• Keine Ergebnisse gefunden

3 Werbeverbot von Architekten

3.5 Einfluss des Werbeverbots auf die Publizität von Architektur

3.5.3 Fernsehverbot für Architekten

„Members generally deplored an interpretation which allowed public authorities to advertise in the public press, with pictures of work undertaken, whilst architects were restricted to discreet advertisements in the technical press.“346

Bauunternehmer handelte.349 Dass Architekten offenbar überflüssig waren und ihr Berufstitel in der Öffentlichkeit derart undifferenziert verwendet wurde, bedeutete für eine Professionsvertretung begreiflicherweise Anlass zur Sorge.

Umso unverständlicher wiederum wirken Fälle, in denen gerade positive Darstellungen des Architektenberufs durch eine besonders strikte Auslegung des Berufskodexes eine Werbeabsicht unterstellt wurde. Harsche Kritik musste in diesem Sinne der Architekt John Madin einstecken, der 1965 in einer BBC-Dokumentation aufgetreten war. Zu dieser Zeit war er erfolgreich als Architekt in Birmingham tätig und seine Auftragslage machte sicher keine Eigenwerbung nötig. Der Dokumentarfilm „Six Men – Portraits of Power in a Modern City“ zeigte ihn neben einem Ratsherrn, einem Bischof, einem Zeitungsherausgeber, einem Fabrikunternehmer und einem Parlamentsabgeordneten.350 Im Gegensatz zu den weniger schmeichelhaften Darstellungen wurden Architekten hier also in einflussreicher Position zwischen respektablen Männern und Berufsgruppen gezeigt.

Die Fernsehsendung folgte Madin in seinem Arbeitsalltag und ließ ihn in ausführlichen Interviews seine eigenen Vorstellungen und Ideen über Architektur darlegen. Obwohl Madin für die Sendung kein Honorar erhalten hatte, warf ihm das ARCUK „disgraceful conduct“ vor,351 nachdem er von einem Kollegen aus Birmingham der Werbetätigkeit beschuldigt worden war.352

Damit löste der ARCUK einmal mehr Aufregung innerhalb des RIBA aus, das sich in einer Sitzung am 18. Januar 1966 intensiv mit dem Fall beschäftigte. In Vorbereitung auf das Treffen zirkulierten mehrere Dokumente. Zum einen verfasste Malcom MacEwen eine Stellungnahme. Demnach hatte die BBC verlauten lassen, dass sie Architektur eigentlich gerne öfter thematisieren würde. Dies sei aber nur möglich, wenn ihnen erlaubt werde, auch über „architects as personalities“ zu berichten. Nach Ansicht MacEwens sei es daher nicht im Interesse des RIBA, Dokumentationen über Architektur, aber nicht über Architekten zuzulassen.353 In einer zweiten, gemeinsamen Mitteilung des Public Relations Committee (PRC), des Professional Practice Committee (PPC) und des Professional

349 Ebd.

350 BBC TWO: Six Men. Portraits of Power in a Modern City, Episode 1: John Madin, Dokumentarfilm, 30 Minuten, ausgestrahlt am 25.04.1965, Zitat aus Eröffnungsszene, https://randomarchitecturememories.com/home/six-men-john-madin-john-bird-bbc-1965 [Zugriff:

18.01.2016].

351 RIBA/PubRel/11.1.5, Interpretation of the Code in Relation to Advertinsing and Publicity, Memorandum des PRC, PPC, PCC, PRC Meeting Agenda vom 18.01.1966, Anlage, Abschnitt 6, S. 2.

352 BBC Pebble Mill: John Madin and the Donnellan Documentary – Six Men, http://www.pebblemill.org/

blog/john-madin-and-the-donnellan-documentary-six-men/ [Zugriff: 23.02.2018].

353 RIBA/PubRel/11.1.5, Bericht von Malcolm MacEwen, Anlage zur PRC Meeting Agenda vom 18.01.1966, Abschnitt 5, S. 1.

Conduct Committee (PCC) wurde dieser Aspekt genauer ausgeführt. Bezugnehmend auf einen bereits zwei Jahre zuvor verfassten Bericht des PRC wurde darauf hingewiesen, dass sich Fernsehproduzenten schon mehrfach darüber beklagt hätten, „that architects are forced to hide behind a cloak of professionalism“.354

Aufgrund des vom ARCUK publik gemachten Fall Madins müsse das RIBA nun unbedingt Stellung beziehen, wolle es eine anhaltende Berichterstattung über Architektur in Presse, Radio und Fernsehen sicherstellen.355 Aus Sicht der Verfasser des Berichts müsse es Architekten unbedingt gestattet werden, ihre Ansichten in der Öffentlichkeit zu vertreten, um an einer „public debate on architecture“356 teilnehmen zu können.

Architektur lasse sich der Öffentlichkeit nun mal nicht ohne Architekten präsentieren:

„People are news, and without architects, architecture and buildings would become very dull subjects or depend on the image projected by contractors, estate agents and others.“357

Über die strikte Haltung des ARCUK im Falle John Madins war das PRC „seriously concerned“, da dies die eigene Arbeit behindere, die ja nun darin bestehe, der Architektur mehr Öffentlichkeit zu verschaffen.358 Der Bericht erklärte daher eine generelle Lockerung des Werbeverbots für angebracht und verwies in diesem Zusammenhang auf die Law Society, die gerade erst ihr Werbeverbot gelockert habe, um damit das Prestige der eigenen Profession in der Öffentlichkeit zu befördern.359 PRC, PPC und PCC schlugen 1966 außerdem vor, eine „distinction between public relations and advertising“ einzuführen – eine Strategie, die das AIA seit den 1920er Jahren verfolgte.360

Trotz dieser Bedenken von PRC, PPC und PCC sollten die Regelungen von 1953 weiterhin gelten und auch in der Neufassung von 1973 diesbezüglich keine nennenswerte Lockerungen eingefügt werden. Auch war das Massenmedium Fernsehen zwar in den internen Debatten des RIBA durchaus vertreten, in die veröffentlichte Version des Werbeverbots hielt es jedoch keinen Einzug. Erst 1978 sollte es indirekt integriert werden,

354 RIBA/PubRel/11.1.5, Interpretation of the Code in Relation to Advertinsing and Publicity, Anlage zur PRC Meeting Agenda vom 18.01.1966, Abschnitt 2, S. 1.

355 Ebd., Abschnitt 4, S. 1.

356 Ebd., Abschnitt 13, S. 3.

357 Ebd., Abschnitt 11(ii), S. 3.

358 Ebd., Abschnitt 7, S. 2.

359 Ebd., Abschnitt 14, S. 3.

360 Vgl. Kap. 5.1.2.

indem nun genereller von ‚media‘ statt ausschließlich von ‚press‘ die Rede war.361 Auch die Diskussion über Filmbeiträge führte damit letztlich nicht zu einer Überarbeitung des Werbeverbots.

Seit 1950 hatte das Werbeverbot in einigen Fällen zur Uneinigkeit zwischen RIBA und ARCUK geführt. Bei der Veröffentlichung von Architekturzeichnungen 1950, den proaktiven Bewerbung in Planungsbehörden 1953 und den Fernsehauftritten von Architekten 1966 hatten beide Institutionen unterschiedliche Meinungen vertreten.

Dennoch hatte das RIBA jeweils eine direkte Konfrontation vermieden und war den Vorgaben des ARCUK in aller Regel gefolgt. Andererseits wehrte sich das RIBA auch erfolgreich gegen verschiedene Vorschläge des ARCUK, das Werbeverbot zu verschärfen.

Outline

ÄHNLICHE DOKUMENTE