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Archiv "Mobilisierung gegen den Risikofaktor Nr. 1 der Herz-Kreislauf-Erkrankungen" (19.02.1982)

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Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen Kommunikationsmedien

sondere Berücksichtigung mehr fin- den. Wagt man den Versuch eines vorläufigen Fazits und einer Inter- pretation der existierenden Gege- benheiten, so kann man abschlie- ßend zu einigen gravierenden Fest- stellungen gelangen: Trotz der in den USA durchweg bei Mediziner- und Publizistenausbildung an den Universitäten zu registrierenden

"Verschulung" des Lehrangebots hat der pragmatische Sinn der Ame- rikaner doch eine Menge interdiszi- plinärer Kooperationen dort bewerk- stelligt, wo sie - wie im Grenzbe- reich von Medizin und Publizistik - sinnvoll erscheinen.

Auf der einen Seite existieren die empirisch arbeitende Medizin sowie die analytisch vorgehende Kommu- nikationsforschung, daneben oder dazu aber finden sich anwendungs- bezogene gemeinsame Ausbil- dungskonzepte für Mediziner und Publizisten, die zum Ziel haben, me- dizinische Informationen über den Kreis der relativ enggezogenen Grenzen der Fachpresse in breitere Publikumskreise zu transportieren, wozu sich am ehesten die soge- nannten Massenmedien eignen.

Wenn überhaupt irgendwo von ei- nem quasi-symbiotischen Charakter von Medizin und Publizistik gespro- chen werden kann, dann trifft dies zweifelsohne auf die Verhältnisse in den USA zu. Angestammtes akade- misches Scheuklappendenken so- wie berufspragmatische Überlegun- gen ansonsten mancherorts strikt voneinander getrennter Ressorts bzw. Fakultäten scheinen weniger stark ausgeprägt zu sein und haben zu bisweilen erstaunlich anmuten- den Kooperationsformen über enge fachliche Grenzen hinaus geführt- zur Annäherung und partiellen Inte- gration medizinischer und publizisti- scher Ambitionen in ein relativ gut- funktionierendes Gesamtsystem der medial distributierten Medizinkom- munikation.

Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. phil. Dr. paed.

Heinz-Dietrich Fischer Äskulapsweg 28 4630 Bochum 1

THEMEN DER ZEIT

Mobilisierung gegen den Risikofaktor Nr. 1

der Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bundesweite Aktion der Bundesärztekammer und der Deutschen Liga gegen Bluthochdruck

Klingt es nicht paradox, wenn trotz der Häufigkeit der Bluthoch- druckerkrankungen und trotz des vergleichsweise bescheidenen Be- handlungs-Aufwandes bisher eine energische Kampfansage dem Ri- sikofaktor Nr. 1 der Herz-Kreislauf- Erkrankungen ausgeblieben ist?

Die Erklärung lautet ganz einfach:

Die Bevölkerung weiß zu wenig über die Besonderheiten der Krankheit, ja glaubt vielleicht gar nicht, daß es sich um eine Krank- heit handelt. Ein Grund liegt si- cherlich darin, daß Bluthochdruck in seinem Anfangsstadium kaum Beschwerden verursacht. Außer- dem herrschen über die Folge- erkrankungen im Herz-Kreislauf- Bereich nur vage Vorstellungen.

Eine Aufklärungskampagne ist deshalb vonnöten. Vor kurzem ga- ben Bundesärztekammer und die Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks den Start- schuß. Mit Empfehlungen und Aufklärungsschriften (beispiels- weise "Biutdruckpaß" und "Zehn Regeln für Hochdruck-Patienten") richtet sich ihre gemeinsame Ak- tion an Arzt und Patient gleicher- maßen.

Informationsdefizit unter der Bevölkerung

Eine "Biutdruckstudie", 1980 vom Medis-lnstitut in München unter Leitung von Professor Dr. Ulrich Keil durchgeführt, brachte folgen- de Ergebnisse:

~ 31 Prozent der rund 2100 un- tersuchten Männer und Frauen

mit Blutdruckwerten über 160/95 mmHg wußten nichts von ihrem hohen Blutdruck

~ 22 Prozent waren in keiner Be- handlung

~ 16 Prozent gaben die Einnah- men von blutdruckwirksamen Me- dikamenten an, ohne daß der Blut- druck auf normale Werte gesenkt war, und

~ nur rund 30 Prozent waren in einer erfolgreichen Behandlung.

Angesichts der Tatsache, daß rund die Hälfte aller Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu- rückzuführen sind, dessen wich- tigster Risikofaktor der hohe Blut- druck ist, müssen diese Ergebnis- se, die im übrigen durch eine sorg- fältige, standardisierte Untersu- chungsreihe zustande kamen, sehr ernst genommen werden. ln einem Memorandum des Deut- schen Instituts zur Bekämpfung des hohen Blutdrucks (DIBHB), Heidelberg, wird das Grundübel beim Namen genannt: "Es fehlt in der Bundesrepublik Deutschland an einer gesundheitspolitischen Konzeption zur systematischen Erkennung und Bekämpfung des hohen Blutdruckes. Es fehlt aber auch an der Infrastruktur, eine sol- che Konzeption durchzusetzen, und es bestehen grundsätzliche Bedenken, ob die Deutsche Liga zur Bekämpfung des hohen Blut- druckes als private Institution Auf- gaben der genannten Größen- ordnung und gesundheitspoliti- schen Bedeutung auf der Basis 80 Heft 7 vom 19. Februar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe AlB

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Bluthochdruck

der ehrenamtlichen Nebentätig- keit von Wissenschaftlern und Ärz- ten bewältigen kann". Der wichtig- ste Vorschlag des DIBHB lautet deshalb: Einrichtung eines Blut- hochdruck-Aufklärungs- und Fort- bildungsprogramms mit drei Eck- pfeilern: Nationale Koordination, regionale Aktion und begleitende Forschung. Modell stand die „Na- tional High Blood Pressure Educa- tion Campaign" der amerikani- schen „National Institutes of Health".

Der wunde Punkt:

„Primär-Prävention"

Die „Zehn Regeln für Hochdruck- Patienten", von der Deutschen Li- ga zusammengestellt, richten sich an den Patienten und sollen auf- zeigen, inwieweit — unbeschadet einer medikamentösen Behand- lung — der einzelne von sich aus etwas gegen den Bluthochdruck unternehmen kann.

Lohnend in diesem Zusammen- hang der Blick über die Landes- grenzen: Neben den Empfehlun- gen an den Patienten wird in Bel- gien auch die Konsumgüterindu- strie zu einem veränderten Verhal- ten angeregt: Mit salzarmen Brot, so weiß Professor Dr. Franz Gross von der Deutschen Liga zu berich- ten, sind gute Erfolge gegen Blut- hochdruck-Erkrankungen erzielt

Zehn Grundregeln für Hochdruck-Patienten

1 Regelmäßig den Blutdruck kontrollieren

2 Übergewicht vermeiden 3 Mit Kochsalz sparsam um-

gehen

4 Regelmäßig Kreislauftrai- ning betreiben

5 Konsequente Behandlung nach Anweisung des Arztes 6 Rauchen einstellen 7 Alkoholgenuß einschrän-

ken

8. Hetze und Streß vermei- den

9. Für ausreichend Schlaf und Entspannung sorgen 10. Vorsicht bei raschem Kli-

mawechsel und bei Flug- reisen

worden. In Finnland ist seit länge- rem ein kaliumhaltiger Kochsalz- ersatz im Handel, der nicht nur besser schmeckt als vergleichbare deutsche Produkte, sondern auch überaus wirksam im Kampf gegen den zu hohen Blutdruck sein soll;

ganz zu schweigen von den vielen Erfolgsmeldungen, die aus den USA tönen (vergleichen Sie auch die Tabelle über Todesrate in den Vereinigten Staaten im Teil „Die Information" dieses Heftes).

Am finnischen Beispiel läßt sich zeigen, woran es bei uns oft fehlt:

Das finnische Salz ist deutschen Hochdruck-Kranken deshalb noch nicht zugänglich, erläutert Dr.

med. Ulrich Laaser, Abteilungslei- ter beim DIBHB, da das Produkt Kalium-Chlorid enthält, eine Sub- stanz, die auf der Positivliste im deutschen Lebensmittelgesetz bisher nicht geführt ist. Folglich kann das Produkt auf dem deut- schen Markt noch nicht zugelas- sen werden.

Was bei uns anscheinend fehlt, ist ausreichende Flexibilität, um ordnungspolitische Rahmenbe- dingungen tatkräftig (statt wort- reich) mit einer Politik auf dem Gebiet der Primär-Prävention abzustimmen. Primär-Prävention kommt meist billiger als der Ein- satz von hochkomplizierter Tech- nik im fortgeschrittenen Behand- lungsstadium. Gerade solch kleine Details wie im oben geschilderten Fall sind deshalb ein Prüfstein für die Glaubwürdigkeit kompetenter Politiker, die sich dem Thema „Ko- stendämpfung im Gesundheitswe- sen" angenommen haben. Blut- hochdruck wird auch Gegenstand des nächsten, mittlerweile VII. In- terdisziplinären Forums der Bun- desärztekammer im Januar 1983 in Köln sein. „Diagnostik und The- rapie des Hochdrucks" lautet dann das Thema. ck

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82 Heft 7 vom 19. Februar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A/B

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