DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUSSPRACHE
Stellungnahme
Die Ausführungen von Schneider et al. bieten einen interessanten Überblick über die Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und werden sicherlich eine entspre- chende Beachtung finden. Einige Detailinformationen können dabei nicht unwidersprochen bleiben.
Laut Fleckenstein führen die spe- zifischen Calciumantagonisten praktisch nicht zu einer Verände- rung des Aktionspotentials, son- dern zu einer Reduktion der me- chanischen Spannungsentwick- lung in der Herzmuskelfaser. Die Senkung des Sauerstoffbedarfs des Myokards wird nicht nur durch eine Senkung der äußeren Herzarbeit bewirkt, sondern durch Diltiazem und auch Verapa- mil durch Senkung erhöhter Herz- frequenzen.
Völlig unverständlich ist das Feh- len von Diltiazem in der Tabelle 3 sowie die Ausführung über eine schwächere Wirksamkeit von Dil- tiazem als andere spezifische Cal- ciumantagonisten.
Dieser Aussage stehen eine Reihe kontrollierter Vergleichsprüfun- gen gegenüber (z. B. Pepine et al., Chaitman et al., Klein et al., Kober et al., Bala Subramanian).
Im internationalen Schrifttum wird aus den vorliegenden Ergebnis- sen das Fazit gezogen, daß Diltia- zem und Nifedipin bei der vaso-
spastischen Angina effektiver als Verapamil sind und Diltiazem und Verapamil bei der Belastungsan- gina effektiver als Nifedipin anzu- sehen sind (Zelis, 1983).
Dr. Bernhard Sturn 7800 Freiburg
Schlußwort
Der natriumabhängige Erregungs- ablauf an den kardialen Struktu- ren (z. B. His-Bündel, Purkinje-Fa- sern, Ventrikelmyokard) wird durch hochspezifische Calci- umantagonisten (Gruppe I: Nifedi- pin, Verapamil, Gallopamil, Diltia- zem) nicht beeinflußt. Allerdings wird das durch den langsamen Calciumeinwärtsstrom hervorge- rufene („langsame") Aktionspo- tential in seiner Amplitude und Dauer beeinflußt. Darauf bezog sich der angesprochene Satz.
Diltiazem kann als spezifischer gut wirksamer Calciumantagonist angesehen werden, der, wie in der Arbeit beschrieben, mit Vera- pamil, Gallopamil und Nifedipin in die Gruppe I (= gute calciumant- agonistische Wirkung; keine Be- einflussung der Ne-Austausch- vorgänge) gehört.
Beim Vergleich verschiedener Calciumantagonisten sind In-vi- tro-Daten und klinische Befunde zu trennen: So fanden Flecken-
stein und Mitarbeiter z. B. die iso- proterenolstimulierte Calciumauf- nahme in die Herzmuskelzelle bei der Ratte unter verschiedenen Substanzvertretern abgestuft ge- hemmt: Prenylamin — Fendilin — Diltiazem — Verapamil, Nifedipin — Gallopamil (zunehmende Potenz).
Die Einstufung der klinischen Wirksamkeit ist in Abhängigkeit von der Untersuchungstechnik bei den verschiedenen Untersu- chern nicht einheitlich: bei aner- kannter antianginöser und antihy- pertensiver Wirkung wird einer- seits eine mäßige Besserung der Ischämiereaktion um 28 Prozent im Belastungs-EKG beschrieben (Kober et al., 1981), während an- dere Untersucher eine gute bis sehr gute Wirkung auf die Bela- stungsdauer bei der Ergometrie beschreiben (Subramanian, 1982;
Chaitman et al., 1984). Somit wird eine graduelle Einstufung, und dies gilt auch für die anderen Un- tersuchungsparameter, nie frei von methodischen Einflüssen sein können.
Literatur
A. Fleckenstein: Calcium antagonism in heart and smooth muscle, John Wiley & Sons, New York, 1983; V. B. Subramanian: Herz 7 (1982) 211; Kober et al.: Z. Kardiol. 70 (1981) 59;
Chaitman et al.: Am J. Cardiol. 53 (1984) 1
Dr. med. Wolfgang Schneider Professor Dr. med.
Wulf D. Bussmann
Zentrum der Inneren Medizin am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität Theodor-Stern-Kai 7
6000 Frankfurt am Main 70
Aspekte zur Therapie
von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit Calciumantagonisten
und Betarezeptorenblockern
Zu dem Beitrag von Dr. med. Wolfgang Schneider, Dr. med. Wolf D. Bussmann und
Professor Dr. med. Martin Kaltenbach in Heft 17/1984, Seiten 1349-1355
Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 42 vom 17. Oktober 1984 (89) 3087