagerung mit erhöhtem Oberkörper 944 58% 75 12% 1019 45%

CPR 1 0% 36 6% 37 2%

bestehende Lagerung nicht verändern 60 4% 20 3% 80 4%

Rückenlage mit Knierolle 27 2% 13 2% 40 2%

Amputat sichern 4 0% 12 2% 16 1%

Brandverletzung versorgen 0 0% 3 0% 3 0%

beliebige Lagerung, nicht stehend 170 10% 0 0% 170 8%

Person sitzend lagern 4 0% 0 0% 4 0%

stabile Seitenlage 8 0% 0 0% 8 0%

stabile Seitenlage (kopfseitig erhöht) 41 3% 0 0% 41 2%

1 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2: 1.630); 2 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 3 bis 5: 635)

3 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2-5: 2.265)

MAIS 2-5 MAIS 2 MAIS 3-5 LLLL

Die Maßnahmen Schockzeichen prüfen und Vitalfunktionen überwachen waren bei fast allen schwerverletzten Personen mit der Bewertung lebensrettend und bei fast allen Leichtverletzten mit der Bewertung wichtig indiziert. Dieses Ergebnis entspricht den Erwartungen, da diese beiden Diagnose-Maßnahmen zunächst von jedem Erst-Helfer durchgeführt werden sollten und der Ablauf aller weiteren Maßnahmen von den Ergeb-nissen dieser Erstdiagnose abhängen.

Tabelle 41. Häufigkeit der indizierten lebensrettenden Erste-Hilfe-Maßnahmen

Die Wärmeerhaltung als Maßnahme zur Schockvorbeugung war auch bei allen schwerverletzten Personen indiziert, sie wurde allerdings nur in 5% der Fälle als lebensrettend beurteilt. Diese Fälle entsprechen den Personen, bei denen der Schockzu-stand eingetreten ist. In allen anderen Fällen wurde die Maßnahme als wichtig bewertet.

Bei den Leichtverletzten war diese Maßnahme bei 17% erforderlich und wurde in nur 7 Fällen aufgrund eines vorliegenden Schockzustandes als lebensrettend angesehen.

Die Sicherung der Atemwege (Atemwege freimachen) wurde bei allen Personen als indiziert gewertet, bei denen eine Bewusstseinsstörung, eine Atemstörung, ein

Herz-Erste-Hilfe-Maßnahmen,

lebensrettend n [%]1 n [%]2 n [%]3

Schockzeichen prüfen 60 4% 610 96% 670 30%

Vitalfunktionen überwachen 60 4% 610 96% 670 30%

Atemwege freimachen 56 3% 339 53% 395 17%

Wundverband Bein 0 0% 276 43% 276 12%

Schocklage 4 0% 261 41% 265 12%

Wundverband Kopf 0 0% 194 31% 194 9%

stabile Seitenlage (beinseitig erhöht) 4 0% 124 20% 128 6%

Rückenlage (Flachlagerung) 3 0% 117 18% 120 5%

Lagerung mit erhöhtem Oberkörper 0 0% 75 12% 75 3%

Wundverband Arm 0 0% 71 11% 71 3%

Rumpf fixieren 0 0% 45 7% 45 2%

CPR 1 0% 36 6% 37 2%

Wärmeerhaltung 7 0% 33 5% 40 2%

bestehende Lagerung nicht verändern 0 0% 20 3% 20 1%

Rückenlage mit Knierolle 0 0% 13 2% 13 1%

Bein hochlagern 0 0% 9 1% 9 0%

Wundverband Rumpf 0 0% 4 1% 4 0%

Brandverletzung versorgen 0 0% 2 0% 2 0%

Arm hochlagern 0 0% 2 0% 2 0%

stabile Seitenlage (kopfseitig erhöht) 41 3% 0 0% 41 2%

stabile Seitenlage 8 0% 0 0% 8 0%

Amputat sichern 0 0% 0 0% 0 0%

Arm fixieren 0 0% 0 0% 0 0%

Bein fixieren 0 0% 0 0% 0 0%

beliebige Lagerung, nicht stehend 0 0% 0 0% 0 0%

Person sitzend lagern 0 0% 0 0% 0 0%

1 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2: 1.630)

2Prozent von Anzahl Personen (MAIS 3 bis 5: 635)

3 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2-5: 2.265)

MAIS 2 MAIS 3-5 LLLL MAIS 2-5

Ergebnisse 145

Kreislauf-Versagen, eine Schädel-Hirn-Verletzung, eine Gehirnerschütterung oder innere Hals- bzw. Brustkorbverletzungen vorlagen. Dies war bei 58% der schwerver-letzten und bei 21% der leichtverschwerver-letzten Personen der Fall. Die Maßnahme wurde bei fast allen Schwerverletzten, bei denen sie indiziert war auch als lebensrettend bewertet (53%), während sie bei fast allen Leichtverletzten mit entsprechender Indikation nur als wichtig beurteilt wurde.

Tabelle 42. Häufigkeit der indizierten wichtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen

Fast die Hälfte aller schwerverletzten Personen (43%) wies eine schwere Verletzung am Bein auf (vgl. Tabelle 37). Der größte Teil davon hat eine knöcherne Verletzung am Bein (41%) erlitten. Dementsprechend wurde die Maßnahme Wundverband am Bein als wichtigste Maßnahme zur Wundversorgung bewertet. Diese Maßnahme ist bei ins-gesamt 69% aller Schwerverletzten und 48% aller Leichtverletzten erforderlich und wurde bei 43% der Schwerverletzten als lebensrettend bewertet. Die Maßnahmen Wundverband Kopf, Wundverband Rumpf und Wundverband Arm sind bei rund der Hälfte (55%, 47% und 46%) der schwerverletzten Personen indiziert. Als lebensrettend wurde der Wundverband Kopf bei 31% und der Wundverband Arm bei 11% der

Erste-Hilfe-Maßnahmen

wichtig n [%]1 n [%]2 n [%]3

Wärmeerhaltung 262 16% 602 95% 864 38%

Bein fixieren 368 23% 320 50% 688 30%

Wundverband Rumpf 410 25% 293 46% 703 31%

Arm hochlagern 743 46% 287 45% 1030 45%

Wundverband Arm 743 46% 218 34% 961 42%

Arm fixieren 435 27% 193 30% 628 28%

Wundverband Bein 777 48% 159 25% 936 41%

Wundverband Kopf 674 41% 156 25% 830 37%

Bein hochlagern 507 31% 142 22% 649 29%

Rumpf fixieren 38 2% 76 12% 114 5%

Atemwege freimachen 288 18% 27 4% 315 14%

Schockzeichen prüfen 1559 96% 25 4% 1584 70%

Vitalfunktionen überwachen 1559 96% 25 4% 1584 70%

Schocklage 38 2% 25 4% 63 3%

Amputat sichern 4 0% 12 2% 16 1%

Brandverletzung versorgen 0 0% 1 0% 1 0%

Lagerung mit erhöhtem Oberkörper 944 58% 0 0% 944 42%

Rückenlage (Flachlagerung) 316 19% 0 0% 316 14%

beliebige Lagerung, nicht stehend 170 10% 0 0% 170 8%

bestehende Lagerung nicht verändern 60 4% 0 0% 60 3%

Rückenlage mit Knierolle 27 2% 0 0% 27 1%

Person sitzend lagern 4 0% 0 0% 4 0%

CPR 0 0% 0 0% 0 0%

stabile Seitenlage 0 0% 0 0% 0 0%

stabile Seitenlage (beinseitig erhöht) 0 0% 0 0% 0 0%

stabile Seitenlage (kopfseitig erhöht) 0 0% 0 0% 0 0%

1 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2: 1.630)

2Prozent von Anzahl Personen (MAIS 3 bis 5: 635)

3 Prozent von Anzahl Personen (MAIS 2-5: 2.265)

MAIS 2 MAIS 3-5 LLLL MAIS 2-5

schwerverletzten Personen eingeschätzt. Der Wundverband Rumpf wurde in nur 4 Fäl-len (1%) als lebensrettende Maßnahme gewertet. Die Hochlagerung von Extremitäten wurde zwar in vielen Fällen als sinnvolle (wichtige) Maßname bewertet, doch in nur sehr wenigen Fällen wurde ihr die Bewertung lebensrettend zugewiesen. Diese Maß-nahme kann als ergänzende MaßMaß-nahme zum Wundverband angesehen werden.

Eine Herz-Lungen-Wiederbelebung (Cardiopulmonary Resuscitation, CPR) war bei 6% der Schwerverletzten und bei einer leichtverletzten Person indiziert. Im Vergleich zu dem gesamten Spektrum an Maßnahmen, die zur Erstversorgung der schwerverletz-ten Unfallopfer von Laien durchzuführen sind, war CPR damit nur relativ selschwerverletz-ten indi-ziert. Dennoch sollte die Bedeutung dieser Maßnahme nicht unterschätzt werden, da ihr Unterbleiben die Überlebensaussichten der Unfallopfer erheblich verringert.

Für jede Person wurde aufgrund der vorliegenden Verletzungen und ihres pathophy-siologischen Zustandes die Art der indizierten Lagerung bestimmt. Die Abbildung 39 zeigt die relative Häufigkeit der indizierten Lagerungen getrennt nach leicht- und schwerverletzten Personen.59

In der Gruppe der schwerverletzten Personen war in fast der Hälfte der Fälle (45%) aufgrund einer Schockgefahr die Schocklagerung erforderlich, während für die andere Hälfte der Fälle die stabile Seitenlagerung mit beinseitiger Erhöhung (20%), die Rückenlage (18%) und die Lagerung mit erhöhtem Oberkörper (12%) indiziert waren.

Verletzungen der Wirbelsäule traten bei Personen, die nicht unbedingt zur Sicherung der Vitalfunktionen in die stabile Seitenlage gebracht werden sollten, selten auf. In nur 3%

der Fälle sollte bei den Schwerverletzten die Lagerung zur Verhinderung weiterer Ver-letzungen nicht verändert werden. Bei schwerverletzten Personen wurde in insgesamt 96% der Fälle die richtige Lagerung als lebensrettend beurteilt.

59Die Häufigkeit in Abbildung 39 entspricht den Werten der Tabelle 40.

Ergebnisse 147

Abb. 39.Art der indizierten Lagerung bei leichtverletzten (links) und schwerverletzten (rechts) Personen

Bei den leichtverletzten Personen spielt aufgrund der geringeren vitalen Gefährdung die richtige Lagerung eine geringere Rolle. Für den größten Anteil der Leichtverletzten (58%) war die Lagerung mit erhöhtem Oberkörper indiziert. In die Rückenlage sollten 20% und in eine beliebige Lagerung (nur nicht stehend) 10% der leichtverletzten Perso-nen gebracht werden. Die anderen Lagerungsarten waren von untergeordneter Bedeu-tung.

4.2.3 Vergleich zwischen indizierten und von Laien