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Quantifizierung und Prävalenz thermophiler Campylobacter spp. in der Broilerschlachtung und Fleischverarbeitung im Rahmen einer Langzeitstudie

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Academic year: 2022

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Quantifizierung und Prävalenz thermophiler Campylobacter spp. in der Broilerschlachtung und Fleischverarbeitung im Rahmen einer Langzeitstudie

INAUGURAL-DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines

Doktors der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von Felix Reich aus Hannover

Hannover 2007

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1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. G. Klein 2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. U. Neumann

Tag der mündlichen Prüfung: 15.05.2007

Diese Arbeit war ein Teil des EU-Projektes POULTRYFLORGUT, gefördert durch die Europäische-Kommission.

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Ergebnisse dieser Dissertation wurden auf der CHRO 2005 in Gold Coast, Queensland (Australien, Poster und Abstrakt) und auf der XII. European Poultry Conference 2006 in Verona (Italien, Vortrag und Poster mit Abstrakt und Volltext) veröffentlicht.

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Für Claudia

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Abkürzungsverzeichnis... II

1 Einleitung... 1

2 Literaturübersicht... 3

2.1 Historie ... 3

2.2 Taxonomie und Einordnung ... 4

2.3 Das Bakterium... 5

2.3.1 Morphologie ... 5

2.3.2 Koloniemorphologie ... 6

2.3.3 Kultivierung ... 6

2.3.3.1 Standard-Methoden – ISO 10272 ... 8

2.3.4 Differenzierung... 10

2.3.4.1 Biochemische Eigenschaften und Biotypisierung... 10

2.3.4.1.1 Biochemische Differenzierung mit kommerziellen Systemen.... 13

2.3.4.2 Serotypisierung ... 14

2.3.4.3 Molekularbiologische Differenzierungsmethoden... 14

2.4 Tenazität: Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert ... 19

2.4.1 Desinfektionsmittel und organische Säuren ... 22

2.5 Epidemiologie... 23

2.5.1 Natürliche Reservoire... 24

2.5.1.1 Umwelt ... 24

2.5.1.2 Säugetiere... 25

2.5.1.3 Wildvögel ... 28

2.5.2 Campylobacteriose des Menschen ... 29

2.5.2.1 Virulenzfaktoren ... 30

2.5.2.1.1 Toxine ... 33

2.5.2.2 Erkrankung und Therapie... 35

(8)

2.6.1 Campylobacter in der Broilermast ... 40

2.6.2 Transport, Schlachtung, Verarbeitung... 43

2.6.2.1 Vorfang und Transport ... 43

2.6.2.2 Campylobacter in der Broilerschlachtung ... 44

2.6.2.3 Indikatorkeime, Gesamtkeimzahl, Salmonella / Campylobacter.. 51

2.6.2.4 Kreuzkontaminationen und Interventionsmaßnahmen in der Schlachtung ... 52

2.6.2.5 Campylobacter-Prävalenz bei Geflügel im Einzelhandel ... 58

2.7 Ausblick: Risk Assessment ... 59

3 Material und Methoden... 61

3.1 Planung der Probenahme ... 61

3.1.1 Probenahme an den einzelnen Stationen ... 63

3.1.1.1 Entnahme der Brühwasserproben ... 63

3.1.1.2 Tupferproben aus Transportkäfigen nach der Reinigung und Desinfektion ... 64

3.1.1.3 Entnahme der Karkassen und Tierkörperteile aus dem Schlachtband ... 64

3.2 Bearbeitung der Proben im Labor ... 64

3.2.1 Probenvorbereitung... 65

3.2.1.1 Vorbereitung der Karkassenproben, Bruststücke und Brustfiletpaare... 65

3.2.2 Qualitative Untersuchung der Proben mit Selektivanreicherung ... 65

3.2.2.1 Brühwasserproben... 65

3.2.2.2 Transportkäfigtupfer... 66

3.2.2.3 Blinddarminhalt und Spülflüssigkeit ... 66

3.2.2.4 Inkubation ... 66

3.2.3 Quantitative Untersuchung... 66

3.2.4 Bestätigung Campylobacter-verdächtiger Kolonien ... 67

3.2.5 Biochemische Differenzierung... 68

(9)

3.2.6 Cryokonservierung ... 69

3.3 Statistische Auswertung ... 70

3.4 Materialien und Geräte... 71

3.5 Flüssige und halbfeste Medien... 73

3.6 Feste Nährmedien... 75

4 Ergebnisse ... 77

4.1 Herdenprävalenz ... 77

4.2 Prävalenzen bei Campylobacter-positiven und -negativen Herden in der Schlachtung... 80

4.3 Campylobacter-Prävalenzen an den Untersuchungsstationen... 81

4.4 Quantifizierung thermophiler Campylobacter... 83

4.4.1 Vergleich der Ergebnisse von mCCDA-/Karmali-Selektivmedien... 83

4.5 Jahreszeitliche Darstellung ... 95

4.6 Campylobacter-Keimzahl im Blinddarm KbE/g, Korrelation mit der Belastung der Karkassen ... 101

4.7 Quantifizierung Campylobacter-positiver und -negativer Herden ... 104

4.8 Speziesdifferenzierung von thermophilen Campylobacter aus dem Blinddarm sowie aus der Schlachtung ... 111

5 Diskussion ... 117

5.1 Begründung der eingesetzten Methode zur Isolierung und Quantifizierung von thermophilen Campylobacter spp. ... 118

5.2 Campylobacter-Prävalenz der Broilerherden ... 120

5.3 Schlachtung ... 123

5.3.1 Prävalenz bzw. Quantifizierung von Campylobacter in der Broilerschlachtung und -verarbeitung ... 124

5.3.1.1 Campylobacter im Brühwasser ... 129

5.3.1.2 Transportkäfige nach der Reinigung ... 131

5.3.2 Campylobacter-Spezies in der Geflügelschlachtung... 132

5.3.3 Kreuzkontaminationen ... 133

5.4 Ausblick... 135

(10)

8 Summary ... 143

9 Abbildungsverzeichnis... 146

10 Tabellenverzeichnis... 149

11 Literaturverzeichnis ... 152

12 Anhang ... 200

13 Danksagung ... 225

(11)

Abkürzungsverzeichnis

cAMP = cyclisches Adenosin Monophosphat Aqua dest. = destilliertes Wasser

C. = Campylobacter

CO2= Kohlendioxid

mCCDA = modified Charcoal Cephoperazone Desoxycholate Agar CCP = Critical Control Point

CDT = Cytolethal distending toxin CLRT = Cytolethal rounding toxin E. coli = Escherichia coli

et al. = et alii

HL = Heat Labile

HS = Heat Stable

IE = Internationale Einheit

ISO = International Organization for Standardization KbE = Kolonie-bildende Einheiten

LPS = Lipopolisaccharid

MRA = Microbiological Risk Assessment

n = Stichprobenumfang

NaCl = Natrium Chlorid NAR = Nalidixic Acid Resistant

NASC = Nalidixic Acid Sensible Campylobacter OMP = Outer Membrane Proteine

PCR = Polymerase Chain Reaction SAS = Statistics Analysis Systems

spp. = Spezies

ssp. = Subspezies

TSP = Trisodiumphosphate

UPTC = Urease Positive Thermophilic Campylobacter VBNC = Viable But Nonculturable

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1 Einleitung

Thermophile Campylobacter (C.) sind bedeutende Erreger für lebensmittelbedingte Darminfektionen des Menschen. Neben weiteren Durchfallerkrankungen verur- sachenden Bakterien wie Salmonella, E. coli und Yersinia nahmen die thermophilen Campylobacter-Spezies den zweiten Rang hinter den Infektionen durch Salmonella ein. Seit der Aufnahme in das Infektionsschutzgesetz (IfSG) im Jahre 2001 handelt es sich bei der Campylobacteriose um eine meldepflichtige Erkrankung. Die Sammlung und epidemiologische Auswertung erhobener Daten erfolgt im Robert- Koch-Institut (RKI). Für das Jahr 2005 wurden dort mehr als 60.000 Fälle Campylobacter-bedingter Enteritiden gemeldet. Damit sind sie die bedeutendsten Lebensmittelinfektionserreger noch vor den Salmonellen geworden. Die wichtigsten humanpathogenen Campylobacter-Spezies sind C. jejuni, C. coli und C. lari.

Campylobacter sind in der Umwelt weit verbreitet. Wichtige Reservoire sind Haus- und Wildtiere, Nutztiere, vor allem Geflügel, zu einem geringeren Anteil auch Schweine und Rinder. Die Tiere beherbergen den Erreger in hohen Zahlen im Darm- trakt, in der Regel ohne selbst zu erkranken.

Geflügel und insbesondere Schlachthähnchen nehmen einen besonders hohen Stellenwert bei der Übertragung von Campylobacter ein, da sie regelmäßig und hoch belastet sind.

Im Rahmen der Schlachtung und Verarbeitung kommt es beim Geflügel zur Kontamination der Schlachtkörper mit Ausscheidungen und somit zu einer Ober- flächenbelastung mit Campylobacter, die in folgenden Prozessschritten zu Kreuz- kontaminationen mit anderen Schlachtkörpern führen kann. So gelangt mit großer Wahrscheinlichkeit ein kontaminiertes Lebensmittel in den Handel. Unsachgemäßer Umgang mit kontaminiertem Geflügelfleisch stellt also ein Risiko für den Verbraucher dar, beispielsweise durch Kreuzkontaminationen in der Küche.

Es ist von großer Bedeutung, besonders früh in die Prozesskette einzugreifen und mögliche Gefahren und Risiken, die zu einer Campylobacter-Kontamination führen

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können, zu bewerten und ihr quantitatives Ausmaß zu beurteilen. So bildet diese Untersuchung eine Grundlage für folgende Risikoabschätzungen, für die quantitative Daten aus der Schlachtung sehr wichtig sind. Auch die Einleitung von Interventions- maßnahmen bereits in der Produktion mit dem Ziel, die Gefahr einer Campylo- bacteriose für den Menschen zu senken, bedarf aktueller Daten. Berücksichtigt wurden die Einflüsse der Kreuzkontamination durch den Vergleich der Belastung Campylobacter-positiver und -negativer Herden. Untersuchungen über einen längeren Zeitraum von 18 Monaten sollten auch jahreszeitliche Einflüsse einbeziehen.

(15)

2 Literaturübersicht

2.1 Historie

Im Jahre 1886 beschrieb Theodor ESCHERICH in der „Münchener Medizinischen Wochenschrift“ spiralförmige Bakterien im Colon von Kindern, die an Darmerkran- kungen litten. Kultivierungsversuche der Keime waren nicht erfolgreich. Er wies sie jedoch mikroskopisch im Stuhl nach. KIST (1986) interpretierte diese und andere Veröffentlichungen aus dem späten 19. Jahrhundert als Hinweise auf Campylobacter spp.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gelang MCFADYEAN und STOCKMAN (1913) die Isolierung Vibrio-ähnlicher Bakterien aus abortierten Föten von seuchenhaft verwerfenden Schafen.

Einige Jahre später führten SMITH und TAYLOR (1919) den Begriff Vibrio fetus für Bakterien mit spiraliger Morphologie und unipolarer Begeißelung ein, die sie aus abortierten Rinderfeten isoliert hatten.

JONES et al. (1931) beschrieben die Winterdysenterie der Kälber als durch Vibrionen verursacht. In einem folgenden Infizierungsversuch gesunder Rinder mit Isolaten von kranken Tieren konnte die Erkrankung induziert werden. Da das Jejunum der erste Darmabschnitt war, an dem die Infektion manifest wurde, erhielt diese Spezies den Namen „Vibrio jejuni“.

DOYLE isolierte 1944 Vibrionen aus der Mukosa des Colons von an Dysenterie erkrankten Schweinen. In Fütterungsversuchen mit Vibrionenkulturen konnte er eine Erkrankung bei Schweinen induzieren. Wegen des Isolierungsorts im Colon erhielten diese Bakterien den Namen „Vibrio coli“ (DOYLE 1948).

Erste Hinweise von Infektionen bei Menschen aufgrund mikroaerophiler Vibrionen wurden von LEVY (1946) beschrieben. Er fand „Vibrio-like“-Organismen in Stuhl- proben von Patienten, die an einer akuten bakteriellen Gastroenteritis litten. Aus Blutproben konnten „V. jejuni“-verdächtige Bakterien in Bouillonkultur angezüchtet

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werden. Der Ausbruch dieser Erkrankungen wurde mit dem Verzehr von Rohmilch in Verbindung gebracht.

Der eindeutige Zusammenhang zwischen Erkrankung und Vibrionen wurde von VINCENT et al. (1947) bemerkt. „Vibrio fetus“ wurde aus dem Blut einer an Influenza-ähnlichen Symptomen leidenden schwangeren Frau isoliert. Nach einem folgenden Abort konnte der Erreger auch in der Plazenta nachgewiesen werden.

KING (1957) untersuchte zwei Typen von Vibrionen: Ein Typ zeigte typische Eigen- schaften für „Vibrio fetus“, die sie dementsprechend einstufte. Der zweite Typ unterschied sich jedoch durch seine deutlich höheren optimalen Wachstums- temperaturen von 42 °C. Diese kamen bei Patienten mit Gastroenteritis vor und wurden von ihr als „related vibrios“ bezeichnet.

Dennoch wurden Campylobacter erst in den 1970er Jahren als bedeutende Erreger für humane Gastroenteritiden erkannt (ALTEKRUSE et al. 1999, BUTZLER 2004, MOORE et al. 2005). Dieser Durchbruch kam insbesondere den Erfolgen von DEKEYSER et al. (1972) und SKIRROW (1977) zu, die verbesserte Isolierungs- methoden für die Untersuchung von Stuhlproben entwickelten. Damit war eine Aufklärung zwischen dem Zusammenhang von Campylobacter und gastro- intestinalen Infektionen möglich. So wurde erst danach die gesamte Tragweite dieser Infektionskrankheiten erkennbar.

2.2 Taxonomie und Einordnung

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden Campylobacter aufgrund ihrer Form den Vibrio-Spezies zugeordnet. Erst bei späteren Untersuchungen unter Berücksichtigung der Zusammensetzung der DNA und deren G- und C-Gehalts, der sich von dem der Vibrionen unterschied, wurde die Verwandtschaftsbeziehung langsam aufgelöst und der Name Campylobacter eingeführt (SEBALD u. VERON 1963).

Die heute bekannten Campylobacter-Spezies wurden der rRNA-Superfamilie VI zugeordnet. Dabei handelt es sich um eine Unterteilung der Klasse der Proteobacteria. Diese Superfamilie umfasst die Genera Campylobacter, Arcobacter,

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Helicobacter, Wolinella und Flexispira. Hinsichtlich der Einteilung der Campylobacter- Spezies wurde eine weitere Unterteilung in drei Homologie-Gruppen vorgenommen.

Durch Untersuchungen zu den Verwandtschaftsgraden zwischen Campylobacter und den anderen Genera der Superfamilie VI mittels DNA:rRNA-Hybridisierung von VANDAMME et al. (1991) entstand eine weitere taxonomische Abgrenzung mit der Schaffung der Familie Campylobacteriaceae (VANDAMME u. DE LEY 1991). Sie umfasste die Genera Campylobacter und Arcobacter. Aufgrund von molekular- biologischen Untersuchungen wurden Arcobacter aus dem Genus Campylobacter gelöst, durch ihre genotypischen und phänotypischen Eigenschaften aber ebenfalls dieser Familie zugeordnet.

Das Genus Campylobacter umfasst zur Zeit die Spezies (VANDAMME 2000):

C. fetus (ssp. fetus, ssp. venerealis), C. hyointestinalis (ssp. hyointestinalis, ssp.

lawsonii), C. sputorum, C. mucosalis, C. concisus, C. curvus, C. rectus, C. gracilis, C. showae, C. jejuni (ssp. doylei, ssp. jejuni), C. coli, C. lari, C. upsaliensis, C. helveticus.

2.3 Das Bakterium

2.3.1 Morphologie

Campylobacter-Spezies (spp.) sind Gram-negative Stäbchen. Sie erscheinen als gebogene bis spiralförmige Stäbchen mit einer Breite von 0,2 bis 0,5 µm und einer Länge von 0,5 bis 8,0 µm. Die meisten Spezies sind monotrich, uni- oder bipolar begeißelt, wodurch sie eine typische korkenzieherförmige Beweglichkeit erlangen.

Die Geißellänge überragt das Bakterium um das Zwei- bis Dreifache (SMIBERT 1984, URSING et al. 1994). Es kommen jedoch auch unbewegliche, unbegeißelte Spezies vor (VANDAMME 2000). In älteren Kulturen treten vermehrt kokkoide oder sphärische Zellformen auf. Sie stellen eine degenerierte Form des Bakteriums dar, bedingt durch toxische Sauerstoffverbindungen und unvorteilhafte Umwelteinflüsse wie niedrige pH-Werte oder Nährstoffmangel (MORAN u. UPTON 1987,

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HAZELEGER et al. 1994). Nach länger andauernden Mangelzuständen kann ein Übergang in ein so genanntes „Viable but nonculturable“ (VBNC)-Stadium erfolgen, wenn der Großteil der Kultur kokkoide Zellformen aufweist, die dann unbeweglich und nicht mehr vermehrungsfähig sind (KARMALI et al. 1981, MORAN u. UPTON 1986, ROLLINS u. COLWELL 1986, CHAVEERACH et al. 2003).

2.3.2 Koloniemorphologie

In der Morphologie der Kolonien zeigen sich unterschiedliche Formen, die abhängig vom verwendeten Kultivierungsmedium sind. Auf frischen Platten sind Kolonien von Campylobacter in der Regel grau und flach, mit unregelmäßigem Rand. Sie neigen zu schwärmendem Wachstum. Mit sinkendem Feuchtigkeitsgehalt der Medien sind die Kolonien rund und konvex, mit glitzernder Oberfläche (BUCK u. KELLY 1981, NACHAMKIN et al. 2000). Diese kleinen, auch fein granulierten Kolonien sind grau bis bräunlich oder auch braun-rosa und bilden sich bei C. jejuni und C. coli nach einer Bebrütungszeit von 24 bis 48 Stunden. Sie haben einen Durchmesser von ca.

ein bis zwei Millimetern (WANG et al. 1978, SKIRROW u. BENJAMIN 1980a).

2.3.3 Kultivierung

Campylobacter spp. gelten als empfindliche Bakterien, da sie hohe Anforderungen an die Wachstumsbedingungen stellen (PARK 2002). In der Tat gelang die Kultivierung aus Stuhlproben erst in den 1970er Jahren mit der Entwicklung von Spezialnährböden auf Blutbasis (SKIRROW 1977). Davor wurden Kultivierungs- versuche auf nicht selektiven Nährböden unter Zuhilfenahme der Membranfiltration angewandt (DEKEYSER et al. 1972, BUTZLER et al. 1973). Die Nährböden zur Isolierung von Campylobacter enthalten neben einer Nähragarbasis einen Zusatz von Blut (SKIRROW 1977, BOLTON u. ROBERTSON 1982) oder Kohle (KARMALI et al. 1986). Diese Zusätze sollen die Wirkung toxischer Sauerstoffverbindungen abschwächen, auf die Campylobacter sehr empfindlich reagieren. Die Entwicklung

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der Nährböden und Anreicherungsmedien für die Kultivierung von Campylobacter geschah gegenüber den frühen Medien der 70er Jahre mit Veränderungen in der Rezeptur und Supplementzusammensetzung, um die Wiederfindungsrate zu erhöhen und die Begleitflora zu unterdrücken. Die unterschiedlichen Medien wurden in verschiedenen Studien auf ihre Eignung hinsichtlich dieser Eigenschaften untersucht (BEUCHAT 1985, CORRY et al. 1995, BAYLIS et al. 2000).

Der direkte Ausstrich auf feste Nährmedien eignet sich am besten für Untersu- chungsmaterial, in dem mit hohen Konzentrationen von Campylobacter gerechnet werden kann. Sind jedoch geringere Keimzahlen zu erwarten oder ist davon auszugehen, dass die Bakterien unterschiedlichen Formen von „Stress“ wie Aus- trocknung, Hitze- oder Kälteeinwirkungen ausgesetzt waren, so ist ein vorge- schalteter Anreicherungsschritt erforderlich. Dies ist besonders bei Umgebungs- oder Lebensmittelproben zu erwarten. Aber auch wenn eine hohe Begleitflora vorhanden ist, kann eine Anreicherung erforderlich sein (HUMPHREY 1986, LOEWENHERZ 1995, WAAGE et al. 1999).

Untersuchungen mit dem Vergleich verschiedener Nährböden zur Campylobacter- Isolierung durch GUN-MUNRO et al. (1987) ergaben eine höhere Isolierungsrate von Campylobacter mit gleichzeitiger Unterdrückung der fäkalen Begleitflora bei den mCCDA- und Karmalinährböden. Sie scheinen demnach für die Isolierung von Campylobacter besonders geeignet.

Campylobacter spp. wachsen am besten in einer sauerstoffreduzierten Atmosphäre mit CO2-Anreicherung (5 % O2, 10 % CO2, 85 % N2) (BOLTON u. COATES 1983, DOYLE 1984, THOMPSON et al. 1990, CORRY et al. 1995). Unter Zusatz bestimmter Substrate war es auch möglich, ein aerobes oder anaerobes Wachstum von C. jejuni zu erreichen (JONES et al. 1993). Die Vermehrungstemperaturen liegen im Bereich von 30 bis 45 °C, das Wachstumsoptimum der so genannten thermo- philen Campylobacter wird mit 42 °C angegeben (SKIRROW u. BENJAMIN 1980a, SMIBERT 1984, SKIRROW 1994). Von DOYLE u. ROMAN (1981) wurde das Wachstum von C. jejuni bei Temperaturen zwischen 35,5 und 45 °C bei einem pH-Wert von 6,5 bis 7,5 im mikroaeroben Millieu beschrieben. Campylobacter sind

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nicht in der Lage, Kohlenhydrate zu fermentieren oder zu oxidieren und werden daher als chemoorganotroph bezeichnet (HENSYL 1994).

Die zur Kultivierung von Campylobacter eingesetzten festen und flüssigen Nähr- medien haben eine Nährbasis, die aus unterschiedlichen Anteilen und Herkünften von Peptonen und Salzen besteht. Der Zusatz von Blut, Kohle oder FBP (Ferrum-II- Phosphat) dient der Abschwächung der Wirkung von Superoxiden und toxischen Sauerstoffverbindungen. Durch den gezielten Zusatz von Supplementen, vornehm- lich in Form von Antibiotika, wird versucht, die Ausprägung und Ausbildung der Gram-positiven und Gram-negativen Begleitflora zu reduzieren, welche ebenfalls in den zu untersuchenden Proben vorhanden ist.

Bei der Isolierung von Campylobacter ist jedoch zu berücksichtigen, dass einige Spezies empfindlich auf die Zusammensetzung und Konzentration der Supplemente reagieren oder diese einen negativen Einfluss auf das Wachstum der zu isolierenden Campylobacter ausüben können. GOOSSENS et al. (1990) zeigten, dass Isolate von C. upsaliensis auf den gängigen Isolierungsmedien für Campylobacter nicht wuchsen, da sie empfindlich gegenüber den zugesetzten Antibiotika wie Cefo- perazon und Vancomycin waren.

Zur Generierung der benötigten mikroaeroben Atmosphäre bieten sich verschiedene Systeme an. Im Laborgebrauch können Gefäße zur Flutung mit voreingestellten Gasgemischen und Katalysatorsystemen genommen werden (BUCK et al. 1982, BOLTON et al. 1997).

2.3.3.1 Standard-Methoden – ISO 10272

Eine Vereinheitlichung der Untersuchung auf Campylobacter ist durch die Methoden nach ISO gegeben. Die Methode ISO 10272 beschreibt die Bearbeitung und Isolierung von thermophilen Campylobacter spp. aus Lebensmitteln und tierischen Futtermitteln. Diese Methode wird regelmäßig von einem Fachgremium überprüft und aktualisiert und stellt den aktuellen Stand der Forschung und Wissenschaft dar. In der Version von 1995 (ISO) wurde die Anreicherung von Lebensmittelproben für 18 h

± 2 h bei 42 °C ± 0,5 °C in Preston-Bouillon empfohlen, wenn nicht erwartet wird,

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dass die zu isolierenden Campylobacter spp. widrigen Bedingungen ausgesetzt waren. Im Fall von Vorschädigungen durch ungünstige Umwelteinflüsse sollte die Park-Sanders-Bouillon mit einer Vorbebrütung für 4 h bei 32 °C ± 0,5 °C ohne antimikrobielle Zusätze benutzt werden. Erst dann folgte die Bebrütung in der Bouillon mit allen Zusätzen bei höheren Temperaturen (2 h / 37 °C ± 0,5 °C, 40 - 42 h ± 2 h / 42 °C ± 0,5 °C). Für die Kultivierung auf Platten wurden das Karmalimedium und ein anderer fester Nährboden mit Bebrütung bei 42 °C ± 0,5 °C bis zu 5 Tagen empfohlen. Die Draft-Version ISO/CD-10272-1 (qualitativer Nachweis, ISO 2002a) und ISO/CD-10272-2 (Quantifizierung, ISO 2002b) empfiehlt die Anreicherung in Bolton-Bouillon (4 h / 37 °C ± 0,5 °C, 42 - 44 h ± 2 h / 41,5 °C

± 0,5 °C) oder Preston-Bouillon (24 - 48 h ± 2 h / 41,5 °C ± 0,5 °C) in einer mikro- aeroben Atmosphäre. Der Ausstrich der Anreicherungen erfolgt auf mCCD-Agar und einem zweiten Selektivmedium nach Wahl (qualitativer Nachweis) mit Inkubation für 48 h ± 2 h / 41,5 °C ± 0,5 °C.

Eine spätere Draft-Version (ISO 2004) empfiehlt die Anreicherung in Bolton-Bouillon (4 h ± 2 h / 37 °C ± 0,5 °C, 42 - 44 h ± 2 h / 41,5 °C ± 0,5 °C) mit anschließendem Kulturausstrich auf mCCD-Agar und einem zweiten Medium nach Wahl. Eine vereinfachte Darstellung ist in Abbildung 1 gegeben.

Für die Quantifizierung von Campylobacter wird auf den Anreicherungsschritt in einer Selektiv-Bouillon verzichtet. Stattdessen wird die Probe in einer Verdünnungslösung gespült und eine dezimale Verdünnungsreihe hergestellt. 0,1 ml einer jeden Verdün- nungsstufe werden dann im Oberflächenspatelverfahren auf feste Selektiv- nährmedien im Doppelansatz ausgestrichen. Nach einer Inkubationszeit von 48 h ± 2 h bei 41,5 °C ± 0,5 °C werden die Platten auf verdächtige Kolonien untersucht und dann bestätigt.

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Abbildung 1: Schematische Darstellung des Campylobacter-Nachweises nach der ISO-Methode.

2.3.4 Differenzierung

2.3.4.1 Biochemische Eigenschaften und Biotypisierung

Campylobacter spp. zeigen eine geringe biochemische Aktivität im Vergleich zu anderen Bakterien. Daher gibt es nur wenige Tests, die sich für die Identifizierung eignen. Neben der Morphologie und den Wachstumstemperaturen zur Bestätigung von thermophilen Campylobacter spp. eignen sich die Katalase-Reaktion, Hippurat-

Probeneinwaage x g oder x ml

+ 9 x Bouillon

Bebrütung der Anreicherung

Beimpfung des vorgeschriebenen und eines optionalen Mediums

Bebrütung der Medien

Abnahme charakteristischer Kolonien

Bestätigung

Identifizierung

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Hydrolyse, H2S-Bildung, Indoxyl-Acetat-Hydrolyse, Nitrat-Reduktion und Urease- Bildung zur Differenzierung. Diese Untersuchungen werden auch als Biotypisierung bezeichnet, weil sie neben der Identifizierung der Spezies auch eine Unterteilung innerhalb eines Genus in Biotypen erlauben (HEBERT et al. 1982, LIOR 1984, BOLTON et al. 1992). Im Verfahren nach ISO 10272 sind zur Bestätigung Campylobacter-verdächtiger Isolate die Untersuchung auf die typische korkenzieher- artige Beweglichkeit, Wachstum bei 25 °C, Oxidaseaktivität, Zuckerverwertung und H2S-Bildung im TSI-Agar (Triple-Sugar-Iron) angegeben. Zur optionalen Identifi- zierung werden der Nachweis von Katalase, Hippurat-Hydrolyse und Indoxyl-Acetat- Hydrolyse sowie die Überprüfung der Empfindlichkeit gegen Cefalotin und Nalidixinsäure empfohlen. Eine Übersicht über die biochemischen Eigenschaften des Genus Campylobacter gibt die folgende Tabelle 1 (VANDAMME 2000).

Campylobacter sind Cytochromoxidase-positiv. Der Test auf Oxidaseaktivität eignet sich daher zur schnellen Abrenzung gegenüber den Gram-negativen Enterobacteriaceae. Die Katalase-Reaktion beruht auf der Fähigkeit des Bakteriums, H2O2 in O2 und H2O zu spalten. Diese geht mit einer typischen Bläschen- oder Schaumbildung einher. C. jejuni und C. coli sind Katalase-positiv. Es gibt jedoch auch Katalase-negative Campylobacter-Spezies wie C. upsaliensis, C. sputorum, C.

mucosalis oder C. concisus. Die Katalase-Aktivität ist enzymatisch bedingt und wird durch das katA-Gen codiert. Dieses Enzym dient der Widerstandsfähigkeit von Campylobacter gegenüber toxischen Sauerstoffverbindungen (GRANT u. PARK 1995).

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Tabelle 1: Biochemische Kriterien zur Differenzierung von Campylobacter spp., Arcobacter spp. und B. ureolyticus (VANDAMME 2000).

+: 90 % der untersuchten Stämme zeigten die Reaktion; -: Reaktion in weniger als 11 % der untersuchten Stämme positiv; V: stammabhängige Reaktion; a:mindestens 80 % der untersuchten Stämme zeigten diese Reaktion; b: inkl. Untergruppe 1 und 2;

c: inkl. NASC (Nalidixinsäure-empfindliche Campylobacter) und UPTC (Urease- positive thermophile Campylobacter); d: inkl. Biovar sputorum, faecalis, paraureolyticus.

Wachstum: Resistenz:

Spezies

α-Hämolyse Katalase Hippurat Hydrolys Urease Nitrat- Reduktion Selenit- Reduktion H2S / TSI (Spuren) Indoxyl Acetat Hydrolyse 25 °C 42 °C Minimal- Medium Mac- Conkey- Agar Glycin 1 % NaCl 4 % Cefalotin (64 mg/l) Nalidixin Cepho- perazon

A. butzleri - V - - + - - + + V + Va - - + V +

A. cryaerophilusb - + - - + - - + + - - V - - + - +

A. nitrofigilis - + - + + V - + + - - - - + - - -

A. skirrowii + + - - + V - + + V - - - + + - +

B. ureolyticus V V - + + - - - - V V V + + - - -

C. coli V + - - + + V + - + + V + - + - +

C. concisus V - - - V V - - - V - - V - - V -

C. curvus V - V - + - V V - V Va Va + - Va + -

C. fetus ssp.

fetus - + - - + Va - - + Va V V + - + + -

C. fetus ssp.

venerealis V V

a - - + - - - + - Va V - - - V -

C. gracilis - V - - Va - - V - V V Va + - - V -

C. helveticus + - - - + - - + - + - - V - V - -

C. hyointestinalis ssp.

hyointestinalis

V + - - + + + - V + V V + - - + V

C. hyointestinalis

ssp. lawsonii V + - + + + + - - + V V V - V + - C. jejuni ssp.

doyley + V + - - - - + - - - - V - - - -

C. jejuni ssp.

jejuni + + + - + V - + - + - - + - + - +

C. laric V + - V + V - - - + - - + - + V +

C. mucosalis - - - - - - + - - + - Va V - V Va -

C. rectus + V - - + - - + - V - - + - - Va -

C. showae + + - - + - V V - V V + V - - - -

C. sputorumd + V - V + V + + - + V V + V - V -

C. upsaliensis + - - - + + - - - Va - - + - V - V

(25)

Mittels H2S-Test in einem eisenhaltigen Medium ist eine Einteilung von C. jejuni in einen Biotyp 1 und einen Biotyp 2 möglich (SKIRROW u. BENJAMIN 1980b). In TSI- Agar reagieren C. jejuni und C. coli H2S-negativ. Der Hippurat-Hydrolyse-Test nach HWANG u. EDERER (1975) ermöglicht die Unterscheidung zwischen C. jejuni und C. coli (HARVEY 1980). Diese Reaktion stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zwischen diesen Spezies dar und zeigt eine besondere Eigenschaft von C. jejuni, denn diese ist als einzige Campylobacter-Spezies Hippurat-Hydrolyse-positiv. Der Test auf Indoxyl-Acetat ist eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit, C. jejuni und C. coli von anderen Campylobacter-Spezies abzugrenzen, da nur diese beiden positiv reagieren. Der Test wird auch empfohlen, um NAR (Nalidixic acid resistant)- C. coli gegen C. lari abzugrenzen. (MILLS u. GHERNA 1987, HODGE et al. 1990, REINA et al. 1995). C. jejuni und C. coli sind resistent gegen Cefalotin, reagieren aber empfindlich gegenüber Nalidixinsäure (KARMALI et al. 1980, STEELE et al.

1985). C. lari ist klassischerweise resistent gegenüber Nalidixinsäure, daher eignete sich dieser Test gut zur Abgrenzung gegen C. jejuni und C. coli. Mit dem Aufkommen ebenfalls Nalidixinsäure-resistenter C. jejuni- und C. coli-Stämme ist dieser Test heutzutage aber nur noch bedingt zur Unterscheidung dieser Spezies geeignet (BENJAMIN et al. 1983, ENDTZ et al. 1991, REINA et al. 1995, DUIM et al. 2004).

2.3.4.1.1 Biochemische Differenzierung mit kommerziellen Systemen

Zur biochemischen Differenzierung von Campylobacter gibt es die Möglichkeit der Anwendung verschiedener voneinander unabhängiger Tests oder aber die Nutzung eines kommerziellen Test-Kits wie bspw. des API-Campy-Systems von bioMérieux.

Das API-Campy-System ist ein miniaturisierter Test, der 11 enzymatische und 9 Assimilations- und Hemmungstests beinhaltet. Dieser Test wird in der Routine häufig für die schnelle Identifizierung von Campylobacter spp. eingesetzt (SHIH 2000, LOGUE et al. 2003). Für die Identifizierung von C. jejuni erscheint der API-Campy- Test sehr gut geeignet. HUYSMANS et al. (1995) konnten eine 100%ige Korrelation mit den konventionellen Tests feststellen, wogegen die Identifizierung von C. coli (14/19) und C. lari (2/3) weniger sicher war.

(26)

2.3.4.2 Serotypisierung

Die Serotypisierung war eine der ersten Methoden, um Campylobacter-Spezies als einen wichtigen Verursacher humaner Gastroenteritiden darzustellen und die Ereignisse in einen epidemiologischen Zusammenhang zu bringen. Frühe Versuche der serologischen Identifizierung versuchte bereits KING (1957). Sie konnte anti- genetische Unterschiede der „related Vibrios“ zu „Vibrio fetus“ darstellen. Eine Unter- teilung von Campylobacter in drei Serotypen anhand hitzestabiler Antigene erfolgte durch BERG et al. (1971).

Zwei Methoden der Serotypisierung haben sich bis heute durchgesetzt: zum einen das Verfahren nach PENNER u. HENNESSY (1980) auf der Basis hitzestabiler Antigene (HS) und zum anderen das Verfahren mit dem Nachweis hitzelabiler Antigene (HL) nach LIOR et al. (1982). Der Einsatz beider Verfahren gleichzeitig ist ebenfalls möglich (JONES et al. 1985, WONG et al. 1985, PENNER 1988). Bei Untersuchungen verschiedener C. jejuni-Stämme von Mensch und Tier zeigte sich, dass die Serotypisierung ein effektiver und praktischer Ansatz zur Klärung epidemio- logischer Zusammenhänge ist, wenn auch der hohe Aufwand an kommerziell nicht erhältlichen Antiseren einen Nachteil der Methode darstellt (PATTON et al. 1991, JACKSON et al. 1998). Bei der Serotypisierung gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass es in vivo zu Veränderungen der antigenen Strukturen kommen kann, die die Interpretation der Ergebnisse möglicherweise verfälschen (MILLS et al. 1992, ZOLLNER u. WUTHE 1993).

2.3.4.3 Molekularbiologische Differenzierungsmethoden

Um dem relativ hohen Aufwand der Serotypisierung zu entkommen, wurde versucht, einfachere Alternativverfahren zu entwickeln, die eine sichere Typisierung und breite Verfügbarkeit ermöglichen. In einer Übersicht von WASSENAAR und NEWELL (2000) wurden geeignete Methoden der Genotypisierung vorgestellt. Dabei handelte es sich um fla-Typing (Flagellin Typing), PFGE (Pulsfeldgelelektrophorese),

(27)

Ribotyping, RAPD (Random Amplified Polymorphic DNA), AFLP (Amplified Fragment Length Polymorphism), PCR-RFLP (Restriction Fragment Length Polymorphism) und die Nucleotid Sequenzierung. Anwendung finden diese Methoden in der Aufdeckung der gewaltigen Vielfalt verschiedener Campylobacter-Genotypen und bei der Klärung epidemiologischer Zusammenhänge (OWEN et al. 1994, ON et al. 1998, STEELE et al. 1998, SIEMER et al. 2005). Nur so sind die komplexen Beziehungen zwischen der Herkunft, der Aus- und Weiterverbreitung der verschiedenen an Krankheits- ausbrüchen beteiligten Spezies nachvollziehbar, was Interventionsmaßnahmen ermöglicht. Tabelle 2 gibt eine Übersicht über die Eigenschaften der wichtigsten Typisierungsmethoden für Campylobacter.

Tabelle 2: Vergleich der Eigenschaften unterschiedlicher molekularbiologischer Typisierungsmethoden nach WASSENAAR und NEWELL (2000).

Methode

Diskriminie- rungsfähigkeit Typisierbarkeit (%) Reprodu- zierbarkeit Empfind- lichkeit (genetische Instabilität) Zeitaufwand Kosten

fla-Typisierung mäßig 100 gut ja < 1 T niedrig

PFGE gut 100 gut ja 3 - 4 T durchschnittlich

Ribotypisierung schwach 100 gut ja 3 - 4 T durchschnittlich RAPD durchschnittlich ~ 80 niedrig ja < 1 T niedrig

AFLP gut 100 gut nein 2 – 3 T durchschnittlich

Flagellin-Typisierung

Campylobacter besitzen zwei Flagellin-Gene, flaA und flaB (NUIJTEN et al. 1990).

Die fla-Typisierung macht sich die zwei Flagellin-Gene von Campylobacter zu Nutze, die aus konservativen und variablen Regionen bestehen. Dabei wird ein PCR- Produkt mittels RFLP analysiert (MEINERSMANN et al. 1997). Das Vorhandensein konservativer Regionen hat den Vorteil einer festen Primerwahl, während durch die variablen Regionen ein spezifisches Fingerprinting möglich ist. Ein mit spezifischen Primern generiertes PCR-Produkt wird in Folge mit Restriktionsenzymen geschnitten.

(28)

Die im Gel generierten Banden erlauben einen Vergleich der Isolate und ermöglichen die Feststellung von Stammunterschieden. Mit dieser Methode sind sowohl C. jejuni und C. coli typisierbar, aber auch bei C. lari und C. helveticus konnte die fla- Typisierung erfolgreich angewandt werden (OWEN et al. 1993). Obwohl das Verfahren relativ einfach und kostengünstig durchführbar ist und die Ergebnisse gut in elektronische Datenbanken integriert werden können, ist eine übergreifende Vergleichbarkeit wegen der geringen interlaboratoriellen Übereinstimmung der Methode (sieben Verfahren sind derzeit in der Nutzung) nur schwer möglich (WASSENAAR u. NEWELL 2000).

PFGE

Bei der Pulsfeld-Gelelektrophorese (PFGE) werden Bakterien in ein Gel eingebettet und die chromosomale DNA mit Restriktionsendonukleasen geschnitten. Blöckchen aus Agarose, in denen die DNA-Fragmente enthalten sind, werden in ein Agarosegel eingesetzt. Eine wechselnde, aus unterschiedlichen Richtungen angelegte Spannung führt zu einer Auftrennung der Fragmente und zur Bildung abgegrenzter Banden. Die aus den Banden entstandenen Profile untersuchter bakterieller Isolate werden auf Übereinstimmungen und Unterschiede verglichen und können so zur Klärung epidemiologischer Zusammenhänge herangezogen werden (TENOVER et al. 1995).

Früh zeigte sich dabei auch die Eignung zur Typisierung von C. jejuni und C. coli in epidemiologischen Fragestellungen (YAN et al. 1991, SUZUKI et al. 1993). Bei einigen C. jejuni-Stämmen mit DNAse-Aktivität wird die DNA bereits während der Bearbeitungsschritte vor der Elektrophorese abgebaut, diese Stämme sind dann nicht mehr typisierbar. Um das zu verhindern, wird ein zusätzlicher Behandlungs- schritt mit Formaldehyd zur Fixierung der Zellen empfohlen (GIBSON et al. 1994).

Ribotyping

Die Ribotypisierung nutzt die im Campylobacter-Genom enthaltenen Kopien der ribosomalen RNA (5s, 16s und 23s). Diese Abschnitte zeigen stark konservative Kernregionnen mit variablen Randbereichen (GRAY et al. 1984). Damit eignen sie sich für den Einsatz in Typisierungsverfahren. Verdaute genomische DNA wird dabei

(29)

nach Elektrophorese im Southern-Blot mit spezifischen rRNA-Sonden hybridisiert.

Die epidemiologisch wichtigen Campylobacter-Spezies C. jejuni, C. coli, C. laridis, C. fetus und C. upsaliensis konnten mit diesem Verfahren typisiert werden und zeigten charakteristische Banden (MOUREAU et al. 1989). Dabei stellte diese Methode ihre Vorteile auch bei phänotypisch schlecht differenzierbaren Spezies unter Beweis (KIEHLBAUCH et al. 1991).

RAPD

Bei der Random-Amplified-Polymorphic-DNA-Methode werden reproduzierbare Profile erstellt, ohne dass zuvor eine DNA-Isolierung erforderlich wäre. Dies wird durch den Einsatz mehrerer kurzer zufällig generierter 10-mer-Primer erreicht. Das Verfahren hat sich auch für die Typisierung von Campylobacter als erfolgreich gezeigt (MAZURIER et al. 1992, HERNANDEZ et al. 1995). Eine Schwäche dieses Verfahrens ist jedoch die geringe Reproduzierbarkeit, die die Vorteile der kosten- günstigen Durchführung und des hohen Diskriminierungpotentials abschwächen kann. Zudem ist die Interpretation sehr subjektiv (WASSENAAR u. NEWELL 2000).

AFLP

Bei dieser Methode wird die gesamte genomische DNA mit zwei Restriktions- enzymen verdaut und anschließend ein PCR-Produkt generiert. Die eingesetzten Primer werden markiert, und so lassen sich die entstandenen Produkte nach einer Gelektrophorese als Banden darstellen. Die Bezeichnung AFLP sollte nicht als eine synonyme Abkürzung für die Untersuchung auf Fragmentlängen-Polymorphismen verstanden werden, da das Verfahren nicht Fragmentlängen bestimmt, sondern das Vorhandensein oder Fehlen von Restriktionsschnittstellen nachweist. Die Methode wurde ursprünglich intensiv zur genetischen Untersuchung von Pflanzen eingesetzt, konnte aber ihre Eignung auch bei der Typisierung von Bakterien zeigen (VOS et al.

1995, HUYS et al. 1996). Dieses Verfahren konnte bisher sowohl für C. jejuni als auch für C. coli zur Klärung epidemiologischer Zusammenhänge genutzt werden (SIEMER et al. 2005, WIELAND et al. 2005).

(30)

Vergleichsuntersuchungen der verschiedenen molekularbiologischen Verfahren konnten die Vor- und Nachteile für die Typisierung von Campylobacter aufzeigen und damit herausstellen, welche Methode für die jeweilige Fragestellung am geeignetsten ist. NIELSEN et al (2000) erarbeiteten eine Bewertung und Einordnung von phänotypischen und genotypischen Typisierungsverfahren zur Untersuchung von 90 C. jejuni-Isolaten unterschiedlicher Herkunft (Humanisolate, Isolate von Geflügel und Rindern). Einige Isolate standen mit einem Erkrankungsausbruch im Zusammen- hang. Die Ergebnisse hinsichtlich der Diskriminierungsfähigkeit (D-Index) zeigten, dass die klassische Serotypisierung nach Penner die geringste Unterscheidungskraft hatte (D-Index 0,868) und somit den genotypischen Verfahren unterlegen war.

Riboprinting (D-Index 0,945) und fla-RFLP (D-Index 0,960) lagen im Mittelfeld. RAPD und PFGE konnten die untersuchten 80 C. jejuni-Stämme in 56 bzw. 50 verschiedene Typen einteilen (D-Index 0,984, 0,974) und waren die Methoden mit dem höchsten Diskriminierungspotential. Die Typisierbarkeit lag für alle genutzten Verfahren bei 100 %. In der Untersuchung zeigte sich weiter, dass die hoch diskriminierenden Methoden in der Regel weitere Unterteilungen der Typen aus schwächer diskriminierenden Verfahren erbrachten. Allerdings bestand zwischen den Typen der RAPD als auch der PFGE nur eine Übereinstimmung von 60 %. Dies lag in den unterschiedlichen Prinzipen begründet, die hinter den beiden Methoden stehen, so dass Unterschiede möglich sind. Die Verwendung der Restriktionsenzyme mit unterschiedlichem Schnittverhalten (KpnI > SmaI) in der PFGE hatte bspw. einen Einfluss auf die Anzahl erhaltener Subtypen. Insgesamt zeigte sich aber ein hierarchischer Stammbaum hinsichtlich der Subtypen mit einer steigenden Unter- teilung von den schwächer diskriminierenden Methoden zu denen mit einem hohen Unterscheidungspotential. Alle Verfahren waren in der Lage, die Ausbruchsisolate korrekt zu identifizieren.

In einer anderen Studie zur Typisierung von C. jejuni und C. coli zeigte die PFGE eine geringgradig höhere Unterteilung gegenüber der RAPD, auch hier war sie jedoch abhängig von den eingesetzten Restriktionsenzymen. Insgesamt zeigten beide Verfahren eine gute Übereinstimmung (ONO et al. 2003). Die hohe Unterscheidungskraft der PFGE gegenüber der fla-Typisierung zeigten auch

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FITZGERALD et al. (2001). Die Kombination beider Verfahren aber schien zur Untersuchung hinsichtlich des Schicksals von Campylobacter in der Umwelt am sinnvollsten.

Ein Problem bei der Typisierung von Campylobacter kann die genetische Instabilität des Bakteriums sein. Die genotypischen Verfahren haben dabei eine unterschied- liche Empfindlichkeit gegenüber Veränderungen in der DNA (siehe Tabelle 2, Seite 15). WASSENAAR et al. (1998) wiesen darauf hin, dass Isolate mit unterschiedlichen PFGE-Profilen dennoch klonalen Ursprungs sein können, wie sich beim Vergleich der Isolate mit weiteren Untersuchungsmethoden herausstellte. Diese in der PFGE abweichenden Befunde führten sie auf spontane Mutationen im Campylobacter- Genom zurück und folgerten daher, dass der Einsatz von mindestens zwei Typi- sierungsverfahren erforderlich ist, um eine akkurate Aussage über die Verwand- schaftsgrade treffen zu können. Veränderungen des Genoms wurden auch für das Flagellin-Gen beschrieben, was zu einer begrenzten Nutzbarkeit des fla-Typing auf die Langzeittypisierbarkeit von Campylobacter im Rahmen von Monitoring-Program- men mit sich bringt (HARRINGTON et al. 1997). Bei der AFLP zeigte sich, dass dieses Verfahren bedingt durch seine Analyse über das gesamte Genom weniger anfällig gegenüber Punktmutationen und genetischen Veränderungen ist. Es bedarf jedoch weiterer Untersuchungen, um die Unempfindlichkeit zu klären (DUIM et al.

1999). WASSENAAR und NEWELL (2000) bezeichneten die AFLP als ein viel- versprechendes Mittel, um epidemiologische Zusammenhänge auch auf inter- nationaler Ebene aufzuklären.

2.4 Tenazität: Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert

Der Begriff Tenazität leitet sich vom lateinischen „tenacitas“ ab und bedeutet Zähigkeit. Er hat sich als Bezeichnung für die Überlebensfähigkeit von Bakterien und Viren gegen verschiedene Umwelteinflüsse durchgesetzt. Im englischen Sprach- gebrauch finden die Begriffe Sensitivity, Susceptibility oder Resistance Anwendung.

Campylobacter sind im Gegensatz zu anderen Lebensmittelinfektionserregern überaus empfindliche Bakterien. Sie haben einen erheblichen Mangel an adaptiven

(32)

Möglichkeiten gegenüber Stresseinwirkungen durch die Umwelt im Vergleich zu Bacillus subtilis oder E. coli (PARK 2000).

Neben dem Vorhandensein spezifischer Gene, die eine Reaktion auf Umwelt- einflüsse ermöglichen, haben viele Bakterien die Eigenschaft, in einem syner- gistischen Verbund Oberflächen zu besiedeln und sich somit gegenseitig vor unvor- teilhaften Bedingungen in ihrer Umgebung zu schützen. Die Bildung eines so genannten Biofilms, also eine Anhäufung von Bakterien in einer extrazellulären polymeren Substanz unter Anhaften an Oberflächen, kann ihnen dies ermöglichen und eine erhebliche Widerstandsfähigkeit im Gegensatz zu frei liegenden Bakterien zur Folge haben (COSTERTON et al. 1995, DE LANCEY 2001, DONLAN u.

COSTERTON 2002, JOSHUA et al. 2006). Es gibt Berichte, nach denen Campylobacter spp. Biofilme im Wasser, auf Glas oder auf Edelstahl bilden können (SOMERS et al. 1994, BUSWELL et al. 1998). Dieser Biofilm erlaubt es ihnen, über einen längeren Zeitraum auch unter normaler Atmosphäre und in Medien mit geringem Nährstoffgehalt zu überdauern (ROLLINS u. COLWELL 1986, BUSWELL et al. 1998). In Untersuchungen zur Überlebensfähigkeit von C. jejuni in Biofilmen konnte gezeigt werden, dass eine erhöhte Überlebensfähigkeit bei Anhaftung an einen Biofilm unter Testbedingungen bei 12 °C und 23 °C über einen Zeitraum von sieben Tagen vorliegt (TRACHOO et al. 2002).

Die optimalen Wachstumstemperaturen der thermophilen Campylobacter spp. liegen zwischen 37 und 42 °C. Bei Temperaturen unter 30 °C sind sie nicht mehr vermehrungsfähig, so dass ein Wachstum und eine Vermehrung unter den üblichen Lagerungsbedingungen im Lebensmittel ausgeschlossen werden können. Besonders bei Raumtemperatur reagieren Campylobacter empfindlich auf Austrocknung, die Überlebensfähigkeit ist besser bei kühler Lagerung (JACOBS-REITSMA 2000). Das Unvermögen, bei Temperaturen unter 30 °C vermehrungsfähig zu bleiben, wird bei C. jejuni auf das Fehlen bestimmter Kälteschockproteine zurückgeführt (PARKHILL et al. 2000).

BLASER et al. (1980a) haben in ihren Untersuchungen die Überlebensfähigkeit von C. jejuni in verschiedenen Medien bei unterschiedlichen Temperaturen überprüft. In Galle war der getestete Stamm bei Temperaturen von 37 °C vermehrungsfähig und

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überlebte in Fäzes, Milch, Wasser und Urin bei 4 °C länger als bei 25 °C. Dies wurde durch neuere Untersuchungen von KELANA und GRIFFITHS (2003) bestärkt.

Weiterhin konnte eine stärkere Resistenz gegen hohe Salzkonzentrationen und niedrige pH-Werte bei niedrigeren Temperaturen von 4 °C gegenüber Tests bei 23 und 30 °C festgestellt werden.

Ein Gefrieren bei -15 bis -20 °C reduziert zwar die Keimzahl, dennoch konnten noch nach bis zu drei Monaten Campylobacter in Fleischprodukten nachgewiesen werden (OOSTEROM et al. 1983a, ABRAM u. POTTER 1984, BARREL 1984).

Während thermophile Campylobacter bei niedrigen Temperaturen über einen längeren Zeitraum überlebensfähig bleiben, sterben sie bei Temperaturen oberhalb ihres Wachstumsbereichs schnell ab. Erhitzungsprozesse, wie im Rahmen der Verarbeitung von Lebensmitteln üblich, z. B. bei der Pasteurisierung, sind aus- reichend, um Campylobacter abzutöten (WATERMAN 1982).

In Magermilch kommt es bei 48 °C zu einem Absterben innerhalb von 7,2 bis 12,8 Minuten, bei einem Temperaturanstieg auf 55 °C sinkt die Überlebensfähigkeit auf 0,74 bis 1,0 Minute (DOYLE u. ROMAN 1981). In gehacktem Rotfleisch, inokuliert mit ca. 107 Zellen Campylobacter pro Gramm, waren nach 10 Minuten Erhitzung bei 70 °C keine lebenden Keime mehr nachweisbar (STERN u. KOTULA 1982). Für die Überlebensfähigkeit in gewolftem Geflügelfleisch wurden Werte von 20 Minuten bei 49 °C und 45 Sekunden bei 57 °C angegeben (BLANKENSHIP u. CRAVEN 1982).

Weitere Hitzeresistenzstudien zu C. coli zeigten, dass in einem Temperaturbereich von 48,8 bis 55,1 °C eine übliche logarithmische Zellzahlverringerung stattfindet. Bei Temperaturen über 56 °C konnte jedoch ein so genannter „tailing effect“ nach- gewiesen werden, bei dem keine logarithmische Reduktion erfolgte. Dieses Phänomen sollte bei der Erhitzung von Lebensmitteln, die in der Herstellung nur einer milden Hitzeeinwirkung ausgesetzt werden, Berücksichtigung finden (ABRAM u. POTTER 1984, MOORE u. MADDEN 2000).

Die optimale NaCl-Konzentration für Campylobacter liegt bei 0,5 %. Das sind Konzentrationen, wie sie auch in den entsprechenden Medien zur Kultivierung eingesetzt werden. Die Empfindlichkeit gegenüber höheren Salzkonzentrationen ist abhängig von der Temperatur und dem Medium, in dem sich die Bakterien befinden

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(JACOBS-REITSMA 2000, KELANA u. GRIFFITHS 2003). So war eine Salz- konzentration von 1,5 % bei 42 °C für C. jejuni tolerierbar (DOYLE u. ROMAN 1982).

Auf Austrocknung reagieren Campylobacter spp. sehr sensibel. Bei Untersuchungen durch OOSTEROM et al. (1983a) zeigte sich, dass bei feuchten Oberflächen der untersuchten Materialien ein Nachweis von Campylobacter möglich war. Erfolgte aber eine Abtrocknung, sank die Nachweisrate. Es ist danach anzunehmen, dass geringere Nachweisraten von Campylobacter auf Schweineschlachtkörpern im Kühlhaus weniger auf die erhöhte Sauerstoffzufuhr zurückzuführen waren als vielmehr auf die Austrocknung der Oberflächen durch die Zwangsbelüftung. Die Empfindlichkeit von Campylobacter gegen Austrocknung wurde auch in anderen Untersuchungen bestätigt (DOYLE u. ROMAN 1982, ABRAM u. POTTER 1984).

Das Wachstumsoptimum von C. jejuni liegt in einem pH-Wert-Bereich von 6,5 bis 7,5, das Maximum bei 9,0 bis 9,5 (DOYLE u. ROMAN 1981). Schon geringe Abweichungen vom optimalen pH-Wert-Wachstumsbereich führten zu einer Inakti- vierung innerhalb von 24 Stunden bei pH 5,0 und zu einer Keimzahlreduzierung innerhalb von drei Tagen bei pH 9,0 (CHRISTOPHER et al. 1982). Sehr niedrige pH- Werte führten ebenfalls zu einem schnellen Absterben von Campylobacter spp., ein pH-Wert von 2,3 führte zu einer Keimzahlreduktion um sieben Log10-Stufen innerhalb von fünf Minuten (BLASER et al. 1980a). Die Wirkung eines niedrigen pH-Wertes ist allerdings auch von dem Medium abhängig, in dem sich das Bakterium befindet. Es gilt aber zu berücksichtigen, dass Bakterien eine höhere Säuretoleranz aufweisen können, wenn sie in entsprechenden Matrizes von der direkten Einwirkung des niedrigen pH-Wertes geschützt sind (WATERMAN u. SMALL 1998).

2.4.1 Desinfektionsmittel und organische Säuren

Desinfektionsmittel wie Hypochlorit, o-Phenylphenol, Iod-Polyvinylpyrrolidone, Alkyl- benzyl-Dimethylammonium-Chlorid, Glutaraldehyd, Formaldehyd und Ethanol haben in den gebräuchlichen Konzentrationen eine antibakterielle Aktivität gegen Campylobacter (WANG et al. 1983). Bei Bildung eines Biofilms kann die Wirkung der Desinfektionsmittel auf Campylobacter herabgesetzt sein. Aktuelle Untersuchungen

(35)

zeigten aber, dass mit Chlor dennoch eine vollständige Inaktivierung von C. jejuni in einem Biofilm möglich ist (TRACHOO u. FRANK 2002).

Ascorbinsäure mit einer Konzentration von 0,05 % hemmte das Wachstum von Campylobacter und bei einer Konzentration von 0,09 % hatte es eine bakterizide Wirkung (JACOBS-REITSMA 2000). Die bakterizide Wirkung der Ascorbinsäure auf Campylobacter wird vornehmlich der Bildung von Oxidationsprodukten zugesprochen (FLETCHER et al. 1983, JUVEN u. KANNER 1986). Auch für Milchsäure wird eine keimreduzierende Wirkung beschrieben, was den Einsatz als Sprüh- oder Diplösung in der Schlachtung nahe legt. Untersuchungen mit TSP (Trisodiumphosphate) haben eine Keimreduzierung auf Geflügel-Karkassen um Log10 1,3 KbE nachgewiesen (FEDERIGHI et al. 1995). Untersuchungen zur Wirkung von Ameisen-, Essig- und Propionsäure auf C. jejuni und C. coli stellten einen verstärkten bakteriziden Effekt bei der Kombination der verschiedenen Säuren gegenüber der Einzelanwendung dar (CHAVEERACH et al. 2002).

2.5 Epidemiologie

Campylobacter ist ein bedeutender Erreger von Darminfektionen. Epidemiologische Studien der letzten Jahre haben sein weltweites Vorkommen belegt und seine Bedeutung herausgestellt. Im letzten Jahrzehnt war ein stetiger Anstieg an humanen Campylobacter-Infektionen in den Industrienationen zu verzeichnen. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts sind in Europa die Inzidenzraten weiter gestiegen. Für 2005 lag die Anzahl der Erkrankungsfälle durch Campylobacter in Deutschland erstmals über dem Wert der gemeldeten Salmonellosen. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen kann Campylobacter als der weltweit derzeit wichtigste Erreger lebensmittelübertragener Gastroenteritiden bezeichnet werden (FRIEDMAN et al. 2000, EFSA 2006, RKI 2006a).

Trotz der weiten Verbreitung von Campylobacter können für das Gros der Ausbrüche und Einzelinfektionen einige wenige Übertragungswege angenommen werden.

Vornehmlich verläuft eine Infektion über die Aufnahme kontaminierter Lebensmittel.

(36)

2.5.1 Natürliche Reservoire

Der Erreger wird in einer Vielzahl von Quellen gefunden. Vornehmlich handelt es sich aber um den Verdauungstrakt von warmblütigen Lebewesen. Für C. jejuni und C. coli scheint eine besondere Adaptation an Vögel zu bestehen. Das lässt sich mit den hohen Prävalenzraten im Darminhalt dieser Tiere und der optimalen Wachs- tumstemperatur von 42 °C erklären (SKIRROW 1994). Es wurden aber auch Nach- weise in Oberflächengewässern geführt. Zu berücksichtigen ist dabei, dass Campylobacter auch bei klinisch gesunden Menschen und Tieren nachgewiesen wurde, die somit latente Träger darstellen (TEUFEL 1983).

2.5.1.1 Umwelt

Das Vorkommen von Campylobacter in der Umwelt wurde durch Nachweise in Gewässern geführt. Regelmäßig wird von Campylobacter-Nachweisen in Ober- flächengewässern berichtet. Untersuchungen in den Niederlanden ergaben Campylobacter-Nachweise in 24 von 26 analysierten Flusswasserproben mit Mengen von 0,2 bis 24 MPN pro 100 ml. Auch Untersuchungen von sechs Badeseen erbrachten Nachweisraten von 58 bis 92 % mit MPN-Werten von 0,2 bis 160 pro 100 ml. Eine Speziesbestimmung mittels PCR ergab 48 % C. coli, 29 % C. lari und 23 % C. jejuni (n = 222) (JACOBS-REITSMA et al. 2003).

SAVILL et al. (2001) wiesen in 60 % der untersuchten 42 Flusswasserproben Campylobacter nach, wobei auch hier C. coli und C. lari häufiger als C. jejuni waren.

MOORE et al. (2001) fanden sogar 87,5 % Campylobacter-positive Flusswasser- proben. In einer Studie von BROWN et al. (2004) wurde ein 10 km2 großer Bereich in der ländlichen Gegend von Cheshire (United Kingdom) auf das Vorkommen von thermophilen Campylobacter aus unterschiedlichen Probenmaterialien aus der Umwelt untersucht wie Wildtierfäzes, Wasser und Erde. Dieser Landstrich wurde vornehmlich zur extensiven Rinderhaltung mit ca. 70 Betrieben und für Freizeit- aktivitäten genutzt. In den untersuchten Proben konnten C. jejuni, C. coli und C. lari

(37)

nachgewiesen werden. Dabei stammten 15 % (C. jejuni), 17 % (C. coli) bzw. 5 % (C. lari) der gewonnenen Isolate aus Wasserproben.

Untersuchungen von Wasserproben zu verschiedenen Jahreszeiten zeigten saisonale Unterschiede. So wurden höhere Nachweisraten von Campylobacter im Winter als im Sommer bestätigt (BOLTON et al. 1987, JONES et al. 1990, OBIRI- DANSO u. JONES 1999). Dies lässt darauf schließen, dass das Vorkommen von Campylobacter in Oberflächengewässern von der Umgebungstemperatur und der Sonneneinstrahlung bzw. der damit einhergehenden UV-Strahlung beeinflusst wird.

Eine Inaktivierung von C. jejuni und C. lari erfolgt bei einer Lichteinstrahlung vergleichbar mit der Intensität an einem sonnigen Junitag innerhalb von 30 Minunten.

Bei Dunkelheit hingegen ist die Überlebensrate temperaturabhängig. Während bei 37 °C schon nach 12 Stunden keine Campylobacter mehr nachweisbar waren, konnten bei 4 °C noch bis zu fünf Tagen später Campylobacter angezüchtet werden (OBIRI-DANSO et al. 2001).

Während Flüsse und Badeseen regelmäßig kontaminiert sind, ist der Nachweis in Grundwasser oder Brunnenwasser eher selten (BRENNHOVD et al. 1992, MOORE et al. 2001).

2.5.1.2 Säugetiere

Auch in der Tierwelt ist Campylobacter weit verbreitet. Bereits Anfang des 20.

Jahrhunderts gab es Berichte über Aborte bei Rind und Schaf, bei denen der Nachweis auf Campylobacter-verdächtige Erreger geführt wurde (MCFADYEAN u.

STOCKMANN 1913). Inzwischen ist das Ausmaß der Campylobacteriose als Zoonose bekannt geworden. Insbesondere für C. jejuni können viele Tierarten als Reservoir für den Menschen angesehen werden wie Nagetiere, Wildvögel, Schafe, Pferde, Rinder, Schweine, Geflügel und auch Haustiere (NACHAMKIN 2001).

Eine Reihe verschiedener Campylobacter spp. wurde bei Rindern nachgewiesen.

ATABAY und CORRY (1998) fanden bei Untersuchungen von Kotproben gesunder Rinder C. jejuni, aber vor allem auch C. hyointestinalis, C. fetus und C. sputorum.

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Einige Tiere waren mit mehr als einer Campylobacter-Spezies besiedelt. Die Nachweisraten lagen in drei untersuchten Herden zwischen 37 und 81 %.

GIACOBONI et al. (1993) isolierten ebenfalls verschiedene C. ssp. (C. jejuni, C.

hyointestinalis, C. fetus ssp. fetus) aus Kot von Kälbern und Rindern und zeigten, dass Kälber im Alter von unter einem Jahr mit 97,1 % höher belastet waren als die Rinder (46,7 %). Weitere Prävalenzangaben ausgewachsener Kühe aus Norwegen, Portugal, Japan, Dänemark und den USA hatten Werte zwischen 0,8 und 46,7 % (ROSEF et al. 1983, CABRITA et al. 1992, GIACOBONI et al. 1993, WESLEY et al.

2000, HOAR et al. 2001, NIELSEN 2002). GARCIA et al. (1985) untersuchten Schlachtrinder und fanden bei 50 % der Tiere Campylobacter. STANLEY et al.

(1998) wiesen sogar bei 89,4 % der untersuchten Schlachtrinder Campyolobacter im Darminhalt nach. Weiterhin zeigten sie in einem Untersuchungsverlauf von zwei Jahren eine saisonale Schwankung mit zwei Peaks, einem im Frühjahr und einem im Herbst. Die saisonalen Schwankungen fielen dabei mit einem Haltungswechsel zusammen, wenn die Tiere im Frühjahr auf die Weiden und im Herbst zurück in die Stallungen getrieben wurden, so dass ein Wechsel in der Ernährung und Tränkung der Tiere als verantwortlich für dieses Phänomen angenommen werden konnte (STANLEY u. JONES 2003). Eine ähnliche Häufung Campylobacter-positiver Kühe in den Monaten im Sommer und Herbst konnten HANNINEN et al. (1998) feststellen.

Im Winter, wenn die Trinkwasserversorgung über das gechlorte städtische Wasser erfolgte, waren die Nachweisraten von Campylobacter niedriger. Im Sommer jedoch tranken die Tiere aus einem See, in dem häufiger C. jejuni nachgewiesen wurde.

Weitergehende Untersuchungen mit PFGE zeigten, dass ein konstant infiziertes Tier den See kontaminiert haben musste, da dies das einzige Profilmuster war, das in den darauf folgenden Monaten bei isolierten Campylobacter festgestellt wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt konnte dieses Isolat auch bei anderen Tieren der untersuchten Herde festgestellt werden.

HUMPHREY und BECKETT (1987) stellten fest, dass 10 von 12 untersuchten Herden Campylobacter ausschieden. Diese positiven Herden hatten Zugang zu Flusswasser, wogegen die negativen Herden mit Leitungswasser getränkt wurden.

(39)

Dies zeigt die Bedeutung ständiger Ausscheider und die Rolle der Wasser- versorgung in der Übertragung von Campylobacter innerhalb einer Rinderherde.

Neben latenten Trägern von Campylobacter gibt es auch Berichte über Infektionen mit Krankheitsfolge bei Rindern. Eine bedeutende Erkrankung ist die als Tierseuche gemaßregelte Deckinfektion der Rinder (Deckinfektionen-Verordnung der Rinder), verursacht durch C. fetus ssp. venerealis, die durch Zuchtbullen übertragen wird.

C. fetus ssp. fetus verursacht sporadische Aborte bei Kühen (MACLAREN u.

WRIGHT 1977, BAWA et al. 1991, HUM et al. 1994, CAMPERO et al. 2003, GIVENS 2006). Auch für andere Campylobacter spp. sind Erkrankungsfälle beim Rind beschrieben worden. Sie können Enteritiden bei Kälbern mit teilweise tödlicher Folge nach sich ziehen oder sind aber ebenfalls die Ursache für Aborte bei Kühen (AL MASHAT u. TAYLOR 1983, WELSH 1984, DIKER et al. 1990, STEINER et al. 1997).

Dennoch geben einige Autoren an, dass Campylobacter spp. als normale Darmflora des Rindes angenommen werden sollten, da Campylobacter bei kranken wie auch gesunden Kälbern gleichermaßen häufig isoliert werden konnte (SNODGRASS et al.

1986, BUSATO et al. 1999).

Campylobacter werden zu einem hohen Prozentsatz bei gesunden Schweinen nachgewiesen. Insbesondere C. coli ist die am häufigsten identifizierte Spezies bei dieser Tierart und gilt als normaler Darmbewohner des Schweins (NIELSEN et al.

1997, HARVEY et al. 1999, ALTER et al. 2005). Die Prävalenz von Campylobacter beim Schwein am Ende der Mast wird mit 85 % angegeben (WEIJTENS et al. 1993).

GEBREYES et al. (2005) untersuchten Schweine aus Betrieben, in denen keine antimikrobiellen Substanzen zur Therapie oder als Leistungsförderer eingesetzt wurden. Bei den Untersuchungen wurden ausschließlich C. coli gefunden, die Nachweisraten lagen bei 55,8 % zum Ende der Mast und bei 26 % zum Zeitpunkt der Schlachtung. Bei der Untersuchung von Schlachtschweinen in den Niederlanden fanden OOSTEROM et al. (1985) 79 % positive Tiere. Die erhaltenen Isolate waren alles C. jejuni, was zeigt, dass neben C. coli auch andere C. spp. bei dieser Tierart isoliert werden können. Die untersuchten Tiere waren gesunde Träger von Campylobacter. Ähnlich hohe Prävalenzen fanden HARVEY et al. (1999) und

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konnten bei 70 bis 100 % der untersuchten Schweine Campylobacter spp.

nachweisen, dabei war C. coli im Mittel mit 60 % die am meisten isolierte Spezies.

C. jejuni wurde im Mittel mit 31 % isoliert. NIELSEN et al. (1997) hingegen gaben eine Campylobacter-Prävalenz von nur 46 % für Schlachtschweine an, mit einem C. coli-Nachweis von 95 %.

Neben den bekannten Reservoiren für Campylobacter mit epidemiologischem Zusammenhang zu Erkrankungen des Menschen gibt es auch einige Berichte über das Vorkommen bei Hund und Katze. So wurde zu Beginn der 80er Jahre ein Zusammenhang zwischen Infektionen mit C. jejuni durch den engen Kontakt mit an Durchfall erkrankten Welpen vermutet (BLASER et al. 1980b). SKIRROW (1981) beschrieb die Prävalenz bei gesunden Hunden und Katzen mit 49 bzw. 45 % für Streuner. Bei Haustieren war sie mit 1,6 % niedriger. Ein geringer Anteil dieser Tiere kann mit einer dem Menschen vergleichbaren Symptomatik erkranken. Auch er sah die Übertragung der Erkrankung auf den Menschen und vornehmlich auf Kinder durch den Umgang mit erkrankten Tieren als gegeben an und vermutete, dass etwa 5 % der humanen Campylobacteriosen von der Übertragung durch Hunde stammte.

FLEMING (1983) fand einen deutlichen Unterschied in der Campylobacter-Prävalenz bei Hunden mit Diarrhö (11,7 %) und ohne (1,6 %). Andere Autoren zeigten Campylobacter-Isolierungsraten bei Hund und Katze von bis zu 46,9 %. Nicht immer waren auch Krankheitssymptome mit der Ausscheidung verbunden. Ein signifikanter Unterschied wurde vornehmlich bei Hunden unter 12 Monaten festgestellt, wo die Erkrankungshäufigkeit höher war. Zudem stellte sich heraus, dass C. upsaliensis bei Hunden und Katzen sowie C. helveticus bei Katzen neben C. jejuni zu einem erheblichen Anteil isoliert werden können (BURNENS et al. 1992, HALD u. MADSEN 1997, STEINHAUSEROVA et al. 2000, WIELAND et al. 2005, WORKMAN et al.

2005).

2.5.1.3 Wildvögel

Eine große Bedeutung als Reservoir und für den Eintrag von Campylobacter in Nutztierbestände haben Wildvögel (KAPPERUD u. ROSEF 1983, GREGORY et al.

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1997, CRAVEN et al. 2000, STANLEY u. JONES 2003). Dabei ist eine ganze Reihe von Wildvogelarten als Träger von Campylobacter spp. identifiziert worden.

LUECHTEFELD et al. (1980) wiesen bei 35 % untersuchter Zugenten C. jejuni nach.

PACHA et al. (1988) konnten die große Bedeutung unterschiedlicher Wasservögel als Träger von C. jejuni aufzeigen: Bei Kranichen und Enten lag die Nachweisrate bei 81 bzw. 73 %, bei Gänsen jedoch nur bei 5 %. In einer groß angelegten Studie zur Untersuchung verschiedener Zugvogelarten auf das Vorhandensein von Campylobacter in Schweden wurde gezeigt, dass die tatsächliche Prävalenz von vielen ökologischen und phylogenetischen Faktoren abhängig war und eine große Variabilität aufwies, was die Einschätzung der grundsätzlichen Bedeutung von Wildvögeln allgemein als Reservoir und auch als Vektor erschweren kann. Von 1.794 untersuchten Zugvögeln konnte C. jejuni bei 5,0 % der Vögel nachgewiesen werden und C. lari bei 5,6 %, C. coli nur bei 0,9 % (WALDENSTROM et al. 2002).

Für den Eintrag von C. lari in die Umwelt und insbesondere in Oberflächengewässer scheinen Seemöwen eine große Bedeutung zu haben, da gerade bei dieser Vogelart C. lari und UPTC isoliert wurden (SKIRROW u. BENJAMIN 1980a, FRICKER et al.

1983, KANEKO et al. 1999, MOORE et al. 2002). MOORE et al. (2002) erklärten die Möwe als einzige warmblütige Spezies mit UPTC-Nachweis und vermuteten, dass die ernährungsbedingt erhöhte Freisetzung von Harnstoff eine Besiedlung des Darms mit Urease-positiven Bakterien ermöglicht.

Da die mit Campylobacter besiedelten Vögel in der Regel gesund sind, werden Campylobacter als normaler Bestandteil der intestinalen Flora angesehen (KAPPERUD u. ROSEF 1983, PACHA et al. 1988, WALDENSTROM et al. 2002).

2.5.2 Campylobacteriose des Menschen

Als Enteritis-Erreger kommen vornehmlich die thermophilen Campylobacter spp. in Betracht, insbesondere C. jejuni und C. coli. Diese beiden Spezies sind für das Gros der Erkrankungen verantwortlich. Weiter humanepidemiologisch von Bedeutung sind C. lari, C. upsaliensis und C. fetus (EFSA 2005, EFSA 2006). Zu 81 % der Campylobacter-Erkrankungen 2005 in Deutschland lagen genauere Daten zur

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