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Archiv "Versorgungsforschung: Auf der Suche nach Konzepten" (23.07.2004)

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ie Versorgungsforschung, eine in Deutschland noch junge Diszi- plin, macht Fortschritte: So beton- te nicht nur der 107. Deutsche Ärztetag im Mai in Bremen die zunehmende Bedeutung der grundlagen- und pro- blemorientierten, fachübergreifenden Forschung, die die Kranken- und Ge- sundheitsversorgung und ihre Rahmen- bedingungen beschreibt und erklärt.

Auch die 77. Gesundheitsministerkonfe- renz (GMK) der Länder wies auf ihren hohen Stellenwert hin. Die umfangrei- che Teilnahmeliste auf dem 3. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung in Bielefeld belegte das gewachsene Inter- esse: 800 Personen waren in die Bielefel- der Universität gekommen, um sich in 28 Symposien über den aktuellen Stand der Versorgungsforschung zu informieren.

Trotz der „bemerkenswerten Grund- lagen“, die der GMK zufolge für eine leistungsfähige Versorgungsforschung geschaffen wurden, zeigten sich die an der Versorgungsforschung Interessier- ten noch nicht zufrieden: „Die Daten der Forschung sind in vielen Bereichen defi- zitär“, stellte der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfa- len-Lippe, Dr. med. Wolfgang Aubke, fest. Die Versorgungsforschung stecke noch in den Anfängen. Da dies vor al- lem für die Versorgung chronisch kran- ker Patienten gelte, die 80 Prozent der Kosten im Gesundheitswesen verur- sachten, stand die Suche nach innovati- ven, patientenorientierten Konzepten mit hoher Versorgungsqualität für Chro- niker im Mittelpunkt. Chronisch Kran- ke erwarteten mehr Informationen und Versorgung aus einer Hand, gab zum Beispiel Prof. Dr. rer. soc. Bernhard Ba- dura, Lehrstuhlinhaber der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Uni-

versität Bielefeld, zu bedenken. Zu dis- kutieren seien daher Konzepte wie das Hausarztmodell, die Zusammenarbeit unter Berufsgruppen, Einrichtungen und Sektoren, die Kooperation zwischen Anbietern und Krankenkassen sowie eine Stärkung von Transparenz bei der Beurteilung von Qualität und Kosten.

Regierung glaubt durch GMG an Ende starrer Strukturen

In diese Richtung sei die Regierung mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) gegangen, räumte Dr. rer. pol.

Klaus Theo Schröder ein. „Starre Struk- turen könnten nun durchbrochen wer- den“, so der Staatssekretär des Bundes- ministeriums für Gesundheit und Sozia- le Sicherung, sei es durch die Versor- gungszentren, das Hausarztmodell, die Öffnung der Krankenhäuser für ambu- lante Leistungen oder die Integrierte Versorgung. Dem Ruf nach mehr „pati- entenorientierter“ Versorgung sei die Regierung dadurch gefolgt, dass sie Pa- tientenquittungen eingeführt, das Amt einer Patientenbeauftragten geschaffen und Patientenvertretern im Gemeinsa- men Bundesausschuss ein Mitbera- tungsrecht eingeräumt habe. „Diese tief greifenden Veränderungen sind durch die Praxisgebühr völlig ins Hintertref- fen geraten“, unterstützte Cornelia Prü- fer-Storcks ihren Vorredner. Die Staats- sekretärin im Ministerium für Gesund- heit, Soziales, Frauen und Familie in Nordrhein-Westfalen (NRW) wies au- ßerdem darauf hin, dass die Hochschu- len in NRW durch eine gemeinsame Geschäftsstelle künftig enger zusam- menarbeiten wollten. „Die Geschäfts- stelle soll unter anderem für einen sy-

stematischen Austausch zwischen Wis- senschaft und Praxis über aktuelle For- schungsergebnisse sorgen“, so Prüfer- Storcks. Die Landesregierung fördert die Einrichtung jährlich als Pilotprojekt mit 100 000 Euro.

Als ersten, wichtigen Impuls für eine bessere Patienten- und Nutzerorientie- rung bezeichnete Prof. Dr. phil. Doris Schaeffer, Universität Bielefeld, die Verabschiedung des § 65 b SGB V (För- derung von Einrichtungen der Verbrau- cher- und Patientenberatung) im Zuge der Gesundheitsreform im Jahr 2000.

„Seither werden modellhaft 30 Projekte mit etwa 90 Standorten gefördert, in de- nen unterschiedliche Formen von Pati- entenberatung erprobt und getestet werden“, so Schaeffer. Dass gerade Chroniker auf eine gute Beratung und Wissensvermittlung angewiesen sind, belege unter anderem eine Untersu- chung der Universität Bielefeld zu An- forderungen an die Versorgungsqua- lität aus Sicht von chronisch kranken Schmerzpatienten. Den Ergebnissen zufolge müsste vor allem Wissen über die chronische Erkrankung besser ver- mittelt werden, damit Schmerzpatien- ten ihre Befindlichkeit deuten können.

Auch die Fähigkeit zum Umgang mit der eigenen Erkrankung – das Selbst- management – bedürfe einer Stärkung.

Kritischer bewertete Aubke die Art, wie Versorgungsforschung derzeit um- gesetzt und finanziert werde: Um fun- diertes empirisches Versorgungswissen zu erlangen, bedürfe es Zeit und „aus- reichender Ressourcen“. „Mit hekti- schen Systeminterventionen seitens der Politik muss endlich Schluss ein“, sagte er. Gesundheitswissenschaftler Badura gab sich in diesem Punkt verhaltener:

Deutschland sei bereits ein Land, das weltweit mit am meisten für das Ge- sundheitswesen ausgebe. Die Forde- rung, zusätzliche Ressourcen bereitzu- stellen, scheine daher „schwer begründ- bar“, ohne die bestehenden Versor- gungsstrukturen und Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Martina Merten P O L I T I K

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3023. Juli 2004 AA2089

Versorgungsforschung

Auf der Suche nach Konzepten

Beim 3. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung in Bielefeld stand die patienten- und qualitätsorientierte Versorgung chronisch Kranker im Mittelpunkt.

Der 4. Deutsche Kongress für Versorgungsforschung zum Themenkomplex „Bedarfsgerechtigkeit, Innovation, Sy- stemgestaltung“ findet vom 21. bis 24. September 2005 an der Charité – Universitätsmedizin Berlin Campus Virchow Klinikum – statt. Informationen im Internet un- ter www.zukunft-gesundheitsversorgung.de

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