A 1684 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 33–34|
17. August 2012MEDIZINISCHE REHABILITATION
Das Budget ist knapp
Die Zahl der Anträge auf Rehabilitation ist 2011 erneut gestiegen. Das Bundesarbeitsministerium will nun reagieren und das Rehabudget bereits Mitte 2013 anheben.
N
och nie wurden bei der Deut- schen Rentenversicherung (DRV) so viele Anträge auf medizi- nische Rehabilitation gestellt wie 2011. Auch die Anzahl der Bewilli- gungen hat zugenommen (Grafik 1).Der Bedarf steigt. Circa 5,46 Milli- arden Euro gab die DRV im vergan- genen Jahr für Rehabilitation aus – davon allein 4,39 Milliarden Euro für medizinische Rehabilitations- maßnahmen. „Das Budget war im vergangenen Jahr nahezu ausge- schöpft“, berichtet Dr. med. Susan- ne Weinbrenner, Leiterin des Ge- schäftsbereichs Sozialmedizin und Rehabilitation der DRV Bund. Für 2012 rechnet sie mit einer vollstän- digen Ausschöpfung.
Die Zahlen sprechen für sich.
Auf Unverständnis stießen daher die Pläne der Bundesregierung, die Mittel für Reha erst ab 2017 zu er- höhen. Das Budget sollte sich nicht mehr allein anhand der Bruttolöhne errechnen, sondern mit Hilfe eines Demografiefaktors. Doch es hagel- te Kritik: Die Erhöhung komme zu spät und sei zu niedrig.
Das Bundesministerium für Ar- beit und Soziales (BMAS) hat nun die Pläne korrigiert. Das geht aus einem Referentenentwurf des „Ge-
setzes zur Stärkung der Alterssiche- rung“ hervor: Das Rehabudget soll ab Juli 2013 erhöht werden. Im kommenden Jahr würden demnach 50 Millionen Euro mehr zur Verfü- gung stehen. 2014 sollen die Mittel um 180 Millionen Euro steigen.
„Wir freuen uns über diesen Passus des Entwurfs, da wir uns seit länge- rer Zeit für eine frühere Anpassung des Rehabudgets eingesetzt haben“, sagt Weinbrenner. Aus Sicht der DRV handelt es sich aber nur um einen ersten Schritt. Die bisherigen Pläne reichten nicht aus.
Auch die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED) sieht das Vorhaben kritisch. Die Steigerung ab dem Jahr 2013 sei zunächst einmal ein Erfolg, betonte DEGEMED-Ge- schäftsführer Christof Lawall. „Es ist allerdings absehbar, dass die be- absichtigte Budgetanhebung deut- lich hinter dem von allen Experten, Sozialpartnern und der DRV pro - gnostizierten Bedarf zurückbleibt“, kritisierte er. Nach Vorstellungen des BMAS soll das Budget in den nächsten vier Jahren zunächst an- wachsen – 2016 um 230 Millionen Euro. In den Folgejahren schrumpft es dann aber wieder. „Wenn das so
zutrifft, ist das viel weniger als not- wendig“, sagte Lawall.
Zwei Aspekte spielen nach An- gaben der DRV beim steigenden Bedarf eine Rolle: Das Renten - eintrittsalter wird schrittweise auf 67 Jahre erhöht. Außerdem kom- men derzeit die geburtenstarken Jahrgänge, die Babyboomer, in ein Alter, in dem sie vermehrt Reha - leistungen in Anspruch nehmen.
Der Bedarf wächst besonders bei bestimmten Indikationen. Hier hat sich 2011 die Entwicklung der letz- ten Jahre fortgesetzt. Der Anteil psychischer Diagnosen steigt. Sie stehen mit 21 Prozent auf Platz zwei. Häufigster Grund für eine Re- habilitationsbehandlung sind wei- terhin orthopädische Erkrankungen (31 Prozent), gefolgt von Krebslei- den (19 Prozent) und Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen (9 Prozent).
Bei der Art der Behandlung gilt weiterhin: Der Trend geht zur An- schlussrehabilitation (AHB) und ambulanten Reha. Der Anteil am- bulanter Behandlungen ist auf 12,7 Prozent gestiegen. Etwa 34 Prozent der Rehaleistungen der DRV finden als AHB statt (Grafik 2).
Rückläufig ist die Kinderrehabi- litation. Hier hatte es bereits 2010 einen Einbruch gegeben. 2011 ist die Zahl der Anträge erneut gesun- ken – um mehr als acht Prozent. Die Bewilligungen gingen um 2,3 Pro- zent zurück. Die DRV steht bei der Analyse der Ursachen nach eigenen Angaben im Kontakt zu den Kran- kenkassen. Man wolle mehr tun, um Zielgruppen wie sozial Schwa- che und Migranten zu erreichen.
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Dr. med. Birgit Hibbeler
GRAFIK 1
Medizinische Rehabilitation: Anträge und Bewilligungen (DRV)
1 700 000 1 600 000 1 500 000 1 400 000 1 300 000 1 200 000 1 100 000 1 000 000 900 000 800 000
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
Quelle: DRV Bund
Anträge 1 690 818
Bewilligungen 1 087 785
GRAFIK 2
Anteil AHB und ambulante Reha an den erbrachten Leistungen
35 % 30 % 25 % 20 % 15 % 10 % 5 % 0 %
AHB ambulante Reha
2001 2011 22 %
33,9 %
3,4 % 12,7 %