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Arbeitsschutzziele und Arbeitsprogramme – Wichtige Themen richtig angehen

A. Die Gemeinsame D eutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA

A.1 Ziele, Inhalte und Umsetzung der GDA

A.1.3 Umsetzung: Ergebnisse bisher und zukünftige Handlungsschwerpunkte

A.1.3.1 Arbeitsschutzziele und Arbeitsprogramme – Wichtige Themen richtig angehen

Über die Vereinbarung von gemeinsamen Arbeitsschutzzielen und deren Umsetzung in bundesweiten Arbeits­

programmen fokussieren Bund, Länder und Unfallversicherungsträger ihre Präventionsaktivitäten auf wichtige Themenfelder des Arbeitsschutzes. Kriterien für die Auswahl von Arbeitsschutzzielen sind unter anderem die präventive Beeinflussbarkeit, die Arbeitsbedingtheit, die Relevanz für Betriebe und Beschäftigte und die Um­

setzbarkeit. Einbezogen werden dabei sowohl wissenschaftliche und empirische Daten und Fakten als auch Erfahrungen und Erkenntnisse aus der betrieblichen Praxis. Nicht zuletzt werden sozialpolitische Schwerpunkte und Zielsetzungen berücksichtigt.

Die Umsetzung der Arbeitsschutzziele erfolgt in Arbeitsprogrammen, in die neben den GDA-Trägern auch möglichst viele weitere relevante Akteure, z. B. Sozialpartner, Krankenkassen, Fachverbände der Fachkräfte für Arbeitssicherheit sowie Fachverbände der Arbeitsmedizin, eingebunden werden sollen.

Für den Zeitraum 2008 - 2012 wurden drei Arbeitsschutzziele festgelegt, die in elf Arbeitsprogrammen umge­

setzt wurden. Sechs der Programme wurden dabei bundesweit von allen GDA-Trägern durchgeführt (Katego­

A. Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA

Arbeitsschutzziele Verringerung von

Häufigkeit und Schwere von Arbeitsunfällen1

Verringerung von

Muskel-Skelett-Belastungen und -Erkrankungen1

Verringerung der

Häufigkeit und Schwere von Hauterkrankungen

Arbeitsprogramme Kategorie I

– Arbeitsprogramm Bau – Arbeitsprogramm Zeitarbeit – Arbeitsprogramm Transport

– Arbeitsprogramm Büro – Arbeitsprogramm Pflege

– Arbeitsprogramm Haut

Arbeitsprogramme Kategorie II

– Arbeitsprogramm Schulen – Arbeitsprogramm Ernährungsindustrie – Arbeitsprogramm

Feinmechanik

– Arbeitsprogramm Hotellerie – Arbeitsprogramm ÖPNV Tab. A 1: Arbeitsschutzziele und Arbeitsprogramme im Zeitraum 2008 – 2012

1 unter Einbeziehung der Verringerung von psychischen Fehlbelastungen und Förderung der systematischen Wahrnehmung des Arbeitsschutzes in Unternehmen

Tabelle A 1 zeigt, wie sich die elf Arbeitsprogramme den Arbeitsschutzzielen zuordnen.

Im Rahmen der elf Arbeitsprogramme wurden insgesamt rund 150.000 Betriebe und Baustellen aufgesucht und mit z. T. neu entwickelten Instrumenten überwacht und beraten. Die GDA-Maßnahmen sollten Unternehmen dabei unterstützen und diese überzeugen, ihre Verpflichtungen zu Sicherheit und Gesundheitsschutz zu erfüllen.

92 Prozent der Besichtigungen und Beratungen fanden bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) statt.

Fast drei Viertel der vom Aufsichtspersonal der Länder und Unfallversicherungsträger aufgesuchten Betriebe hatten weniger als 50 Beschäftigte.

Mit dieser Fokussierung von Ressourcen und Präventionsmaßnahmen haben die GDA-Träger der besonderen Bedeutung von KMU Rechnung getragen:

– Mehr als 99 Prozent der Betriebe in Deutschland zählen zu den kleinsten, kleinen und mittleren Unterneh­

men; in diesen sind rund 60 Prozent der Erwerbsbevölkerung tätig.

– Fehlzeiten und Produktionsausfälle können bei KMU gravierende Folgen haben.

Der Evaluationsbericht zur Strategieperiode 2008 - 2012 zeigt, dass die GDA-Arbeitsprogramme positive Effek­

te auf den betrieblichen Arbeitsschutz hatten.

Die Durchführung einer angemessenen Gefährdungsbeurteilung und die Schaffung einer geeigneten Arbeits­

schutzorganisation in den Betrieben wurden durch die Arbeitsprogramme gefördert. In einigen Programmen konnte auch ein direkter Rückgang von Arbeitsunfällen beobachtet werden.

Mit der jeweils programmspezifischen Kombination von Betriebsbesichtigungen und Informations- sowie Qua­

lifizierungsangeboten konnten betriebliche Akteure gezielt erreicht und für Arbeitsschutzthemen sensibilisiert werden.

Viele der in den GDA-Arbeitsprogrammen 2008 - 2012 entwickelten Instrumente stehen über das Ende der Programme hinaus weiter zur Verfügung, z. B. das Online-Tool für den Pflegebereich, die Gesprächsleitfäden zu Transportvorgängen, die Informationsmaterialien zu Gerüst- und Abbrucharbeiten oder das Stufenkonzept im Bereich der Ernährungs-industrie. Auf diese Weise wird eine Verstetigung der für die GDA-Arbeitsprogramme entwickelten Maßnahmen und damit Nachhaltigkeit des betrieblichen Arbeitsschutzes erreicht.

Arbeitsprogramm Bau

Im Mittelpunkt des Arbeitsprogramms Bau standen die Unfallschwerpunkte „Gerüste“ sowie „Abbruch- und Rückbauarbeiten“.

Im Zeitraum Juli 2010 bis Juni 2012 wurden durch das Aufsichtspersonal von Ländern und Unfallversiche­

rungsträgern insgesamt mehr als 65.000 Baustellenrevisionen durchgeführt. Mittels eines standardisierten Mo­

dells wurden angetroffene Arbeitsschutzmängel bewertet, mutmaßliche „Verursacher“ identifiziert und weiter­

führende Maßnahmen abgeleitet.

Tabelle Tabelle

XLS-Fassung XLS-Fassung

An den über 1.000 Veranstaltungen zu Qualifikations- und Weiterbildungsmaßnahmen des Programms haben insgesamt 20.000 Personen aus dem Kreis von Führungskräften von Bauunternehmen, Beschäftigten von Ge­

rüstbauern, Gerüstbenutzern und Abbruchunternehmen sowie Bauherren und Koordinatoren teilgenommen.

Bislang vorliegende Ergebnisse weisen auf einen Rückgang der Arbeitsunfälle auf Baustellen während der Pro­

jektlaufzeit hin. Ein Indikator für Häufigkeit und Schwere von Arbeitsunfällen ist das Verhältnis zwischen der Entschädigungsleistung für Arbeitsunfälle (ohne Wege- und Betriebswegeunfälle) und der Lohnsummen in dem jeweiligen Gewerk.

Für die Gewerbezweige Gerüstbau und Abbruch/Rückbau ist für den Zeitraum 2008 - 2012 eine Reduzierung der Kosten der Arbeitsunfälle pro 1.000 Euro Arbeitsentgelt um mehr als 30 % zu beobachten.

Die im Programm erprobte gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitsschutzbehörden und Unfallversicherungsträ­

gern wird auch in Zukunft fortgeführt werden. In der GDA-Leitlinie „Planung und Ausführung von Bauvorha­

ben“ (siehe unten) wurden dazu Grundsätze in den Bereichen gegenseitige Information, Beratung und Überwa­

chung sowie Erfahrungsaustausch festgelegt.

Arbeitsprogramm Zeitarbeit

Gefährdungen und Unfallrisiken für Zeitarbeitnehmer ergeben sich insbesondere aus den konkreten Arbeitsbe­

dingungen „vor Ort“ im Einsatzbetrieb. Der Schwerpunkt des Arbeitsprogramms lag daher darauf, diese Ein­

satzbedingungen im Interesse der Beschäftigten zu verbessern.

Zwischen 2009 und 2012 hat das Aufsichtspersonal von Ländern und Unfallversicherungsträgern rund 12.000 Einsatzbetriebe von Zeitarbeitnehmern besichtigt. Im Fokus standen dabei Betriebe, in denen entweder mit be­

sonders hohen Anteilen von Zeitarbeitspersonal zu rechnen war, oder in denen die Einsatzbedingungen beson­

ders gravierende Gefährdungen vermuten ließen. Bezüglich der Betriebsgrößen wurden für die Betriebsbesich­

tigungen bevorzugt Betriebe mit 50 - 500 Beschäftigten ausgewählt.

Wurden im Rahmen der Betriebsbesichtigung substantielle Mängel vorgefunden, so erfolgte nach ca. 12 Mona­

ten eine Zweitbesichtigung. In der Zwischenzeit erhielten die Zeitarbeitsunternehmen sowie die Einsatzbetriebe gezielte Informationen zur Sicherheit und zum Gesundheitsschutz bei der Zeitarbeit. Eine Zweitbesichtigung fand in ca. 10 Prozent der besichtigten Betriebe statt.

Ergebnis der Betriebsbesichtigungen war, dass ein Großteil der besichtigten Arbeitsplätze in Bezug auf die Ein­

haltung von Arbeitsschutz-Vorschriften nicht zu beanstanden war. Der Vergleich zwischen Erst- und Zweitbe­

sichtigung zeigte, dass dort, wo unmittelbarer Handlungsbedarf bestand, die Arbeitsschutzsituation durch die Intervention der Aufsichtsdienste in kurzer Zeit erheblich verbessert werden konnte. Die Ergebnisse des Ar­

beitsprogramms konnten darüber hinaus nachweisen, dass das allgemeine Niveau des Arbeitsschutzes direkt mit dem Niveau des Arbeitsschutz für die Zeitarbeit zusammenhängt. Das heißt: in jenen Betrieben, in denen der Arbeitsschutz gut geregelt ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch die verschiedenen Aspekte der Be­

schäftigung der Zeitarbeitnehmer gut geregelt sind.

Arbeitsprogramm Transport

Ziel des Arbeitsprogramms war es, die Anzahl und die Schwere von Arbeitsunfällen im Zusammenhang mit Transportvorgängen zu verringern. Zwischen 2010 und 2012 wurden mehr als 60.000 Betriebsbesichtigungen durchgeführt und dadurch Betriebe mit insgesamt 3,5 Millionen Arbeitsplätzen einbezogen. Der Schwerpunkt lag auf kleineren und mittleren Betrieben.

Zentrales Instrument des Arbeitsprogramms waren 13 Gesprächsleitfäden für verschiedene Themengebiete des Fahrens und Transportierens. Diese Gesprächsleitfäden hatten eine Doppelfunktion:

– sie waren Grundlage der Betriebsbesichtigungen durch das Aufsichtspersonal

– sie boten den betrieblichen Verantwortlichen und deren Beratern einen einfachen Einstieg in das Thema

„Sicher fahren und transportieren“ – auch unabhängig von Betriebsbesuchen.

Es ist gelungen, bereits während der Laufzeit des Programms die Unfallquoten beim Transport zu senken. Dar­

über hinaus haben sich die Unfälle, mit typischen vom Arbeitsprogramm erfassten Merkmalen stärker reduziert als die Gesamtheit aller Unfälle. So ist im Zeitraum 2008 - 2012 z. B. Quote von Unfällen mit Kranen um 23,9 % zurückgegangen, die Quote aller Unfälle ging um 12 % zurück.

A. Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA Auch bei der Behebung von Arbeitsschutzmängeln wurden Fortschritte festgestellt. Viele Defizite wurden durch Nutzung der Gesprächsleitfäden von den Betrieben eigenständig abgestellt. Für die Beseitigung weiterer Ar­

beitsschutzdefizite sorgte das Aufsichtspersonal der Träger. Zwei Drittel der bei der Erstbesichtigung durch das Aufsichtspersonal festgestellten Defizite waren bei der Zweiterhebung beseitigt.

Arbeitsprogramm Schulen

Das Arbeitsprogramm Schulen hatte die Aufgabe, neue Impulse und Anregungen für eine effektive Prävention und Gesundheitsförderung an allgemeinbildenden Schulen zu geben. Ziel war es, Aktivitäten zu entwickeln, die Schulen dabei unterstützen, eine nachhaltig wirksame Präventionskultur zu etablieren. Schülerinnen und Schüler sollen die Möglichkeit haben, sicherheits- und gesundheitsrelevante Kompetenzen zu erwerben. Grundvoraus­

setzung für die erfolgreiche Umsetzung des GDA-Arbeitsprogramms war, dass die im Schulbereich maßgebli­

chen Akteure (insbesondere die in der Kultusministerkonferenz vertretenen Kultus- bzw. Wissenschaftsministe­

rien der Länder) die konkreten Maßnahmen des Arbeitsprogramms fördern und unterstützen. Es wurde verein­

bart, das bereits bestehende Kontaktgespräch zwischen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und den Vertretern der Kultusministerkonferenz um Vertreter der Länder bzw. des Länderausschusses für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI) zu erweitern.

Das Arbeitsprogramm hat in fast allen Bundesländern Veränderungsprozesse angestoßen. Zentrale Maßnahme war die Einrichtung von Runden Tischen zur Sicherheits- und Gesundheitsschutzthematik in Schulen. Insgesamt haben 14 der 16 Bundesländer im Programmzeitraum Runde Tische eingerichtet.

Aufgrund der hohen Bedeutung einer frühzeitigen Sensibilisierung von Schülerinnen und Schülern zum Thema sichere und gesunde Arbeit haben die Träger der GDA beschlossen, dieses Arbeitsprogramm unter dem Dach der GDA über das Jahr 2012 hinaus fortzuführen. Die operativen Aufgaben wurden an den DGUV-Fachbereich

„Bildungseinrichtungen“ übertragen, an dem sich auch die Länder beteiligen.

Arbeitsprogramm Büro

Das Arbeitsprogramm Büro hatte sich zum Ziel gesetzt, Muskel-Skelett-Belastungen und -Erkrankungen an Büroarbeitsplätzen zu reduzieren.

Zwischen April 2010 und September 2012 hat das Aufsichtspersonal der Unfallversicherungsträger und der Länder mehr als 16.000 Betriebe im gesamten Bundesgebiet besucht. Der Schwerpunkt lag dabei auf kleinen und mittleren Betrieben.

Betriebe, die vom Nutzen einer verbesserten betrieblichen Präventionskultur und einer gesteigerten Gesund­

heitskompetenz ihrer Beschäftigten überzeugt werden konnten, wurden bei der Umsetzung von weitergehenden Maßnahmen unterstützt, so z. B. bei der Optimierung der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung, der Verringe­

rung psychischer Fehlbelastungen oder der Beratung zum arbeitsmedizinischen Präventionskonzept.

Wichtiges Element des Arbeitsprogramms war die Entwicklung von Beratungs- und Schulungsmaterialien für die Verantwortlichen im Betrieb. Die Werkzeug- und Informationsmappe „Gesunde Büroarbeit“ enthält Poster, Broschüren sowie praxisnahe Hinweise und Informationen zu den Themen Umsetzung der Gefährdungsbeurtei­

lung, ergonomische Arbeitsplatzgestaltung, Reduktion psychischer Belastungen sowie Führungskultur und be­

triebliche Gesundheitsförderung. Im Rahmen des Arbeitsprogramms wurden 12.000 gedruckte Exemplare der Werkzeugmappe verteilt.

Die Auswertung zeigt, dass Betriebe zwischen Erst- und Zweitbesichtigung insbesondere Fortschritte bei der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung und bei der Einhaltung der Bildschirmarbeitsverordnung gemacht haben.

Arbeitsprogramm Pflege

Ziel des Arbeitsprogramms Pflege war es, die Häufigkeit von Muskel-Skelett-Belastungen und -Erkrankungen (MSE) zu verringern. Das Arbeitsprogramm wendete sich gezielt an Einrichtungen der ambulanten und statio­

nären Pflege sowie an Pflege in Kliniken. Um die Vielzahl insbesondere kleiner und mittelständischer Betriebe zu erreichen, kam in dem Programm ein Präventionsmix zur Anwendung, bestehend aus:

– einem Online-Selbstbewertungsinstrument für die stationäre und ambulante Pflege sowie die Pflege in Kli­

niken

– regionalen Informationsveranstaltungen der GDA-Träger zu den Themen und Maßnahmen des Arbeitspro­

gramms Pflege,

– Schulungen von Führungskräften und Multiplikatoren durch die Unfallversicherungsträger sowie

– Betriebsbesichtigungen zur Beratung und Überwachung. Diese Betriebsrevisionen dienten darüber hinaus der Evaluation der Ergebnisse der Selbstbewertung.

Zusätzlich zur Online-Selbstbewertung fanden über 100 regionale Informationsveranstaltungen mit knapp 5.000 teilnehmenden Betrieben statt. Führungskräfte und Multiplikatoren aus über 3.800 Betrieben besuchten mehr als 200 Schulungen. Knapp 2.600 Betriebe wurden im Rahmen von Betriebsbesichtigungen beraten und überwacht.

Die (anonymisierten) Ergebnisse der Online-Selbstbewertung zeigen, dass die teilnehmenden Betriebe der stati­

onären und ambulanten Pflege sowie der Pflege in Kliniken sich aktiv in der Prävention von MSE engagieren.

In der Mehrzahl der Unternehmen fehlen jedoch ganzheitliche Konzepte, um Muskel-Skelett-Belastungen sys­

tematisch zu begegnen und sie zu senken. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Themen Gefährdungsbeurteilung und Arbeitsschutzorganisation. Nur ein kleiner Prozentsatz der teilnehmenden Betriebe in der ambulanten und stationären Pflege weist vollständige Gefährdungsbeurteilungen auf. Auch die Arbeitsschutzorganisation ist in einigen Punkten verbesserungsbedürftig. Einer der Gründe für diese Defizite ist, dass Betriebe die wichtige Rolle der Arbeitsschutzexperten unterschätzen. Werden die Betriebsärztin oder der Betriebsarzt und die Fach­

kraft für Arbeitssicherheit aktiv in die Beurteilung der Arbeitsbedingungen eingebunden, sind solche Betriebe im Arbeitsschutz signifikant besser aufgestellt.

Arbeitsprogramm Ernährungsindustrie

Das Arbeitsprogramm hatte sich zum Ziel gesetzt, Unternehmen und Beschäftigte für die typischen Belastungen in der Ernährungsindustrie zu sensibilisieren und Veränderungsprozesse zu unterstützen.

Im Zentrum des Arbeitsprogramms standen inhaltlich abgestimmte Betriebsbesichtigungen durch das Auf­

sichtspersonal der GDA-Träger und Unterstützungsangebote für diejenigen Unternehmen, bei denen im Rahmen der Erstbesichtigungen Mängel festgestellt wurden. Zwischen 2011 und 2013 wurden 491 Betriebe der Ernäh­

rungsindustrie mit mindestens 20 Beschäftigten von der Aufsicht besucht. Zusätzlich fand in 386 Betrieben nach neun bis zwölf Monaten eine Zweitbesichtigung statt.

Um Betriebe gezielt bei Verbesserungen des Arbeitsschutzes zu unterstützen, wurde ein mehrstufiges Vorgehen gewählt: Betrieben, die bei der Erstbesichtigung eine kritische Einschätzung hinsichtlich des Arbeitsschutzes und der ergonomischen Situation erhielten, wurde ein Gesundheits-Check der Beschäftigten (Stufe 1) und eine ergonomische Analyse kritischer Arbeitsplätze (Stufe 2) angeboten. In einigen Unternehmen wurde als 3. Stufe zudem eine Belastungs-Beanspruchungs-Analyse mit sensorischer Messung der Körperbelastungen durchge­

führt.

Insgesamt war die Nachfrage nach den Unterstützungsangeboten des Stufenkonzeptes deutlich höher als es das zu leistende Beratungskontingent gemäß den verfügbaren Programmressourcen zuließ.

Das vom Arbeitsprogramm entwickelte stufenweise Vorgehen hat sich bewährt und ist ein gutes Instrument, um Aktivitäten des Arbeitsschutzes mit denen der betrieblichen Gesundheitsförderung zu verzahnen. Betriebe mit besonderem Interventionsbedarf konnten dadurch gezielt unterstützt werden.

Arbeitsprogramm Feinmechanik

Das Arbeitsprogramm wurde gestartet, um Unternehmen bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen zu unter­

stützen, die in ihren Produktionsabläufen feinmechanische Montiertätigkeiten einsetzen. Der Fokus des Arbeits­

programms lag auf kleinen und mittleren Unternehmen.

In den Jahren 2011 und 2012 wurden im Rahmen des Programms bundesweit 586 Betriebe besichtigt. Für die Betriebsbesichtigungen wurden Betriebe in Branchen mit einem hohen Anteil an feinmechanischen Produkti­

onsarbeitsplätzen ausgewählt. Als Hilfestellung wurden geeignete Publikationen ausgewählt, die den Betrieben während der Beratung vor Ort übergeben wurden. In den meisten besuchten Betrieben war eine Gefährdungs­

beurteilung vorhanden. Auffällig war jedoch, dass eine detaillierte Beurteilung der feinmechanischen Montage­

arbeitsplätze und -tätigkeiten oft fehlte. Mit dem Arbeitsprogramm Feinmechanik konnten die Betriebe moti­

viert werden, auch Montagetätigkeiten noch spezifischer in der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen.

A. Die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie – GDA Im Kontext des Arbeitsprogramms wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) auch eine Best-Practice-Studie durchgeführt. In drei Betrieben wurden modellhaft die ergonomischen Bedingungen im Bereich feinmechanischer Montiertätigkeiten optimiert und die Veränderungen dokumentiert.

Arbeitsprogramm Hotellerie

Das GDA-Arbeitsprogramm Hotellerie hat sich zum Ziel gesetzt, die Häufigkeit und Schwere von Muskel­

Skelett-Erkrankungen und -Belastungen bei der Arbeit im Hotel- und Gaststättengewerbe zu verringern. Der Fokus lag dabei auf größeren Hotelbetrieben mit mehr als 50 Beschäftigten. Ein besonderes Anliegen des Pro­

gramms war es, Auszubildende hotelnaher Berufe im Rahmen der Primärprävention für die Erhaltung der eige­

nen Gesundheit und Möglichkeiten der Gesundheitsförderung zu sensibilisieren.

Die im Programm entwickelte Methodik zur Beurteilung der physischen und psychischen Belastung kam im Zeitraum 2011 - 2012 in 20 Hotelbetrieben zur Anwendung. Im Rahmen der Betriebsbesichtigungen vor Ort wurden vertiefte Analysen der Tätigkeiten durchgeführt. Dabei kamen die Leitmerkmalmethode sowie mode­

rierte Gruppeninterviews zum Einsatz.

An Berufsschulen wurden Gesundheitstage durchgeführt, um den Auszubildenden die Zusammenhänge zwi­

schen Sicherheit und Gesundheitsschutz zu verdeutlichen und die eigene Gesundheitskompetenz zu steigern. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde die Durchführung von Gesundheitstagen an Berufsschulen an eine obligatori­

sche Fortbildung für die dort tätigen Lehrkräfte gebunden.

Im Rahmen des Arbeitsprogramms wurde weiterhin ein über die Projektdauer hinaus bestehendes Seminarpro­

gramm eingeführt.

Durch die Umsetzung des Arbeitsprogramms konnte die systematische Durchführung der Gefährdungsbeurtei­

lung mit der Ableitung entsprechender Maßnahmen von 10 auf 17 der 20 Unternehmen erhöht werden. Die nachhaltige Wirkung ist zu erkennen, dass 17 der 20 Betriebe die Weiterbildungsangebote für die Beschäftigten fortführen sowie die Inhalte in die betriebliche Erstausbildung der Auszubildenden überführen.

Das Arbeitsprogramm ÖPNV wurde gestartet, um Sicherheit und Gesundheitsschutz der Beschäftigten des öf­

fentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu stärken. Im Fokus standen einseitig belastende und bewegungsarme Tätigkeiten, wie sie häufig im Fahrdienst vorkommen.

Insgesamt wurden im Zeitraum zwischen Januar 2011 und August 2012 in 209 Unternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs Betriebsbesichtigungen durchgeführt. Vor Ort erfolgte sowohl eine Bestandsaufnahme zu Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz als auch eine fachkundige Beratung bei erkanntem Verbesse­

rungspotential.

Darüber hinaus wurde im Rahmen des Arbeitsprogramms in Zusammenarbeit mit der Jenaer Nahverkehr GmbH pilotweise ein betrieblicher Gesundheitstag mit angeschlossenem Workshop für Führungskräfte regionaler Ver­

kehrsunternehmen durchgeführt.

Die mit dem Arbeitsprogramm angesprochenen Themen bestätigten sich als aktuell und relevant in der gegen­

wärtigen betrieblichen Situation vieler der aufgesuchten Unternehmen. Themen wie die Beteiligung der Be­

schäftigten an der Arbeitszeitgestaltung, das Erleben von Stress und traumatisierenden Ereignissen sowie die Umsetzung von Maßnahmen zur Belastungsreduzierung und zur Stärkung individueller Ressourcen werden intensiv in den Unternehmen der Branche diskutiert.

Arbeitsprogramm ÖPNV

Arbeitsprogramm Haut

Ziel des Arbeitsprogramms Haut war es, das Wissen der betrieblichen Arbeitsschutzverantwortlichen und der betroffenen Beschäftigten um die Gefährdungen der Haut zu erweitern. Insbesondere sollte erreicht werden, dass der Einbeziehung von Feuchtarbeit und hautschädigenden Stoffen in den Gefährdungsbeurteilungen größe­

re Aufmerksamkeit zukommt.

Im Rahmen des Arbeitsprogramms wurden durch das Aufsichtspersonal der Länder und Unfallversicherungs­

träger in 2009 und 2010 mehr als 21.000 Betriebe besichtigt, in denen hautschädigende Tätigkeiten eine Rolle spielten.

Zum Zeitpunkt der Erstbesichtigungen waren in einem Drittel der Fälle keine bzw. keine geeigneten Gefähr­

dungsbeurteilungen vorhanden. Auch dort, wo Gefährdungsbeurteilungen erstellt worden waren, zeigten sich Defizite durch die fehlende Berücksichtigung von Feuchtarbeit und hautschädigenden Stoffen.

Die tatsächlich getroffenen Schutzmaßnahmen hingegen waren deutlich besser als in der Dokumentation der Gefährdungen dargestellt. Bei zwei Drittel der Betriebe konnte daher auf eine Zweitbesichtigung verzichtet werden.

Die Zweitbesichtigungen im Abstand von einigen Monaten zeigten eine deutliche Verbesserung der Arbeits­

schutzsituation und des Informationsstandes über Hautgefährdungen und Schutzmaßnahmen im Betrieb.

Link: www.gda-portal.de/de/Arbeitsprogramme/Arbeitsprogramme.html

In der zweiten GDA-Periode 2013 - 2018 arbeiten die Träger der GDA gemeinsam an der Erreichung der fol­

genden Arbeitsschutzziele

– Verbesserung der Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes

– Verringerung von arbeitsbedingten Gesundheitsgefährdungen und Erkrankungen im Muskel-Skelett-Bereich – Schutz und Stärkung der Gesundheit bei arbeitsbedingter psychischer Belastung.

Für die Umsetzung dieser Ziele haben die GDA-Träger drei Arbeitsprogramme aufgelegt: „Organisation“,

„MSE“ und „Psyche“. In diesen Programmen arbeiten die GDA-Träger eng mit den Sozialpartnern und Koope­

rationspartnern, z. B. Krankenkassen, Fachverbänden und Netzwerken zusammen.

Da es gelungen ist, die nationalen Arbeitsschutzziele und die arbeitsweltbezogenen Präventionsziele der gesetz­

lichen Krankenkassen sowohl zeitlich als auch inhaltlich abzustimmen, können Betriebe und Beschäftigte im Zeitraum 2013 - 2018 in den drei Themenfeldern Organisation, Muskel-Skelett-Erkrankungen und psychische Belastungen auf ein breites Angebot von Unterstützungsmaßnahmen zurück greifen.

Auftakt für die zweite GDA-Periode war eine große, öffentlichkeitswirksame Veranstaltung unter Beteiligung der Bundesministerin für Arbeit und Soziales am 29. Januar 2013.

Arbeitsprogramm Organisation

Beim Arbeitsprogramm Organisation stehen insbesondere die Integration von Sicherheit und Gesundheit in betriebliche Prozesse und Entscheidungsbereiche sowie die Verbesserung der Umsetzung der Gefährdungsbeur­

Beim Arbeitsprogramm Organisation stehen insbesondere die Integration von Sicherheit und Gesundheit in betriebliche Prozesse und Entscheidungsbereiche sowie die Verbesserung der Umsetzung der Gefährdungsbeur­

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