• Keine Ergebnisse gefunden

Imaginatio in der Renaissance

Im Dokument DISSERTATION / DOCTORAL THESIS (Seite 105-112)

Die Tätigkeit des Geistes bei Ficino ähnelt der Blutzirkulation, die nicht nur innerhalb des menschlichen Körpers wirkt, sondern auch die Außenwelt mithilfe der Bilder dem Körper mitteilt. Die Bilder werden aus der Außenwelt durch den Geist weitergeleitet, die Seele nimmt sie entgegen, bearbeitet und bildet ihre Urteile über die körperliche Welt. Man kann ahnen, dass damit die ideelen Bilder und Formen gemeint sind, die er Einbildungskraft und Phantasie nennt.

Im Allgemeinen sieht es fast bei allen Magier-Philosophen gleich aus: Der Geist ist ein transparenter, feiner, warmer Fluid, ensteht durch das Blut oder seine Zirkulation. Geist und Seele spielen die wichtigste Rolle in der Entstehung der Bilder der Phantasie.

Im Werk „Über die Liebe“ ist Ficinos Beschreibung des Menschen aus drei Teilen bestehend:

Seele, Geist und Leib, wobei Seele und Leib mithilfe des Geistes verbunden wären. Hier ist die Beschreibung des Geistes:

Dieser ist ein äußerst feiner und durchsichtiger Dunst, der durch die Wärme des Herzens aus dem dünnsten Teile des Blutes entsteht. Von dort aus verbreitet er sich durch alle Glieder, nimmt die Kräfte der Seele auf und teilt sie dem Körper mit. Andererseits nimmt er mittels der Sinneswerkzeuge die Bilder der Körper der Außenwelt auf, die in der Seele nicht haften können, weil diese als unkörperliche Substanz, die höherrangig als die Körper ist, von ihnen nicht durch Aufnahme der Abbilder unmittelbar geformt werden kann.286

Alle Magier haben Überlegungen über die Bilder und ihre Kollaboration mit der Seele und dem Körper niedergeschrieben. Der eigentliche Sinn und Bedeutung dieser Schriften ist auch die Unabdingbarkeit der Bilder für die Magie. Die Rede war nicht immer von imaginären Bildern, es wurde auch über die wahren, materiellen Bilder gesprochen. Da es keine Fotografie gab, musste man sie aus verschiedenen Stoffen anfertigen. Einer der zugänglichen Stoffe war Wachs, obgleich genauso auch Leim etc. benutzt wurde. Der Magier fertigte ein Bild an und manipulierte es mithilfe seiner eigenen Imagination und der Kenntnis des Menschen, dem das Bild galt, oder nach einer Beschreibung von ihm etc. Der große Paracelsus beschreibt einen solchen Fall:

286 Ficino, Über die Liebe oder Platons Gastmahl, Felix Meiner Verlag, Herausgeber P. R. Blum, Felix Meiner, Hamburg, 2014, S.100.

106

Euch ist gut wissen, daß die bilder, so auß wachs gemacht werden, nach dem willen deß geists widereinandern, und darnach dieselbigen bilder, so sie vergraben werden, und mit steinen beschwert, das derselbige mensch, wider welchen dasselbig gemacht ist, groß beschwerung tregt an den orten, da die stein ligend, und genist nit als lang, biß das bild erlediget wirdt, so ist er auch erlediget. – Nun mercken auch: wird demselbigen bild ein bein gebrochen, so geschicht derselbig bruch dem menschen auch, wider das es gemacht ist: deßgleichen, stich, wunden, und anders. Auff diß exempel merckend die ursachen, und die also. – Ihr wissen die krafft der nigromancey, auß welcher dieses ein ursprung nimpt, dz die nigromancia vermag, gesicht zumachen, also ob ein ding also sey, daß nit also ist: aber sie vermag nit den leib zuleidigen, es sey dann sach, daß der geist deß andern menschen durch disen geist geletzt werde. 287

Hiermit spielt das Bild oder eine Wachskreation die Rolle eines medialen Artefakts, welches verbindet, damit wird die Imagination angekurbelt, das Band, die spezielle Verbindung zwischen dem Magier und dem „Zuverzaubernden“, herzustellen. Nur durch ein Medium kann die Magie die Wirkung entfalten und an erster Stelle wird die Imagination genannt, die wiederum durch Gegenstände, Bilder, Geräusche, Düfte stimuliert wird, um unsere Gedanken an den „Zubezaubernden“ und mit ihm verbundene Gefühle zu verstärken, meint der andere Magier Giordano Bruno:

So, indeed, there are many things which stealthily pass through the eyes and capture and continuously intrude upon the spirit up to the point of the death of the soul, even though they do not cause as much awareness as do less significant things. For example, seeing certain gestures or emotions or actions can move us to tears. And the souls of some faint at the sight of the spilling of another’s blood or in observing the dissection of a cadaver.

There is no other cause of this than a feeling which binds through vision. Fourthly, the bondings arising from imagination. The role of the imagination is to receive images derived from the senses and to preserve, combine and divide them. This happens in two ways. First, it occurs by the free creative choice of the person who imagines, for example, poets, painters, story writers and all who combine images in some organized way. Second, it occurs without such deliberate choice. The latter also happens in two ways: either through some other cause which chooses and selects, or through an external agent. The latter, again, is On magic […] twofold. Sometimes the agent is mediated, as when a man uses sounds or appearances to bring about stimulations through the eyes or ears. And sometimes the agent is unmediated, as when a spirit, rational soul or demon acts on the imagination of someone, asleep or awake, to produce internal images in such a way that something seems to have been apprehended by the external senses.

Consequently, some possessed people seem to see certain sights and hear […]288

Die Gefühle, die gefühlten Reaktionen, spielen eine große Rolle bei der magischen Operation, der Gefühlszustand des Magiers spielt eine signifikante Rolle; abgesehen von dem

287Paracelsus, Volumen Medicinae Paramirum Theophrasti de Medica Industria, Volumen Paramirum S. 39.

288Bruno, On Magic.

107

sehnlichsten Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, muss der Zauberer auch in seinen eigenen (persönlichen) Gedanken gut eingestellt sein, da auch seine Gefühlswelt in der magischen Operation mitspielt. Der Erfolg der Operation hängt von seinen Wünschen und Gedanken ab. Die Bilder aus Wachs werden gemacht, um die Phantasie zu unterstützen und den Willen zu konzentrieren. Paracelsus meint, dass ein Magier, der einen Feind verletzen will, dies durch ein Medium wie Wachsbilder tun kann; die Hilfe des medialen Artefakts ist nicht zu unterschätzen, wie wir sehen. Auf diese Weise ist es möglich, meint Pracelsus, dass der Geist des Magiers ohne Schwert oder sonstige Waffen einen anderen Menschen, einen Feind, einfach nur durch die Tätigkeit seines Willens töten oder verwunden kann.

Es ist ferner möglich, dass der Magier den Geist seines Feindes in ein Bild „bringt“ und ihn danach dem Wunsch des Magiers entsprechend verletzt, lähmt oder heilt, und das in Wirklichkeit den Körper dieses Feindes entsprechend verletzt oder heilt. Die Macht des Willens ist der wichtigste Punkt in der Medizin, sagt der große Magier. Ein Mann, der allen Gutes wünscht, wird gute Ergebnisse erzielen. Einer, der voller Hass ist, wird an seiner eigenen Person die Wirkungen seiner bösen Gedanken erfahren. Hier ist offensichtlich das Bumerangprinzip angesprochen, das wir auch aus der Bibel kennen. Durch Bilder kann der Magier die Person, die sie darstellen, verfluchen, und Krankheiten wie Fieber, Epilepsie, Apoplexie, etc. hervorrufen: die Schulmediziner kennen nur einen sehr kleinen Teil der Macht des Willens. Der Wille (des Magiers) ist imstande Kräfte hervorzurufen, die dem Operator blindlings gehorchen.

As to images of wax (which are made for the purpose of assisting the imagination and concentrating the will), I will tell you that, if person desires to injure an enemy, he may do so through some medium; i.e., a vehicle. In this way it is possible that my spirit, without the assistance of my body and without a sword, can kill or wound another person simply by the action of my will. It is furthermore possible that I may bring the spirit of my enemy into an image, and afterwards injure or lame him in the image according to my will, and that the body of that enemy will be correspondingly injured or lamed thereby. The power of the will is the main point in medicine. A man who wishes every one well will produce good effects. One who begrudges everybody everything good, and is full of hate, will experience on his own person the effects of his evil thoughts. Images may be cursed, and diseases such as fevers, epilepsy, apoplexy, etc. - thereby be caused to the persons whom those images are made to represent. I am speaking seriously. Our physicians know only a very small part of the power of the will.

The will creates spirits (forces) that have nothing to do with reasoning but obey blindly.289

289Paracelsus, Volumen Paramirum, Tract, IV.Kap. VIII.

108

Wie das Gute, wäre es genauso möglich, das Böse durch die Imagination zu vollbringen. Wie ein zweischneidiges Schwert ergreift das Böse Besitz von einem, sobald man es sich vorzustellen zulässt. Vor allem in seinen Schriften vom Teufel und Warnungen vor ihm schreibt der Philosoph über die Imagination: „Nun aber von dem wachen solt ir also versten, als wollte Petrus sagen: habt ein guten aufrichtigen retlichen wandel, seid munter, nit kleinmütig, habt nit böse gedanken oder fantasei, bildet euch den teufel nicht ein, lasset die imagination in diesem nicht raum noch plaz haben bei euch. dan also seind ser vil besessen worden vom teufel, daran ir eigensinnige böse gedanken und ire imagination an schuldig ist gewesen.“290

Paracelsus ist auf dem „richtigen“ Weg, er verbindet die Imagination und Fantasie mit der menschlichen Psyche und legt die Kraft in die Hand des Menschen. Der Mensch kann sich selbst vom Bösen befreien, indem er sich etwas anderes, in dem Fall von Paracelsus Gott, einbildet. Er schlägt vor, eine Art der Besessenheit durch eine andere zu „ersetzen“. Das ist eine Entdeckung, die erst im 20. Jahrhundert die Psychologie beschäftigen wird.

Auch wenn er über die heilende Kraft der Musik schreibt, schreibt er damit über die Heilung mithilfe der Musik von „melancholy and fantasy, disorders that ultimately make them desparate and solitary“. Hier klingt die Fantasie, als ob sie eine Art Krankheit wäre, die die Musik zu heilen vermag. Es ist verständlich, dass es damit die negative Fantasterei gemeint ist, mit der man sich selbst zu schaden imstande ist.

Die Hellseher, die die Zukunft vorhersagen können, haben auch eine hohe Stellung bei Paracelsus, er beschreibt begeistert, und sein Akzent wird auf die Fähigkeit der Imagination und Glauben gelegt: „For the students of these arts devoted their time to inner contemplation and faith, and by such means they discovered and proved many great things. But the men of today have no longer such capacity for imagination and faith.”291 Somit bringt er die Künste des Wahrsagens in Verbindung mit der Imagination.

Bruno beschreibt in seiner Magie die Arten der Bannkraft und des Bannens. Es sieht so aus, als ob das nur eine nichts bedeutende Tarnung wäre. Darüber, wie man etwas bewirkt, soll der Leser im Werk nichts vorfinden, nur dass man etwas bewirken und den Anderen in eigenen Bann ziehen kann, soll man erfahren.

290 Hohenheim, Theophrast von, gen. Paracelsus, Sämtliche Werke, I Abteilung, Medizinische Naturwissenschaftliche und philosophische Schriften, Hrsg. Karl Sudhoff, 14. Band, Druck und Verlag R. von Oldenburg, München und Berlin 1933, S. 533.

291 Paracelsus, Selected writings, Copyright 1951, Copyright 1958, by Bollingen Foundation Inc., New York, N.Y., Pp.133.

109

Erst wenn der Leser seine Umbris Idearum kennenlernt, weiß er, was unter der Kurzformel:

“Dies ist es, von dem die Platoniker sagen, dass es, während es bannt, den Verstand mit der Ordnung der Ideen ausstattet, die Seele mit der Reihenfolge der Seinswesen und zahlreichen Mitteilungen erfüllt, die Natur mit verschiedenen Samen befruchtet und die Materie durch unzählige verschiedene Zustandsformen gestaltet. Alles belebt es, mäßigt es, erfreut es, regt es an. Alles ordnet es, bringt es hervor, lenkt es, zieht es an, entflammt es[…].“ 292

Als eine wichtige bannende Kraft nennt er die Wahrnehmungsfähigkeit, nur diejenigen, die fühlen können, die einen Sinn für die Schönheit entwickelt haben und diejenigen, für die Annehmlichkeiten und das Gute wichtig sind und Bedeutung haben, können auch etwas zaubern.

Consider that the world is composed of parts with unequal beauty. In this variety therefore, beauty is made manifest, and the whole of its beauty consists of variety. It follows that shadow images and imperfect images: because actual images have variety, but shadows, which are bounded by the extrinsic figures, have no variation of their own. I would say that the shadow, as a shadow, is only what it is, except what it receives in a particular case.293

In Vinculis in genere erklärt er, wie das Bannen generell funktioniert und in anderen Werken, wie Heroici furori, kommen die Erklärungen, wie man die Kreise lesen sollte. So hat Yates Recht, wenn sie schreibt, dass die Werke Brunos zusammenhängen, ich werde nur ein wenig korrigieren, nicht nur die 5 von Yates genannten Werke,294 sondern alle Werke Brunos zusammen ergeben ein Bild dessen, was der Magier sagen möchte. In den Kreisen der Gelehrten, die sich mit der Magie beschäftigten, war immer die Überzeugung stark, dass die Geheimnisse nicht in die falschen Hände gelangen dürfen, das galt sowohl in den Zeiten des Altertums, als auch in der Renaissance. Daher gibt uns Bruno sein Wissen in einer verschleierten Form weiter.

De umbris idearum legt uns nahe, dass Bruno sich sehr intensiv auch mit der Kaballa auseinandergesetzt hat. Seine Erklärungen zu Buchstaben und Zahlen, die er sehr praktisch orientiert darstellt, zeigen, dass er die Gematria, Notarikon und Temurah kennt sehr gut. Es ist gut vorstellbar, dass die Mnemonischen Kreise für die Wahrsagekunst verwendbar wären. Es

292 Bruno, Giordano, Die Magie, Übersetzung von Erika Rojas.

293 Bruno, Giordano, De Umbris Idearum, Translation and Introduction 2013 by Scott Gosnell, Amazon Create Space/Kindle Direct Publishing, S. 21.

294 Yates, Frances, Selected Works, VolumeIII, The art of memory, First published 1966 by Routledge & Kegan Paul, reprinted by Routledge, London and New York 1999, S. 200-201.

110

ist zu beachten, dass die Beschreibungen immer viele Möglichkeiten der Auslegungen haben, dass eine Art all in one, oder all inclusive System besteht, mit dem man sich das System einprägt und es so zum Lesen der Zukunft und zu ihrer Veränderung verwenden kann.

“One can act on the inferior world, change the stellar influence on it, if one knows how to arrange and manipulate the star- images. In fact the star–images are the shadows of ideas, shadows of reality which are nearer to reality than the physical shadows in the lower world.”295

Will er dem Menschen damit den freien Willen in die Hand legen? Will Bruno damit sagen, wenn wir die Ideen anders zusammenlegen, können wir Herr über uns und unser Schicksal werden? Muss der „machtlose“ Mensch nur erkennen, dass er „groß“ gedacht und erschaffen wurde? Indem er alles durch sein Gedächtnis, dem die größte Rolle übertragen ist, einordnet und sich einzuprägen lernt, öffnen sich die Tore der Freiheit. Man ist dann der Herrscher seines Schicksals und vor allem seiner selbst. Der Mensch kann sich und sein Schicksal formen. Damit nähert er sich der Idee Picos „Wir können selbst wählen, was wir sein möchten“. Es ist das Ziel, so frei zu sein, um jemand zu werden, der es versteht, wer er wirklich ist und wer er werden kann.

Mit der genauen Untersuchung des „Instruments“, wie Bruno unser Organ der Imagination nennt, soll uns klar gemacht werden, dass es nichts Geheimes ist, sondern etwas, worüber man sich klare Vorstellungen schaffen soll und kann. Das sind ziemlich offensichtliche Ergebnisse: „ […] we are unable to hold many things at the same time; we cannot imagine many things simultaneously.”296

Das Instrument wird durch seine Aktionen erkannt. Es sind zwei Fähigkeiten: Visualisierung und Gedächtnis, oder anders genannt, das Erinnerungsvermögen und die Vorstellungskraft.

Man nimmt sie als eins wahr, obwohl es in Wirklichkeit zwei Fähigkeiten sind, die in einem Organ vereint sind. Er vergleicht die Imagination mit einem Maler, der etwas an der Wand zeichnet (Anspielung auf die Tabula rasa? Anm. des Verf.), das Bild beinhaltet die Erinnerung an seine Absicht, indem das Organ seinen Auftrag behält, oder das Ergebnis dieser Information.

295 Bruno, Art of memory: The secret of shadow, S.216.

296 Giordano Bruno, De Umbris Idearum, Translation and Introduction 2013 by Scott Gosnell, Amazon Create Space/Kindle Direct Publishing, S. 46.

111

Sein Umbris kann man auf zwei Arten betrachten: einerseits als eine Vorstufe zur modernen Optik, er schreibt von Licht und Schatten, wie beträchtlich das unser Wahrnehmungsvermögen beeinflussen kann. Seine Beobachtungen sind sicherlich so großartig, dass sie sich an Erfindungen des 20. Jahrhunderts annähern, andererseits ist sein Anliegen nicht die Physik, oder besser gesagt, nicht nur die Physik. Die physikalischen Gesetze und die physikalische Welt sollen lediglich für die Erklärung der göttlichen dienen.

Das Göttliche aber ist dem Menschen nicht offenbar, es ist so sehr verschleiert, dass man es sich immer entschleiern muss, um es zu erkennen. Wir können das Göttliche nicht begreifen, seiner nicht habhaft werden, wenn es nicht schön in den Schatten gewickelt ist. Die nackte Wahrheit im Sinne des Göttlichen kann ein Mensch schwer erfahren. Die Künste dienen uns dazu, das Göttliche aufzunehmen.

Nature gives us the forms wrapped up before revealing them. Similarly, God pursues a similar way of divine order and dignity with regard to the arts. Therefore, even if it seems arduous to use shadows in this manner, if anyone suspects that this is but vain foolishness to access light from shadow, they should know that the flaw is not with the shadow. They should understand that it is easier to grasp something wrapped up that one could not capture naked.297

Wir brauchen Zeit und Abstand vom puren Licht des Göttlichen, wir brauchen die Schatten, um das Licht begreifen zu können, meint der Philosoph, sonst werden wir Schaden und Schmerz erleiden, wenn wir uns schnell Gott zuwenden, oder zugewendet werden, das Licht kann uns verblenden und verbrennen. Mit dem Schatten wird immer der Platonische Schatten gemeint, der auch bei allen Platonikern und Neuplatonikern vorkommt298:

Stelle dir, sagt er, eine Höhle unter der Erde vor, und in ihr Menschen, die von Kindheit an hier aufwuchsen und die, festgebunden am Hals, mit auf den Rücken gebundenen Händen und Füßen, die an Säulen gefesselt sind, so daß sie sich überhaupt nicht bewegen können und nichts anderes sehen können als das, was vor dem ihnen aufgezwungenen Blick an einem Teil der Höhle erscheint. Hinter ihnen in der Höhe ist ein Lampe angezündet, und zwischen dieser Lampe und den Gefesselten gehen viele andere Leute herum und sprechen miteinander und tragen dabei in den Händen die Abbilder verschiedener Bäume und Tiere. Weil sie also so gefesselt sind, werden sie in Wirklichkeit niemals weder sich selbst noch etwas anderes von dem, was wir nannten, sehen, sondern nur die Schatten von sich und den anderen Dingen, die wegen des in

Stelle dir, sagt er, eine Höhle unter der Erde vor, und in ihr Menschen, die von Kindheit an hier aufwuchsen und die, festgebunden am Hals, mit auf den Rücken gebundenen Händen und Füßen, die an Säulen gefesselt sind, so daß sie sich überhaupt nicht bewegen können und nichts anderes sehen können als das, was vor dem ihnen aufgezwungenen Blick an einem Teil der Höhle erscheint. Hinter ihnen in der Höhe ist ein Lampe angezündet, und zwischen dieser Lampe und den Gefesselten gehen viele andere Leute herum und sprechen miteinander und tragen dabei in den Händen die Abbilder verschiedener Bäume und Tiere. Weil sie also so gefesselt sind, werden sie in Wirklichkeit niemals weder sich selbst noch etwas anderes von dem, was wir nannten, sehen, sondern nur die Schatten von sich und den anderen Dingen, die wegen des in

Im Dokument DISSERTATION / DOCTORAL THESIS (Seite 105-112)