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In den Kapiteln 1.2.3.1 bis 1.2.3.4 wurden verschiedene M¨oglichkeiten entwicklungsdyna-mischer Effekte f¨ur die Zufriedenheit im h¨oheren Alter diskutiert und theoretisch begr¨undet – es sind dieses die Hypothesen, die mit der nachfolgend dargestellten empirischen Unter-suchung ¨uberpr¨uft werden sollen:

I Kohorteneffekthypothese (vgl. Kapitel 1.2.3.1): M¨oglicherweise sind die heute

¨alteren Menschen

mit weniger zufrieden“. Alterskorrelierte intraindividuelle Zufrieden-heitsverluste k¨onnten dann die Regel sein, jedoch in querschnittlichen Vergleichen von Altersgruppen lediglich dazu f¨uhren, daß keine Mittelwertsdifferenzen zwischen den Al-tersgruppen sichtbar werden, da j¨ungere Gruppen sozusagen auf niederem Zufriedenheits-niveau gestartet sind, jedoch noch geringere Verluste erlitten haben. Mit anderen Worten:

Kohorteneffekte und alterskorrelierte Zufriedenheitsverluste k¨onnten sich in querschnitt-lichen Vergleichen wechselseitig in der Weise neutralisieren, wie es schematisch in Ab-bildung 1.1 dargestellt wurde.

I Gewinner-und-Verlierer-Hypothese (vgl. Kapitel 1.2.3.2): M¨oglicherweise stellt das Erreichen der Hochaltrigkeit per se einen positiven Pr¨adiktor f¨ur Zufriedenheit dar.

Erwartungen vielf¨altiger Einbußen und Verschlechterungen objektiver Lebensumst¨ande

k¨onnten h¨aufig zu einer Art von positivem

”Uberraschungseffekt“ f¨uhren. D.h. aufgrund¨ negativer Altersstereotype k¨onnte es zu entsprechend niedrigen Adjustierungen internaler Soll-Zust¨ande kommen, die von der Realit¨at eher ¨uberboten werden, so lange Verschlech-terungen nicht in dem erwarteten Ausmaß eintreten. Im letzteren Falle aber k¨ame es dann doch zu Zufriedenheitsverlusten, so daß es in der Gruppe Hochaltriger sozusagen h¨aufig Gewinner und Verlierer der Zufriedenheit g¨abe, die sich hinsichtlich der zentralen Ten-denz wechselseitig neutralisieren, was wiederum die Mittelwertsstabilit¨at in Altersgrup-penvergleichen erkl¨aren w¨urde. Allerdings m¨ußte auf diese Weise auch die Streuung von Zufriedenheitswerten mit dem Alter steigen (vgl. Abbildung 1.2).

I Hypothese allgemeiner Merkmalsstabilit¨at (vgl. Kapitel 1.2.3.3): M¨oglicherweise sind die kognitiven Komponenten des SWB ganz allgemein (d.h. in jedem Lebensalter) intraindividuell so stabil, daß im h¨oheren Lebensalter geh¨aufte Verlusterlebnisse nicht zu dramatischen Zufriedenheitsverlusten f¨uhren. Theoretisch begr¨undbar ist dieses mit einer Trait-Abh¨angigkeit und v.a. mit einer allgemeinen Adaptivit¨at von Zufriedenheitsurteilen, welche sozusagen intraindividuelle Stabilit¨at

”auf lange Sicht“ bedingt, ungeachtet kurz-fristiger Ausschl¨age in Reaktion auf abrupte Ver¨anderungen objektiver Lebensumst¨ande.

I Hypothese erh¨ohter Merkmalsstabilit¨at (vgl. Kapitel 1.2.3.4): M¨oglicherweise werden Zufriedenheitsurteile im h¨oheren Lebensalter intraindividuell stabiler. Dieses k¨onn-te z.B. f¨ur weitgehend bereichsunspezifische, globalere Zufriedenheitsbewertungen infol-ge einer st¨arker retrospektiven Perspektive, die das Urteil weniinfol-ger an aktuelle Entwicklun-gen kn¨upft, oder aufgrund einer mit wachsender Lebenserfahrung verst¨arkten Kompetenz zur adaptiven Regulierung kritischer Lebensereignisse der Fall sein.

Diese Hypothesen sind logisch nicht strikt miteinander verkn¨upft in dem Sinne, daß es sich dabei um wechselseitig ausschließliche Alternativerkl¨arungen des Ph¨anomens einer h¨aufig vorgefundenen paradoxen Mittelwertsstabilit¨at der Lebenszufriedenheit im h¨oher-en Erwachsh¨oher-enh¨oher-enalter handelt. Vielmehr wurdh¨oher-en sie gewissermaßh¨oher-en als Filtrat theoretischer Uberlegungen zu m¨oglichen, auf die l¨angsschnittliche Entwicklungsdynamik wirksamen¨ Effekten pr¨asentiert, die prinzipiell auch simultan vorhanden sein und sich ¨uberlagern k¨onn-ten.

Eine gewisse wechselseitige Unvereinbarkeit besteht m.E. zwischen der Gewinner-und-Verlierer-Hypothese einerseits und den Stabilit¨atshypothesen andererseits. Denn erste-re impliziert zumindest keine allzu hohe Merkmalsstabilit¨at im h¨oheerste-ren Erwachsenenalter:

Da bei der theoretischen Begr¨undung dieses Effekts von einer prinzipiell eher positiven Ver¨anderungstendenz beim Nichteintreten massiver

”¨außerer“ Verlusterlebnisse ausgegan-gen und anausgegan-genommen wurde, daß negative Ver¨anderunausgegan-gen vom Auftreten solcher Verluste abh¨angen, ist darin auch die Annahme weitestgehender Unkorreliertheit des Ausgangsni-veaus von Zufriedenheit und den im h¨oheren Alter eintretenden Zufriedenheitsver¨ande-rungen bzw. der Zufriedenheiten zu verschiedenen Zeitpunkten impliziert. Somit bedeutet dieser Effekt vielerlei Ver¨anderung der Zufriedenheit im h¨oheren Alter und w¨urde auch bei gleichzeitiger ¨Uberlagerung mit stabilisierenden Effekten hohe Stabilit¨atskoeffizienten

(d.h. serielle Korrelationen zwischen Zufriedenheiten zu verschiedenen Zeitpunkten, vgl.

Kapitel 2.2.1) verhindern bzw. in der Phase des h¨oheren Lebensalters eine alterskorrelierte Abnahme der Stabilit¨at von Zufriedenheit bewirken – n¨amlich nicht nur der strikten Stabi-lit¨at im Sinne absolut gleichbleibender Zufriedenheitswerte, sondern auch der

”monotonen“

Stabilit¨at im Sinne der Beibehaltung der relativen Merkmalsauspr¨agung und hoher serieller Korrelationen der Zufriedenheitswerte ¨uber verschiedene Meßzeitpunkte hinweg (zur Un-terscheidung verschiedener Stabilit¨atstypen siehe Kapitel 2.2.1).6 Stattdessen w¨urde dieser Effekt v.a. in wachsenden Varianzen im l¨angsschnittlichen Verlauf, hervorgerufen durch viele Zufriedenheitsver¨anderungen in beide Richtungen, manifest.

Die beiden Stabilit¨atshypothesen behaupten stabilisierende Effekte auf Zufriedenheits-urteile, im einen Fall solche, die lebenslang (zumindest ¨uber die gesamte Spanne des Er-wachsenenalters hinweg) wirken, und im anderen solche, die im Lebenslauf sich entwickeln und im h¨oheren Alter immer st¨arkeren Einfluß entfalten. Dieses widerspricht sich nicht wechselseitig, es w¨are durchaus m¨oglich, daß beiderlei stabilisierende Einfl¨usse wirksam sind und somit Zufriedenheit lebenslang und im Alter noch wachsend stabil ist.

Das logische Verh¨altnis der Kohorteneffekthypothese zu den anderen Hypothesen er-scheint komplexer: Im Kern enth¨alt diese die Annahme eines generellen negativen Al-terseffekts auf Zufriedenheitsurteile, sie impliziert somit eine Tendenz durchschnittlicher Zufriedenheitsverluste ¨uber die Phase der H¨oheraltrigkeit hinweg. Dies widerspr¨ache der Annahme strikter Stabilit¨at im Sinne weitestgehender Aufrechterhaltung des absoluten Zu-friedenheitswerts, es widerspr¨ache nicht einer Annahme von Stabilit¨at der relativen Zufrie-denheitsauspr¨agungen: Es w¨are denkbar, daß allgemeine alterstypische Verlusterlebnisse, die von der Mehrzahl der ¨Alteren erlebt werden, zu Zufriedenheitsverlusten f¨uhren (wel-che als durchschnittli(wel-cher R¨uckgang sichtbar w¨urde), daß aber gleichzeitig stabilisierende Einfl¨usse diese Verluste teilweise abfedern und sich v.a. in der Weise auswirken, daß die Personen auch bei einem durchschnittlichen, bei fast allen Mitgliedern der eigenen Alters-gruppe stattfindenden R¨uckgang ihre relative

”Zufriedenheitsposition“ im Vergleich zu den anderen beibehalten. Die Kohorteneffekthypothese verweist auf eine gewisse Unabh¨angig-keit der Aspekte der Stabilit¨at von Mittelwerten und der vermittels Stabilit¨atskoeffizienten erfaßten Stabilit¨at relativer Merkmalsauspr¨agungen (es sei hier noch einmal auf Kapitel 2.2.1 verwiesen, wo verschiedene Stabilit¨atstypen definiert werden). Theoretisch scheint eine ¨Uberlagerung alterstypisch zufriedenheitsmindernder Effekte, die einen negativen Al-terseffekt erzeugen w¨urden, und stabilisierender Effekte m¨oglich, dieses m¨ußte dann zu dieser Kombination von durchschnittlichen alterskorrelierten Zufriedenheitsverlusten und hohen Stabilit¨atskoeffizienten (bei niedriger strikter Stabilit¨at) f¨uhren.

6Die Hypothese k¨onnte allerdings so erg¨anzt bzw. modifiziert werden, daß sie monotone Stabilit¨at erlaubt:

Wenn v.a. Individuen mit eher niedrig ausgepr¨agten Zufriedenheiten in der Folge h¨aufig von gravierenden Ver-lusten betroffen sind, dann k¨onnte das Resultat eine wachsende Varianz der Zufriedenheitswerte bei gleichzei-tig substantieller Korrelation der Ver¨anderungen mit dem Ausgangsniveau sein. Ein solcher Zusammenhang aber bliebe noch eigens theoretisch zu begr¨unden.

Kohorteneffekt- und Gewinner-und-Verlierer-Hypothese widersprechen sich auf den ersten Blick, denn erstere impliziert einen negativen Alterseffekt, w¨ahrend letztere ja, wie dargelegt, von einer prinzipiell positiven Entwicklung der Zufriedenheit im h¨oheren Alter bei ausbleibenden Verlusterlebnissen ausgeht. Allerdings beruht die Gewinner-und-Verlie-rer-Hypothese auch auf der Annahme, daß es bei dramatischen Verlusterlebnissen zu Zu-friedenheitsverlusten kommt, und somit w¨are mit dieser Hypothese auch ein zumindest leichter negativer Alterseffekt denkbar, wenn n¨amlich sozusagen die Verluste die Gewinne in Anteil und Ausmaß ¨ubertreffen. Letztendlich beinhalten die ¨Uberlegungen zur Gewinner-und-Verlierer-Hypothese keine Annahmen ¨uber das quantitative Verh¨altnis von Gewinn und Verlust und somit w¨are diese Hypothese mit der Kohorteneffekthypothese nicht wirklich unvereinbar, sondern im Gegenteil beide Hypothesen logisch unabh¨angig voneinander.

Betrachtet man das logische Verh¨altnis der Kohorteneffekthypothese zu den anderen Hypothesen zusammenfassend, so wird besonders deutlich, daß diese Hypothese gewisser-maßen eine Sonderrolle spielt. Denn sie enth¨alt eigentlich einen grunds¨atzlichen Wider-spruch zu den Befunden des Zufriedenheitsparadoxes, welches gem¨aß der Kohorteneffekt-hypothese als methodisches Artefakt erschiene: Es g¨abe demnach durchaus einen alterskor-relierten R¨uckgang der Zufriedenheitsmittelwerte, der nur nicht erkannt wird, solange in entsprechenden Mittelwertsvergleichen eine Konfundierung durch den Kohorteneffekt ent-halten ist. Die anderen drei Hypothesen sind dagegen im Grunde Hypothesen zum Ausmaß der Merkmalsstabilit¨at von Zufriedenheit im h¨oheren Alter. Die Kohorteneffekthypothese bezieht sich sozusagen auf die Mittelwertsstruktur einer Zeitreihe von Zufriedenheitswer-ten, w¨ahrend die anderen Hypothesen v.a. deren Kovarianzstruktur betreffen – dieses wird im folgenden bei den Erl¨auterungen zur statistischen Vorgehensweise noch genauer gezeigt.

Bei dieser komplexen logischen Beziehungsstruktur der obengenannten Hypothesen kann das Analyseziel der folgenden empirischen Untersuchungen nicht durch eine Analy-sestrategie erreicht werden, die einen strikten Entscheidungsalgorithmus zur Auswahl der

”richtigen“ und zum Ausschluß der

”falschen“ Hypothesen anwendet, wie er z.B. experi-mentellen Forschungsdesigns zugrundeliegt. Sondern es geht hier v.a. darum, in den vor-handenen Daten nach Hinweisen auf die graduelle G¨ultigkeit jeder einzelnen dieser Hypo-thesen, unabh¨angig von den jeweils anderen, zu suchen, – wobei hier die Zaghaftigkeit der Formulierung auch dem Umstand Rechnung tragen soll, daß es sich um eine Sekund¨arana-lyse vorhandener Paneldaten handelt, die nicht spezifisch zum Zwecke dieser Fragestellung erhoben wurden und deshalb naturgem¨aß nur in beschr¨anktem Umfang spezifische Analy-sen dazu erlauben. Die HypotheAnaly-sen beinhalten m¨ogliche Charakteristika der l¨angsschnitt-lichen Entwicklung von Zufriedenheiten bei h¨oheraltrigen Menschen und es soll schlicht untersucht werden, ob und wie stark diese Charakteristika in dem empirischen Datensatz auffindbar sind. Damit soll ein Beitrag zu der m.E. noch keineswegs ausreichend unter-suchten Frage (vgl. Kapitel 1.2.2) geleistet werden, wie sich Zufriedenheiten im h¨oheren Alter tats¨achlich entwickeln und ob es ¨uberhaupt f¨ur diesen Lebensaltersabschnitt typische Entwicklungsverl¨aufe gibt.

Ein Problem dieser Zielsetzung besteht in der Verf¨ugbarkeit geeigneter empirischer Daten. Da eine allgemeine Analyse der Zufriedenheit

”der Alten“ angestrebt wird, sollte es sich um einen Datensatz handeln, der eine entsprechend unspezifische und große Zu-fallstichprobe aus der Altenbev¨olkerung erfaßt. Außerdem werden, wie bereits in Kapitel 1.2.2 dargelegt wurde, L¨angsschnittdaten ¨uber einen m¨oglichst langen Zeitraum mit vie-len Meßzeitpunkten ben¨otigt: Der Datensatz muß eine sozusagen doppelte Ver¨anderungs-messung, n¨amlich zum einen die Erfassung intraindividueller Stabilit¨at innerhalb k¨urzerer Zeitintervalle, und zum zweiten die Ver¨anderung dieser Stabilit¨at ¨uber gr¨oßere Zeitspan-nen hinweg erm¨oglichen. Idealerweise k¨onnten f¨ur derartige Untersuchungen ¨uber mehrere Lebensjahrzehnte und zu vielen Meßzeitpunkten mit jeweils kurzen Intervallen erhobene Zeitreihendaten erwachsener Personen analysiert werden – allerdings sind L¨angsschnittda-ten, die diesen hohen Anspr¨uchen gen¨ugen, kaum verf¨ugbar. Ein Datenerhebungsprojekt, das allen Anspr¨uchen gen¨ugt, w¨are mit einem erheblichen ¨okonomischen Aufwand verbun-den, der allein durch das Interesse an der Stabilit¨at von SWB ¨uber die Lebensspanne nicht zu rechtfertigen ist. Immerhin aber finden in vielen L¨andern sozialwissenschaftliche L¨angs-schnittbefragungen großer Stichproben statt, die oft schon ¨uber mehr als ein Jahrzehnt mit meist j¨ahrlichen Erhebungswellen laufen und u.a. auch Zufriedenheitsurteile abfragen. In Deutschland ist dies das Sozio-oekonomische Panel (SOEP), welches 1984 gestartet wur-de und somit inzwischen gen¨ugend Meßzeitpunkte liefert, um nicht nur Ver¨anwur-derung zwi-schen aufeinanderfolgenden Erhebungen zu erfassen, sondern auch die

”Ver¨anderung der Ver¨anderung“ ¨uber einen langen Zeitraum hinweg (vgl. die Beschreibung des SOEP in Ka-pitel 3.1).

Zudem enth¨alt die Zielsetzung der folgenden empirischen Analysen auch hohe for-schungsmethodische Anspr¨uche: Es wurde in Kapitel 1.2.2 bereits dargelegt, daß gewisser-maßen die Anwendung der statistischen Verfahren hier ein Forschungsziel per se darstellt, insofern n¨amlich die j¨ungsten Entwicklungen l¨angsschnittlicher Methoden eine genaue-re und tieferggenaue-reifende Erfassung von Stabilit¨at und Ver¨anderung des zu untersuchenden Merkmals versprechen, als es in den dort aufgelisteten Untersuchungen m¨oglich war. Zwei grundlegende Anforderungen an die statistische Methodologie wurden bereits genannt: Un-tersuchung meßfehlerbereinigter Merkmalsver¨anderungen sowie

”state of the art“ bei der Behandlung fehlender Werte. Die Erf¨ullung solcher Gesichtspunkte ist im Rahmen allge-mein bekannter Standardmethoden l¨angsschnittlicher Datenanalyse, wie z.B. der ANOVA mit Meßwiederholung, kaum l¨osbar. Bereits dann, wenn die Ver¨anderung von Varianzen untersucht werden soll (vgl. Gewinner-und-Verlierer-Hypothese), ist beispielsweise davon auszugehen, daß selbst bei Annahme des einfachen Meßmodells der klassischen Testtheorie f¨ur die untersuchten Meßwerte – infolge der in den Meßwertvarianzen enthaltenen Anteile von Meßfehlervarianz – deren Ver¨anderungen die Ver¨anderungen der

”wahren“ Merkmals-varianzen nur unzureichend wiedergeben. Erst recht stellt die Modellierung

”wahrer“ in-traindividueller Ver¨anderung bzw. der

”Ver¨anderung der Ver¨anderung“ gewisse Anspr¨uche an die statistische Methodik, die auf einfachem Wege nicht optimal erf¨ullt werden k¨onnen.

Die statistischen Methoden wurden darum als zus¨atzlicher thematischer Schwerpunkt der vorliegenden Studie betrachtet: Es soll f¨ur die angestrebten Untersuchungen intraindi-vidueller Stabilit¨at und Ver¨anderung ein m¨oglichst aktueller diesbez¨uglicher

”state of the art“ statistischer Analyse festgehalten und angewendet werden. Im folgenden wird darum auch der Darstellung der statistischen Methoden mehr Raum gegeben, als dies bei einer nur auf das inhaltliche Thema fokussierten Untersuchung ¨ublich w¨are (vgl. Kapitel 2).

Die obengenannten Hypothesen beziehen sich prim¨ar auf allgemeine Lebenszufrie-denheit als die kognitive Wohlbefindenskomponente und es werden im folgenden Messun-gen allgemeiner Lebenszufriedenheit analysiert. Folgt man theoretischen VorstellunMessun-gen zur Generierung von Zufriedenheitsurteilen wie dem konstruktionistischen Ansatz (vgl. Kapitel 1.1.4.7) bzw. der informationsverarbeitungstheoretischen Sichtweise von Schwarz & Strack (1991; vgl. Kapitel 1.1.4.6), wonach auch bei Fokussierung der Beurteilung auf eng um-grenzte Bereiche des eigenen Lebens Zufriedenheitsurteile zumindest teilweise von unspe-zifischen Bewertungsaspekten gewissermaßen infiziert sein k¨onnen, so k¨onnen spezifische Bereichszufriedenheiten ¨Ahnlichkeiten zur allgemeinen Lebenszufriedenheit aufweisen, sie m¨ussen es aber nicht. Die grundlegende Annahme ist hierbei, daß solche Zusammenh¨ange aufgrund von ¨Ahnlichkeiten der Urteilsgenerierung – n¨amlich beim R¨uckgriff auf Informa-tion, auf die das Urteil begr¨undet wird – entstehen. Es ist deshalb von zus¨atzlichem, wenn auch gegen¨uber den hier untersuchten Hypothesen nachgeordnetem Interesse, welche Be-reichszufriedenheiten in welchem Ausmaß strukturelle ¨Ahnlichkeiten zur Lebenszufrieden-heit aufweisen. Diesbez¨ugliche Ergebnisse k¨onnten weitere und m¨oglicherweise zuk¨unftige Zufriedenheitsforschung stimulierende Vermutungen dar¨uber liefern, welche Lebensberei-che aufgrund derselben Informationen beurteilt werden, wie das Leben insgesamt. So w¨are es beispielsweise interessant herauszufinden, bez¨uglich welcher Lebensbereiche die subjek-tiven Beurteilungen nicht stabil sind und m¨oglicherweise kaum adaptiv reguliert werden, sondern umittelbarer objektive Verh¨altnisse reflektieren, als es bei der Globalbeurteilung der Fall zu sein scheint. Es sollen darum grunds¨atzlich auch die im SOEP mit vollst¨andi-gen Zeitreihen vorhandenen Bereichszufriedenheitsmessunvollst¨andi-gen stets mit analysiert werden – auch auf die Gefahr hin, daß damit ein

”information overload“ in der Ergebnisdarstel-lung erzeugt wird. Diese Ergebnisse f¨ur die Bereichszufriedenheiten werden sozusagen zur Erg¨anzung berichtet und kommentiert, sie sollten nicht die Aufmerksamkeit von der Le-benszufriedenheit ablenken.

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