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Archiv "Versorgungsforschung: Zu wenig Geld und zu viele ungenutzte Daten" (20.06.2008)

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A1372 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 25⏐⏐20. Juni 2008

P O L I T I K

W

ie sieht es denn mit dem reimbursement aus?“ Die Frage danach, wie sich Investitio- nen in die Versorgungsforschung für die Unternehmen der Medizintech- nologie überhaupt rechnen, muss dort natürlich gestellt werden. Dis- kutiert wurde darüber aber nur am Rande der vom Bundesverband Medizintechnologie e.V. veranstal- teten Konferenz „Versorgungsfor- schung – Stand und Perspektiven“

am 11. Juni in Bonn. Es sei davon auszugehen, betonte der Gesund- heitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wa- sem, Universität Duisburg-Essen, dass für Erstattungsentscheidungen in der gesetzlichen Krankenver- sicherung in Zukunft verstärkt Er- gebnisse aus der Versorgungsfor- schung herangezogen würden. Die Pharmaindustrie würde es schon heute bedauern, ihre Studien nicht bereits vor zehn Jahren so angelegt zu haben, dass sie vor dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bestehen könnten.

Vorstellbar sind auch positive Ergebnisse

Zudem habe man von den Ergebnis- sen der Versorgungsforschung nicht unbedingt Schlechtes zu erwarten.

Möglicherweise würden diese zei- gen, dass die Wirksamkeit einer Therapie oder einer Technologie unter Alltagsbedingungen höher sei als in einer randomisierten kontrol- lierten Studie. Dr. med. Karsten E.

Dreinhöfer, Orthopädische Uni- versitätsklinik Ulm, verdeutlichte, dass sich das Betätigungsfeld der Versorgungsforschung nicht einzig auf den Nachweis beschränke, dass etwa bestimmte Operationen im Krankenhaus unnötig oft durchge- führt würden. Aktuelle Forschungs-

daten aus dem Ausland ließen zum Beispiel die Vermutung zu, das auch in Deutschland viele Patienten eine Hüftendoprothese bräuchten,

„sie aber trotz klarer Indikation nie auch nur in die Nähe davon kom- men“.

Aus der Perspektive der Medizin- technologieunternehmen bezeich- nete Dr. med. Gabriela Soskuty von B. Braun Melsungen die Versor-

gungsforschung als eine durchaus sinnvolle Ergänzung der zuvor be- reits für die Zulassung von der In- dustrie vorgelegten Evidenzen neuer Untersuchungs- und Behandlungs- methoden. Die Versorgungsfor- schung könne bei der Beantwortung der Fragen helfen: Welchen Nutzen, welche therapeutische Konsequenz haben neue diagnostische Metho- den? Wie sieht die richtige Anwen- dung neuer und alter Medizinpro- dukte und Operationsmethoden aus? Wie werden Hilfsmittel in der Praxis verwendet? Die Kosten für diese Forschung, die von gesamtge- sellschaftlichen Interesse sei, könn- ten aber nicht von der Industrie al- lein getragen werden. „Notwendig ist eine interessengebundene Auf- teilung der Kosten. Zum Wohl der Patienten und im Interesse eines

sinnvollen medizinisch-technischen Fortschritts ist eine Beteiligung al- ler Interessensgruppen an dem Eva- luierungsprozess notwendig.“

Auf die derzeitige unzureichende Finanzierung von Versorgungsfor- schung wies Prof. Dr. Bertram Häussler, Institut für Gesundheits- und Sozialforschung, hin. Die Indus- trie sei hier sehr wohl in der Pflicht, mehr Forschungsprojekte in Auf- trag zu geben. Allerdings gebe es mit Ausnahme von der Bundesärzte- kammer und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung auch kaum öffentliche Auftraggeber für Versorgungsforschung. Im europä- ischen Ausland, etwa in Großbritan- nien oder verstärkt noch in den Niederlanden, treffe man in diesem Bereich auf sehr viel größeres Enga- gement. Dort gebe es zum Beispiel auch eine routinemäßige Über- prüfung neu eingeführter Struktu- ren im Gesundheitswesen. Hierzu- lande würden Disease-Management- Programme oder diagnosebezogene Fallgruppen etabliert, ohne eine wissenschaftlich seriöse Evaluation zu ermöglichen.

Daten im Überfluss

„Sehr schöne Daten, die das For- scherherz höherschlagen lassen“ – diese bieten wohl nicht nur die Kran- kenhausentgeltgesetz-Daten nach

§ 21 SGB V, die an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus übermittelt werden. Auch anderswo gebe es eine große Bandbreite an routinemäßig anfallenden Daten für die Versorgungsforschung, erläu- terte Dr. Matthias Offermanns vom Deutschen Krankenhausinstitut. Bei- spielsweise könnte mit den an die Bundesgeschäftsstelle Qualitätssi- cherung (BQS) übermittelten Daten zum Versorgungsgeschehen im Krankenhaus eine Vielzahl von Ver- sorgungsforschungsfragen beant- worten werden, wenn sie für For- schungszwecke uneingeschränkt zur Verfügung ständen. Dr. med. Oliver Boy von der BQS stellte als ein mög- liches Zukunftsprojekt seines Hauses ein Endoprothesenregister vor, mit dem im Rahmen der Qualitätssiche- rung das Implantat selbst berücksich- tigt werden könnte. I Thomas Gerst

VERSORGUNGSFORSCHUNG

Zu wenig Geld und zu viele ungenutzte Daten

Die Mittel, die derzeit für Versorgungsforschungsprojekte bereitstehen, können nur als eine Art Anschubfinanzierung verstanden werden.

Foto:BVMed

Jürgen Wasem:

„Wir brauchen für die Versorgungs- forschung zwingend so einen Anschub, wie er für die Public-Health- Forschung vor einigen Jahren erfolgt ist.“

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