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Arbeitsbedingungen bei unterschiedlichen Tätigkeiten

Sozioökonomische Analyse in der REACH-Verordnung

C. Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

C.6 Gesundheitssituation von Erwerbstätigen

C.6.1 Arbeitsbedingungen bei unterschiedlichen Tätigkeiten

Mesotheliom

(BK-Nr. 4105) 31,1 %

Lungen-/

Kehlkopfkrebs, Asbest (BK-Nr. 4104)

23,7 % Silikose

(BK-Nr. 4101) 13,7 % Asbestose

(BK-Nr. 4103) 6,7 % Chronische obstruktive Bronchitis / Emphysem

(BK-Nr. 4111) 6,4 %

Blut / lymphatisches System, Benzol

(BK-Nr. 1318) 2,8 %

Übrige 15,5 %

Gesamt:

2.357 Fälle

TC 4

Die entsprechende Kennzahl für diese Gruppe von Berufskrankheiten wird zukünftig in diese Berichtsreihe aufgenommen (s. Tabelle TC 6 im Tabellenteil). Die Fallgruppe „Berufliche Verursachung festgestellt, beson­

dere versicherungsrechtliche Voraussetzungen nicht erfüllt“ bezieht sich auf Fälle, bei denen entweder das Kri­

terium der Schwere oder des Aufgabezwangs (noch) nicht erfüllt sind, so dass eine Anerkennung (noch) nicht erfolgen kann. Hier bemühen sich die UV-Träger intensiv, um den Eintritt des Versicherungsfalls zu vermeiden und erbringen Leistungen nach § 3 Abs. 1 BKV (Maßnahmen gegen Berufskrankheiten zur Individualpräventi­

on) im Rahmen eines sogenannten kleinen Versicherungsfalles. Dabei kann es sich um technische und organisa­

torische Maßnahmen, persönliche Schutzmaßnahmen, Aufklärung und Verhaltensprävention und/oder vorbeu­

gende medizinische Maßnahmen handeln. Im Jahr 2013 entfielen auf diese Gruppe 20.686 Fälle (s. Tabelle C 2), wobei diese fast ausschließlich (97,4 %) auf Hauterkrankungen (BK-Nr. 5101) zurückgehen.

Im Jahr 2013 starben 2.357 Versicherte an den Folgen einer Berufskrankheit. Dies bedeutet im Vergleich zum Jahr 2010 eine Abnahme um 152 Fälle bzw. 6,1 %. 1.452 bzw. 61,6 % der Todesfälle infolge einer BK sind auf die Einwirkung asbesthaltiger Stäube zurückzuführen (BK-Nrn. 4103, 4104 und 4105). Bei 324 Fällen bzw.

13,7 % lag eine Erkrankung an einer Silikose (BK-Nr. 4101) vor (s. Abbildung C 13).

Die Tabellen und Abbildungen basieren auf den Geschäftsergebnissen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversi­

cherung und der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau.

Abb. C 13: Todesfälle Berufserkrankter mit Tod infolge der Berufskrankheit 2013

C.6 Gesundheitssituation von Erwerbstätigen

Zur Beschreibung der Gesundheitssituation der Erwerbstätigen können verschiedene Datenquellen genutzt wer­

den. Zum einen dienen dazu Daten aus Erwerbstätigenbefragungen wie z. B. der BIBB/BAuA-Befragung (vgl.

auch Abschnitt C.6.1). Darüber hinaus vermitteln auch die hier dargestellten Arbeitsunfähigkeitsdaten der ge­

setzlichen Krankenversicherer (Abschnitt C.6.2) einen Eindruck über die Entwicklungen in diesem Bereich. Als dritte hier verwendete Datenquelle sind die Daten des VDR zu nennen (Abschnitt C.6.3), mit denen das (Früh-)Verrentungsgeschehen beschrieben wird.

C.6.1 Arbeitsbedingungen bei unterschiedlichen Tätigkeiten

Es liegt auf der Hand, dass sich die psychischen und physischen Arbeitsbedingungen bei verschiedenen Tätig­

keiten unterscheiden. Für diese Betrachtung werden meist Berufsgruppen (auf unterschiedlichen fachlichen Aggregationsebenen) herangezogen. Die im Jahr 2011 eingeführte Klassifizierung der Berufe 2010 (vgl.

https://statistik.arbeitsagentur.de/) erfasst neben einer berufsfachlichen Ausrichtung (die typische Tätigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten berücksichtigt) auch ein sogenanntes Anforderungsniveau. Dieses Anforderungsni­

veau bildet die Komplexität der auszuübenden Tätigkeit ab und ist im Wesentlichen an formalen Bildungsab­

schlüssen ausgerichtet. Es werden vier Kategorien unterteilt, die im Folgenden kurz erläutert werden.

Tabelle Tabelle

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0 20 40 60 80

Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 Häufigkeit in %

C. Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Arbeit im Stehen

Arbeiten mit Händen (gr. Kraft / hohe Geschicklichkeit /

schnelle Abfolge) Heben, Tragen schwerer Lasten:

>10 kg (Frauen), >20 kg (Männer)

Arbeit unter Zwangshaltungen

Rauch, Gase, Staub, Dämpfe

Öl, Fett, Schmutz, Dreck

34 Hoch komplexe Tätigkeiten

Abb. C 14: Physische Arbeits- und Umgebungsbedingungen (häufig) nach Anforderungsniveau

Anforderungsniveau 1 – Helfer- und Anlerntätigkeiten

– typischerweise einfache, wenig komplexe (Routine-)Tätigkeiten – keine oder nur geringe spezifische Fachkenntnisse

– kein formaler Abschluss bzw. einjährige Berufsausbildung Anforderungsniveau 2 – Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten

– komplexere und stärker fachlich ausgerichtete Tätigkeiten als Helfer- und Anlerntätigkeiten – fundierte Fachkenntnisse und Fertigkeiten

– i. d. R. zwei- bis dreijährige Berufsausbildung (auch möglich: berufsqualifizierender Abschluss, informelle Weiterbildung oder Berufserfahrung)

Anforderungsniveau 3 – Komplexe Spezialistentätigkeiten – deutlich komplexer als fachlich ausgerichtete Tätigkeiten

– Spezialkenntnisse und Fertigkeiten; hohe Anforderungen an fachliches Wissen, z. B. Bewältigung gehobener Fach- und Führungsaufgaben; Planungs- und Kontrolltätigkeiten

Tabelle Tabelle

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74 Hoch komplexe Tätigkeiten

– i. d. R. Meister-, Techniker- oder gleichwertiger (Fach-) Hochschulabschluss, Abschluss an einer Fachaka­

demie, Bachelorabschluss an einer Hochschule (auch möglich: berufsqualifizierender Abschluss, informelle Weiterbildung oder Berufserfahrung)

Abb. C 15: Vorgaben und sich wiederholende Arbeitsvorgänge (häufig) nach Anforderungsniveau

Anforderungsniveau 4 – Hoch komplexe Tätigkeiten – sehr hoher Komplexitätsgrad

– hohes Kenntnis- und Fertigkeitsniveau, z. B. Entwicklungs-, Forschungs-, Diagnosetätigkeiten, Wissens­

vermittlung, Leitungs- und Führungsaufgaben in (großen) Unternehmen

– i. d. R. mindestens vierjähriges Hochschulstudium mit entsprechendem Abschluss (Master, Diplom, Staats­

examen; z. T. Promotion oder Habilitation erforderlich).

Neben der fachlichen Ausrichtung des Berufes hängen die psychischen und körperlichen Arbeits- und Umge­

bungsbedingungen nicht unwesentlich von diesem Anforderungs- bzw. Komplexitätsniveau der Tätigkeit ab.

Daher werden im Folgenden (sowie auch im Tabellenteil in den Abschnitten TE und TF) die Daten der BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 nach diesem Anforderungsniveau analysiert – ohne die fachliche Ausrichtung der Berufstätigkeit zu berücksichtigen.

Abb. C 16: Neue Aufgaben / nicht Erlerntes (häufig) nach Anforde-rungsniveau

Im Rahmen dieser Erhebung wur­

den 20.036 Erwerbstätige in Deutschland ab 15 Jahren befragt.

Als erwerbstätig gelten dabei alle Personen, die eine mit einem Ein­

kommen verbundene Tätigkeit mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens 10 Stunden haben.

Auszubildende und ehrenamtlich tätige Personen wurden ausge­

schlossen, mithelfende Familien­

angehörige und Personen mit max.

dreimonatiger Unterbrechung der Tätigkeit wurden eingeschlossen.

Ausländer wurden nur bei hinrei­

chenden Deutschkenntnissen in die Erhebung einbezogen. Bei der Befragung stehen Fragen zum Arbeitsplatz (Tätigkeitsschwer­

chen Beeinträchtigungen im Fo­

kus. Darüber hinaus werden Zu­

sammenhänge zwischen Bildung und Beschäftigung untersucht.

0 20 40 60 80

Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 Häufigkeit in % Helfer- und Anlerntätigkeiten Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten Komplexe Spezialistentätigkeiten Hoch komplexe Tätigkeiten

Die Erwerbstätigen wurden bezüg­

lich ihrer körperlichen Arbeits­

und Umgebungsbedingungen so­

wie ihrer psychischen Arbeitsbe­

dingungen zunächst nach der Häu­

figkeit gefragt. Dabei stand eine vierstufige Häufigkeitsangabe zur Auswahl (häufig, manchmal, sel­

ten, nie). Die Befragten, die anga­

ben, eine Arbeitsbedingung häufig Tabelle

zu haben, wurden zusätzlich ge­

fragt, ob sie diese Arbeitsbedin­

gung als belastend empfinden (ja, nein).

Betrachtet man die in Abbildung C 14 angegebenen Häufigkeiten für Befragte, die jeweils angaben, dass sie die hier ausgewählten körperlichen Arbeits- und Umge­

bungsbedingungen häufig haben, fällt erwartungsgemäß ein deut­

licher Unterschied zwischen den ersten beiden Anforderungsni­

veaus (hier blau) und den letzten Beiden (hier orange) auf. Darüber hinaus wird aber auch deutlich, dass prozentual mehr Erwerbstäti­

ge mit Helfer- und Anlerntätigkei­

ten häufig körperlich anstrengen­

den Arbeitsbedingungen (Stehen;

Schwer Heben/Tragen; Zwangs­

haltungen; Arbeiten mit den Hän­

den, die große Kraft, hohe Ge­

schicklichkeit oder schnelle Ab­

folgen erfordern) ausgesetzt sind.

Dies gilt auch für klimatisch

C. Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit

Verschiedene Hoch komplexe Tätigkeiten

0 20 40 60 80

Häufigkeit in % Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012

schwierige Bedingungen, ist aber bei den anderen Umgebungsbedingungen weniger deutlich. Ausnahmen bil­

den hier die Tätigkeiten mit Gefahrstoffen und/oder mikrobiologischen Stoffen, bei denen der größte Anteil bei fachlich ausgerichteten Tätigkeiten zu finden ist. Der Anteil der Befragten, die angaben, dass sie die häufige Arbeitsbedingung belastet, nimmt bei fast allen körperlichen Arbeits- und Umgebungsbedingungen mit steigen­

dem Anforderungsniveau ab.

Die Unterschiede bei der Betrachtung nach dem Anforderungsniveau legen nah, die psychischen Arbeitsbedin­

gungen im Folgenden in drei Bereiche aufzuteilen. Die Personen der beiden Anforderungsniveaus, die deutlich höhere Belastungen im Bereich der körperlichen Arbeits- und Umgebungsbedingungen haben, sind auch deut­

lich häufiger von Vorgaben und sich wiederholenden Arbeitsvorgängen betroffen. Für alle drei in Abbildung C 15 aufgeführten Arbeitsbedingungen sieht man mit steigendem Anforderungsniveau deutlich sinkende Häu­

figkeiten für diese Arbeitsbedingungen. Während die Anteile der Befragten, die angaben, sich durch diese Ar­

beitsbedingungen belastet zu fühlen, bei den anderen beiden Fragen auf ähnlichem Niveau bleibt, steigt der Anteil bei einer häufig in Einzelheiten vorgeschriebenen Arbeitsdurchführung mit dem Anforderungsniveau erheblich an. So gaben bei den beiden unteren Anforderungsniveaus jeweils ca. ein Drittel der Beschäftigten an, dass sie dies belastet, im höchsten Anforderungsniveau fast jeder Zweite (46 %).

Der Anteil der Personen, die sich mit „Neuem“ auseinandersetzen müssen, wächst hingegen sehr deutlich mit steigendem Anforderungsniveau (vgl. Abbildung C 16). Besonders stark ist dieser Effekt bei neuen Aufgaben, aber auch das Verbessern von Verfahren wird erheblich häufiger von Beschäftigten mit höheren Anforderungs­

niveaus angegeben. Der Anteil der Personen (unter denen mit „häufigen“ Arbeitsbedingungen), die eine Kon­

frontation mit neuen Aufgaben oder das Verlangen von nicht Erlerntem/Beherrschtem als belastend empfinden, sinkt tendenziell mit steigendem Anforderungsniveau.

Abb. C 17: Arbeitsintensität (häufig) nach Anforderungsniveau

Ein etwas unklareres Bild zeigen die psychischen Arbeitsbedingungen aus dem Bereich der Arbeitsintensität (vgl. Abbildung C 17). Während Multitasking (verschiedene Aufgaben gleichzeitig) und starker Termin- und Leistungsdruck mit zunehmendem Anforderungsniveau steigen, ist dieser Trend bei Störungen / Unterbrechun­

gen nicht so klar. Von Personen mit Helfer- und Anlerntätigkeiten gibt zwar nur jeder Vierte an, davon häufig betroffen zu sein, während der Anteil in allen anderen Gruppen bei über 40 % liegt. Am meisten geben dies aber Erwerbstätige aus der Gruppe der komplexen Spezialistentätigkeiten an (50 %). Ihre Arbeit sehr schnell erledi­

Helfer- und Anlerntätigkeiten

Tabelle Tabelle

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Im Rahmen der Erwerbstätigenbefragung wurde auch nach gesundheitlichen Beschwerden, die bei den Erwerb­

stätigen in den letzten 12 Monaten während der Arbeit bzw. an Arbeitstagen aufgetreten sind, gefragt. Bezüg­

lich der muskulo-skelettalen Beschwerden zeigt sich in Abbildung C 18 sehr deutlich, dass Befragte mit Helfer-und Anlerntätigkeiten besonders oft angeben, unter Schmerzen in verschiedenen Bereichen zu leiden. Hier ist ein deutliches Gefälle mit ansteigendem Anforderungsniveau zu erkennen. Bei den psychovegetativen Be­

schwerden ist dieser Zusammenhang nicht bei allen hier ausgewählten Beschwerden derart einfach (Abbildung C 19). Während die Anteile für Nervosität/Reizbarkeit und emotionale Erschöpfung mit dem Anforderungsni­

veau steigen, sinken die Anteile für Niedergeschlagenheit, Schwindelgefühle und körperliche Erschöpfung.

gen zu müssen, wird verstärkt von Erwerbstätigen der unteren beiden Anforderungsniveaus angegeben, etwas weniger hingegen von Erwerbstätigen der oberen beiden Anforderungsniveaus. Das Arbeiten an der Grenze der Leistungsfähigkeit nennen in allen Gruppen ähnlich viele Befragte. Bezüglich des Anteils der Befragten, die die häufigen Arbeitsbedingungen als Belastung empfinden, zeigen sich bei fast allen Arbeitsbedingungen nur gerin­

ge Unterschiede. Die einzige Ausnahme bilden Störungen/Unterbrechungen, bei denen der Anteil der Personen, die sich dadurch belastet fühlen, von 48 % (Helfer- und Anlerntätigkeiten) auf 64 % (hoch komplexe Tätigkei­

ten) steigt.

Weitere Daten zu diesem Thema sind im Tabellenteil dieses Berichtes (Abschnitte TE und TF) zu finden. Dort sind die hier dargestellten Sachverhalte nur für Vollzeitbeschäftigte – insgesamt und nach Geschlecht – zu fin­

den. Die Gruppen der Teilzeitbeschäftigten sind für eine derart differenzierte Auswertung zu klein, so dass da­

rauf verzichtet wird.

Abb. C 18: Muskel-Skelett-Beschwerden nach Anforderungsniveau

59

Schmerzen im unteren Rücken (Kreuzschmerzen)

Schmerzen im Nacken- / Schulterbereich

Schmerzen in den Armen

Schmerzen in den Händen

Schmerzen in den Hüften

Schmerzen in den Knien

Geschwollene Beine

Schmerzen in den Beinen, Füßen

Häufigkeit in % Helfer- und Anlerntätigkeiten Fachlich ausgerichtete Tätigkeiten Komplexe Spezialistentätigkeiten Hoch komplexe Tätigkeiten

Quelle: BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012

Tabelle Tabelle

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