74 WALDBERICHT 2005
4.1a Baumartenvielfalt
Die Schweizer Landschaft wäre von Natur aus überwiegend von Buchen- und Fichtenwäldern geprägt, die relativ artenarm sind.
Die meisten Schweizer Wirtschaftswälder beste- hen heute überwiegend aus wirtschaftlich inter- essanten Arten wie Fichten, T annen, Buchen und Eschen.
Im Schweizer Wald hat die Baumartenvielfalt innert zehn Jahren um 4 Prozent zugenommen;
dies fördert auch die Vielfalt anderer Pflanzen und der Tiere.
Die Förderung konkurrenzschwacher, ökologisch wertvoller Baumarten erhöht die biologische
Vielfalt.
Artenzahl
Die beiden bisherigen Landes- forstinventare enthüllten eine erfreuliche Tendenz:Die Baum- artenvielfalt hat zwischen 1985 und 1995 um 4 Prozent zuge- nommen – am meisten auf der Alpensüdseite mit 10,amwenigs- ten im Mittellandmit nur1Pro- zent.MonotoneWaldflächen mit nur einer einzigenBaumart sind im gleichen Zeitraum leicht zu- rückgegangen.Auch diesist po- sitiv zu werten,denn einförmige Wälder beherbergen weit weni- ger Tier- und Pflanzenarten als Mischbestände. Deshalb sind Programme zur Förderung der Baumvielfalt aus ökologischer Sicht sinnvoll. Buchenwälder undsubalpineFichtenwälder,die heute unsere Landschaften prä- gen, sind von Natur aus relativ artenarm.BaumartenreicheWäl- der dagegen,die ein vielseitiges Lebensraummosaik aufweisen, entstehen oft durch menschliche Eingriffe. Die Bewirtschaftung kann heute lichtbedürftige,kon- kurrenzschwache Baumarten so fördern, wie esfrüherdie tradi- tionelleWaldnutzung imNieder- undMittelwaldbetriebgetan hat.
So ist beispielsweisederZürcher Sihlwald,der früherstarkgenutzt wurde,reicheranBaumartenals ein Buchen-Urwald in den Kar- paten.Anders sieht esnatürlich beiden totholzabhängigenInsek- ten und Pilzenaus,die inUr- und NaturwäldernbessereLebensbe- dingungen vorfinden (> 4.5 Tot- holz). Zwar leben im Schweizer Wald rund 1300 Pflanzenarten, darunter12einheimischeNadel- und 43 einheimische Laubbäu- me.UnserWaldbesteht aber zu 68 Prozent aus nur drei Baum- arten:ausFichten(39Prozent der 1995gezählten Bäume),Buchen (18Prozent) undTannen(11Pro- zent).
Die einzelnen Baumarten haben sich unterschiedlich ent- wickelt. Die Zahl der Fichten, Buchen, Tannen, Waldföhren, WEITERE INFORMATIONEN
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 8903 Birmensdorf
Landesforstinventar
Forschungsbereich Landschaft Abteilung Landschaftsinventuren 044 / 739 23 43
Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft BUWAL 3003 Bern
Forstdirektion
Sektion Waldnutzung und Holzwirtschaft Sektion Walderhaltung und Biodiversität 031 / 324 77 78
75 4 BIOLOGISCHE VIELFALT
Stiel- und Traubeneichen hat zwischen 1985 und 1995 deut- lichabgenommen;dagegen gibt esmehrBergahorne,Linden,Vo- gel- und Mehlbeeren. AlsFolge einer eingeschlepptenPilzkrank- heit ist dieBergulme um30Pro- zent seltener geworden. Dem- gegenüber hat die seltene Eibe geringfügig zugelegt.
Um relativ selteneBaumarten wie Eibe, Elsbeere oder Winter- linde zu fördern,hat dasBUWAL zusammen mit der ETH Zürich 1997 ein Projekt zur Förderung seltener Baumarten (SEBA) lan- ciert.DiesesProjekt verfolgt das Ziel, seltene Baumarten zu ver- mehren sowieWaldbesitzer und -bewirtschafter zu sensibilisieren.
Waldpflege
Ein baumartenreicher Wald ist oft dasResultat sorgfältigerPfle- ge.WerdenkeineBäume gefällt, wird der Wald immer älter und Schattenbaumarten wie Buche, Tanne und Fichte setzen sich mit der Zeit auf Kosten lichtbe- dürftigerArtendurch.Wennder Mensch nicht eingreift,wird da- durch der Wald für sehr lange Zeit dichter und dieBaumschicht eintöniger. Holzschlag dagegen sorgt fürLicht imWald undför- dert so die Vielfalt. Obwohl an den meistenOrtendieNaturver- jüngung vorzuziehen ist,können sogar künstlich angelegte Jung- wälder die Biodiversität berei- chern,sofern heimischeBaumar- ten gepflanzt werden.Infolgeder rückgängigen Waldbewirtschaf- tung werden aber immer weni- gerVerjüngungsflächenangelegt und Bestände durchforstet, was sich kurz- und mittelfristig ne- gativ aufdiebiologische Vielfalt auswirkt.
4.1a.1
Mittlere Baumartenzahl
Bäume ab12 Zentimeter Durchmesseraufden500Quadrat- meter-Probeflächen des Landesforstinventars LFI2.
Schweiz: 2,5
■bis 2,0
■ 2,1–2,3
■ 2,4–2,6
■2,7–2,9
■≥ 3,0 3,0
3,0 3,0
2,8
2,8
2,8 2,5
2,5
2,5 2,4 2,3
2,3 2,2
1,8
4.1a.2
Verteilung der Baumartenzahlen
Bäume ab12 Zentimeter Durchmesseraufden500Quadrat- meter-Probeflächen des Landesforstinventars LFI2.
■> 3Arten
■3 Arten
■2 Arten
■1 Art
LFI1 LFI2 LFI1 LFI2 LFI1 LFI2
Laubwaldareal Nadelwaldareal Gesamt 100
75 50 25 0
[%]
Neben den SEBA-Arten fördert der Bund – vor allem auf «Lo- thar»-Flächen–auchdenAnbau ökologischwertvollerEichen.
Unabhängig von menschli- chenEingriffen ist imMittelland die Baumartenvielfalt grösser alsindenBergen,da dieArten- vielfalt mit der Höhe abnimmt.
DennArten mit sogenanntemat- lantischem und submediterra- nem Verbreitungsschwerpunkt gedeihen im Tiefland dank län- gererVegetationszeit undmilden Wintern besser –in den Bergen ist esihnen zu kalt.IndieseKa- tegorie gehören Eichen, Spitz-, Feld- und Schneeballblättriger Ahorn, Ulmen undElsbeere.