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Archiv "Medizinische Rehabilitation: Stärkerer Berufsbezug notwendig" (04.11.2011)

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A 2316 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 44

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4. November 2011

MEDIZINISCHE REHABILITATION

Stärkerer Berufsbezug notwendig

Demografischer Wandel, Rente mit 67, Fachkräftemangel: Der Bedarf an

Rehabilitation steigt. Entsprechend könnte nun auch das „Reha-Budget“ angehoben werden. Zugleich müssen die Angebote aber zielgerichteter werden.

A

rbeitgeber beklagen den Fach- kräftemangel, Arbeitnehmer müssen sich auf die Rente mit 67 einstellen. Ein möglichst langes Erwerbsleben ist also im Interesse aller. Was aber kann man tun, damit Mitarbeiter gesund bleiben? Auf diese Frage gibt es noch keine be- friedigende Antwort. Zumindest steigt die Zahl der Arbeitnehmer, die krankheitsbedingt vorzeitig in den Ruhestand treten. Im Jahr 2010 gewährte die Deutsche Rentenver- sicherung (DRV) in etwa 181 000 Fällen eine Rente wegen vermin- derter Erwerbsfähigkeit. Das ist ein Zuwachs von 5,3 Prozent im Ver- gleich zu 2009.

Immer mehr Menschen gehen wegen psychischer Probleme früher in Rente (Tabelle). 2010 erhielten etwa 71 000 Arbeitnehmer wegen einer solchen Erkrankung erst- mals eine Erwerbsminderungsrente (2009: 64 500). Auch die Zahl der medizinischen Rehabilitationsbe- handlungen wegen psychischer Di- agnosen ist in den vergangenen Jah- ren gestiegen (siehe „Mehr psy- chische Erkrankungen“ in DÄ, Heft 37/2011). Laut DRV-Statistik kehrt die große Mehrheit der Rehabilitan-

den in den Beruf zurück. Reha- Maßnahmen können also ein vor- zeitiges Ausscheiden aus dem Er- werbsleben verhindern. Müsste man dann nicht mehr Geld für die- sen Bereich ausgeben, wenn man dem Grundsatz „Reha vor Rente“

folgt? Ja – das meinen mittlerweile nicht mehr nur Rehaverbände. In einem Positionspapier fordern die DRVen Baden-Württemberg, Hes- sen, Rheinland-Pfalz und Saarland:

„Die Bemessung des Reha-Budgets muss der Bedarfs- und Kostenent- wicklung Rechnung tragen.“

Dass die Aufstockung des Bud- gets notwendig sei, hätten inzwi- schen viele erkannt, sagte Max Lux, Deutsche Gesellschaft für Medizi- nische Rehabilitation. „Nun kommt es darauf an, inwieweit die Politik das zulässt“, erklärte er beim MCC- Reha-Forum in Bonn. Auch in der schwarz-gelben Koalition gibt es offenbar Zweifel, ob für Rehabilita- tion genügend Geld ausgegeben wird. Die Bundesregierung werde die „Notwendigkeit einer Anhe- bung des Reha-Deckels zu prüfen haben“, heißt es im Nationalen Ak- tionsplan zur Umsetzung der UN- Behindertenrechtskonvention.

Es geht aber nicht nur um Quan- tität, sondern auch um Qualität. Die Rehabilitation muss sich nach dem Bedarf der Menschen richten, fle- xibler und zielgerichteter werden.

Die DRV legt bei medizinischer Re- ha zunehmend Wert auf den Berufs- bezug (siehe „Berufliche Teilhabe als Leitziel“ in DÄ, Heft 4/2011).

Die Reha-Kliniken sollen entweder selbst Angebote vorhalten, in jedem Fall aber berufliche Problemlagen erkennen und passende Maßnah- men veranlassen. Einrichtungen, die dies nicht leisten könnten, seien in spätestens fünf Jahren vom Markt verschwunden, prognosti- zierte Hubert Seiter, Erster Direktor der DRV Baden-Württemberg.

Ein weiteres Problem: Die Ange- bote sind zu wenig vernetzt. Nie- dergelassener Arzt, Psychothera- peut, Betriebsarzt, Akut-Kranken- haus, Reha-Einrichtung: Wer führt die Fäden zusammen? Zu Verzöge- rungen kommt es mitunter, wenn es um eine berufliche Rehabilitation im Anschluss geht. Dabei ist ein nahtloser Übergang wichtig. Es gel- te, nach der medizinischen Reha

„ereignislose Zeiten“ zu verhin- dern, erläuterte Elke Herrmann, Be- rufsförderungswerk Hamburg.

Für die Patienten ist die Vielzahl von Kostenträgern – darunter DRV, Krankenkassen und Bundesagentur für Arbeit – verwirrend. Die Vorga- ben aus dem neunten Sozialgesetz- buch zu „Gemeinsamen Service- stellen“ sind noch längst nicht überall umgesetzt. Eine Bund-Län- der-Arbeitsgruppe zur Eingliede- rungshilfe berät derzeit über ein einheitliches und umfassendes Ver- fahren zu Teilhabeplanung. Nicht zuletzt für Menschen mit psy- chischen Erkrankungen wären eine gute Beratung und Koordination ein

echter Gewinn.

Dr. med. Birgit Hibbeler GRAFIK

Mehr psychische Diagnosen:

Sie haben die orthopädischen Erkrankungen bei den Ursachen für Erwerbsminderungs- renten von Platz eins verdrängt.

Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit – ausgewählte Diagnosehauptgruppen

Psychische Störungen

Skelett/Muskeln Bindegewebe

Neubildungen

Herz-Kreislauf- Erkrankungen

0 % 10 % 20 % 30 % 40 %

2010 2000 1993

39,3 24,2

15,4 14,7

25,4

30,1 13,3

13,5 10,0 10,0

13,3

21,3

Quelle: Statistik der Deutschen Rentenversicherung; Grafik: Michael Peters,

P O L I T I K

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