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Bericht und Meinung NACHRICHTEN
Honorarvereinbarung mit den Renten- versicherungsträgern
Eine neue „Vereinbarung über die Vergütung ärztlicher Leistungen bei der medizinischen Begutach- tung für die gesetzliche Renten- versicherung", die zwischen der Bundesärztekammer und dem Verband Deutscher Rentenversi- cherungsträger (VDR) vereinbart worden war, ist am 1. März 1978 in Kraft getreten. Gegenüber der zum 31. Dezember 1977 von der Bun- desärztekammer gekündigten Re- gelung bringt die neue Vereinba- rung eine Anhebung der Vergü- tung der Grundbeträge um rund 3,5 Prozent. Sonderleistungen — einschließlich Laborleistungen — werden künftig statt mit 140 nun- mehr mit 145 der einfachen Sätze des „Bewertungsmaßstabes Ärz- te" (BMÄ) vergütet. Darüber hin- aus beträgt die Schreibgebühr 2 DM pro angefangene DIN-A 4-Sei- te (bislang 1,50 DM) für formfreie Gutachten einschließlich der for- mularmäßigen Schlußbeurteilung durch den Arzt.
Die neue Vereinbarung ist bis En-
de 1978 gültig. EB
Was soll das —
Frau Minister Huber?
„Frau Minister Antje Huber — was soll das?", so fragte die Presse- stelle der Heilberufe Baden-Würt- temberg, nachdem Bonns Ge- sundheitsministerin Anfang April öffentlich die Behauptung aufge- stellt hatte, in Zukunft müsse jeder dritte oder vierte Bundesbürger mit Krebs rechnen. Eine solche Behauptung sei in keiner Weise wissenschaftlich zu belegen; sie sei vielmehr dazu angetan, die Be- völkerung zu verunsichern.
Die Pressestelle der Heilberufe zi- tierte in diesem Zusammenhang den Heidelberger Krebsforscher Prof. Dr. med. Dietrich Schmäh!, der vor der Verbreitung weiterer
„Hiobsbotschaften" im sogenann- ten „Krebsgeschehen gewarnt hat". Der Grad der Verunsiche- rung in der Bevölkerung durch
„halbgare Nachrichten" sei inzwi- schen unerträglich geworden. Da- durch werde nur unnötig eine in der Regel durch nichts zu begrün- dende Angst verbreitet, die bei vie- len Menschen zu Neurosen führe und deren Widerstandskraft schwäche, wenn nicht gar läh- me. aepr
Kostenerstattung bei Rooming-In
Die Unternehmen der privaten Krankenversicherung (PKV) er- statten ihren Versicherten die Ko- sten des Rooming-In, viele auch dann, wenn der privatversicherte gesunde Säugling zusammen mit der erkrankten, ebenso kranken- versicherten Mutter untergebracht ist, es sich strenggenommen also nicht um eine „medizinisch not- wendige Heilbehandlung" im Sin- ne der Allgemeinen Versiche- rungsbedingungen (AVB) handelt.
Der Verband der privaten Kran- kenversicherung in Köln hat sei- nen Mitgliedsunternehmen nahe- gelegt, in Härtefällen die Kosten als freiwillige Leistung zu erstat- ten. Dies gilt in der Praxis immer dann, wenn die Mutter privat und das Kind mit dem Vater in der ge- setzlichen Krankenversicherung versichert ist. Ist für das Kind eine Krankenhaus-Tagegeldversiche- rung abgeschlossen worden, so können die Kosten des Rooming- In auch bei heranwachsenden er- krankten Kindern aus dieser Versi- cherung finanziert werden. HC
In einem Satz
Großbritannien — Die Zahl der pri- vat krankenversicherten Personen in Großbritannien hat sich von 650 000 im Jahr 1965 auf mehr als zwei Millionen im Jahr 1975 er- höht. DÄ
Freie Berufe in Bonn aktiv
Der Bundesverband der freien Be- rufe ist alarmiert wegen derjeni- gen Pläne zur Sanierung der ge- setzlichen Rentenversicherung, die eine Verschlechterung solcher Bestimmungen vorsehen, mit Hilfe derer noch vor wenigen Jahren Selbständige und Freiberufler zum Eintritt in die gesetzliche Renten- versicherung „gelockt" worden sind.
Der Präsident des Bundesverban- des, Dr. med. Rolf Schlögell, hat dies in einem Brief an Bundes- kanzler Helmut Schmidt deutlich zum Ausdruck gebracht: Zwar sei sich der Bundesverband der freien Berufe bewußt, daß Maßnahmen zur Erhaltung des Prinzips des
„Generationenvertrages" getrof- fen werden müssen, und die freien Berufe wünschen auch keine Pri- vilegien.
Veränderungen von Rechten und Ansprüchen versicherter Selb- ständiger in der Rentenversiche- rung dürften aber nach rechts- staatlichen Grundsätzen nur für die Zukunft und nicht etwa rück- wirkend in Kraft gesetzt werden.
Eine andere Handhabung würde das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung beeinträchti- gen und damit die Glaubwürdig- keit unseres Staates in Frage stellen.
Schon das 20. Rentenanpassungs- gesetz habe aber eine Reihe von Verschlechterungen für Selbstän- dige gebracht, mit denen frühere Versprechungen rückgängig ge- macht wurden; das gleiche zeich- ne sich für das 21. Anpassungsge- setz ab, das zur Zeit von den Bun- destagsausschüssen beraten wird.
Das Schreiben von Dr. Schlögell ist auch den Bundestagsfraktio- nen zur Kenntnis gegeben wor- den, mit denen Dr. Schlögell auch mehrfache Gespräche geführt hat.
Erfolgreich waren die Bemühun- gen des Bundesverbandes und
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 20. April 1978 931
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seines Präsidenten, für eine bes- sere Verankerung der freien Beru- fe in der Exekutive des Bundes zu sorgen: Nachdem bereits Ende 1977 eine Umstrukturierung des Beirates für Fragen des gewerbli- chen Mittelstandes beim Bundes- wirtschaftsministerium beschlos- sen und dieses Gremium in „Bei- rat für die gewerbliche Wirtschaft und freie Berufe" umbenannt wor- den war, ist zum 1. April 1978 im Bundesministerium für Wirtschaft ein gesondertes Referat für die freien Berufe eingerichtet worden.
Der Staatssekretär des Bundesmi- nisteriums für Bildung, Björn Eng- holm, setzte sich bei einer Bespre- chung mit dem Präsidenten und dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der freien Beru- fe für die Schaffung von zusätzli- chen Ausbildungsplätzen bei Frei- beruflern ein.
Die Repräsentanten der freien Be- rufe betonten den guten Willen al- ler freiberuflichen Organisationen in dieser Frage, wiesen aber dar- auf hin, daß manche bundesge- setzliche Regelungen, wie zum Beispiel das Kostendämpfungsge- setz, solchen Bemühungen zuwi- derliefen.
Engholm betonte, es sei nicht be- absichtigt, Freiberuflern, die Aus- zubildende beschäftigen, in Zu- kunft einen Befähigungsnachweis analog der Nachweise abzuverlan- gen, wie sie im Handwerk und in der Industrie erforderlich sind.
Noch ein Vorgang auf europäi- scher Ebene: Seit einiger Zeit be- müht sich der frühere Mitarbeiter der Brüsseler Kommission, de Crayencourt, um die Gründung ei- ner Dachorganisation freier Beru- fe, die deren Anliegen auf europäi- scher Ebene gegenüber den Brüs- seler Organen vertreten soll. Der Bundesverband der freien Berufe ist nunmehr dieser Organisation, dem „Säcretariat Europäen des Professions Liberales" (Seplis) beigetreten, Dr. Schlögell gehört ihrem Präsidium an. bt
Studienbesuch in Rumänien
Auf Einladung der Vorsitzenden des Zentralkomitees der Syndikate des Gesundheitswesens, Frau Dr.
Oradean, hat in der Zeit vom 4. bis 7. April 1978 eine Delegation der Bundesärztekammer, unter Füh- rung des Präsidenten, Prof. Dr.
Hans J. Sewering, der Rumäni- schen Sozialistischen Republik ei- nen Besuch zum Studium des Ge-
BLÜTENLESE
Anläßlich des Todes von Charles
Herbert Best
Mit Recht ehrten wir Dr. Best, den (Mit-)Entdecker des Insu- lins. Es ist kein Lokalpatriotis- mus, wenn wir anläßlich des Todes von Dr. Best auch der Vorgeschichte dieses segens- reichen Mittels gedenken:
„Minkowski hat nicht nur das Verdienst, den experimentel- len Pankreasdiabetes ent- deckt zu haben, ihm kommt auch das nicht geringe Ver- dienst zu, alle wichtigen Er- scheinungen desselben zu- sammen mit seinen Schülern verfolgt und die Existenz des Pankreasdiabetes vollkom- men gesichert zu haben"
(Paul Trendelenburg). Aus dem winzigen Labor in Straß- burg sprang der zündende Funke über den Ozean in Mc Leods Institut in Toronto, das der Menschheit die Krönung der forschenden Vorarbeiten von Minkowski und Naunyn schenkte.
Worauf sind wir stolz?
Nicht neidisch oder gar ge- kränkt, sondern voll echter Mitfreude begrüßten beide Gelehrte den Mann, der die Frucht ihrer Arbeit pflückte.
Darauf sind wir stolz. Dr. Fleiß
sundheitswesens dieses Landes abgestattet. Er wurde von dem Hauptgeschäftsführer der Bun- desärztekammer, Prof. J. F. Volrad Deneke, und dem Leiter des Aus- landsdienstes der Bundesärzte- kammer, Dr. Heinz-Peter Brauer, begleitet.
Während des Aufenthaltes in Ru- mänien führten die Vertreter der Bundesärztekammer Gespräche mit Mitgliedern des Zentralkomi- tees der Syndikate des Gesund- heitswesens und besichtigten ver- schiedene Einrichtungen der ärzt- lichen Versorgung, wie Ambulato- rien und Krankenhäuser. Sie hat- ten auch eine Begegnung mit dem Minister für das Gesundheitswe- sen sowie Vertretern der Wissen- schaftlichen Akademie und den Wissenschaftlichen Gesellschaf- ten dieses Landes. Die Direktoren von Universitätskliniken, Zentren für Methodologie und Universi- tätskrankenhäusern in Bukarest und Pitest erläuterten den Gästen ihre Aufgaben zum großen Teil in deutscher Sprache.
Beim Abflug aus Rumänien waren die Gesprächspartner darüber ei- nig, die gegenseitigen Beziehun- gen der beiden Organisationen weiterzuentwickeln und zur För- derung des Verständnisses beizu- tragen. EB
Jährlich
200 000 Vergiftungen
Jährlich erleiden in der Bundesre- publik Deutschland rund 200 000 Erwachsene und Kinder Vergiftun- gen, von denen rund 6000 tödlich enden. Diese Zahlen gab kürzlich die Aktion „Das sichere Haus"
(DSH) in München bekannt. Etwa 80 000 Menschen müßten jährlich nach Vergiftungen klinisch behan- delt werden. In Notaufnahmen handle es sich bei rund 10 Prozent der eingelieferten Fälle um Patien- ten mit akuten Vergiftungen. Not- arztwagen müßten in durch- schnittlich 15 Prozent der Einsätze zu Menschen mit Vergiftungen fahren. nach dpa
932 Heft 16 vom 20. April 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT