• Keine Ergebnisse gefunden

4 Design und Methoden

4.1 Forschungsdesign

4.1.1 Fallstudiendesign

Die vorliegende Arbeit kann als vergleichendes Fallstudiendesign beschrieben werden. Doch was sind Fallstudien? Gerring (2004: 341) definiert sie folgender-maßen: „a case study is best defined as an in-depth study of a single unit (a rela-tively bounded phenomenon) where the scholar’s aim is to elucidate features of a larger class of similar phenomena“. Das zu untersuchende Phänomen sind die Entwicklungen der nationalen institutionellen Durchlässigkeitsstrukturen zwi-schen Berufs- und Hochschulbildung in Deutschland und Frankreich. Ziel ist zu zeigen, dass Durchlässigkeit – abhängig von dem jeweiligen Bildungssystem –

ganz unterschiedlich institutionalisiert sein kann und mit unterschiedlichen Pro-blematiken einhergeht. Zudem sollen auch die Entwicklungen der jeweiligen Durchlässigkeitsstrukturen nachvollzogen werden. Aber nicht nur die Unter-schiede, sondern auch Ähnlichkeiten sollen untersucht werden. Ausgehend von der Analyse der jeweiligen Entwicklung im deutschen oder französischen Fall (unit of analysis), die sich aus der diachronen Betrachtung der Fälle ergibt, soll auch ge-zeigt werden, inwiefern sich die Strukturen angleichen, und schließlich, welchen Einfluss die Europäisierung auf die Entwicklungen hatte. Nach der Einteilung von Gerring würde dieses Design am ehesten dem historisch vergleichenden De-sign entsprechen, in dem die Analyse „across and within units synchronically and diachronically“ (Gerring 2004: 343) stattfindet.

Fallstudien sollen gemäß Snow und Trom (2002: 153) offen und flexibel, multiperspektivisch, longitudinal und mit verschiedenen Methoden analysiert werden. Offenheit und Flexibilität unterstreichen, dass diese qualitative For-schung nicht als rein linearer Prozess verstanden werden kann. Vielmehr werden Annahmen im Verlauf des Forschungsprozesses reformuliert, Erhebung und In-terpretation können im Verlauf Erklärungslücken aufzeigen, was die Erhebung weiterer Daten nötig macht.

Das Vorgehen der Triangulation bietet sich für ein solches Fallstudiendesign an, da es verschiedene Perspektiven und Methoden berücksichtigt, um unter-schiedliche Aspekte eines Problems zu erfassen. Triangulation bedeutet, dass ver-schiedene Datenquellen, theoretische Ansätze, und/oder Auswertungsmethoden miteinander kombiniert werden (Flick 2004). Auch in dieser Arbeit fand eine Tri-angulation von Daten, Methoden und Theorien statt. Es wurden verschiedene Datenquellen verwendet: Interviews sowie unterschiedlichste Dokumente in Form von Gesetzen, Berichten, Beschlüssen und Kommuniqués sowie Proto-kolle teilnehmender Beobachtungen. Die Verbindung unterschiedlicher theoreti-scher Stränge – die der Diskursforschung und des Neoinstitutionalismus – er-möglicht die Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren, um den Fall mög-lichst umfassend zu erklären. Mit der Triangulation der Methoden kann die Be-grenztheit von Einzelmethoden durch ihre Kombination überwunden werden.

Diese Arbeit basiert primär auf der diskursanalytischen Auswertung bildungspo-litischer Dokumente. Die Diskursanalyse wird aber ergänzt um eine Dokumen-tenanalyse rechtlicher Texte, um Expert_inneninterviews sowie um eine qualita-tive Inhaltsanalyse europäischer Deklarationen und Kommuniqués. Um den Ein-fluss der europäischen Prozesse bestimmen zu können und Erklärungsvorschläge für die vorgefundene institutionelle Entwicklung zu liefern, wird sich zudem an das Verfahren des process tracing angelehnt, wobei der Fokus der Arbeit primär auf der Darstellung der nationalen Änderungsdynamiken liegt.

Process tracing und Diskursperspektive

Process tracing dient als Verfahren zur Rekonstruktion einzelner Sequenzen eines Handlungsablaufs bzw. einer Entwicklung. George und Bennett (2005: 206) de-finieren dieses Verfahren folgendermaßen:

The process-tracing method attempts to identify the intervening causal process, the causal chain and causal mechanism between an independent variable (or variables) and the outcome of the dependent variable.

Im Gegensatz zu statistischen Auswertungen, in denen zwar Kausalzusammen-hänge, nicht aber deren Zustandekommen gezeigt werden können, ist es anhand einer Fallstudie möglich zu rekonstruieren, wie sich ein bestimmtes Ergebnis im Zeitverlauf ergibt:

The causal analysis takes the form of a tree diagram, showing how a case progresses from step to step in the story, each step understood as preceding in time the one that follows it. (Becker 1992: 226)

Hierbei ist aber anzumerken, dass in dieser Arbeit der traditionelle Fokus auf Me-chanismen (vgl. George/Bennett 2005; Mahoney 2010), die ein Outcome erklä-ren, weniger ausgeprägt ist. Eine genaue Rekonstruktion der politischen Prozesse, die klassischerweise im Zentrum von Process-tracing-Analysen stehen, findet nicht statt. Im Fokus steht vor allem die Darstellung des institutionellen Wandels der Durchlässigkeitsstrukturen. Die Frage nach den genauen Mechanismen, die erklären, wie genau z.B. Europäisierungsprozesse gewirkt haben, d.h., ob es z.B.

eher zu einer Diffusion kam primär durch transnationale Kommunikation oder durch europäische Wettbewerbsanreize (Bieber 2011: 6), oder ob eine Sozialisie-rung durch Überzeugung (Checkel 2005) stattgefunden hat, kann in dieser Arbeit nicht abschließend beantwortet werden. Vielmehr wird von dem Ansatz des pro-cess tracing übernommen, Wandel Schritt für Schritt zu rekonstruieren und zu be-schreiben (Collier 2011; Mahoney 2010), um Einflüsse aufzudecken. Daher wer-den in wer-den Fallanalysen, auch wenn es zwei Untersuchungszeiträume gibt, die Entwicklungen innerhalb der Zeiträume genauer betrachtet, so dass dieses Wissen auch die Fragen der Einflussfaktoren des Wandels bereichert. Folgt man Maho-neys (2010) Unterscheidung in unterschiedliche Arten von process tracing oder auch

„causal-process observation“ (CPO), dann entspricht die in dieser Arbeit durchge-führte Version am ehesten der „independent variable CPO“ (Mahoney 2010: 125-128). Es geht darum zu zeigen, dass z.B. Europäisierung im Rahmen der Bologna- und Kopenhagen-Prozesse einen Einfluss auf die nationalen Durchlässigkeits-strukturen hat. Die Annahme dahinter ist, dass erstens in den Europäisierungs-prozessen Durchlässigkeit als Thema relevant ist. Zweitens wird – wie im Theo-riekapitel gezeigt – angenommen, dass es durch Europäisierung zu einer Diffu-sion von Vorstellungen, Normen und Regeln kommen kann, die durch die sozia-len Akteure als Bestätigung der bestehenden Strukturen interpretiert oder aber

infrage gestellt werden können, wodurch ein Wandel in Gang gesetzt wird. Beides wird in dieser Arbeit untersucht.

Eine Schwierigkeit, die mit dem Verbinden der Methoden des process tracing mit der Diskursanalyse einhergeht, ist die Kopplung des eher positivistischen An-satzes des process tracing (Checkel 2005), der nach kausalen Zusammenhängen fragt, mit einem postpositivistischen konstruktivistischen Ansatz. Die Untersu-chung von gesellschaftlichen Problemen aus diskurstheoretischer Perspektive muss mit der Problematik umgehen, dass nicht einfach von einer Ursache-Wir-kungsrelation ausgegangen werden kann. Es wird vielmehr ein reziprokes oder zirkuläres Verhältnis von Ursache und Wirkung angenommen (Quenzel 2005).

Auch im process tracing wird ein zirkuläres Verhältnis angenommen, da eine er-kannte Auswirkung gleichzeitig mit Ursache für neuere Entwicklungen sein kann.

Aus diesem Grund ist eine klare Unterscheidung von abhängiger und unabhängi-ger Variable nicht möglich, woraus letztlich eine stärker rekonstruktive Herange-hensweise an den Untersuchungsgegenstand folgt. Es geht primär darum, wel-chen Platz bestimmte Phänomene im Gegensatz zu anderen einnehmen. Trotz-dem soll die diskursanalytische Forschungsperspektive in diese Arbeit nicht allein auf die Rekonstruktion verkürzt werden, denn die theoretischen Annahmen bie-ten sehr wohl auch Erklärungsmöglichkeibie-ten, wenn man die machttheoretische Einbettung des Ansatzes ernst nimmt (vgl. Kapitel 3). Was aber zu Veränderun-gen diskursiver Machtstrukturen führt, kann stärker aus einer Perspektive des pro-cess tracing erklärt werden. Letztlich würde ein reines Berücksichtigen positivisti-scher oder diskursanalytipositivisti-scher Methoden nicht notwendigerweise einen adäqua-ten Rahmen für die Studie komplexer Sachverhalte wie die des institutionellen Wandels sein.

Versucht man, trotz der genannten Prämissen für ein besseres Verständnis des Forschungsdesigns zwischen abhängiger und unabhängiger Variable zu un-terscheiden, könnte Wandel im Sinne eines Ergebnisses und nicht als Prozess als abhängige Variable verstanden werden. Dabei ist zu beachten, dass die veränder-ten Bedingungen zu einem Zeitpunkt aber immer auch Ausgangsbedingungen für die weitere Entwicklung sind. Als mögliche Einflussfaktoren, die vermeintlich un-abhängigen Variablen, können die folgenden gelten: Erstens wird der Einfluss des

‚quasi-exogenen‘ europäischen Veränderungsdrucks, d.h. die mit den Bologna- und Kopenhagen-Prozessen verbundene Europäisierung, betrachtet. Dabei gilt, dass insbesondere die Bologna- und Kopenhagen-Prozesse nicht nur von oben instruiert werden, zumal gerade die Bildungspolitik noch in die nationalen Verantwortungsbereiche fällt. So waren die nationalen Regierungen wie auch die nationalen Hochschulen, die Studierende, die Sozialpartner sowie europäische Institutionen an den Prozessen beteiligt (Walter 2006). In diesem Sinn können die Prozesse nicht als rein exogen bezeichnet werden (vgl. auch Schmidt 2014).

Europäisierung wirkt zudem nicht nur in eine Richtung. So können auch die nationalen Entwicklungen aufgrund von Europäisierung multidirektional sein.

Europeanization can be defined as internal differentiation and external adaptation. It turns national societies more dynamic and accounts for accelerated social change. As such, it is linked to harmonizing processes through which national societies become increasingly similar, but it is also manifested in new heterogeneous practices, which increase internal diversity. (Trenz 2008: 6)

Zweitens müssen als den Wandel beeinflussende Faktoren die nationalen pfadab-hängigen Strukturen in die Analyse einbezogen werden. Inwiefern verhindern diese institutionellen Strukturen Veränderungen? Inwiefern sind sie aber auch Teil einer Weiterentwicklung bzw. beeinflussen die Aufnahme von diffundierten Kon-zepten? Es werden auch die im jeweiligen Organisationsfeld beteiligten Akteure als potenzielle Einflussfaktoren in die Analyse aufgenommen. Durch die Dis-kursanalyse von Dokumenten der bildungspolitischen Akteure können dann ent-sprechende Machtkonstellationen und damit verbundenen Strategien aufgedeckt werden.

Um insbesondere den Einfluss der europäischen Prozesse nachzuvollziehen, werden für die Analyse zwei Zeiträume unterschieden. Der erste Zeitraum um-fasst die Zeit vor den Bologna- und Kopenhagen-Prozessen bis einschließlich 1998.30 Der zweite Zeitraum reicht von 1999 bis 2012. Wie lange vor dem ‚offi-ziellen‘ Beginn der beiden Europäisierungsprozesse die Diskurse untersucht wer-den, ist abhängig von dem spezifischen Fall. In Deutschland wurde 1990 als Start-punkt bestimmt, da erstens mit dem Fall der Mauer eine neue Dynamik der Eu-ropäisierung begann. Zweitens war durch die Wiedervereinigung auch eine Art window of opportunity in Deutschland geschaffen worden, die institutionellen Set-tings des Bildungssystems und somit auch das Bildungsschisma infrage zu stellen.

Denn damals musste in Gesamtdeutschland ein einheitliches System institutiona-lisiert werden, wobei in Ostdeutschland das Bildungsschisma viel weniger stark institutionalisiert war. In Frankreich bietet es sich an, bis zur Einführung des bac-calauréat professionnel, des Berufsabiturs, im Jahr 1985 zurückzugehen, da dies einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung einer größeren Durchlässigkeit des Bildungssystems bedeutete. Jedoch zeigte sich, dass die für die Diskursanalyse notwendigen Dokumente für den Zeitraum vor 1989 schwer zugänglich waren, so dass die Untersuchungszeiträume nun doch fast gleich sind.

Anlage der Untersuchung

Im Folgenden soll anhand von Abbildung 2 vereinfacht gezeigt werden, was in dieser Arbeit untersucht wird und auf Basis welcher Analyseverfahren.

Erstens wird angenommen, dass von europäischer Ebene durch die Bologna- und Kopenhagen-Prozesse Vorstellungen, Normen, und Regeln auf die nationale

30 Zwar begann der Bologna-Prozess quasi schon 1998 mit der Sorbonne-Deklaration, jedoch wird davon ausgegangen, dass der durch diesen Prozess induzierte Wandel sich nicht bereits 1998 voll

Ebene über unterschiedlichste Mechanismen der Diffusion der sozialen Kon-struktion von Problemen, des gegenseitigen Lernens oder des Wettbewerbs (Dobbin et al. 2007) diffundieren. Diese Vorstellungen, Normen und Regeln kön-nen dann Einfluss auf die nationalen Bildungssysteme, die Organisationsfelder Hochschulbildung und Berufsbildung und damit auch die darin verankerten in-stitutionellen Durchlässigkeitsstrukturen ausüben. Wie und ob die europäischen Prozesse aber eine Wirkung entfalten können, hängt auch von den bestehenden nationalen Strukturen, den Pfadabhängigkeiten sowie den Akteuren und ihren Machtverhältnissen ab. Gleichzeitig können auch endogen durch das nationale Setting Änderungsprozesse in Gang gesetzt werden.

Die Fallstudien für Deutschland und Frankreich untersuchen jeweils die na-tionalen institutionellen Veränderungen des Verhältnisses von Hochschul- und Berufsbildungsstrukturen im Hinblick auf Durchlässigkeit. Doch wie soll nun die Veränderung der Institutionen in den unterschiedlichen Organisationsfeldern re-konstruiert werden?

Entsprechend der an Scott (2008) angelehnten analytischen Unterteilung von Institutionen in drei Dimensionen (kulturell-kognitiv, normativ und regulativ) sollten diese auch analysiert werden, wobei mein Fokus vor allem auf der Unter-suchung der Veränderungen in der kulturell-kognitiven Dimension liegen wird.

Ein Wandel in der regulativen Dimension kann über die Analyse von Geset-zen, Vorschriften und Beschlüssen untersucht werden. Das heißt ich untersuche, inwiefern sich die gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Durchlässigkeit geändert haben. Die kulturell-kognitive Ebene lässt sich vor allem über eine Diskursanalyse erfassen. Auch die normative Dimension ist in den Diskursen nachzuzeichnen.

Dabei ist zu bedenken, dass es nicht immer möglich sein wird, bei der Diskursana-lyse die idealtypische Unterscheidung der drei Dimensionen von Institutionen aufrechtzuerhalten (vgl. auch Kapitel 3). Hellmann (2006) weist darauf hin, dass entsprechend der asymmetrischen Unterscheidung des Legitimationsbegriffs von Berger und Luckmann (2007: 100) die kognitive Dimension der normativen vo-rangestellt ist, „bei der Legitimation von Organisationen geht das Wissen den Werten voraus“. Insofern sind in Wertungen, was z.B. gute Standards für Univer-sitäten sind, bereits kulturell-kognitive Skripte eingelagert. Zum anderen ist es aber auch denkbar, dass normativ bereits Veränderungen gefordert werden, die aber im Gegensatz zur kulturell-kognitiven Dimension stehen.

Die normative Dimension lässt sich anhand der Standards und Normen un-tersuchen, die z.B. an die Organisationen in Diskursen herangetragen werden.

Auch wäre es möglich zu untersuchen, welche Standards und Normen im Hin-blick auf Durchlässigkeit in den Organisationen selbst gelten. Der Fokus dieser Arbeit liegt aber auf der Makroebene sowie auf den Entwicklungen in den Orga-nisationsfeldern auf der Mesoebene, so dass eine Analyse von Entwicklungen in Organisationen nicht geleistet wird. Auch die Individualebene, also die Mikro-ebene, wird nur indirekt über die Betrachtung von Beteiligungsraten aufgenom-men (vgl. Tabelle 2).

Die stärkere Fokussierung dieser Arbeit auf die Analyse von Diskursen bietet sich an, weil die europäischen Bildungsprozesse noch nicht sehr lange bestehen.

Dies gilt umso mehr für den Kopenhagen-Prozess. Folglich macht sich der Ein-fluss dieser Prozesse mitunter noch nicht über regulative Veränderungen bemerk-bar. Zudem sind auch Veränderungen in den anderen institutionellen Dimensio-nen wichtig, weil auch sie Entwicklungen aufzeigen. Zudem könDimensio-nen sie aber auch Inkongruenzen zwischen den institutionellen Dimensionen offenbaren und damit Wandel verstärken oder bremsen. Insofern ist eine ganzheitlichere Betrachtung auch hilfreich zur Erklärung institutioneller Änderungen.

Tabelle 2 Analysefokus der Untersuchung

Erklärungsfaktoren Analyseebene Analysefokus

Europa Makroebene Entwicklung der europäischen Bildungspolitik und der Bologna- und Kopenhagen-Prozesse

Nationale Gesellschaften

Makroebene Entwicklung von Vorstellungen und Ideologien zu Bil-dung und Durchlässigkeit

Nationale Politik Makroebene Nationale und föderale Strukturen und Akteure wie In-teressenvertretungen

Organisationsfelder Mesoebene Governance der Organisationsfelder sowie institutio-nelle Strukturen der Berufsbildung und Hochschulbil-dung im Hinblick auf Durchlässigkeit

Organisationen Mesoebene Hochschulen, Betriebe, Berufsbildungsschulen (vor-herrschende Standards, Kulturen, Umsetzung der Re-gelungen in den Organisationen)

Individuen Mikroebene Studierende, Auszubildende, Schüler_innen, Erwach-sene (z.B. Beteiligungsraten31)

Quelle: In Anlehnung an Powell (2004: 29) angewandt auf diese Arbeit durch die Verfasserin Aber nicht nur Europäisierungsprozesse, sondern auch die historische Gewach-senheit des Verhältnisses von Berufs- und Hochschulbildung sind für die Erklä-rung der Entwicklungen notwendig. Primär über die Analyse von historischen Arbeiten zu den nationalen Bildungssystemen, aber auch durch Ex-pert_inneninterviews werden die traditionell gewachsenen Strukturen sowie Kon-texte der untersuchten Entwicklungen in dieser Arbeit aufgearbeitet. Die Rolle der nationalen Akteure und der Machtverhältnisse wird wiederum im Rahmen der Diskursanalyse betrachtet, da die Positionen von bedeutenden bildungspoliti-schen Akteuren der beiden Organisationsfelder untersucht werden.

31 Auf Individualebene sind zudem die demografischen und individuellen Eigenschaften wie Herkunft, Geschlecht, Alter, Ethnizität usw. wichtig. Zudem können auf Individualebene auch die Bildungsentscheidungen, die sich dann in den Beteiligungsraten abbilden, untersucht werden,

Der Ansatz des process tracing leitet die Untersuchung im Hinblick auf eine schrittweise Rekonstruktion der Entwicklungen und deren Erklärung durch vor allem exogene, d.h. europäische, aber auch endogene Einflüsse an. Die Analyse der Entwicklung und vor allem der Inhalte der europäischen Bildungsprozesse Bologna und Kopenhagen erfolgt auf Basis einer theoriegeleiteten qualitativen Inhaltsanalyse der entsprechenden europäischen Deklarationen und Kommuni-qués. Die Untersuchung des Einflusses dieser Prozesse erfolgt wiederum anhand der Analyse der institutionellen Durchlässigkeitsstrukturen in den Fallstudien so-wie durch Expert_inneninterviews.

Die Anlage der Untersuchung wird in Abbildung 2 zusammengefasst: Für den Vergleich von Frankreich und Deutschland erfolgt zuvor eine analoge Ana-lyse der Einzelfälle. In den Formen, die die einzelnen Einflussfaktoren und bzw.

der zu untersuchenden Strukturen darstellen, stehen jeweils kursiv geschrieben die angewendeten Erhebungs- und Analyseverfahren, die genauer in Abschnitt 4.2. beschrieben werden.