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Kräuchi, N. (2005). Erkenntnisse der Forschung. In Bundesamt für Umwelt,Wald und Landschaft BUWAL & Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,Schnee und Landschaft WSL (Eds.), Waldbericht 2005. Zahlen und Fakten zum Zustand des Schweizer Waldes (pp. 20-2

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Academic year: 2022

Aktie "Kräuchi, N. (2005). Erkenntnisse der Forschung. In Bundesamt für Umwelt,Wald und Landschaft BUWAL & Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,Schnee und Landschaft WSL (Eds.), Waldbericht 2005. Zahlen und Fakten zum Zustand des Schweizer Waldes (pp. 20-2"

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s gibt heute keine Anzeichen, dass der Schweizer Wald in seiner Exis- tenz unmittelbar bedroht wäre. Diese erfreuliche Feststellung aus der Wald- forschung bedeutet indes nicht, dass alles zum Besten stehen würde. So stellen Schadstoffeinträge aus der Luft, insbesondere Stickstoffoxide, nach wie vor ein ernstliches Langzeitrisiko für unseren Wald dar – die Folgen lassen sich bislang kaum abschätzen. Auch verursachen Borkenkäfer , insbe- sondere der Buchdrucker , derzeit massive Proble- me. Zu schaffen machen dem grössten Schweizer Lebensraum auch die T rockenperioden, die in der vergangenen Dekade markant zugenommen haben.

Seit den 80er-Jahren, als der Waldzustand ins Blickfeld des öffentlichen Interesse rückte, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler manche Vorgänge im Wald aufgeklärt. Längst sind jedoch nicht alle Fragen um die Zukunft des Waldes gelöst.

Es besteht nach wie vor grosser Forschungsbe- darf, besonders bei der langfristigen Ökosystem- forschung. Um die komplizierten Zusammenhänge zu erfassen, arbeitet die Wissenschaftsgemeinde enger denn je zusammen. So beobachten For - schende über 870 Waldflächen in ganz Europa, davon 17 in der Schweiz, um die Zusammenhänge zwischen Waldzustand und Umweltbelastungen sowie Klimaänderung besser zu erfassen.

Erkenntnisse der Forschung

Installation im Seehornwald (Davos,GR) zur Erfassung des Gaswechsels einer Fichte:

«Gesundheit»oder «Vitalität»ist beim Baum, beim Wald wie auch beimMenschen keine direkt messbare Eigenschaft.

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ZUSAMMENFASSUNGEN

ie Kronenverlichtung gilt als Indikator für Stress, dem die Bäume ausgesetzt sind. Sie gibt indes keine Information darüber, wodurch der Stress verursacht wird. «Gesundheit» oder «Vitalität» ist beimBaum, beimWald wieauch beim Menschen keinedirekt messbareEigenschaft.Leider gibt esbis heute kei- ne anderen Indikatoren, mit denen der Waldzu- stand auf einfacheWeise grossräumig erfasst wer- den kann.Es ist jedoch nachgewiesen, dassBäume umso langsamer wachsen und umso eher abster- ben,je stärker sie verlichtet sind.Die jährliche,re- präsentative Erhebung der Kronenverlichtung ist auf einMinimum reduziert worden.Sie wird–ab- gestimmt aufdas europäischeProgramm zurWald- zustandserhebung –an rund 1100 Bäumenan 49 Stichprobenpunkten durchgeführt (siehe Indika- tor 2.3).

Die Kronenverlichtung kann weder die Frage zum Waldzustand klären nochAussagen zu Ursa- chen von Schäden machen. Deshalb wurde 1994 an der WSL die langfristige Waldökosystem-For- schung (LWF) begonnen.Auf 17,in allen 4Regi- onen der Schweiz verteilten Forschungsflächen sollen währendmindestens 30 Jahren wichtigeDa- ten zum Waldzustand gesammelt werden. Neben derKronenverlichtung, wird der jährlicheStamm- zuwachsderBäume gemessen, werden kontinuier- lich klimatischeMessungendurchgeführt, werden Niederschläge und herabfallendeBlätter und Na- deln gesammelt und chemisch analysiert, chemi- sche undphysikalischeEigenschaftendesBodens untersucht, dieWasserverfügbarkeit imBoden ge- messen, der aktuelle Nährstoffgehalt in Blättern und Nadelnbestimmt und dieEntwicklungderVe- getation regelmässigaufgenommen.AlledieseDa- ten werden nicht nur inderSchweiz ausgewertet, sie werden auch im Rahmen eines europäischen Programms gesammelt und zusammen mit Daten aus mehr als 870 weiteren europäischen Flächen analysiert.

Die genannten Erhebungen werden ergänzt durch das Landesforstinventar, welches alle zehn Jahre durchgeführt wird, sowie durch kantona- le Dauerbeobachtungsflächen. Die Einflüsse von Forstinsekten, Pathogenen und demWild werden

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Die Belastungen durch Ozon- und Stickstoffeinträge lie- gen heute noch in weiten Teilen der Schweiz über den international festgelegten kritischen Belastungsgrenzen.

Werden diese Belastungsgrenzen überschritten, so sind langfristig nachteilige Veränderungen – zum Beispiel Nitratauswaschung ins Grundwasser – zu erwarten.

beit mit denForstdiensten und denWaldbesitzern laufenderfasst.DieErkenntnisse werden im jähr- lich erscheinendenForstschutz-ÜberblickderWSL veröffentlicht.

Wie geht es dem

Schweizer Wald heute?

In vielen RegionenEuropas und der Schweiz wirdseit einigenJahren ein eher zunehmenderZu- wachs der Bäume beobachtet. So sind heute die 50-jährigen Buchen der LWF-Fläche «Othmarsin- gen» etwa6Meter höheralsdie heute 150-jährigen Buchen vor 100 Jahren waren.DieälterenBäume zeigenauch nicht den erwartetenaltersbedingten Rückgang. Es gibt verschiedene Erklärungen für dieseBeobachtungen: veränderte waldbaulicheBe- handlung, wie geringereNährstoffentnahmedurch Streunutzung oderBeweidung,erhöhteStickstoff- Einträge, erhöhte Temperaturen oder erhöhter Kohlendioxid-Gehalt derLuft.

Was die Schweiz betrifft, so konnte kein ein- deutiger direkter Zusammenhang zwischen Luft-

denversauerungbeobachtet werden.Dadurch ver- schlechtert sich die Nährstoffverfügbarkeit der Böden für die Bäume und Pflanzen, da wichti- ge Nährstoffe zunehmend ausgewaschen werden.

Stickstoffanreicherung und Versauerung des Bo- dens haben eine erhöhteKonzentration von toxi- schemAluminium zurFolge undkönnendieAus- bildungdesWurzelsystemsbeeinträchtigen.

Die Belastungen durch Ozon- und Stickstoff- einträge (siehe auch Indikator 2.1) liegen heute noch in weitenTeilenderSchweiz überden inter- national festgelegten kritischenBelastungsgrenzen.

WerdendieseBelastungsgrenzen überschritten,so sind langfristig nachteilige Veränderungen – zum BeispielNitratauswaschung insGrundwasser – zu erwarten.FürdasÖkosystemWald wirken sichdie erhöhtenOzonkonzentrationen nebenden natürli- chenFaktoren wie zumBeispielInsektenbefall, Pa- thogene oderTrockenheit jedenSommerals zusätz- licherStressfaktor negativ aus.

Es gibt aktuell keineAnzeichendafür, dassder Wald unmittelbar in seinerExistenz bedroht wäre, obwohl Schadstoffeinträge immer noch ein Lang- zeitrisikodarstellen.

Auch Baumkrankheiten undforstlicheSchad- insekten beeinflussen laufend auf natürlicheWei- sedieWaldgesundheit und werdendurch extreme Witterungsereignisse gefördert.So verursachteder trockeneSommer 2003 eine starkeZunahmedes Krummzähnigen Weisstannenborkenkäfers, und der Jahrhundertsturm «Lothar» vom Dezember 1999 löste eine Massenvermehrungdes Buchdru- cker-Borkenkäfersaus.Diesedauert immer nochan und übertrifft frühereEpidemien um einMehrfa- ches.EinRekordbefall mit über 2MillionenKubik- meterKäferholz wurde imJahr 2003 erreicht.Der erwarteteRückgangauf 1,3 MillionenKubikmeter Fichtenholz imJahre 2004 entspricht immer noch dem hohenBefallsniveau derJahre 2001 und 2002.

Bis undmit 2004dürften somit gesamthaft 6 Mil- lionen Kubikmeter Fichtenholz dem Borkenkäfer zumOpfer gefallen sein, wasder Mengeder vom Sturm «Lothar» geworfenenFichten entspricht.Die

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ZUSAMMENFASSUNGEN

aussergewöhnlicheStärkedesSturmes, veränderte Waldschutz strategien sowie günstigeWitterungsbe- dingungen fürdieKäferentwicklung – insbesonde- rederausserordentlich heisse und trockeneSom- mer 2003 – führten zu diesem ungewohnt hohen Anfall vonKäferholz.

Auswirkungen des Jahrhundertsommers

Das Trockenjahr 2003 hat sich ganz unter- schiedlich aufdenSchweizer Wald ausgewirkt,so zeigten dieBäumeauf 15 der 17LWF-Flächen im Jahr 2003 eine klareBeziehungdesStammzuwach- ses mit demberechnetenTrockenstress,je trocke- ner es zwischenMärz und August 2003 war, um so geringer war der Stammzuwachs imVergleich zumVorjahr.DieTrockenheit nahmdabei mit der Höheab.InLagen oberhalb von 1300 Meter über Meer wuchsen die Bäume sogar besser. Dies lag vor allem an den höheren Temperaturen imJahr 2003 und konntedurchKlimaanalysen imAlpen- raum und den Vergleich mit Satellitenbildern be- legt werden.Aufden meistenFlächen sind dieBäu- me imJahr 2004 wieder normal gewachsen.Anders alsdasWachstum verhielt sichderKronenzustand derBäume:imJuli und AnfangAugust 2003 konn- te keinAnstiegderKronentransparenz beobachtet werden.Einzig aufden trockensten Flächen wur- de im Spätsommer und Herbst zum Teil eine ver- frühteBlattverfärbung und ein verfrühterBlattfall beobachtet.ImSommer 2004 wurdedannauf vie- lenFlächen eine stark erhöhteKronenverlichtung registriert.Abgesehen vonderWalliserFlächeVisp konnteaufdenLWF-Flächenbisher kein deutlich angestiegenes Absterben der Bäume beobachtet werden.

Nach dem Extremsommer 2003 wurden auf- grund der Erfahrungen nach den Trockenjahren 1947 und 1949auchbeim Laubholz erhöhteAus- fälle befürchtet.Bis heute konnte aber weder bei direkten Trockenschäden, noch bei Wurzel- und Stammkrankheiten, welche durch Wassermangel gefördert werden,eine markanteZunahme festge- stellt werden.Es zeigt sich wieder einmal, dass so- wohldieEinflüsseaufdenWald alsauchdessenRe- aktionen komplex sind.

EinmessenvonPflanzstellen auf einer Windwurf- fläche sowie Feldaufnahmen imRahmen des dritten Landesforstinventars:Die Forschenden erarbeiten wertvolleDaten über Zustand und Veränderung des Waldes.

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Föhrensterben im Wallis

Im Wallis ist zurzeit ein grossflächiger Land- schaftswandel zu beobachten.Einerseits weisendie Waldföhrenwälder seit mehrerenJahrzehnten stark erhöhte Absterberaten auf. Im Jahre 2004 betrug beispielsweisedieMortalität aufderLWF-Fläche in Visp rund 20 Prozent, was etwa dem 20-fachenWert des schweizerischenDurchschnitts entspricht!An- dererseits findet einausgedehnterBaumartenwech- sel vonFöhre inRichtung verschiedenerLaubbaum- arten, allen voranderFlaumeiche,statt.Aufgrund ersterResultate eines laufendenForschungsprojek- tes, welches imRahmen des Forschungsprogram- mes «Walddynamik»durchgeführt wird,lässt sich folgenderUrsachenkomplex skizzieren:

DasWallis ist ein inneralpines Trockental mit generell tiefenNiederschlägen undhoherSonnen- einstrahlung.DasKlimahat sich imWallis, wie in der gesamten Schweiz,im vergangenen Jahrhun- dert und speziell ab den 1980er-Jahren stark er- wärmt, bei gleich bleibenden Niederschlagsver- hältnissen. Dies führte zu einer Erhöhung der Evapotranspiration («Verdunstung») und somit derTrockenheit.Während die subborealeWaldföh- re einzelneTrockenjahre erträgt,führen kurz auf- einander folgendeTrockenjahre zu einer nachhal- tigenSchwächung. Dadurch scheint sie anfälliger

Heute lässt es der Stand der Forschung nicht zu, im ökosystemaren Zusammenwirken die Bedeutung einzelner Einflussfaktoren besser zu verstehen. Im Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte wie Witte- rung, Standort und Luftschadstoffe kann der Einfluss der verschiedenen Faktoren sich aber verstärken oder auch aufheben.

ist es den Wissenschaftlern bislang nicht gelun- gen, die Bedeutung einzelner Einfl ussfaktoren imÖkosystem Wald restlos zu klären.

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ZUSAMMENFASSUNGEN

zu werden gegenüber föhrenspezifischen Stress- faktoren wie Mistelbefall, Bestandeskonkurrenz, Phytopathogene (Pflanzenkrankheiten), Insekten und Nematoden (Fadenwürmer), welchedannden Baum letzlich zumAbsterbenbringen können.Die derzeit zu beobachtende starke Ausbreitung der Flaumeiche hängt in erster Linie mit der verän- derten Waldnutzung der vergangenen Jahrzehnte (AufgabederWaldweidedurchZiegen und Schafe sowie der Streunutzung, reduzierte Holznutzung, u.a.) zusammen.

Die grossflächigenVeränderungen indenWal- liser Waldföhrenwäldern können aufgrund der WSL-Forschungsergebnisse nicht auf einen einzel- nenauslösendenFaktor reduziert werden.Es han- delt sich vielmehr um einZusammenwirken vieler, sich gegenseitigbeeinflussenderFaktoren.

Handeln nach dem Vorsorgeprinzip

DerWalderfüllt vielfältigeFunktionen, die für die Bevölkerung wichtig sind. Es ist daher wich- tig, den Zustand des Ökosystems Wald kontinu- ierlich zu überwachen und dieUrsachen vonVer- änderungen zu verstehen.Heute lässt esderStand derForschung nicht zu,im ökosystemarenZusam- menwirken die Bedeutung einzelner Einflussfak- torenbesser zu verstehen.ImZusammenspielder

verschiedenenKräfte wieWitterung, Standort und Luftschadstoffe kannder Einfluss der verschiede- nenFaktoren sich aber verstärken oder auch auf- heben.

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