A-1232
S P E K T R U M AKUT
(4) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 19, 14. Mai 1999
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Entlastung für das Frühstücksei
E
ier sind ungesund fürs Herz, so lautet ein mehr als 20 Jahre alter Glaubenssatz der Ernäh- rungslehre. Doch der These haben amerikani- sche Forscher jetzt einen heftigen Schlag versetzt:Wer sich ausgewogen ernährt, dem schadet ein täg- liches Ei offenbar nicht, lautet statt dessen das Er- gebnis der bislang umfassendsten Analyse zum The- ma (JAMA 1999; 281: 1387). Forscher um Frank Hu von der Harvard School of Public Health in Boston haben an etwa 38 000 Männern und 80 000 Frauen untersucht, ob das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls vom Eierverzehr abhing. Anfang bis Mitte der 80er Jahre hat die Gruppe in ausführlichen Befragungen die Ernährungsgewohnheiten der Pro- banden erhoben.
N
ach der Analyse war es für das Herz-Kreis- lauf-Risiko in den folgenden acht bis 14 Jah- ren gleichgültig, ob die Probanden ein Ei pro Tag oder eines pro Woche aßen. Eine Ausnahme wa- ren nur Diabetiker; ob ihre erhöhte Erkrankungsrate am Eierverzehr lag, oder an anderen, nicht erfaßten Faktoren, müssen aber erst weitere Studien zeigen.Daß diese bislang aufwendigste Analyse die alte An- klage gegen Eier nicht bestätigt, zeigt, wie fragwürdig es ist, die gesundheitliche Bedeutung eines Lebens- mittels anhand eines einziges Inhaltsstoffes zu beur- teilen. Denn die Warnung vor Eiern fußt alleine auf dem Cholesteringehalt. Schon ein Eigelb enthält mit über 200 Milligramm zwei Drittel der Cholesterin- menge, die Ernährungsberater als tägliches Maxi- mum empfehlen. Insgesamt hat der Cholesteringe- halt der Nahrung nur einen geringen Einfluß auf den Spiegel im Blut, zudem fällt die Reaktion individuell sehr unterschiedlich aus.