Aus Bund und Ländern
Tarifverhandlungen für Arzthelferinnen sind gescheitert
KÖLN. Auch in der zwei- ten Runde sind im März die Gehaltstarifverhandlungen zwischen den Tarifparteien der niedergelassenen Ärzte und der Arzthelferinnen und Auszubildenden gescheitert.
Das hat die Arbeitsgemein- schaft zur Regelung der Ar- beitsbedingungen der Arzt- helferinnen mitgeteilt.
Die Arbeitgeber hatten rückwirkend ab November 1,34 Prozent mehr Gehalt angeboten. Die Arzthelferin- nen verlangten um fünf Pro- zent höhere Gehälter und Ausbildungsvergütungen so- wie eine Gleichstellung von West- und Ostgehältern. Ein neuer Verhandlungstermin wurde nicht vereinbart. Der Tarifvertrag von November 1997 gilt vorerst weiter. AAA
Projekt zur Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren
SANKT AUGUSTIN. Die Träger der Gesetzlichen Un- fallversicherung und die Spit- zenverbände der Kranken- kassen haben ein Projekt zur Verhütung arbeitsbedingter Gesundheitsgefahren gestar- tet. Ziel des „Integrationspro- gramms Arbeit und Gesund- heit“ ist es, Kooperations- strukturen für die Prävention zu entwickeln und die Da- tenauswertung zu verbessern.
Arbeitsunfähigkeitsdaten sollen kassenartenübergrei- fend analysiert werden. Ge- klärt werden soll zudem, ob auch Arzneimittel- und Hilfs- mittelverordnungen, Daten der Medizinischen Dienste der Krankenkassen und Informa- tionen der Rentenversiche- rung genutzt werden können, um den Zusammenhang zwi- schen Erkrankung und Ursa- che zu klären. Die Initiatoren wollen ferner branchenbezo- gen auf regionaler Ebene zu- sammenarbeiten, um kleine
und mittlere Unternehmen in Arbeits- und Gesundheits- schutzfragen zu unterstützen.
Der Hauptverband der ge- werblichen Berufsgenossen- schaften leitet das Projekt.
Es wird vom Bundesministe- rium für Arbeit und Sozial- ordnung gefördert. SG
Bürgerinformation:
neues Angebot in Westfalen-Lippe
MÜNSTER. Die Ärzte- kammer Westfalen-Lippe hat eine Bürgerinformationsstel- le eingerichtet. Sie soll dazu beitragen, Informationen über das Gesundheitswesen leich- ter zugänglich zu gestalten.
Die Ärztin Angela Maien- born beantwortet dort An- fragen, die per Telefon oder schriftlich eingehen. Im Janu- ar und Februar haben rund 250 Anrufer um Rat gebeten.
Maienborn benennt – un- ter Beachtung wettbewerbs- rechtlicher und juristischer Vorgaben – Ärzte und Ärz- tinnen aus einem Verzeichnis, das die Arztbezeichnungen
nach der Weiterbildungsord- nung umfaßt. Beispiel: Je- mand sucht einen Hautarzt mit der Zusatzbezeichnung Umweltmedizin im Raum Soest. Sie nennt zudem sta- tionäre medizinische Einrich- tungen. Im Bedarfsfall wer- den auch medizinische The- rapiemöglichkeiten bespro- chen. Dazu wird eine medi- zinische Datenbank aufge- baut. Geht es um Fragen, die eine Krankenkasse oder eine Selbsthilfegruppe betreffen, vermittelt Maienborn einen Ansprechpartner.
Die Bürgerinformations- stelle ist ein Modellprojekt für zwei Jahre. Sie wird danach wissenschaftlich evaluiert. Die Ärztekammer Westfalen-Lip- pe beteiligt sich damit an dem landesweiten Projekt „Bür- gerorientierung im Gesund- heitswesen“ in Nordrhein- Westfalen. Weitere Teilneh- mer sind die Ärztekammer Nordrhein, die Barmer Er- satzkasse, der Gesundheitsla- den Bielefeld, die Verbrau- cherzentrale NRW und das Gesundheitsamt des Ober- bergischen Kreises. Rie
Arzneimittelsicherheit:
Kausalitäten
einheitlich bewerten
MÜNCHEN. Neben ei- nem kontinuierlichen Infor- mationsaustausch zur Arznei- mittelsicherheit sollten Ärz- te, Behörden und Industrie vor allem ihre Vorgehenswei- se bei der Kausalitätsbewer- tung von Nebenwirkungen stärker harmonisieren. Dar- auf hat die „Kommission Arz- neimittelsicherheit“ der Fach- gesellschaft der Ärzte in der Pharmazeutischen Industrie (FÄPI) und des Paul-Ehrlich- Instituts hingewiesen.
Um den Erfahrungsaus- tausch zu fördern, hatte die Kommission einen Workshop veranstaltet, an dem unter anderem Vertreter der Zulas- sungsbehörden, der Arznei- mittelkommissionen der Ärz- te und Apotheker, der Verbän- de der Arzneimittelherstel- ler sowie Ärzte der klinisch- pharmakologischen Fachge- sellschaften teilnahmen.
Nach Angaben der FÄPI sollen künftig in neu gegrün- deten Arbeitsgruppen Kriteri- en zur Kausalitätsbewertung entwickelt werden. Zudem sol- len Diagnostikschemata und eine Definition von plausiblen Zeitintervallen für häufig be- obachtete oder kritische Ne- benwirkungen erarbeitet wer- den. Wichtig sei vor allem, die Ärzteschaft über die Aus- und Weiterbildung für die Über- wachung von Nebenwirkun- gen zu sensibilisieren. EB
Arbeitszeugnis über Internet
BONN. Ein schlechtes oder auch nur in Unkenntnis mangelhaft erstelltes Arbeits- zeugnis kann ein Stolperstein für eine neue Anstellung sein.
Der Bundesverband Telear- beit e.V. in Bonn unterstützt eine Initiative, die unentgelt- lich im Internet unter http:
//www.zeugnis-profi.de Zeug- nisse erstellt. Die Internet- Anwendung fußt auf mehr als 4 000 von Juristen erstellten Textbausteinen. WZ A-743 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 12, 26. März 1999 (15)
P O L I T I K NACHRICHTEN
Zum ersten offiziellen Zusammentreffen nach der Vorstellung der Eckpunkte zur
„Gesundheitsreform 2000“ waren am 17. März 1999 Vertreter der Bundes- ärztekammer (BÄK) und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in das Bundesgesundheitsministerium eingeladen. Thema war die geplante Strukturre- form im Gesundheitswesen. Ein Gegenstand des Gesprächs mit Bundesgesund- heitsministerin Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) war nach Darstellung der KBV, wieweit die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) bei einer Verwirkli- chung der rot-grünen Pläne den Sicherstellungsauftrag überhaupt noch wahr- nehmen können. Die Ministerin habe beteuert, daß daran nicht gerüttelt werde.
Lediglich bei Nichteinigung über Strukturverträge solle durch eine Schiedsamts- entscheidung das Veto der KV ausgeschaltet werden (links von vorn: Dr. jur. Rai- ner Hess, Hauptgeschäftsführer der KBV, daneben deren 1. Vorsitzender, Dr. Win- fried Schorre, Prof. Dr. Karsten Vilmar, Präsident der BÄK, daneben deren Haupt- geschäftsführer Prof. Dr. Christoph Fuchs; rechts die Ministerin und der für die GKV zuständige Abteilungsleiter im BMG, Dr. Hermann Schulte-Sasse). EB
Foto: Johannes Aevermann, Köln
Aus Bund und Ländern
Informationen zu Auslandseinsätzen für junge Ärzte
WIESBADEN. Das „Köl- ner Austausch-Projekt“, eine Initiative junger Ärzte der Klinik für Innere Medizin der Universität zu Köln, veran- staltet im Rahmen des 105.
Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medi- zin in Wiesbaden eine Podi- umsdiskussion. Das Thema lautet „Möglichkeiten und Grenzen medizinischer Hilfe in der Dritten Welt – Einsatz junger Ärzte in Entwicklungs- ländern“. Die Veranstaltung ist für den 10. April 1999 von 17.30 bis 20 Uhr angesetzt.
Als Podiumsteilnehmer sind neben anderen Prof. Dr. Jörg- Dietrich Hoppe eingeladen, Vizepräsident der Bundes- ärztekammer, sowie Heide Wieczorek-Zeul, Bundesmi- nisterin für wirtschaftliche Zu- sammenarbeit und Entwick- lung. Darüber hinaus sind alle großen Hilfsorganisationen vertreten, in denen sich Ärzte engagieren.
Zusätzlich findet im Rah- men des Forums „Junge Me- diziner“ am 11. April von 9.30 bis 12 Uhr eine Po- diumsdiskussion statt zum Thema „Innere Medizin – Quo vadis?“. Debattiert wird über Fort- und Weiterbil- dung in der Inneren Medizin im nationalen und interna- tionalen Vergleich.
Weitere Informationen:
Priv.-Doz. Dr. med. Ramin Parsa-Parsi, Universität zu Köln, Tel 02 21/4 78-35 05,
Fax -31 05. EB
Gesundheitsgefährdung durch Lebensmittel mit Gamma-Butyrolacton
BONN. Vor ernsten ge- sundheitlichen Problemen warnen die amerikanische Ge- sundheitsbehörde, die Welt- gesundheitsorganisation und die Europäische Kommission bei der Einnahme von Lebens- mitteln mit Gamma-Butyro-
lacton (GBL). Die Einnahme des Nahrungsergänzungsmit- tels, das zur Leistungsstei- gerung, zum Muskelaufbau, zur Streßverminderung und zur Förderung des Einschla- fens führen soll, hat in Amerika viele gesundheitliche Zwischenfälle ausgelöst. Im schlimmsten Fall kam es zum Tod. Dem Bundesgesundheits- ministerium (BMG) zufolge kann nicht ausgeschlossen werden, daß GBL-haltige Pro- dukte auch in Deutschland über das Internet angeboten werden. Das BMG rät den Verbrauchern von diesem Vertriebsweg ab, da es keine staatliche Lebensmittelkon-
trolle gebe. mam
Ärztekammer Bremen gründet Akademie für Fort- und Weiterbildung
BREMEN. Die Delegier- tenversammlung der Ärzte- kammer Bremen hat Ende Februar einstimmig beschlos- sen, eine Akademie für Fort- und Weiterbildung zu grün- den. Als Nachweis für die Teilnahme an von der Ärzte- kammer anerkannten Fort- bildungen wird künftig ein Ärztekammerzertifikat aus- gestellt. Damit möchte die Kammer nach eigenen An-
gaben ihren Mitgliedern die Möglichkeit bieten, mit einem Nachweis von Fortbildung auch nach außen zu dokumen- tieren, daß sie sich auf dem ak- tuellen Stand der medizini- schen Wissenschaft befinden.
Um das Zertifikat zu erhalten, sei eine nachgewiesene Fort- bildung von mindestens drei Wochen innerhalb von drei Jahren erforderlich. WZ
Ein Fünftel der
HIV-Infizierten hat sich im Ausland infiziert
KÖLN. Die Zahl der Ge- schlechtskrankheiten ist welt- weit gestiegen. Dies gab die Bundeszentrale für gesund- heitliche Aufklärung be- kannt. In Deutschland haben sich mehr als 20 Prozent der Betroffenen mit HIV im Aus- land infiziert. Um dem entge- genzuwirken, will die Bun- deszentrale verstärkt mit der Reisebranche zusammenar- beiten. Dadurch könnten Kun- den über Vorbeuge-Möglich- keiten künftig besser infor- miert werden. Zwar sei das Gefahrenbewußtsein für Ge- schlechtskrankheiten generell gesunken, Gruppen mit er- höhtem Risiko benutzten je- doch häufiger Präservative
als früher. mam
Ausland
Ärztinnenbund in Rußland gegründet
MOSKAU. In Rußland hat sich vor kurzem mit Unterstützung der Medical Women’s International Asso- ciation (MWIA) eine Ärztin- nenvereinigung gegründet.
Dazu hatte das Präsidium der russischen medizinischen Ge- sellschaft Dr. med. Waltraud Diekhaus eingeladen, Gene- ralsekretärin des Weltärztin- nenbundes und Vorstandsmit- glied des Deutschen Ärztin- nenbundes.
Bei der Gründungskonfe- renz war eine Mehrheit der 89 Territorien Rußlands ver- treten, so daß bereits ein Vor- stand gewählt werden konn- te. Präsidentin wurde Dr.
Tatjana Dmitriewa. Diekhaus stellte den russischen Ärztin- nen die Aufnahme in den MWIA in Aussicht. Zuvor muß die Satzung der neuen Vereinigung vom Vorstand des Weltärztinnenbundes ge- nehmigt werden. DÄ
Mehr Medikamente gegen seltene Leiden
STRASSBURG. Das Eu- ropäische Parlament will die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten gegen sel- tene Erkrankungen fördern.
Ein Vorschlag der Europäi- schen Kommission für eine so- genannte Orphan-Drugs-Ver- ordnung wurde mit großer Mehrheit befürwortet. Darauf hat Dr. med. Peter Liese hinge- wiesen, Mitglied des Europäi- schen Parlaments (CDU).
Um einen Anreiz zu bie- ten, hat die Kommission fol- gendes angeregt:
1 Die europäische Arz- neimittelagentur soll entspre- chenden Firmen die Gebüh- ren für die Zulassung erlassen.
1 Der Hersteller erhält für eine gewisse Zeit das Recht, das Medikament al- lein zu vermarkten.
1 Die EU-Mitgliedstaa- ten können die Entwicklung von Orphan Drugs steuerlich
fördern. EB
A-744 (16) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 12, 26. März 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Die Arbeitsgemein- schaft zur Patien- teninformation über Gesundheit und Umwelt e.V. hat eine Plakataktion zum Thema Rau- chen gestartet. Sie richtet sich vor al- lem an Jugend- liche. Mehr als 200 000 Plakate sollen in Arztpra- xen, Apotheken, Schulen und Betrie- ben aufgehängt werden. Die Ge-
sundheitsgefahren des Tabakrauchens würden immer noch unterschätzt, sagte der Vorsitzende der Arbeitsgemein- schaft, Dr. Ingomar Naudts. Auf diese Gefahren müßten Ärzte besonders Kin- der und Jugendliche noch energischer
als bisher auf- merksam machen.
Rauchen dürfe nicht länger als cool und schick gelten. Die 1995 von Ärzten und Apothekern gegründete ge- meinnützige Initia- tive hat es sich zur Aufgabe gemacht, Patienten und In- teressierte über Ge- sundheits- und Um- weltprobleme zu informieren. Die
„Plakate gegen die Sucht“ können unentgeltlich an- gefordert werden bei: Arbeitsge- meinschaft zur Patienteninformation über Gesundheit und Umwelt e.V., Post- fach 20 01 62, 63087 Rodgau, Fax
0 61 06/20 74. SG