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1 Einleitung

1.2 Aufbau des Buches

Das Kapitel 2 dient der Klärung des Konzepts der Durchlässigkeit und seiner theoretischen Einbettung in die Theorieansätze sozialer Ungleichheit. Dabei wird erstens zwischen sozialer und institutioneller Durchlässigkeit unterschieden und herausgearbeitet, inwiefern institutionelle Durchlässigkeit eine Voraussetzung für ein sozial durchlässiges Bildungssystem sein kann. Anschließend wird auf Basis der bestehenden Literatur, welche primär die Durchlässigkeitsproblematik in Deutschland behandelt, ein Konzept institutioneller Durchlässigkeit erarbeitet, das aus mehreren Aspekten besteht. Durchlässigkeit kann danach als Frage des Zugangs zu Bildungsbereichen, der Anrechnung von bereits Gelerntem im jeweils anderen Bildungsbereich, der organisationalen Verbindung zwischen Bildungsbe-reichen und schließlich auch als Frage des Umgangs mit heterogenen Bedürfnis-sen der Lernenden gefasst werden. An diese Konzeption von Durchlässigkeit an-knüpfend, wird anschließend die Frage nach Bildungsdurchlässigkeit aus einer strukturfunktionalistischen und einer stärker institutionen- und konflikttheoreti-schen Perspektive betrachtet. Dabei werden die Fragen dieser Arbeit stärker aus letzterer Perspektive analysiert, da angenommen wird, dass institutioneller Wan-del von Durchlässigkeitsstrukturen keine bloße funktionale Anpassung an Um-weltveränderungen darstellt, sondern auch Ausdruck veränderter Machtverhält-nisse in der Gesellschaft einerseits und veränderter Legitimität bestehender Insti-tutionen andererseits ist.

In Kapitel 3 wird der theoretische Rahmen dargestellt, welcher die Analyse des institutionellen Wandels der nationalen Durchlässigkeitsstrukturen anleitet.

Entsprechend der stärker institutionen- und konflikttheoretischen Perspektive wird die Frage des institutionellen Wandels anhand der Verbindung des soziolo-gischen und historischen Neoinstitutionalismus mit einer wissenssoziolosoziolo-gischen Diskursperspektive untersucht. So kann mithilfe des soziologischen Neoinstituti-onalismus analysiert werden, inwiefern die Institutionen im Hinblick auf Durch-lässigkeit an Legitimität gewinnen oder verlieren und welche institutionellen Än-derungen sich vollziehen. Andererseits werden aus der diskursanalytischen

For-schungsperspektive die Konflikthaftigkeit und der prozesshafte Charakter, wel-che mit institutionellem Wandel verbunden sind, betrachtet. Da in Diskursen die Prozesse der Institutionalisierung, der Reproduktion und der Veränderung von gesellschaftlichen Wissensvorräten, also den Ideologien, Leitbildern und Vorstel-lungen, sichtbar werden, ist anzunehmen, dass auch gesellschaftliche Konfliktli-nien nachvollziehbar werden. Das Kapitel ist in drei Abschnitte eingeteilt. Der erste dient der Klärung zentraler Begriffe und Konzepte, welche die Grundlage der empirischen Untersuchung sind, sowie deren Verhältnis zueinander. Im zwei-ten Abschnitt wird dargestellt, was unter institutionellem Wandel verstanden wird und wie dieser erklärt und beschrieben werden kann. Und schließlich wird gezeigt, warum sich die institutionelle und die diskursanalytische Forschungsperspektive fruchtbar ergänzen und nur durch ihre Kombination für diese Arbeit den passen-den Rahmen liefern.

Darauf aufbauend werden in Kapitel 4 das qualitativ-explorative Forschungs-design und der verwendete Methodenmix erläutert. So werden in einem ersten Schritt das vergleichende Fallstudiendesign, welches einen diskursanalytischen Forschungsansatz mit dem des process tracing verbindet, und die Anlage der Unter-suchung, d.h. die Logik der einzelnen Analyseschritte, die Auswahl des Untersu-chungszeitraums, die Fallauswahl sowie die Bedeutung des Vergleichs für diese Arbeit erklärt. Dabei beruht die Analyse der institutionellen Entwicklung primär auf der diskursanalytischen Auswertung von mehr als 250 bildungspolitischen Dokumenten der wichtigsten Akteure der Berufs- und Hochschulbildung in Frankreich und Deutschland. Um auch die regulative institutionelle Dimension zu erfassen, wird die Diskursanalyse durch eine Dokumentenanalyse rechtlicher Texte sowie durch 31 Expert_inneninterviews und eine Analyse von Sekundärli-teratur ergänzt. Der Ansatz des process tracing leitet die Untersuchung im Hinblick auf die schrittweise Rekonstruktion der nationalen Entwicklungen und deren Er-klärung durch exogene, d.h. europäische, aber auch endogene Einflüsse an. Die Analyse der europäischen Bildungsprozesse Bologna und Kopenhagen erfolgt primär auf Basis einer theoriegeleiteten qualitativen Inhaltsanalyse der Deklara-tionen und Kommuniqués dieser Prozesse. Die Untersuchung der Frage nach de-ren Einfluss auf die nationalen Bildungssysteme erfolgt wiederum auf Basis des Vergleichs der nationalen Durchlässigkeitsstrukturen mit dem aus den europäi-schen Dokumenten rekonstruierten Durchlässigkeitsmodell sowie durch Ex-pert_inneninterviews. Da die europäischen Prozesse noch nicht sehr lange beste-hen, sind es insbesondere Expert_innen, welche einen Eindruck der Wirkung eu-ropäischer Prozesse vermitteln können. Die Frage der Konvergenz zwischen den Ländern kann anhand eines Vergleichs der analysierten Entwicklungen der natio-nalen Durchlässigkeitsstrukturen beantwortet werden.

Im zweiten Abschnitt von Kapitel 4 werden die methodischen Verfahren und das konkrete Vorgehen in dieser Arbeit für die erfolgte wissenssoziologische

Dis-kursanalyse, die theoriegeleitete qualitative Inhaltsanalyse, die Ex-pert_inneninterviews sowie die Dokumentenanalyse erklärt. Der dritte Abschnitt dient der Reflexion der Güte der durchgeführten Analysen.

Mit Kapitel 5, in welchem die europäischen Entwicklungen aufgezeigt wer-den, beginnt der empirische Teil der vorliegenden Studie. Ziel dieses Kapitels ist es, ein Bild davon zu erhalten, wie die Bologna- und Kopenhagen-Prozesse in die supranationale europäische Bildungspolitik eingebettet sind, welchen Stellenwert Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung einnimmt und welches Modell von Durchlässigkeit durch die Prozesse in die Nationalstaaten diffundie-ren könnte, d.h., welche Art von Durchlässigkeitsstruktudiffundie-ren auf europäischer Ebene legitimiert werden. Dafür wird in einem ersten Schritt ein kurzer histori-scher Überblick über die zunehmende Relevanz von Bildungsfragen in der euro-päischen Bildungspolitik sowie das Verhältnis von Allgemein-, Hochschul- und Berufsbildung innerhalb dieser Politik vermittelt. Diese historische Einbettung dient vor allem der Abgrenzung und der Betonung der Spezifika der intergouver-nementalen Bildungsprozesse Bologna und Kopenhagen und liefert die Begrün-dung dafür, warum speziell diese Prozesse als besonders untersuchenswert für das Verhältnis von Berufs- und Hochschulbildung in den Nationalstaaten gelten kön-nen.

Im zweiten Schritt werden die Bologna- und Kopenhagen-Prozesse mithilfe der Inhaltsanalyse der verabschiedeten Deklarationen und Kommuniqués beider Prozesse genauer daraufhin untersucht, inwiefern und auf welche Weise Durch-lässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung in ihnen thematisiert wird. So interessiert es, wie Durchlässigkeit jeweils verstanden und begründet wird, mit-hilfe welcher Standards sie umgesetzt werden soll und wie die Forderungen regu-lativ umzusetzen sind. Schließlich wird anhand des Vergleichs der beiden Pro-zesse ein gemeinsames europäisches Durchlässigkeitsmodell rekonstruiert.

Die Kapitel 6 und 7 dienen der Untersuchung der institutionellen Entwick-lung in Deutschland. In Kapitel 6 wird die deutsche Durchlässigkeitsproblematik dargestellt. Dafür werden in einem ersten Schritt das von Baethge (2006) identi-fizierte Bildungsschisma und daran anschließend die Organisation sowie Steue-rung der Hochschul- und Berufsbildung in Deutschland beschrieben. Auch be-stehende Übergänge zwischen den Bildungsbereichen werden identifiziert. Um die Veränderungen in Bezug auf Durchlässigkeit zwischen beruflicher und Hoch-schulbildung in den letzten Jahrzehnten verstehen und einordnen zu können, wird in einem dritten Schritt die historische Entwicklung der deutschen Durchlässig-keitsproblematik vor dem Untersuchungszeitraum dargestellt. Der Fokus liegt da-bei auf der Frage des Hochschulzugangs für beruflich Qualifizierte, da dieser As-pekt in den Quellen zur historischen Entwicklung der dominante war, an dem sich das Verhältnis der beiden Organisationsfelder herauskristallisierte. Zudem wird ein kurzer Einblick in die durchlässigkeitsrelevanten Strukturen des DDR-Systems gegeben, denn mit der Wiedervereinigung hätten auch die Strukturen aus den neuen Bundesländern Einfluss auf die weitere Entwicklung haben können.

Ziel dieses Kapitels ist es, ein Verständnis des deutschen Bildungssystems zu er-langen, welches notwendig ist, um die Entwicklungen der institutionellen Durch-lässigkeitsstrukturen in den letzten 25 Jahren zu verstehen.

Die Analyse der institutionellen Veränderungen in Kapitel 7 erfolgt in drei Schritten. Entsprechend der analytischen Unterscheidung in einen Untersu-chungszeitraum vor dem Beginn der Bologna- und Kopenhagen-Prozesse (1990-1998) und dem Zeitraum seitdem (1999-2012), welche wichtig ist, um einen Wan-del besser darstellen und vor allem auch den Einfluss der europäischen Prozesse feststellen zu können, werden die institutionellen Veränderungen für die Unter-suchungszeiträume unabhängig voneinander beschrieben. In einem dritten Schritt werden die Entwicklungen verglichen und eingeordnet. Diese Untersuchungen der institutionellen Entwicklung der Durchlässigkeitsstrukturen basieren primär auf der Diskursanalyse der Dokumente bildungspolitischer Akteure der Berufs- und Hochschulbildung, so dass der Fokus auf die Analyse der kulturell-kognitiven und teilweise auch der normativen institutionellen Dimension gelegt wird. Ge-zeigt wird, wie in den jeweiligen Zeiträumen Durchlässigkeit von den bildungs-politischen Akteuren konstruiert wird, aber auch, welche Deutungskämpfe und damit Infragestellungen der Legitimität bestehender Institutionen sichtbar wer-den. Auf diese Weise kann die Dynamik institutioneller Entwicklungen dargestellt und bereits zum Teil erklärt werden. Aber auch regulative Entwicklungen, welche auf Basis der Dokumentenanalyse erfasst wurden, werden in die Analyse eingear-beitet.

Das Ziel des Kapitels besteht darin, die Entwicklungen der deutschen Durch-lässigkeitsstrukturen darzustellen und zu analysieren, inwiefern der Wandel seit 1990 zu einer Fortführung eingeschlagener Entwicklungspfade, ihrer Verände-rung oder sogar einer gänzlichen Abkehr von historisch gewachsenen Institutio-nen geführt haben. Während eine Weiterführung bedeuten würde, dass die histo-risch gewachsene Hierarchie der Bildungsbereiche und die institutionelle Tren-nung zwischen Berufs- und höherer Allgemeinbildung ohne Übergänge weiterbe-stünde, hieße eine Abkehr von diesen institutionellen Prinzipien faktisch entwe-der eine Gleichwertigkeit oentwe-der sogar Höherbewertung beruflicher Bildung sowie eine aufgehobenen Trennung der Bereiche. Insgesamt kann in Deutschland eine institutionelle Veränderung in Richtung einer größeren Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung, die sich sowohl in der kulturell-kognitiven als auch in der normativen und regulativen Dimension niederschlägt, festgestellt wer-den. Doch wie ist diese Entwicklung genau einzuordnen? Im Rahmen der Analyse soll schließlich auch deutlich werden, inwiefern bestehende Barrieren zu Durch-lässigkeit verringert wurden und worin weiterhin Barrieren bestehen.

In Kapitel 8 stehen das französische Bildungssystem und die identifizierte Durchlässigkeitsproblematik für den französischen Fall im Vordergrund. Es dient als Grundlage für die Analyse des institutionellen Wandels der Durchlässigkeits-strukturen in Frankreich in Kapitel 9. Es kann gezeigt werden, dass Durchlässig-keit zwischen Berufs- und Hochschulbildung nicht nur ein Problem in Ländern

mit stark segmentierten Bildungsbereichen im Sekundar- und Tertiärbereich, wie in Deutschland, ist, sondern durchaus auch in einem weniger segmentierten und stratifizierten System wie Frankreich. Um das Problem des systematisch erhöhten Studienmisserfolgs beruflich Qualifizierter besser verstehen zu können, werden in einem zweiten Schritt die Organisationsfelder Berufs- sowie Hochschulbildung und deren Steuerung sowie die bestehenden Bildungswege zwischen den Organi-sationsfeldern beschrieben. Schließlich erfolgt eine historische Einbettung der Durchlässigkeitsproblematik, die ebenfalls dem besseren Verständnis der gewach-senen Bildungsstrukturen und Hierarchien zwischen Berufs- und Hochschulbil-dung dient. Zudem ist die Kenntnis der historischen Evolution für die Analyse des institutionellen Wandels notwendig, denn nur so können endogene Struktu-ren als pfadabhängige FaktoStruktu-ren identifiziert werden, was die Einschätzung da-rüber ermöglicht, ob sich das Bildungssystem entlang bestehender Pfade oder durch die Schaffung neuer Strukturen weiterentwickelt.

In Kapitel 9 sollen aufbauend auf den Darstellungen in Kapitel 8 die Verän-derungen der institutionellen Durchlässigkeitsstrukturen von 1985 bis 2012 in Frankreich analysiert werden. Im Fokus der Analyse steht dabei die Durchlässig-keit aus dem beruflichen Zweig der Sekundarbildung in das Hochschulsystem.

Auch für den französischen Fall werden zwei Zeiträume unterschieden, die Phase vor 1999 und den Zeitraum danach, somit erfolgt die Analyse analog der Vorge-hensweise zum deutschen Fall in Kapitel 7. Zuerst werden die institutionellen Entwicklungen in den beiden Zeiträumen dargestellt, wobei sowohl die durchläs-sigkeitsrelevanten Debatten als auch die Struktur der Diskurse analysiert werden.

Anschließend soll die Frage nach dem Wandel der Durchlässigkeitsstrukturen in Frankreich zusammenfassend beantwortet werden. Auch in Frankreich können signifikante Veränderungen der Durchlässigkeitsstrukturen festgestellt werden, wobei sich diese jedoch verstärkt in der kulturell-kognitiven institutionellen Di-mension gezeigt haben. Die Einordnung dieser Veränderungen im Hinblick auf bestehende Entwicklungspfade erfolgt ebenfalls in Kapitel 9.

Während in den Länderkapiteln gezeigt wird, dass und wie sich jeweils in Deutschland und Frankreich die institutionellen Dimensionen zur Durchlässig-keit zwischen beruflicher und Hochschulbildung gewandelt haben, stehen in Ka-pitel 10 der Vergleich zwischen den Ländern und die Frage nach dem Einfluss Europas im Vordergrund. So wird in einem ersten Schritt untersucht, inwiefern sich das Verständnis von einem durchlässigen Bildungssystem und dessen diskur-sive Behandlung sowie die gesetzlichen Regelungen zu Durchlässigkeit zwischen Deutschland und Frankreich is heute angeglichen haben. Durch den Vergleich können nationale Selbstverständlichkeiten und Regelungen als kontingente Kon-strukte aufgedeckt werden. Dabei wird festgestellt, dass zwar eine Annäherung in einem gewissen Ausmaß stattgefunden hat, diese aber nicht zu einer Konvergenz der Durchlässigkeitsstrukturen führt.

Im zweiten Teil dieses Kapitels wird eruiert, wie die obige und die nationalen Entwicklungen zu erklären sind. Welchen Einfluss haben die europäischen Bil-dungsprozesse Bologna und Kopenhagen? Um diese Frage zu beantworten, wird untersucht, inwiefern es zu einer Annäherung der nationalen Strukturen an das in Kapitel 5 rekonstruierte europäische Modell von Durchlässigkeit in Deutschland und Frankreich gekommen ist. Dafür wird zuerst untersucht, inwiefern die insti-tutionellen Strukturen der beiden Länder bereits vor 1999 den europäischen Vor-gaben entsprachen, so dass die vermeintliche Stärke des normativen Anpassungs-drucks auf die Länder sichtbar wird. Insbesondere da Frankreich und Deutsch-land zu den Vorreiterstaaten der beiden untersuchten europäischen Bildungspro-zesse gehören und die ProBildungspro-zesse mit der Methode der offenen Koordinierung (OMK) arbeiten und sich stark an bestehende Praktiken und Standards in den Mitgliedsstaaten anlehnen, ist es wichtig zu ergründen, inwiefern in den gemein-sam verfassten europäischen Dokumenten nicht bereits die in den Ländern be-stehenden Standards eingeschrieben wurden. In diesem Fall wäre der Handlungs-druck wesentlich geringer. Anschließend wird analysiert, inwiefern die Verände-rung der nationalen Durchlässigkeitsstrukturen zu einer AnnäheVerände-rung an die euro-päischen Standards geführt hat. Für beide Länder kann dabei eine gewisse Ent-wicklung in Richtung europäischer Vorgaben festgestellt werden. In einem dritten Schritt werden die Annahmen über den Einfluss der europäischen Prozesse, wel-che aus der vorhergehenden Analyse entstanden sind, anhand der Bedeutungszu-schreibung der europäischen Prozesse in den Diskursen und in den geführten Expert_inneninterviews6 geprüft. Die Kombination von Diskursen und der Be-fragung von Expert_innen erscheint hier sinnvoll, da politische Akteure nicht im-mer zugeben, dass Reformen durch exogene Kräfte beeinflusst wurden (vgl. Wal-dow 2009: 478). Wurde in den Diskursen oder Interviews direkt auf europäische Prozesse oder Standards verwiesen? Welche Rolle messen die Expert_innen den europäischen Prozessen zu?

Der letzte Abschnitt des Vergleichskapitels verbindet die Erkenntnisse zu den Entwicklungen der nationalen Durchlässigkeitsstrukturen mit dem analtisch erfassten Einfluss der Europäisierungsprozesse, um die nationalen Entwicklun-gen unter Einbezug sowohl des Europäisierungseinflusses als auch endoEntwicklun-gener Faktoren zu erklären. Dabei können für Deutschland und Frankreich äußerst dif-ferente Einflüsse auf die nationalen institutionellen Entwicklungen identifiziert werden, wobei in Deutschland europäische Prozesse einen stärkeren Einfluss auf die Entwicklungen genommen haben als in Frankreich. Kapitel 10 soll daher auch Aufschluss über die potenzielle Wirkmächtigkeit europäischer Prozesse und de-ren Begde-renzung durch nationale Entwicklungspfade geben.

Abschließend werden in Kapitel 11 die theoretischen Überlegungen und zentralen Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst, wobei die Beantwortung der drei leitenden Untersuchungsfragen im Zentrum steht. Anschließend werden

Grenzen der empirischen Untersuchung, wie die Beschränkung auf spezifische Analyseebenen und die damit einhergehende Vernachlässigung anderer, aufge-zeigt und mögliche ergänzende Forschungsansätze erwogen. Schließlich werden in einem letzten Schritt gesellschaftliche Implikationen der Untersuchungsergeb-nisse diskutiert. Was kann aus dieser Studie für Reformen von Bildungssystemen gelernt werden? So wird z.B. auf die Vielseitigkeit des Durchlässigkeitskonzepts und die Bedeutung der nicht zu vernachlässigenden unterschiedlichen institutio-nellen Dimensionen, auf denen dieses institutionalisiert wird, verwiesen.

2 Durchlässigkeit – Eine konzeptionelle und