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Europäische Kooperationen und Netzwerke

(N= 148) Investitionen in sicherheits- und gesundheitsgerechte Gestaltung von

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

B.1 Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Europa

B.1.2 Europäische Kooperationen und Netzwerke

B.1.2.1 Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz Beschreibung der Agentur

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) wurde 1996 als zentrale europäische Facheinrichtung auf dem Gebiet des Arbeitsschutzes gegründet, um die Gemeinschaftsein­

richtungen der Europäischen Union (Kommission, Parlament) und die Mitgliedstaaten bei der Politikentwick­

lung und Politikumsetzung im Bereich des Arbeitsschutzes zu unterstützen. Durch das Sammeln, Analysieren und Verbreiten von Informationen über Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz zielt die EU-OSHA darauf ab, die Arbeitsplätze in Europa sicherer, gesünder und produktiver zu machen. Die Agentur führt Maßnahmen zur Förderung einer Präventionskultur durch. Zu diesen gehören europaweite Kampagnen, Publikationen zu praktischen Lösungen in Online- und Printmedien sowie Forschung zur Antizipation von neuen Risiken in der sich schnell wandelnden Arbeitswelt. Die Arbeit der Agentur wird durch mehrjährige strategische Programme sowie durch jährliche Arbeitsprogramme bestimmt. Die Arbeitsprogramme werden mit Beratergruppen und den Focal Points (FOP) der einzelnen Mitgliedstaaten abgestimmt und vom Verwaltungsrat verabschiedet. Als Focal Points werden die nationalen Anlaufstellen der EU-OSHA bezeichnet, welche für den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten und der EU-OSHA zuständig sind. Der deutsche Focal Point ist im Bundesminis­

terium für Arbeit und Soziales (BMAS) angesiedelt. Neben den Sozialpartnern sind sowohl die Unfallversiche­

rungsträger als auch die Länder und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) in dem deutschen FOP-Netzwerk vertreten. Die Beteiligung der Sozialpartner ist in allen Gremien gegeben. Durch die Besetzung der Gremien mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern sowie Regierungsvertretern entsteht eine dreigliedrige Struktur, die zusammen mit dem Focal Point Netzwerk die zwei Hauptcharakteristika der EU­

OSHA Organisation ausmachen.

Bei der inhaltlichen Projektarbeit wurde die Agentur im Berichtzeitraum im Wesentlichen durch das Topic Cen­

ter Occupational Safety and Health (TC-OSH) unterstützt. Das Topic Center OSH war von 2009 bis 2013 Teil des Informationsnetzwerkes der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz und umfasste ein Konsortium von 20 Arbeitsschutzorganisationen aus 16 europäischen Mitgliedstaaten. Für Deutschland waren die Kooperationsstelle Hamburg IFE GmbH, das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) sowie die BAuA beteiligt.

TC-OSH Beiträge

Im Berichtszeitraum war das Topic Center OSH maßgeblich am Aufbau der Online- Wissensplattform OSHwiki zu Themen aus dem Bereich Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz beteiligt. Mit der Internetseite www.oshwiki.eu verfolgt die EU-OSHA das Ziel, neben der Wissensvermittlung zu einer Vernetzung der Ar­

beitsschutzakteure beizutragen. Weitere Projekte mit Topic Center Beteiligung umfassten Überblicksarbeiten auf Basis von Forschungsliteratur, Daten und Expertisen zu verschiedenen Themen wie z. B. Nanotechnologien am Arbeitsplatz, Stress und psychosoziale Risiken sowie Karzinogene und arbeitsbedingte Erkrankungen. Dar­

über hinaus wurden eine Vielzahl von Gute-Praxis-Beispielen zum Arbeitsschutz aufbereitet und praxisrelevan­

te Informationen bereitgestellt. Diese beziehen sich z. B. auf den Zusammenhang von Führung und Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, psychische Gesundheit bei der Arbeit, Integration von Sicherheit und Gesund­

heit bei der Arbeit in die Bildung, Arbeitnehmerbeteiligung beim Arbeitsschutz sowie reproduktionstoxische Stoffe. Neben den Projekten im Rahmen des Topic Centers hat die EU-OSHA weitere Projekte durchgeführt, von denen einige wichtige im Folgenden erläutert werden.

Prognoseprojekt: „Grüne Arbeitsplätze“

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen durch einen Energieeffizienzanstieg und einen Anstieg der erneuerbaren Energien zu erreichen. Daher ist in den kommenden

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Jahren mit einem deutlichen Anstieg sogenannter „Grüner Arbeitsplätze“ zu rechnen. Als „Grüne Arbeitsplätze“

werden die Arbeitsplätze bezeichnet, die zum Erhalt der Umwelt oder zum Übergangsprozess hin zu einer stär­

ker ökologisch ausgerichteten Wirtschaft beitragen.

Das Prognoseprojekt „Grüne Arbeitsplätze“ der EU-OSHA zielt darauf ab, neue Arten von Risiken zu untersu­

chen, die im Zusammenhang mit neuen Technologien bei „Grünen Arbeitsplätzen“ stehen. Dazu wurden ver­

schiedene Szenarien entwickelt, die auf einer Analyse der Entwicklung von verschiedenen Schlüsselfaktoren wie Umweltfaktoren, Anreiz und Kontrollsystemen durch Regierungen, öffentlichen Meinungsbildungen und Verhalten sowie wirtschaftlichem Wachstum, demographischen und sozialen Veränderungen und technischen Entwicklungen beruhen. Zu den ausgewählten technologischen Innovationen, welche mit neuartigen Risiken verbunden sein können, zählen u. a. Windenergie, grüne Technologien im Baugewerbe, Bioenergie, umwelt­

freundliche Verkehrsmittel und Nanotechnologien. Je nach Szenario ergeben sich bei unterschiedlichen Ausprä­

gungen von Umweltbewusstsein und wirtschaftlichem Wachstum verschiedene Implikationen für Gesundheit und Sicherheit bei grünen Arbeitsplätzen.

Older-Projekt

Die Europäische Kommission hat mit der EU-OSHA eine Vereinbarung (Delegation Agreement) für ein Pilot­

projekt über Gesundheitsschutz und Sicherheit älterer Arbeitnehmer abgeschlossen. Aufgaben des Projekts „Sa­

fer and healthier work at any age“ („Sicherere und gesündere Arbeitsplätze in jedem Alter“; 06/2013 - 12/2014) sind die Identifikation und Bewertung von Strategien und Strukturen zur Stärkung der Sicherheit und Gesund­

heit von Erwerbstätigen jeden Alters in den Mitgliedstaaten der EU. Mit Unterstützung nationaler Experten sammelt und evaluiert die Projektleitung Informationen aus den Mitgliedstaaten.

Schwerpunkte liegen dabei auf der Förderung von Prävention, Vermittelbarkeit und Wiedereingliederung für alle Beschäftigten während ihres gesamten Arbeitslebens sowie auf geschlechtsspezifischen Themen. Dabei geht es auch um die Analyse und Bewertung existierender Maßnahmen, Programme und Strategien im Zusam­

menhang mit älteren Arbeitnehmern. Die Ergebnisse sollen die Weiterentwicklung von Regelungen, Strategien und betrieblichen Umsetzungshilfen unterstützen und Beispiele erfolgreicher und innovativer Praxis hervorbrin­

gen. Zur Berichterstattung über die erzielten Fortschritte fand 2013 im Europäischen Parlament eine Konferenz statt4. Im Juni 2015 ist eine Abschlusskonferenz geplant, um den endgültigen Berichtsentwurf sowie dessen Erkenntnisse und Vorschläge für Politik und Praxis zu präsentieren und zu erörtern. Die Ergebnisse des Projek­

tes sollen für die kommende EU-OSHA Kampagne 2016/2017 mit dem Arbeitstitel „Healthy and safe work­

places for a sustainable working life“ genutzt werden.

ESENER

Die Europäische Unternehmenserhebung über neue und aufkommende Risiken (ESENER – Enterprise Survey on New and Emerging Risks) wurde 2009 erstmalig durchgeführt, um eine Datengrundlage für europäische Vergleichsuntersuchungen zu liefern. Die Erhebung befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Umgang mit psy­

chosozialen Risiken, mit den für die betriebliche Umsetzung förderlichen und hemmenden Faktoren und mit der Frage, inwieweit Arbeitnehmer an den Prozessen zu Arbeitsschutz und Gesundheitsförderung beteiligt werden.

ESENER umfasste 2009 knapp 36.000 Interviews mit Managern und Gesundheits- und Sicherheitsbeauftragten.

Die Erhebung wurde in privaten Unternehmen und staatlichen Einrichtungen mit zehn oder mehr Beschäftigten in den damals 27 Mitgliedstaaten der EU sowie in Kroatien, der Türkei, Norwegen und der Schweiz durchge­

führt. In 2014 wird die zweite Erhebung des ESENER durchgeführt, bei der ein Großteil der Fragen aus der ersten Erhebung beibehalten wird, um Zeitreihenbetrachtungen zu ermöglichen. Den Evaluationsergebnissen des ersten ESENER entsprechend wurden in der zweiten Welle aber einige Veränderungen gegenüber der ersten Erhebung berücksichtigt. Diese umfassen beispielsweise thematische Ergänzungen wie Fragen zu Muskel­

Skelett-Erkrankungen und Arbeitsplatzorganisation, aber auch eine höhere Fallzahl für die Analyse einzelner Sektoren und Verbesserungen in der Qualität der Fallauswahl und Feldarbeit. Erste Ergebnisse von ESENER II werden Ende 2014 erwartet.

https://osha.europa.eu/en/seminars/safer-and-healthier-work-at-any-age

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Förderung und Koordinierung der Forschung

Eine weitere wichtige Aufgabe der EU-OSHA ist die Förderung und Koordinierung der Forschung. Im Bericht­

zeitraum hat die EU-OSHA einen Bericht zu Forschungsprioritäten für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Europa 2013 - 2020 unter Mitwirkung des Topic Centers erarbeitet, der mit den europäischen Arbeitsschutz­

institutionen und wichtigen Stakeholdern in zwei Seminaren 2011 und 2013 abgestimmt wurde. Der Bericht ist eine Aktualisierung des Berichts von 2005 und berücksichtigt aktuelle Forschungsergebnisse und Entwicklun­

gen, die einen Einfluss auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit haben. Der Bericht analysiert vier Berei­

che, in denen zur Zeit noch Forschungslücken im Zusammenhang mit Sicherheit und Gesundheit existieren:

– Demografischer Wandel

– Globalisierung und Wandel der Arbeit – Sichere, neue Technologien

– Neue oder zunehmende arbeitsbedingte Exposition gegenüber chemischen – und biologischen Stoffen.

Europäische Kampagnen

Zur thematischen Sensibilisierung werden seit 2000 jährlich Europäische Kampagnen (vormals Europäische Wochen) zu den verschiedensten Themen von Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit von der Agen­

tur, den Mitgliedstaaten, den EFTA-Staaten, Beitritts- und Kandidatenländern durchgeführt5. Unterstützt wer­

den diese Kampagnen auf europäischer Ebene jeweils von der Europäischen Kommission, dem Europäischen Parlament, den Mitgliedstaaten und von den Europäischen Sozialpartnern. Sie richten sich sowohl an Arbeits­

schutzakteure als auch an die betriebliche Praxis (insbesondere KMU). Im Rahmen der Kampagnen werden Materialien zur Unterstützung nationaler Aktivitäten und finanzielle Fördermöglichkeiten für Veranstaltungen und Medienarbeit angeboten. Die nationalen Aktivitäten zu den Kampagnen werden von den jeweiligen Focal Points (FOPs) koordiniert. Wichtiger Bestandteil der Kampagnen ist jeweils die Auslobung eines europäischen Arbeitsschutzpreises. Themen der Kampagnen im Berichtszeitraum waren:

– (2008) - 2009 Gefährdungsbeurteilung, – 2010 - 2011 Sichere Instandhaltung und – 2012 - 2013 Partnerschaft durch Prävention6.

In 2014/2015 wird die EU-OSHA Kampagne „Gesunde Arbeitsplätze – den Stress managen“ durchgeführt7. B.1.2.2 Europäisches Netzwerk zur Forschungsförderung (PEROSH)

PEROSH (Partnership for European Research in Occupational Safety and Health, www.perosh.eu) ist ein Zu­

sammenschluss von derzeit 12 europäischen Partnern, wobei Deutschland mit der Bundesanstalt für Arbeits­

schutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversi­

cherungen (IFA) mit zwei Partnern in dem Netzwerk vertreten ist.

Dieser Verbund wurde 2003 von den führenden europäischen Arbeitsschutzinstitutionen zur Förderung der Zusammenarbeit im Bereich der Forschung und zur Erleichterung und Unterstützung der Einwerbung von Drittmitteln gegründet. 2008 hat sich PEROSH eine neue Struktur gegeben und die Kooperation durch gemein­

same Arbeitsschutzprojekte intensiviert. Durch die Einführung einer Europäischen Koordinatorin werden FuE­

bezogene Aktivitäten der Institute besser koordiniert und die Internetpräsenz des Zusammenschlusses auf dem neuesten Stand gehalten. Die Partner können frühzeitig auf EU-Forschungsausschreibungen reagieren. Dreimal im Jahr erscheint ein Newsletter zu den aktuellen Entwicklungen der Aktivitäten von PEROSH und ihren jewei­

ligen Mitgliedern. Zu aktuellen Abfragen der EU werden gemeinsame Stellungnahmen verfasst, so z. B. zum neuen strategischen Rahmen für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz 2014 - 2020. Im Jahr 2012 wurde unter der Federführung einer wissenschaftlichen Steuerungsgruppe ein Leitprogramm mit dem Titel „Sustainab­

le workplaces of the future – European Research Challenges for occupational safety and health“ erarbeitet.

5 http://osha.europa.eu/en/campaigns

6 http://hw2012.healthy-workplaces.eu/de/

B. Entwicklungen von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit Zweimal pro Jahr werden Stand und Fortschritt von derzeit insgesamt neun Forschungsprojekten, an denen sich mehr als 80 Wissenschaftler der Institute beteiligen, diskutiert und koordiniert. Die Projekttitel spiegeln dabei zentrale Forschungsanliegen in Europa wider:

– Arbeit und Wohlbefinden – Alterung der Arbeitsbevölkerung

– Messung der Exposition und Risikobewertung von Nanopartikeln – Identifizierung von gesundheitlichen Gefährdungen durch Nanopartikel

– Entwicklung einer Dokumentationsstelle für systematische Reviews im Arbeitsschutz

– Entwicklung von kulturübergreifenden Methoden und Kriterien für eine vergleichende Analyse von Statisti­

ken in den einzelnen Mitgliedstaaten der EU

– Arbeitsplatzbezogene Schutzfaktoren für Atemschutzgeräte

– Sicherheitskultur und die Förderung einer Null-Unfälle-Vision am Arbeitsplatz (Vision Zero)

– Interventionsstrategien zur Verbesserung der Gesundheit am Arbeitsplatz im Zusammenhang mit Muskel­

Skelett-Erkrankungen.

Um arbeitsschutzbezogenen Fragen ein stärkeres Gewicht zu verleihen, ist die Zusammenführung der Interessen europäischer Mitgliedstaaten unerlässlich. Die PEROSH-Gruppe will hierzu ihren Beitrag leisten, indem zentra­

le Forschungsanliegen koordiniert werden, um Effektivität und Effizienz zu verbessern und den Austausch wis­

senschaftlicher Erkenntnisse in Europa zu beschleunigen. Die PEROSH-Partner werden den proaktiven Dialog mit der EU und anderen internationalen und nationalen Arbeitsschutzpartnern fortführen und intensivieren und so den Wert von Forschung und Entwicklung in arbeitsschutzbezogenen Fragen in Europa verdeutlichen.

B.1.2.3 Netzwerk der europäischen WHO Collaborating Center

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt Impulse für die Gesundheitsforschung, entwickelt Normen und Standards, gibt Empfehlungen zur evidenzbasierten Umsetzung von Maßnahmen, unterstützt Länder insbeson­

dere bei der Bekämpfung von Infektionserkrankungen und der Förderung des Gesundheitswesens und beobach­

tet und bewertet internationale Gesundheitstrends. Deutschland unterstützt die Arbeit der Weltgesundheitsorga­

nisation im Bereich Gesundheit bei der Arbeit durch Aktivitäten, die im Rahmen des Netzwerkes von weltwei­

ten WHO Collaborating Centres durchgeführt werden.

WHO Collaborating Centres (WHO-CC) sind Institutionen, die von der WHO ernannt werden und sie in der Umsetzung ihrer Ziele und Aufgaben unterstützen. Sie werden alle 4 Jahre neu akkreditiert. Weltweit gibt es über 60 dieser mit der WHO kooperierenden Einrichtungen im Bereich von Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin(

Occupational Health), davon knapp 30 in Europa und vier in Deutschland8: – Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Dortmund – Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (IfADo)

– Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München – Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM), Hamburg.

Für die WHO ist das Netzwerk der WHO-CC im Bereich Occupational Health ein wichtiges Instrument, um den

„Global Master Plan 2012 - 2017“9 zu implementieren. Dieser Aktionsplan setzt an dem Problem an, dass sich der Gesundheitsstatus von Erwerbstätigen und deren Exposition gegenüber Risiken zwischen Staaten und auch innerhalb von Staaten erheblich voneinander unterscheidet. Leitgedanke ist, dass der Arbeitsplatz das Wohlbe­

finden und die Gesundheit der Erwerbstätigen nicht beeinträchtigen soll, dass es ihnen ermöglicht werden soll, den bestmöglichen physischen und psychischen Gesundheitsstatus zu erreichen – und dass die Mitgliedsstaaten der WHO entsprechend handeln.

8 http://apps.who.int/whocc/List.aspx?cc_code=DEU

9 www.who.int/occupational_health/network/en/

Im Oktober 2013 wurde von der BAuA ein Treffen des Netzwerkes der europäischen WHO-CC in Dortmund organisiert, an dem neben den Vertretern der WHO 39 Vertreter aus 13 Ländern teilnahmen. Das Treffen diente dem Erfahrungsaustausch und der Umsetzung des angelaufenen Global Master Plans 2012 - 2017. Schwerpunk­

te der fachlichen Arbeit der BAuA als WHO-CC sind z. B. die Erarbeitung und Erprobung von Methoden zur

Beurteilung von Gefährdungen aufgrund physischer Belastungen am Arbeitsplatz und zur Verbesserung der psychosozialen Arbeitsumgebung.

B.1.3 Eurofound

Die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in Dublin (Eurofound) wurde als eine tripartistische EU-Einrichtung (Beteiligung von Regierungen, Arbeitgebern und Gewerkschaften) 1975 gegründet, um zur Konzipierung und Schaffung besserer Lebens- und Arbeitsbedingungen in Europa beizutra­

gen. Im Einzelnen besteht ihre Aufgabe darin, die Lebens- und Arbeitsbedingungen vergleichend zu analysieren und zu bewerten, für die Verantwortlichen und wichtigsten Akteure der Sozialpolitik fundierte Gutachten und Ratschläge zu formulieren und dadurch zu mehr Lebensqualität beizutragen. Weiter sind Entwicklungen und Trends zu beobachten, insbesondere solche, die im Zusammenhang mit einem Wandel stehen. Zusammen mit zwei weiteren tripartistischen EU-Agenturen (Cedefop (Thessaloniki) – befasst mit Aus- und Weiterbildung;

EU-OSHA (Bilbao) – befasst mit Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz) spielt Eurofound eine wichtige strategische Rolle für einen modernen, europäischen Korporatismus.

Der Verwaltungsrat von Eurofound, bestehend aus Vertretern der Mitgliedstaaten, der nationalen Sozialpartner und der EU-Kommission, hat am 29. Juni 2012 ein neues Arbeitsprogramm für den Zeitraum 2013 - 2016 ange­

nommen. Es trägt den Titel „Von der Krise zur Erholung: Eine sachlich gut begründete Politik als Grundlage für ein wettbewerbsfähiges und gerechtes Europa“ und gibt den strategischen Rahmen für die Tätigkeit von Euro­

found in den kommenden vier Jahren vor. Jedes Jahr wird im Kontext dieses Vierjahresprogramms ein Jahres­

arbeitsprogramm erstellt.

Eurofound trägt mit seinen Erkenntnissen zur Politikberatung auf europäischer und nationaler Ebene bei. Die Erhebungen und Forschungen erlauben vergleichende Betrachtungen zur Arbeits- und Lebensqualität der euro­

päischen Mitgliedstaaten. Sie geben auch einen Einblick in unterschiedliche Kulturen und Politikansätze. Die Vorstellung und Diskussion der Ergebnisse ist für die nationale Prioritätensetzung bei der Gestaltung der Quali­

tät der Arbeit, des Arbeitsschutzes und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine wichtige Unter­

stützung.

Das strategische Ziel für die Jahre 2013 - 2016 besteht darin, zeitnah hochwertiges und politisch relevantes Wissen in vier Schwerpunktbereichen zur Verfügung zu stellen:

1. Verbesserung der Erwerbsbeteiligung und Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch die Schaffung von Ar­

beitsplätzen, die Verbesserung der Arbeitsweise des Arbeitsmarktes und die Förderung von Integration 2. Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Förderung der Nachhaltigkeit von Arbeit über das gesamte Be­

rufsleben hinweg

3. Weiterentwicklung der Arbeitsbeziehungen zur Gewährleistung gerechter und produktiver Lösungen unter sich wandelnden politischen Voraussetzungen

4. Erhöhung des Lebensstandards und Stärkung des sozialen Zusammenhalts angesichts wirtschaftlicher Dis­

paritäten und sozialer Ungleichheit.

Für diese vier politischen Schwerpunktbereiche wird Eurofound im aktuellen Strategiezeitraum Fakten und Zahlen vorlegen, Entwicklungstendenzen aufzeigen und politische Maßnahmen und Verfahren analysieren, aus denen wissenschaftlich abgesicherte Empfehlungen für die Entwicklung geeigneter Maßnahmen abgeleitet wer­

den können. Im Folgenden werden einige Ergebnisse der Europäischen Erhebung über die Arbeitsbedingungen vorgestellt.

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