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Archiv "FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER! Das Modell muß stimmen" (10.04.1985)

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PEIr. mei' LSAM

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE DIE GLOSSE

ministerium für Forschung und Technologie für fünf Jahre das Projekt. Für die Zeit vor der Bun- desbeteiligung liegt nun eine so- zialmedizinische Studie vor.

Schon bei den ersten Besuchen der Mitarbeiterinnen des Rheuma- Dienstes (MRD) verlagerte sich das Hilfeersuchen auch auf persön- liche Schwierigkeiten, die auf die starke Isolation vieler Patienten zurückzuführen sind. Die häufig- sten Leistungen waren der Ge- lenkschutz, die vorbeugende Er- gotherapie sowie die Vermittlung wirtschaftlicher Hilfen und die all- gemeine sozialpädagogische Be- treuung; sie beanspruchten unge- fähr die Hälfte der vor Ort erbrach- ten Leistungen. Teilweise erga- ben sich Schwierigkeiten in der Kooperation mit Ärzten, die ihre Patienten nicht oder nur unzurei- chend auf die Möglichkeiten der Rheuma-Liga und des MRD hin- wiesen. Außerdem fand keine Ab- stimmung mit anderen ambulan- ten Diensten statt. Deshalb regt die Studie die systematische In- formation der Ärzte, Sozialstatio- nen und Gemeindeschwestern an.

Im Berichtszeitraum beliefen sich die Kosten auf etwa 629 DM pro Betreuten, etwa 328 DM pro Be- such und etwa 73 DM pro Lei- stung. Die hohen Kosten entstan- den dadurch, daß nur etwa ein Viertel der wöchentlichen Arbeits- zeit der beiden Mitarbeiterinnen für die Arbeit mit den Patienten genutzt werden konnte. Ein Grund dafür waren die häufig lan- gen Anfahrtswege, manchmal bis zu 250 km pro Tag.

Um die hohen Kosten zu reduzie- ren, empfiehlt der Bericht, zu- künftig die Hilfs- und Versor- gungsangebote dezentral zu or- ganisieren. Bei einem dezentrali- sierten Angebot müßten dann weitere Therapeuten mitarbeiten.

Durch verkürzte Anfahrtswege und eine gestraffte Organisations- struktur könne man sicherlich die Kosten unter 20 DM pro Lei- stungseinheit und unter 100 DM pro Besuch drücken. jv

Selektives Marketing

Ärzte sind ja beliebt bei allen, die mit Geldanlage und ähnlichem zu tun haben. Kürzlich war mein Ver- sicherungsberater bei mir und brachte „sensationelle" Tarif- Neuigkeiten. Ehe ich kapierte, was er mit strategischer Produkt- entwicklung meinte, fragte er mich unvermittelt: „Sind Sie Nicht- raucher und CDU-Wähler?" Auf meine Verblüffung hin erläuterte er: „Weil wir für nicht-rauchende, CDU-orientierte HNO-Ärzte in der Autoversicherung einen Rabatt von 30 Prozent einräumen."

Aha. Begründung? Ganz einfach.

Bei Nichtrauchern vernebelt im Auto kein Qualm den Blick. Nicht- raucher stellen also ein niedrige- res Schadenrisiko dar. Hinzu kä- me bei konservativ orientierten Autofahrern — respektive CDU-An- hängern — die vorsichtig-solide Grundeinstellung, was sich auch im Straßenverkehr auswirken wür- de. „Und schließlich sind HNO- Ärzte besonders als gründlich be- kannt", schmeichelte er mir.

Aber es kam noch dicker. Er hatte auch eine Spezial-Unfallversiche- rung für tennisspielende, rothaari- ge Kinder von HNO-Ärzten parat.

„Das ist ja irre", sagte ich perplex.

„Das ist nicht irre, sondern ziel- gruppen-selektives Marketing".

Mit lässiger Überlegenheit warf er einen Blick in seine dicke Leder- mappe: „Wir haben für jeden Arzt das Passende. Zum Beispiel hier in der Lebensversicherung einen Sondertarif für niederbayerische, alkoholabstinente Gynäkolo- gen ... Oder da eine Spezialoffer- te für ledige, ostfriesische Ortho- päden . .. Und hier eine für blau- äugige, kaffeetrinkende Kinder- ärztinnen ..."

Ausschlaggebend bei der Kalkula- tion seien subjektive Verhaltens- weisen, die das jeweilige Scha- denprofil bestimmen. Selbst für meinen Schäferhund hatte er

DÄ-Zeichnung: Peter Bensch, Köln

noch was im Ärmel. „Und wenn Sie Ihren Hund auf vegetarische Kost umstellen könnten, erhöht sich der Nachlaß in der Tierhaft- pflichtversicherung weiter, weil Vegetarier-Hunde weniger beißen als Fleischfresser!" BE

FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER!

Das Modell muß stimmen

Sehr geehrter Herr Doktor, ich habe gelesen, daß bei schwe- ren seelischen Störungen die ganze Familie behandelt werden soll. Manchmal ist aber keine da oder, wenn es sich um Alkoholiker handelt, gar weggelaufen.

Dr. Biersnyder antwortet: Da darf man nicht kleinlich sein. Bei the- rapeutischen Schulen muß man sich fest an die Regeln halten und an sonst nichts. Wo keine Familie ist, wird eine dazu ernannt. Der Chef als Vater, die Zimmerwirtin als Mutter — Hauptsache, das Mo- dell stimmt. Auf keinen Fall darf der gestörte Patient das Gefühl bekommen, er könne selbst an der Misere schuld sein, und sich womöglich allein helfen. ❑ 1068 (36) Heft 15 vom 10. April 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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