DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
KURZBERICHTE DIE GLOSSE
Hartmannbundes gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe über die Möglichkeiten der Krebs-Vor- und -Nachsorge.
Prävention ist heute eine multipro- fessionelle Angelegenheit, an der Pädagogen, Sozialarbeiter, Kran- kengymnasten und viele andere Berufsgruppen beteiligt sind.
Ohne die Ärzteschaft aber ist Prä- vention selbstverständlich nicht denkbar. Mit seiner Kompetenz in allen Fragen der Gesundheit ist der Arzt als Partner des Bürgers in der Gesundheitserziehung wich- tig, in der Gesundheitsberatung unverzichtbar. Wenn auch in der Vergangenheit die ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung stark auf die kurative Medizin, auf die Dia- gnostik und Therapie, ausgerich- tet war, so gewinnt doch die Prä- vention zunehmend an Bedeu- tung.
Veranstaltungen wie die PRÄVEN- TA tragen mit dazu bei, diese Be- deutung mehr in das allgemeine Bewußtsein zu rücken. Wenn auch die Besucherzahlen (19 500 Besu- cher waren bei der Ausstellung, rund zweitausend bei den wissen- schaftlichen Kongressen zu ver- zeichnen) deutlich hinter den hochgesteckten Erwartungen zu- rückblieben, so ist dies bei einer Erstveranstaltung nicht unge- wöhnlich und wird die Düsseldor- fer Messegesellschaft NOWEA zweifellos nicht vor einer erneuten Veranstaltung im kommenden Jahr 1987 abhalten.
Die PRÄVENTA 86 hat einmal mehr gezeigt, daß sich Grundein- stellungen ändern müssen: Bei den Leistungserbringern, damit sie sich mehr als bisher der Ge- sundheitsberatung und Gesund- heitserziehung zuwenden; bei den Leistungsträgern, weil zum Bei- spiel Gesundheitsberatung als ärztliche Leistung auch honoriert werden muß; und nicht zuletzt bei den Bürgern, weil eine erfolgrei- che Gesundheitserziehung bereits im Elternhaus beginnen muß.
Elmar Esser
Freier Markt
„Guten Tag, Herr Doktor! Ja, hier ist das Vermittlungsbüro für Pra- xisvertreter.
So, 3 Wochen im Mai, ja, bitte, wie groß ist denn Ihre Praxis? Praxis für Allgemeinmedizin und 1200 Scheine im Quartal? Nun, da hätte ich etwas für Sie: Junge, dynami- sche Kollegin, Ärztin für Allge- meinmedizin — denn Sie wollen sich ja sicher adäquat vertreten lassen, nicht wahr?
Ach, wie teuer? 250 DM pro Ar- beitstag. Zu teuer? Ja, ja, da ha- ben Sie schon recht, schließlich gibt es zur Zeit die Ärzteschwem- me, da muß es doch auch etwas billiger gehen. Außerdem, eine Frau ..., hier habe ich etwas Bes- seres für Sie, junger dynamischer Kollege, hat schon mal 1 Jahr In- nere im Krankenhaus absolviert.
Der braucht natürlich jede Mög- lichkeit, in einer Praxis zu arbeiten
— Weiterbildung, Sie wissen ja. Tja, der will 200 DM, aber ich bin si- cher, wenn Sie ein bißchen ver- handeln ... Noch billiger? Aber ja, schließlich hat man es heutzu- tage nicht mehr nötig, das Erstbe- ste zu nehmen. Richtig, man muß doch auch zusehen, daß man von den Betriebskosten nicht aufge fressen wird! Ja, ha ha ha, sonst könnten Sie ja Ihr Häuschen auf Gran Canaria gleich verkaufen, statt dort Urlaub zu machen! Also, hier ein ganz heißer Tip: Das Ar- beitsamt. Die armen Schlucker, die da gemeldet sind, denen bleibt doch gar nichts anderes übrig, als zuzugreifen. Wie teuer? Tja, ca.
100 DM, schätze ich ... Dann neh- men Sie doch blutjunge Anfänger, frisch von der Universität! Wo ha- ben diese überzähligen Ärzte denn sonst schon eine Arbeitschance?
Schließlich tut man doch auch ein gutes Werk.
Wir haben da einige ,auf Lager' so- zusagen, wenn Sie gestatten;
männlich 28 Jahre, weiblich 27 Jahre, Akademikersohn 29 Jahre, ganz nach Belieben. Nach Abzug
der Vermittlungsprovision bleibt da fast nichts mehr übrig, aber, wie gesagt, ein gutes Werk ...
Wie? Nach dem Krieg? Richtig, da war man ja auch froh, überhaupt ärztlich tätig sein zu können. Von wegen Gehalt! Kost und Logis, und man war glücklich!
Sie haben eigentlich schon einem Kollegen zugesagt, der Sie schon einmal vertreten hat? Für 300 DM?
Das muß aber lange her sein!
Sie nehmen den hier, männlich, 28 Jahre, 50 DM? Ja, wirklich sympa- thisch aussehend. Wie bitte? Sie haben Angst, er können Ihnen aus Unerfahrenheit Regresse von der KV einhandeln? Zu viele kostspie- lige Untersuchungen? Zu viele teure Medikamente und Hilfsmit- tel? Aber, kein Problem, Herr Dok- tor! Sie wissen doch, der Vertreter übernimmt während der Vertre- tungszeit die volle Haftung!
Also, das wäre geregelt. Beehren Sie mich doch auch zum nächsten Urlaub wieder. Ich kann Ihnen ver- sprechen, daß dann noch günsti- gere Angebote auf Sie warten. Gu- ten Tag, Herr Doktor!" bü
FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER!
Depressionen sind eben „in"
Sehr geehrter Herr Doktor, man liest immer wieder, daß wir al- le an einer Depression leiden.
Stimmt das? Ist die Depression jetzt so eine Art Volksseuche ge-
worden?
Dr. Biersnyder antwortet: Ich glau- be nicht. Aber es ist ungeheuer schwierig, im Moment ohne De- pression oder eine ähnlich gela- gerte Störung in Gesprächen mit- halten zu können. Möglicherweise werden sich die Mediziner in ihren Erkenntnissen denen der Medien anpassen müssen, wo diese Volks- seuche propagiert wird. ❑ 944 (32) Heft 14 vom 2. April 1986 83. Jahrgang Ausgabe A