• Keine Ergebnisse gefunden

Gesundheitsreform muss nachjustiert werden!

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Gesundheitsreform muss nachjustiert werden!"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Berufspolitik

40 Ärzteblatt Sachsen 2/2004

Auf einer Pressekonferenz des „Bündnis Gesundheit 2000 im Freistaat Sachsen“ am 21. Januar 2004 hat dessen Sprecher, Prof.

Dr. med. habil. Jan Schulze, nachdrücklich die Probleme im Gesundheitssystem aufge- zeigt und humane Nachbesserungen einge- fordert.

Arztpraxis als Beratungsstelle

Prof. Dr. Schulze: „Die Bundespolitik hat Deutschland durch unzureichende Sachkun- de und fehlenden Basiskontakt ein Chaos im Gesundheitssystem beschert. Die Ursache dafür ist im undifferenzierten ideologisierten Medizinverständnis und der Beratungsunwil- ligkeit der Bundesgesundheitsministerin und einiger ihrer prominenten Berater zu suchen.

Nach der Verabschiedung des GKV-Moder- nisierungsgesetzes war allen Beteiligten klar, wohin die Reise geht: Die GKV soll moder- nisiert sowie deren Einnahmen verbessert wer- den, und dies schon ab dem 1. Januar 2004“.

Die Fristen dazu waren sehr kurz gesetzt, die Aufgaben für die Systembeteiligten verviel- facht und das Geld verknappt. Es geht damit nicht um das „Ob“, sondern um das „Wie“

der Umsetzung dieser Gesundheitsreform, von der Patienten und Leistungserbringer derzeit nur die Schattenseiten zu spüren bekommen.

– Wut, Frust und Verdruss auf „die da oben“

lassen sich an den Zuzahlungs- und Ausgren- zungstatbeständen (Beispiel Praxisgebühr) so- wie der zu Beginn des Jahres undifferenzierten

Streichung der Transport- und Beförderungs- finanzierung festmachen. Ärzte und Angestell- te fungierten zu Jahresbeginn als Beratungs- stelle des Bundesgesundheitsministeriums.

„Immer mehr Zeit geht für die Patienten we- gen der Bürokratie verloren. Auch die Arzt- und Zahnarzthelferinnen spüren verstärkt die Unzufriedenheit der Bevölkerung und müs- sen zusätzlich Überstunden leisten“, so Frau Sabine Rothe, Präsidentin des Berufsverban- des der Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzthelfe- rinnen. Von ethisch fragwürdigen Zuständen konnte sie sich ein Bild in den Pflegeheimen und Sozialeinrichtungen machen. Frau Rothe:

„Ein Epileptiker hielt nach einem Anfall die zehn Euro Praxisgebühr in den zitternden Händen. Dieses Bild vergisst man nicht.“

Reform mit Fehlern

Die Hauptkritik richtete sich vor allem an die Bundesressortministerin, die ein brisantes un- fertiges Gesetz mit einschneidenden Konse- quenzen für die breite Bevölkerung in Kraft gesetzt hat, obwohl wesentliche Ausfüllungs- normen nicht wirksam definiert waren. Dieses Wirrwarr in der Versorgung infolge undefi- nierter Ausführungsbestimmungen hätte ver- mieden werden können, wenn zum Beispiel eine Forderung des „Bündnis Gesundheit 2000 im Freistaat Sachsen“ im Dezember 2003 vom Gesetzgeber befolgt worden wäre, dieses Ge- setz erst nach seiner Komplettierung und stu- fenweise umzusetzen.

Die Anfang des Jahres erfolgten Schuldzuwei- sungen und Drohungen seitens der Ministe- rin an die Adresse der Selbstverwaltung von Ärzten und Krankenkassen sollten von eige- nen Versäumnissen ablenken. Handwerkliche Fehler in der Gesetzgebung können schließ- lich nicht durch die Mitarbeiter der Heilberufe beseitigt werden.

Auch der Präsident der Sächsischen Apothe- kerkammer, Herr Friedemann Schmidt, pran- gerte die vielen Unklarheiten im Gesetz an.

„Glücklicherweise haben die Patienten viel Verständnis und lassen ihren Unmut nicht in der Praxis oder der Apotheke aus“.

KVS lässt Unterschriften sammeln Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) hat Mitte Januar 2004 die Ärzte und Patienten zu einer Unterschriftenaktion auf- gerufen. Herr Dr. Klaus Heckemann, stellver- tretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen, sagte dazu in der Presse- konferenz: „Damit will die KVS die Art und Weise des Einzugs der Praxisgebühr verändern.

Denn trotz einiger besserer Vorschläge im September 2003 hat das Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung an dem derzeitigen Einzugsverfahren fest gehalten. Bis zum 27. Januar 2004 konnten bereits 170.000 Unterschriften gesammelt werden.

Die Bündnispartner erwarten, dass nach Klar- stellung und rascher Überarbeitung des Reform- gesetzes keine weiteren Schuldzuweisungen erfolgen sollten. Vielmehr kommt es darauf an, die Chancen dieses Gesetzes auszuloten und – wo möglich und sinnvoll – umzusetzen.

Stichworte dazu sind:

■ die Finanzierung und Ausgestaltung der integrierten Versorgung,

■ die hausarztzentrierte Versorgung und

■ die Ausgestaltung medizinischer Versor- gungszentren.

Die Reformmaßnahmen können nur in einem vertrauensvollen Miteinander realisiert werden.

Hier sieht sich die Selbstverwaltung auch in der Pflicht.

Knut Köhler Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Gesundheitsreform muss nachjustiert werden!

Von links: Dr. Heckemann (KVS), Frau Rothe (BDA), Prof. Dr. Schulze (Sprecher), Herr Schmidt (Apothekerkammer), Prof. Dr. Leonhardt (Hartmannbund), Herr Saft (Sächsische Zeitung)

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Jacobs hatte vor mehr als einem Jahr beanstandet, daß das Finanzministerium für steuerliche Fahrtenbü- cher bei Hausbesuchen von Ärzten verlangte, Name und Anschrift des

Nach weiteren Reden von Repräsentanten des Bündnis Gesundheit 2000 direkt auf dem Robert-Koch-Platz setz- te sich der Demo-Zug in Be- wegung, um über die Invali- den- und

Die Vertreter der Gesundheits- berufe haben den Stellenwert der Landespolitik erkannt und in den mei- sten Ländern bereits Bündnisse ge- schlossen, um regional über die Fol- gen

Einige (über- eifrige) Kanzlermitarbeiter haben dann allerdings mit Hilfe des „Spie- gel“ für Desinformation gesorgt: Sie verbreiteten flugs und falsch, die Ärzte seien mit

In dieser Allianz der Heilberufe haben sich unter ande- rem Vertreter der Pflegeberufe, Ärzte, Apotheker, Arzthelferinnen, Assistenzberufe und Heilmitteler- bringer

Lediglich bei Nichteinigung über Strukturverträge solle durch eine Schiedsamts- entscheidung das Veto der KV ausgeschaltet werden (links von vorn: Dr. Rai- ner

Oktober 1999 fand eine Beratung der Mitglieder des Sächsischen „Bündnisses Gesundheit 2000” statt. Dabei wurde der Beratungsstand des Gesetzentwurfes der Bundesministerin

Wir, die Partner des Sächsischen Bündnis für Gesundheit 2000, werden auf dem Aktionstag.. eine Resolution verabschieden und anschlie- ßend der