Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft
CH 8903 Birmensdorf 15
Juli 1989 Nr. 15
merkblatt
für den Forstpraktiker
Rote Waldameisen
von E. Kissling, Oberforstamt Zürich FDK: 411,12: 145,7x21.5: 907.13
Die roten Waldameisen sind ein Glied in der Nahrungskette. Sie helfen mit, Forstschädlinge, die sich von Nadeln und Blättern ernähren, zu dezimieren.
Wo findet man rote Waldameisen?
Waldameisen leben im Wald, an Wald- rändern und in extensiv bewirtschafte- ten Wiesen.
Futteraustausch zwischen Arbeiterinnen.
Häufig besiedelte Orte: Ungünstige Orte:
- halbschattige bis sonnige, warme Orte - schattige Orte und Nordhänge
- südexponierte Hänge - geschlossene Bestände, v.a. Dickungen und Stan-
- Böschungen von Waldstrassen genhölzer
- JungwOchse und Ränder von VerjOngungsflächen - kleine Bestandesflächen
- Mischwälder
Den Waldameisen kann sehr leicht durch die Art und Weise der Waldbewirtschaftung geholfen werden:
Günstige Bewirtschaftungsformen und Eingriffe:
- kleinflächiger Femelschlag mit weiterführenden Saumschlägen nach Süden oder Westen
- starke Durchforstungen, wobei auch einmal ein Ameisenhaufen begünstigt werden kann (L ichtzu- fuhr)
- Astmaterial liegenlassen: es ist Brutstätte von vielen Insekten, von denen sich Ameisen ernähren
Ungünstige Bewirtschaftungsformen und Eingriffe:
- grossflächige VerjOngungshiebe, wo der Boden aus- trocknet bzw. allzu stark verunkrautet
- totales Auspflanzen der Verjüngungsfläche (v.a. bei Saumschlägen) bis zu den Stämmen des Altholzes;
in freibleibenden Streifen von 3 bis 5 m können die Waldameisen ihre Nester gut bauen
Weitere Massnahmen, die sich günstig auf die Waldameisen auswirken:
Holzerei
Waldameisenhaufen vor dem Einschneien markieren, Holzerequipe informieren.
Arbeitstechnisch gibt es viele Möglich- keiten, die Nester zu schonen, v.a.
beim HolzrOcken. Wenn Ameisenhaufen neben abzuführenden Stämmen oder Beigen liegen, bitte das Holz sorgfältig wegheben und entfernen.
Strassen bau
Kniehoher Haufen der Kleinen Roten Waldameise (Formica polyctena) mit Ring von ausgeworfener Erde rundherum.
Wenn Waldameisen im Baubereich liegen, sollte rechtzeitig das Kreis- oder Kantonsforstamt (oder das Kantons- forstamt Zürich bzw. das Schweiz. Zentrum für Umwelterziehung, Zofingen, 062/51 58 55) verständigt werden.
Eine Haufenverlegung ist jedoch nur im Frühling (März bis April) erfolgversprechend.
Schutz und Pflege der Haufen
Nur nach Rücksprache mit Fachleuten (Kantonsforstämter Zürich und Baselland und SZU) sollen Haufen mit Git- tern geschützt werden. Jeder Schutz sollte jedoch spätestens nach 2 Jahren abgebrochen werden.
Ablegerbi ldung
Grundsätzlich keine, ausser bei Strassenbauten o.ä.
Warnstellung; zum Verspritzen der Ameisensäure wird der Hinterleib nach vorne gerichtet.
Öffentlichkeitsarbeit
Diese ist zu begrüssen, wenn sie den Wald- ameisen zunutzen kommt. Bei Bekanntgabe der Haufenstandorte besteht jedoch die Gefahr, dass die Nester nachher gestört oder sogar zerstört werden. Keine Informationstafeln (oder Hinweistafeln) in der Nähe der Haufen aufstellen.
Puppensammler
Puppensammler und mutwillige Zerstörer von Haufen müssen verzeigt werden.
Weitere Auskünfte:
Dr. Esther Kissling, Kantonsforstamt, 8090 Zürich, Telefon 01/259 43 10