Aus Bund und Ländern
Haushalte geben mehr für Leistungen des Gesundheitswesens aus
WIESBADEN. Erhöhte Zuzahlungen haben dazu ge- führt, daß die privaten Haus- halte 1998 wesentlich mehr für Gesundheitsleistungen aufge- wendet haben als in den Jah- ren zuvor.
Nach Berechnung des Sta- tistischen Bundesamtes gaben Vierpersonenhaushalte von Arbeitern und Angestellten mit zwei Kindern in den alten Bundesländern 1998 durch- schnittlich 1 183 DM für Lei- stungen des Gesundheitswe- sens aus. Dies entspricht einer Erhöhung von 58 Prozent ge- genüber 1996 (749 DM). In den entsprechenden Haushal- ten der neuen Länder kletter- ten diese Ausgaben im glei- chen Zeitraum von 480 DM auf 634 DM (plus 32 Prozent).
Die Ausgaben für Zahn- arztleistungen stiegen in den westdeutschen Haushalten von durchschnittlich 246 DM in 1996 auf 536 DM in 1998; bei den Haushalten in den neuen Ländern wurde ein Anstieg von 194 DM auf 274 DM ver- zeichnet. Die privaten Ausga- ben für Arzneimittel erhöhten sich im selben Zeitraum um et- wa ein Drittel (West: von 215 DM auf 288 DM, Ost: von 155 DM auf 203 DM). EB
Barmer Ersatzkasse:
Fiedler fordert
Neuanfang bei Reform
BERLIN. Für einen neu- en, parteiübergreifenden An- lauf zu einer Gesundheitsre- form hat sich Eckart Fied- ler ausgesprochen. Der Vor- standsvorsitzende der Bar- mer Ersatzkasse geht von ei- nem Scheitern des aktuellen Gesetzentwurfs aus.
Fiedler äußerte sich auch zu den geplanten Hilfen für verschuldete Krankenkassen in Ostdeutschland. Danach sollen die westdeutschen Kas- sen im nächsten Jahr zusätz- lich zu bereits festgelegten Transfers 1,3 Milliarden DM
zahlen. Als Empfänger gelten die Allgemeinen Ortskran- kenkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thürin- gen. „Das AOK-System steht bei weitem nicht so schlecht da, wie es dargestellt wird.
Mitleid ist nicht angebracht“, sagte Fiedler. Die besonde- re Versichertenstruktur, etwa der hohe Anteil an Härtefäl- len, werde durch den Risiko- strukturausgleich (RSA) aus- geglichen. Belastungen durch den Aufbau Ost hätten alle Kassenarten zu tragen gehabt.
Die Probleme der ost- deutschen AOK sind nach Fiedlers Ansicht Folge der gesetzlichen Absenkung der Beitragsbemessungsgrundla- ge für die Krankenversiche- rung der Arbeitslosen im Jahr 1995. Die fehlenden Ein- nahmen habe die AOK durch Kredite und nicht durch Bei- tragssatzerhöhungen ausge- glichen. Nun sei die Solida-
rität innerhalb des AOK-Sy- stems gefordert.
Udo Barske vom AOK- Bundesverband nannte die Darstellungen Fiedlers „ei- nen untauglichen Versuch, die Probleme im Osten zu verniedlichen“. Beispiel: Da beim RSA nur durchschnittli- che Ausgaben für Versicherte berücksichtigt würden, seien Kassen mit vielen Härtefällen benachteiligt. Rie
Kongreß: „Armut und Gesundheit“
BERLIN. Die medizini- sche Versorgung armer und ausgegrenzter Menschen in Deutschland ist das Thema des 5. Kongresses „Armut und Gesundheit“, der am 3.
und 4. Dezember in Berlin stattfindet. Für die inhaltli- che Vorbereitung beschäftigen sich Arbeitsgruppen mit den Versorgungssituationen von
Obdachlosen, Frauen in Ar- mut, ausgegrenzten Kindern,
„illegalen“ Einwanderern so- wie vereinsamten alten Men- schen.
Die Ärztekammer Berlin und das Institut für Gesund- heitswissenschaften an der Technischen Universität Ber- lin treten als Mitveranstalter auf. Aktuelle Informationen:
www.gesundheitberlin.de. EB
Frauen leiden häufiger an psychischen
Krankheiten als Männer
ESSEN. Frauen sind nicht öfter krank als Männer, aber bei der Art der Erkrankun- gen weisen sie deutliche Un- terschiede auf. Sie haben häufiger psychische Krank- heiten und leiden im Alter häufiger an chronischen dege- nerativen Erkrankungen wie beispielsweise Rheuma.
Auf einer Fachtagung des Bundesverbandes der Be- triebskrankenkassen (BKK) zum Thema Frauen und Ge- sundheit vertraten Experten die Auffassung, daß die ge- schlechtsspezifischen Unter- schiede bei der medizinischen Behandlung zu wenig berück- sichtigt werden. Die Gesund- heitsforschung weise jedoch auf Besonderheiten hin.
Danach sind 70 Prozent aller Medikamentenabhängi- gen weiblich, doppelt so viele Frauen wie Männer erhalten regelmäßig Beruhigungsmit- tel, 95 Prozent aller Patienten mit Eßstörungen sind Frauen oder Mädchen, Frauen leiden deutlich häufiger als Män- ner unter psychosomatischen und funktionellen Beschwer- den ohne organische Befun- de, und weltweit leiden drei- mal so viele Frauen an De- pressionen als Männer.
Psychische und soziale Einflüsse werden nach Ein- schätzung von Fachleuten bei der Diagnose und Behand- lung zu wenig wahrgenom- men und berücksichtigt. Da- her seien frauenspezifische Präventions- und Therapiean- gebote sowie mehr Forschung auf diesem Gebiet dringend erforderlich. JM
A-2788 (20) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 44, 5. November 1999
P O L I T I K NACHRICHTEN
Das Deutsche Ärzteblatt und die Pharmazeu- tische Zeitung, die offiziellen Verbandszeit- schriften der deutschen Ärzte und Apotheker, werden auch in diesem Jahr auf der Medica ein gemeinsames Gesundheitspolitisches Forum veran- stalten zum Thema
Gesundheitsreform 2000 – Was bleibt übrig?
Mittwoch, den 17. November 1999, 14.30 Uhr Messekongreßzentrum Süd, Düsseldorf, Raum 2
Unter der Moderation von Josef Maus,Deutsches Ärzteblatt Dr. Hartmut Morck,Pharmazeutische Zeitung
diskutieren Andrea Fischer Bundesgesundheitsministerin Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe
Präsident der Bundesärztekammer Hermann Stefan Keller
Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes Eintritt frei, Anmeldung nicht erforderlich