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Archiv "Medizinische Rehabilitation: Ungenutzte Potenziale" (29.10.2010)

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MEDIZINISCHE REHABILITATION

Ungenutzte Potenziale

Fachkräftemangel, Rente mit 67, mehr Pflegebedürftige: Rehabilitation wird immer wichtiger. Trotzdem gibt es Hindernisse, die einer guten Versorgung im Weg stehen.

Besonders Krankenkassen beklagen den zunehmenden finanziellen Druck.

R

ehabilitation lohnt sich – und zwar in jeder Hinsicht. Der einzelne Patient profitiert, denn eine Reha kann langfristige Einschrän- kungen durch Krankheit oder Unfall verhindern. Doch auch für die Sozi- alversicherungsträger ist die Be- handlung eine gute Sache. Rehabili- tation kostet zwar zunächst Geld, aber auf lange Sicht führt sie zu Ein- sparungen, wenn die Folgekosten von akuten und chronischen Erkran- kungen sinken. Außerdem kann eine Reha dazu beitragen, dass der Pa- tient erwerbstätig bleibt. Für die So- zialversicherung heißt das: längere Beitragszahlungen.

Fachkräfte fit halten

„Rehabilitation rechnet sich“, sag - te Dr. Herbert Rische, Präsident der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund. Mehr als 80 Prozent der Rehabilitanden, die zulasten der DRV behandelt würden, verblieben im Berufsleben. Wegen eingespar- ter Rentenzahlungen hätten sich die Kosten für die Reha schon nach we- nigen Monaten amortisiert, erläu- terte Rische bei der Tagung „Chan- cen und Nutzen der medizinischen Rehabilitation“ Anfang Oktober in Berlin. Veranstaltet wurde die Kon- ferenz von der Gesellschaft für Ver- sicherungswissenschaft und -gestal- tung (GVG) – einem Zusammen- schluss unter anderem von Kosten- trägern, Leistungserbringern und Ar- beitgebern.

Neben dem Rehabilitanden, der an Lebensqualität gewinnt, und den Sozialkassen, die langfristig Geld sparen, profitieren zudem die Un- ternehmen. Denn ihnen stehen leis- tungsfähige Fachkräfte zur Verfü- gung, die Arbeitnehmer verursa- chen weniger Fehlzeiten. Prof. Dr.

Herbert Rebscher, Vorstandsvorsit- zender der DAK, bezeichnete die

Rehabilitation sogar als einen „Ga- ranten für die Leistungsfähigkeit ei- ner älter werdenden Gesellschaft“.

Ziel der Reha sei Teilhabe, sagte Rebscher. Sie solle eine Rückkehr in den Alltag ermöglichen, Pflege- bedürftigkeit und Erwerbsunfähig- keit verhindern. Dabei gehe es nicht nur um eine medizinische Versor- gung, sondern ebenfalls um das so- ziale und berufliche Umfeld. Der DAK-Chef äußerte Zweifel, ob die- se Aspekte den Antragstellern – al- so Patienten und Ärzten – immer klar seien. Tatsächlich ist die Reha- bilitation ein komplexer Bereich mit einer Vielzahl von Kostenträ- gern und Angeboten. Die GVG hat deshalb die Publikation „Die medi- zinische Rehabilitation. Ein Über- blick“ vorgelegt (Schriftenreihe der GVG, Bd. 66).

Eine bessere Information über den Rehasektor ist die eine Sache.

Doch aus Sicht von Rebscher gibt es noch weitere Handlungsfelder:

Die Angebote müssten flexibler werden. „Schema F ist in der Reha- bilitation nicht angezeigt“, stellte der DAK-Chef klar. Außerdem sei es wichtig, die Reha stärker mit dem Akutsektor zu vernetzen. Re- habilitation müsse möglichst früh- zeitig eingeleitet werden.

Vorbildlich ist in diesem Punkt die Unfallversicherung – neben der DRV und den Krankenkassen weite- rer Träger medizinischer Rehabilita- tion. „Alles aus einer Hand“, lautet hier das Motto. „Das beginnt schon bei der Prävention am Arbeitsplatz“, wie Dr. Andreas Kranig, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, ver- deutlichte. Künftig sei es aber auch wichtig, die Ergebnisqualität der Leistungen stärker unter die Lupe zu nehmen. Außerdem, so Kranig:

„Eine umfassende Kosten-Nutzen- Analyse ist erforderlich.“

Und bei allem Lob der Referenten für die Erfolge von Rehabilitation:

Auch Thomas Ballast, Vorstandsvor- sitzender des Verbands der Ersatz- kassen, verwies darauf, man müsse auch die Wirtschaftlichkeit beachten.

Durch die Reform der Krankenkas- senfinanzierung sieht er einen erheb- lichen finanziellen Druck. Künftige Kostensteigerungen seien allein von den Versicherten zu tragen – bei ei- nem „interessant gestalteten Sozial- ausgleich“. Die Kassen hätten ein In- teresse daran, Zusatzbeiträge zu ver- meiden. Schließlich riskierten sie an- sonsten, ihre Kunden an eine andere Kasse zu verlieren. Rehaverbände warnen schon seit längerer Zeit vor den Folgen der Zusatzbeiträge. Denn für die Kassen ist es wichtiger, kurz- fristig Geld zu sparen – etwa indem weniger Behandlungen genehmigt werden –, als langfristig Folgekosten zu reduzieren. Die Einsparungen durch Rehabilitation ergeben sich außerdem zu einem Großteil bei der Pflegeversicherung und nicht bei den Krankenkassen. Trotzdem lehn- te Ballast den Vorschlag ab, einen Finanzausgleich zwischen Pflege- und Krankenkassen zu schaffen, um positive Anreize zu setzen.

Investition in die Zukunft Zumindest die Akzeptanz von Reha- bilitation hat in den vergangenen Jah- ren zugenommen. Davon zeigte sich Dr. Axel Reimann, Direktor der DRV Bund, überzeugt. So sei es trotz Wirt- schaftskrise nicht zu einem Einbruch bei den Anträgen gekommen. Hier gebe es einen Bewusstseinswandel sowohl bei den Versicherten als auch den Arbeitgebern. Die steigende Zahl der Rehabehandlungen zeige aber auch den wachsenden Bedarf – ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen werde. ■

Dr. med. Birgit Hibbeler

Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 107

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Heft 43

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29. Oktober 2010 A 2091

P O L I T I K

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