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4 Design und Methoden

4.3 Güte der Arbeit

Nachdem das Forschungsdesign und die genauen Erhebungs- und Analysever-fahren dargestellt wurden, sollen im Folgenden Überlegungen zur Güte dieser Forschungsarbeit, die nur eine Darstellung der Wirklichkeit sein kann und keine Abbildung, vorgenommen werden.

Gerade für die qualitative Forschung wird die Frage der Gütekriterien einge-hend diskutiert (vgl. Flick 1998, 2014; Freikamp 2008; Mayring 2002; Steinke 1999), da diese nicht so deutlich an Maßzahlen festgehalten werden kann wie in quantitativer Forschung. Auch gibt es verschiedene Herangehensweisen, wie die Qualität qualitativer Forschung gesichert werden kann (vgl. Flick 1998, 2014;

Freikamp 2008). Folgende Kriterien sollen mit Bezug zu meiner Arbeit betrachtet werden: intersubjektive Nachvollziehbarkeit (Steinke 1999), Indikation (Steinke 1999), Triangulation (Flick 2014; Mayring 2002) sowie „reflektierte Subjektivität“

(Steinke 1999: 231).

„Intersubjektive Nachvollziehbarkeit“, d.h., dass der Forschungsprozess vom Publikum bzw. Lesenden nachvollzogen werden kann, definiert Steinke (1999: 207) als wichtigstes Kriterium zur Sicherung der Qualität qualitativer Ar-beiten. Dies kann erreicht werden über eine genaue Dokumentation des Vorge-hens, die Anwendung regelgeleiteter Verfahren und die Interpretation in Grup-pen. Die ersten beiden Punkte entsprechen auch Kriterien von Mayring (2002).

In dieser Arbeit soll das Kapitel zum Design und Methoden diese größere in-tersubjektive Nachvollziehbarkeit ermöglichen, da sowohl eine Beschreibung des

71 Eine Übersicht über die wenigen konsultierten französischen Gesetzestexte findet sich im Online-Anhang IV.

Forschungsdesigns und Forschungsprozesses als auch der Regeln, die im For-schungsprozess befolgt worden sind (z.B. systematisches Vorgehen bei der Ana-lyse sowie bei der Sampleerstellung und der Kodierung in der DiskursanaAna-lyse), dokumentiert wurden. Festzuhalten ist aber auch, dass z.B. das Vorgehen bei der Kodierung für die Diskursanalyse nur teilweise dem Ideal nach GTM entsprach, da durch die begrenzte Zeit der Forschungsaufenthalte in Frankreich kein perma-nenter Wechsel zwischen Analyse und Dokumentenauswahl möglich war.

Die Interpretation des Materials in Gruppen konnte in dieser Arbeit nur ver-einzelt stattfinden. Durchgeführt wurden zwei solcher Gruppeninterpretation im Rahmen einer qualitativen Forschungswerkstatt einerseits und als Interpretation-standems mit jeweils einer weiteren Person andererseits. Diese Gruppeninterpre-tation erfolgte dabei ausschließlich im Rahmen der Diskursanalyse, und auch nur für ausgewählte deutsche und zwei französische Schlüsseldokumente. Die ge-meinsame Interpretation half dabei, Deutungen und Verständnisse zu hinterfra-gen, aber auch zu verfestigen. Wie bereits bei der qualitativen Inhaltsanalyse be-schrieben, wurde die Analyse zwar allein durchgeführt, baute aber auf vorherigen Gruppeninterpretationen im Rahmen des Projektkontextes auf, so dass auch dadurch eine größerer intersubjektive Nachvollziehbarkeit erreicht worden ist.

Die Möglichkeit des Nachvollziehens der Interpretation und Argumentation wird in dieser Arbeit zudem durch empirische Beispiele in Form von Zitaten ermög-licht.

Ein weiterer Punkt, den Steinke (1999) betont, ist die Indikation, d.h. die Frage, inwiefern der gesamte Forschungsprozess auch gegenstandsangemessen erfolgte. Begründet wurde die Angemessenheit für diese Arbeit in diesem Kapitel vor allem in der Beschreibung des Forschungsdesigns und der Anlage der Unter-suchung sowie den jeweiligen Samplingstrategien.

Mit Triangulation weist Mayring (2002) in Anlehnung an Denzin (1978) da-rauf hin, dass Triangulation die Qualität der Forschung vergrößert, da versucht wird, über verschiedene Datenquellen, Methoden, Interpreten und theoretische Ansätze für die Forschungsfrage unterschiedliche Lösungsansätze zur vollständi-geren Beantwortung der Fragen zu finden. Aus diesem Grund wurden für die Analyse der institutionellen Entwicklungen in Deutschland und Frankreich z.B.

sowohl die Diskurse als auch die regulativen Strukturen anhand der Dokumen-tenanalyse untersucht. Um den Einfluss der europäischen Prozesse besser ein-schätzen zu können, wurde neben der untersuchten Entwicklung der Durchläs-sigkeitsstrukturen und deren Abgleich mit den geforderten europäischen Stan-dards, die mittels Inhaltsanalyse herausgearbeitet wurden, Hinweise auf Europäi-sierungseinflüsse in den Diskursen gesucht und auch Expert_inneninterviews durchgeführt.Letztere können auch als kommunikative Validierung von Ergebni-sen angesehen werden (Flick 2014: 415). Triangulation, wie bereits auch im Ab-schnitt zum Forschungsdesign beschrieben, ist demnach ein zentrales Merkmal dieser Studie.

Schließlich betont Steinke (1999: 231) das Prinzip der „reflektierten Subjek-tivität“, dass im gesamten Forschungsprozess die Rolle des Forschenden selbst als integrativer Bestandteil dieses Prozesses und des Ergebnisses der Forschung reflektiert werden soll. Im Fokus stehen Selbstbeobachtungen und -erkenntnisse im Forschungsverlauf sowie persönliche Voraussetzungen des Forschenden.

Auch Beziehungen zu den Interviewpartner_innen könnten hier mit bedacht wer-den. Neben den Reflexionen zur möglichen Auswahl von Methoden und der Samplingstrategie, die in diesem Kapitel auch deutlich gemacht worden sind, sind drei weitere Punkte wichtig, da sie Interpretationsmöglichkeiten der Forscherin dieser Arbeit beeinflussen.

Erstens muss die Biografie der Forscherin betrachtet werden. Sie ist in Deutschland aufgewachsen und hat einen Großteil ihrer hochschulischen Ausbil-dung in Deutschland verbracht. Aus dieser biografischen Situiertheit ergibt sich eine viel bessere Kenntnis des deutschen Bildungssystems und der deutschen Sprache und Kultur als des französischen Pendants. Problematisch wird dies vor allem bei der Diskursanalyse, da dort auch kulturelle Feinheiten eine Rolle spielen.

Es ist anzunehmen, dass in der französischen Analyse nicht alle diese Feinheiten identifiziert wurden. Diesem Problem wurde auf zweierlei Weise begegnet: einmal durch das explorative Vorgehen im ersten Forschungsaufenthalt in Frankreich, in dem versucht wurde, ein größeres Verständnis für diese kulturellen Feinheiten und Selbstverständnisse zu erhalten Zudem war das französische Hochschulsys-tem durch einen halbjährigen Studienaufenthalt während des Studiums der For-scherin bekannt. Auch war es der ForFor-scherin möglich, während ihrer Forschungs-aufenthalte bei Unklarheiten Französ_innen um die Interpretation des untersuch-ten Problems zu bituntersuch-ten, so dass dieser „deutsche Bias“ abgeschwächt wurde.

Zweitens ergibt sich aus der biografischen Situiertheit nicht nur ein Bias im Hinblick auf das Verständnis der Landesspezifika, auch der rein akademischer Hintergrund könnte bei der Interpretation der Dokumente und Entwicklungen dazu führen, dass bestimmte Elemente wichtiger bewertet werden oder Selbst-verständlichkeiten der Berufsbildung unentdeckt bleiben. Diesem Problem wurde vor allem durch eine sehr gute Kenntnis der Berufsbildungssysteme, die Grup-peninterpretationen und den Besuch auch von Fachtagungen zu begegnen ver-sucht.

Schließlich ist die Frage nach Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hoch-schulbildung stark inspiriert durch die Kenntnis des deutschen Falls. Es könnte sein, dass durch eine ‚zu deutsche Brille‘ vielleicht andere wichtige Probleme für das Verhältnis zwischen Berufs- und Hochschulbildung in Frankreich nicht aus-reichend Beachtung fanden. Andererseits sollte genau der zweimalige For-schungsaufenthalt mit einer ersten Exploration und Zuschneidung des Themas und einer Vertiefung anschließend einer verkürzten Sicht auf die französische Problematik vorbeugen. Auch wenn die Durchlässigkeitsproblematik in Frank-reich nicht so offensichtlich ist wie in Deutschland, konnte im Rahmen dieser Arbeit eine solche für Frankreich herausgearbeitet werden. Dies kann auch als

Stärke dieser Arbeit gelten, da zwar das Problem der Studienabbrüche bekannt ist, dieses aber nicht unbedingt als ein Problem von Durchlässigkeit bzw. eines in Bezug auf das bestehenden Verhältnis der Berufs- zur höheren Allgemeinbildung untersucht wird.

5 Durchlässigkeit – ein Fokus europäischer