• Keine Ergebnisse gefunden

5 Diskussion

5.2 Campylobacter-Prävalenz der Broilerherden

Für die Erfassung der Prävalenz der Broilerherden wurden jeweils fünf Blinddärme als Sammelprobe oder aber zehn Blinddärme einzeln untersucht. Die Einzelunter-suchung wurde bei den Herden durchgeführt, die auch in der Schlachtung weiter beprobt wurden, um einen Zusammenhang zwischen der Keimdichte im Caecum und auf den Karkassen feststellen zu können sowie eine Übersicht der Campylobacter-Spezies-Verteilung zu bekommen. Die Entnahme von fünf bis zehn Proben zur Feststellung des Campylobacter-Status einer Broilerherde zum Ende der Mast oder bei Anlieferung an den Schlachthof ist ein üblicher Probenumfang (WEDDERKOPP et al. 2000, DENIS et al. 2001, BANG et al. 2003, ALLEN et al. 2007).

Statistisch gesehen wird bei einem Probenumfang von fünf bis zehn Proben eine Broilerherde durch ein positives Tier mit 95 % Sicherheit als Campylobacter-positiv erkannt, wenn die Innerherdenprävalenz bei 30 % (zehn Proben) bzw. 50 % (fünf Proben) liegt. Nach der Untersuchung einzelner Blinddarmproben zeigte sich, dass

bei nur einer Herde drei von zehn Blinddärmen Campylobacter-positiv waren. Selbst mit einer Halbierung der Probenzahl wäre unter den gegebenen Bedingungen noch mindestens eine Probe positiv gewesen. So ist von einer ausreichend sicheren Aussage betreffend der Prävalenz einer Herde bei Anlieferung an den Schlachthof auszugehen.

Im Rahmen der Untersuchungen im Zeitraum von April 2005 bis September 2006 wurden bei den 40 untersuchten Herden 70 % Campylobacter-positive Mastherden festgestellt. Eine ähnliche Prävalenzrate von 76 % positiver Herden stellten auch HUMPHREY et al. (1993) bei einem ähnlichen Umfang untersuchter Herden fest.

Untersuchungen aus anderen Teilen Europas zeigten Prävalenzraten zwischen 18 und 82 %, wobei die niedrigsten Prävalenzen hauptsächlich bei Untersuchungen in Nordeuropa ermittelt wurden (KAPPERUD et al. 1993, JACOBS-REITSMA et al.

1994, WEDDERKOPP et al. 2000). Bei Untersuchungen in der Veneto-Region Italiens wurde Campylobacter 2004 sogar bei 91 % der Broilerherden nachgewiesen (EFSA 2006). Das zeigt, dass die Prävalenz der Mastherden regional stark unterschiedlich ist. Die Herden dieser Untersuchung stammten vornehmlich aus Niedersachsen, einem landwirtschaftlich und für die Produktion von Schweinen und Geflügel sehr intensiv genutzten Teil Deutschlands, ähnlich der Veneto-Region Italiens. Untersuchungen zu der Campylobacter-Prävalenz in deutschen Mast-geflügelherden im Rahmen eines Monitoring-Programmes haben eine niedrigere Rate von nur 40 % ergeben (PETERS et al. 2006). Der Unterschied hängt möglicher-weise mit dem größeren Umfang von 1331 untersuchten Herden gegenüber den 40 Herden in dieser Arbeit zusammen. Des Weiteren stammten die Herden dieser Untersuchung aus nur einem Bundesland, gegenüber den Untersuchungen in sieben Bundesländern im Rahmen des Monitorings, was durch lokale Bedingungen zu einer höheren Prävalenz geführt haben könnte.

Hinsichtlich jahreszeitlicher Einflüsse in den einzelnen Monaten konnten in der Zeit von April bis August 2005 durch den geringen Umfang untersuchter Herden keine deutlichen Tendenzen festgestellt werden. In der Quartalsbetrachtung waren jedoch im Winter 2006 (Januar bis März), verglichen mit den anderen Jahresabschnitten, deutlich weniger Campylobacter-positive Herden vorzufinden (33,3 %). Im Sommer

und Herbst hingegen waren die Anteile Campylobacter-positiver Herden mit 100 % (Sommer und Herbst 2005) und 77,7 % (Sommer 2006) am höchsten. Saisonale Unterschiede in der Herdenprävalenz fanden auch BANG et al. (2003) mit einem höheren Anteil Campylobacter-positiver Herden im Spätsommer und Herbst als im Winter. Ähnliche Tendenzen haben auch andere Autoren aufgezeigt (JACOBS-REITSMA et al. 1994, WALLACE et al. 1997, WEDDERKOPP et al. 2001, LIENAU et al. 2003). Es gibt jedoch auch Untersucher aus England, die keine saisonalen Einflüsse feststellen konnten (HUMPHREY et al. 1993). LOUGE et al. (2003) wiesen bei Untersuchungen von Puten in den USA im Gegensatz zu den Peaks im Sommer und Herbst höhere Campylobacter-Isolierungsraten in den kühleren Monaten von Winter bis Frühjahr nach. Verglichen mit den anderen saisonalen Häufungen folgerten sie, dass möglicherweise geographische Lokalisationen einen Einfluss auf die Ausprägung der Peaks haben könnten. Als ein weiterer Faktor für Prävalenz-Peaks werden Fliegen diskutiert. HALD et al. (2004) beschrieben das Potential der Übertragung von C. jejuni auf Geflügel durch Fliegen. Insbesondere im Zeitraum von April bis Oktober seien die Mastherden diesem Vektor ausgesetzt. Die Insekten gelangten in den Sommermonaten in großen Zahlen über die Belüftung in die Ställe.

Eine saisonale Häufung von Campylobacter zeigte sich auch bei Wildvögeln, so dass diese ebenfalls eine epidemiologische Bedeutung haben können (BROMAN et al.

2002).

Die Möglichkeit saisonaler Unterschiede der Prävalenz macht die Bedeutung lang angelegter Untersuchungen zur Prävalenzerhebung in Geflügelbeständen deutlich.

Kürzere oder nur in bestimmten Monaten durchgeführte Untersuchungen würden möglicherweise ein falsches Bild für eine spätere Risikoabschätzung geben, da Schwankungen so nicht erfasst würden.

Für die 18 Herden mit der Untersuchung zum Status einzelner Tiere innerhalb der Herde konnte festgestellt werden, dass die Tiere in Herden mit einem Campylobacter-positiven Status in der Regel auch alle belastet waren. Bei drei dieser Herden lag die Rate jedoch mit 90 % (n = 2) und 30 % (n = 1) niedriger. Die Annahme, dass bei Anlieferung von Campylobacter-positiven Herden alle Tiere einer Herde positiv sind und somit die Herdenprävalenz bei nahe 100 % liegt, wird in der

Regel bestätigt (SHANKER et al. 1990, BERNDTSON et al. 1996). Dies ist bedingt durch den engen Kontakt der Tiere miteinander und die Koprophagie von Hühnern.

So können sich in die Mastanlagen eingebrachte Campylobacter innerhalb weniger Tage über die gesamte Herde verbreiten (VAN GERWE et al. 2005). Es werden jedoch auch immer wieder Herden gefunden, bei denen noch nicht alle Tiere belastet sind (BANG et al. 2003, HERMAN et al. 2003). ALLEN et al. (2007) teilten Broilerherden in Herden mit niedriger Prävalenz (≤ 30 % positive Blinddarmproben) und Herden mit hoher Prävalenz (> 30 % positive Blinddarmproben) ein. Sie vermuteten, dass die Campylobacter-Exposition der Herden mit niedriger Prävalenz erst kurz vor der Schlachtung erfolgte.

Daher ist anzunehmen, dass insbesondere für die im April 2005 untersuchte eigene Herde mit nur 30 % positiven Blinddarmproben ein ähnlich kurzfristiger Erstkontakt mit Campylobacter erfolgte und daher erst ein geringer Anteil der Tiere belastet war.