86 WALDBERICHT 2005
4.6 Genetische Ressourcen
Von Generation zu Generation auf natürliche Weise weitergereichtes Erbgut ist die beste Garan- tie dafür, dass sich Bäume optimal an die Umwelt- bedingungen anpassen können.
Genetische Vielfalt zu erhalten und zu fördern, ist eine zentrale Aufgabe der Waldpolitik.
Um genetische Ressourcen zu schützen, gelten in «Wäldern von besonderem genetischem Interes- se» besondere waldbauliche Vorschriften.
Genetische Vielfalt
Bäume reagieren unterschied- lich auf veränderte Umweltbe- dingungen. Schlecht angepass- teBäume geben nur wenig oder kein Erbgut an die nächste Ge- neration weiter, gut angepasste der gleichenArt hingegen erzeu- gen mehrNachkommen.IhrErb- gut sorgt dafür,dass die Baum- art langfristig überlebt. Die- ser natürliche Selektionsprozess kann imLaufederZeit dazu füh- ren, dass sich eine neue loka- le Rasse entwickelt, die besser mit denUmweltbedingungen zu- rechtkommt. Genetische Vielfalt ist dieVoraussetzung fürjegliche Evolution.
Die genetischeVielfalt zu er- halten und zu fördern ist des- halb eine zentrale Aufgabe der Waldpolitik.In der Schweiz gilt der Grundsatz, möglichst nicht in die Vermehrung der Bäume einzugreifen. Daher wird heu- te seltener gepflanzt als früher:
Auf 80Prozent der Waldfläche wachsendieBäume heute natür- lich nach.InZukunft wird dieser Anteil weiter steigen (> 4.2 Ver- jüngung).WoPflanzungen nötig sind, zum Beispiel, um im Mit- tellandWertholz zu produzieren, verwenden dieForstleute stand- ortgerechtes Vermehrungsgut ausSchweizerHerkunft.
Dieses Vermehrungsgut stammt ausWäldern,derenBäu- me spezielle Eigenschaften ha- ben–sogenanntenSamenernte- beständen. Gefragt sind zum Beispiel ein grader Wuchs und wenigÄste–Qualitäten,die eine überdurchschnittliche Holzqua- lität versprechen. Geachtet wird ausserdem aufdieWiderstands- fähigkeit und dieWuchsleistung.
Inden90er-Jahren hat derBund die Erntebestände in einem na- tionalen Kataster (NKS) zusam- mengefasst. Diese Datenbank stellt Informationen zu den Ei- genschaften der Bestände und desStandortsbereit undhilft den FörsternbeiderSuche nachöko- WEITERE INFORMATIONEN
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 8903 Birmensdorf
Forschungsbereich Landschaft AbteilungÖkologischeGenetik 044 / 739 24 39
Bundesamt für Umwelt, Wald und Land- schaft, BUWAL
3003 Bern Forstdirektion
Sektion Walderhaltung und Biodiversität 031 / 324 77 78
87 4 BIOLOGISCHE VIELFALT
4.6.1
Samenerntebestand
Im Sihlwald werdenBuchensamenfür diekünstlicheWald- verjüngung gesammelt.
Wälder von beson- derem genetischem Interesse
Wälder von besonderem gene- tischem Interesse (BGI) dienen dem Schutz von lokalen Baum- Populationen,diebesondere ge- netische Eigenschaften haben.
DiePflegedieserWälder ist dar- auf ausgerichtet, gewisse Arten und ihr Erbgut zu erhalten. Bis heute hat der Bund fünfGebie- te zu BGI-Wäldern ernannt, und zwar für die Baumarten Trau- beneiche, Weisstanne und Fich- te. Das ist wenig im europäi- schenVergleich. Deshalbsoll in Zukunft dieZahlderBGI-Wälder deutlich erhöht werden.
Wenn immer möglich,sollen sichBGI-Wälder natürlich verjün- gen.MüssendieForstleute trotz- dem nachhelfen, verwenden sie ausschliesslich Saatgut aus dem gleichenBGI-Wald.Eine naturna- he holzwirtschaftliche Nutzung der BGI-Wäldern ist erlaubt,so- langesie den Erhalt der geneti- schenRessourcennicht gefährdet.
4.6.2
Genetische Ressourcen im Wald
BestehendeWälder von besonderemgenetischen Interesse(BGI), Samenernte- beständeund Samenplantagenin der Schweiz.
Kategorie AnzahlObjekte Gesamtfläche AnzahlArten Wälder von besonderem genetischem
Interesse(BGI-Wälder,Genreservate) 5 1157 ha 3
Ausgewählte Samenerntebestände 366 2507 ha 33
Quellengesicherte Samenerntebestände 1264 873 ha 30
Samenplantagen 18 - 9
Genetische Vielfalt ist die Voraussetzung für jegliche Evolution. Die genetische Vielfalt zu erhalten und zu fördern ist deshalb eine zentrale Aufgabe der Waldpolitik.
logisch geeignetem Saatgut für ihre Pflanzungen und Auffors- tungen.