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Archiv "FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER! Ferienjob" (03.09.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

GAU =

Große Allgemeine Unsicherheit

Wenn es einen Fortschritt bedeu- tet, durch Verfeinerung des vor- handenen Instrumentariums der Wirklichkeit näherzukommen, so muß es ein Rückschritt sein, wenn man dieses wieder vergröbert. Ge- nau das aber wird gerade überall verlangt. Wenn schon das Pro- blem nur schwer begriffen wird, so kann wenigstens über die Worte gemäkelt werden, mit denen man es zu beschreiben versucht. Die Strahlenexperten haben sich be- müht, ein komplexes Problem an- gemessen komplex zu beschrei- ben, nicht zuletzt auch, um den Schutz vor den unsichtbaren, laut- losen Gegnern effektiver zu ma- chen. Rems, Greys, Halbwertzei- ten, Ganzkörperdosen, Richt- und Grenzwerte.

Obwohl wirklich Interessierte ah- nen, daß die Unverständlichkeit mancher Fachmeldung der Preis ist, den man für Exaktheit in der Sache zahlen muß, bleibt doch pri- mär die Unverständlichkeit. Ge- fundenes Fressen für die, die we- nig Kenntnis, aber viel Polemik im Kopf haben. Flucht ins Fachchine- sisch — Politikern und Experten wird das schnell vorgeworfen.

Mehr und offener soll informiert werden — aber auch „einfacher".

Bei einem solchen in jeder Hin- sicht heiklen Problem ist Vereinfa- chung aber immer auch Interpre- tation und Stückwerk.

Die einen dilettieren mit Optimis- mus, die anderen sehen das Ende nah, auch wenn die Atome fern sind. Die Bürger dagegen wollen das einfache „Gefährlich" oder

„Gefahrlos" ohne wissenschaft- liches Wenn und Aber. Zugestan- den, Angst ist begreiflich nach dem undurchschaubaren GAU im fernen Tschernobyl, aber ob die

„bürgernahe" Vereinfachung diffi- ziler strahlenwissenschaftlicher Daten begriffen wird, bleibt zwei- felhaft.

Wie gesagt, Angst ist begreifbar.

Aber man muß sich die Mühe ma- chen, differenzierter mit den Be- griffen umzugehen, um der Sache gerecht zu werden. Dann nämlich würde nicht blitzartig der Jod- markt leergekauft, wie dies alleror- ten der Fall ist. Und die Jodintoxi- kationen, die dem folgten, sind im Einzelfall weit gefährlicher als die Aktivität der Umwelt, die um etwa das 3fache angestiegen ist, aber trotzdem noch um Zehnerpoten- zen von kritischen Grenzen ent- fernt liegt. Übrigens: Aktivität wird in Becquerel gemessen. Hätten Sie's gewußt? Wolfgang Rühle

Plauderstunden

Vor Jahren schon hat die Medizini- sche Hochschule Hannover fest- gestellt: Der Arzt im Krankenhaus hat zu wenig Zeit für den Patien- ten. Bei der täglichen Visite am Krankenbett kann der Patient nicht darüber sprechen, was ihn wirklich bewegt. In der Gesund- heitsfabrik geht es doch nur um den Magendurchbruch auf Zim- mer 423 und den Blinddarm von 285.

Seit der Schwarzwaldklinik ist das jedoch anders. Die Patienten for- dern menschliche Anteilnahme

FRAGEN SIE DR. BIERSNYDER!

Ferienjob

Sehr geehrter Herr Doktor, mein Sohn will in den Ferien arbei- ten. Wird er da nicht seelisch über- fordert? Kann er denn mit der ar- beitenden Bevölkerung überhaupt etwas anfangen? Er ist doch Gym- nasiast!

Dr. Biersnyder antwortet: Es ist si- cher nicht schädlich, sondern so- gar äußerst nützlich, praktische Arbeit kennenzulernen. Sollte Ihr Sohn kein sehr großes Vermögen zur Verfügung haben, wird es sich kaum umgehen lassen, daß er ir- gendwann produktive Arbeit lei- stet. Je eher man sich mit dieser Realität vertraut macht, um so

besser. ❑

und lange Gespräche mit dem Chefarzt zumindest mit dem Ober- arzt. Schon soll insgeheim, ver- steht sich, die GOÄ entsprechend überarbeitet werden. Eine eigene Ziffer ist im Gespräch, bei der es weder Schwellenwert noch Be- gründungspflicht geben soll. Ja, sogar Abdingungen sollen jeder- zeit möglich sein. Bei einer Plau- derstunde über das Hobby des Pa- tienten etwa kann der Chefarzt un- besehen das Fünf- oder Siebenfa- che dieser Grundgebühr berech- nen.

Die PGW (Patientengewerkschaft)

„Beziehung und Kissen" fordert bereits, daß auch die gesetzlichen Kassen in irgendeiner Weise priva- te Arztgespräche gesondert hono- rieren. Auch die Grünen haben den Ball aufgenommen und for- dern die ökologische Klinik mit ausgedehnten Pflanzenzonen für das optische Gesprächsumfeld.

Und die Bundesregierung hat durch Pressesprecher Friedhelm Ost jetzt wissen lassen, daß auch der Kanzler über dieses Thema nachdenkt ... UM 2344 (20) Heft 36 vom 3. September 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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