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Archiv "Bayern: Freie Berufe in einem Boot" (11.03.1976)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

wesens insgesamt und der einzel- nen Häuser im Hinblick auf ihre Leistungsfähigkeit und Wirtschaft- lichkeit zu verbessern. Diese Chan- ce zu nutzen sei nicht nur legitim, sondern angesichts der Kostenent- wicklung im Gesundheitswesen auch notwendig. Der Senat müsse prüfen, ob und wie die langfristigen Überlegungen des ressortübergrei- fenden Planungsteams ganz oder teilweise realisierbar sind und rea-

lisiert werden sollen. zel

BAYERN

Freie Berufe in einem Boot

Schwerpunkt eines Pressegesprä- ches, das der Verband freier Beru- fe in Bayern Mitte Februar in Mün- chen veranstaltete, war die jüngste publizistische Kampagne gegen die Ärzteschaft. Aus Kreisen der Teilnehmer wurde wiederholt die Bedeutung der Ärzteschaft als der größten Gruppe der Freiberufler hervorgehoben, weshalb die jüng- sten Auseinandersetzungen über die Arzthonorare und die Bedro- hung der Freiberuflichkeit der Ärz- te auch für alle anderen freien Be- rufe von größter Wichtigkeit seien.

(Es kamen aber auch Bedenken darüber zum Ausdruck, daß gerade diese Kampagne von den sehr aku- ten Problemen anderer Freiberufler

— beispielsweise der Architekten

— ablenken könnte.)

Der Präsident des Landesverban- des, Dr. Hermann Braun, und sein Stellvertreter in diesem Amt, Prof.

Dr. Hans J. Sewering, erläuterten zunächst die aktuellen Auseinan- dersetzungen über die Entwicklung der Kosten im Gesundheitswesen und der Honorare, insbesondere der niedergelassenen Ärzte. Prof.

Sewering machte deutlich, daß der sogenannte Durchschnittsumsatz der Kassenärzte allein in Bayern von 60 Prozent der Kassenärzte gar nicht erreicht wird. Der

„Durchschnittsumsatz" ist eine rein rechnerische Größe; der tat-

sächliche Jahresumsatz des Kas- senarztes liegt bekanntermaßen manchmal in ganz anderen Berei- chen, als von Außenstehenden bei oberflächlicher Betrachtung ver- mutet wird. Im Freistaat Bayern zum Beispiel liegen die Umsätze der Kassenärzte in der Hauptstadt München am niedrigsten.

Ferner kann der Patient, auch der Selbstzahler, keineswegs alle Ein- zelheiten der Abrechnung und des Aufwandes überblicken. Die „Ne- benarbeit" des Kassenarztes au- ßerhalb der Sprechstundenzeiten geht von der Öffentlichkeit völlig unbemerkt vor sich. Andererseits, so Sewering, vergessen selbst manche Kassenärzte Dinge, die ei- gentlich notwendig wären. Für die Alterssicherung müßte jeder Kas- senarzt mindestens etwa 30 000 DM jährlich zurücklegen, aber, wie er es etwas überspitzt ausdrückte,

„so manches Reitpferd eines Arztes wird aus Mitteln unterhalten, die ei- gentlich in der Altersversorgung angelegt werden müßten".

Im weiteren Verlauf der Veranstal- tung kamen nicht nur die Probleme einzelner anderer freier Berufe zur Sprache — Architekten, Juristen, Künstler, Journalisten —, sondern auch die große Schwierigkeit der freien Berufe zusammen, sich in der politischen Diskussion Gehör zu verschaffen. Wegen der großen Vielfalt der Freiberufler und ihrer geringen Zahl fehle es an einer Lobby. Hier könne nur ein Appell an die journalistischen Kollegen helfen. Denn andererseits lägen die gemeinsamen Probleme aller frei- en Berufe klar auf der Hand.

Es geht in erster Linie um die Si- Cherung ihrer beruflichen Existenz, um bessere Möglichkeiten der Al- ters- und Risikosicherung und um Steuergerechtigkeit.

Als ein relativ neues, aber nicht minder ernstes Problem muß, wie bei der Veranstaltung deutlich wur- de, eine drohende Übersetzung der freien Berufe erkannt werden, die sich bei den Architekten bereits drastisch auswirkt, die ebenfalls

bei den Juristen schon deutlich wird und die in nicht zu ferner Zu- kunft sich auch in der Ärzteschaft bemerkbar machen wird. gb

HESSEN

Sechs Ärztehäuser

Seit Sommer 1974 sind in Hessen von der Kassenärztlichen Vereini- gung über die 1973 gegründete Ärztehaus Hessen GmbH sechs

„Ärztehäuser" errichtet und in Be- trieb genommen worden. Je zwei befinden sich im Hochtaunuskreis und im Main-Kinzig-Kreis, je eins in den Kreisen Wetzlar und Bergstra- ße. Weitere vier Ärztezentren sind im Bau.

Das Ende vorigen Jahres in Kleen- heim im Kreis Wetzlar fertiggestell- te Ärztehaus wurde ursprünglich von einem Allgemeinpraktiker kon- zipiert, der jetzt, nach der Über- nahme der Kosten durch die Ärzte- haus Hessen GmbH, mit zwei jün- geren Ärztinnen eine Gemein- schaftspraxis betreibt.

Bei der Übergabe erklärte der Vor- sitzende der KV-Bezirksstelle Gie- ßen, Dr. Gerhard Unger, es gebe bei jüngeren Ärzten noch immer eine gewisse Scheu vor den Risi- ken des freien Berufes. Dazu kom- me die Verunsicherung durch per- manente Angriffe auf die Ärzte- schaft und durch die Absicht be- stimmter politischer Gruppen, wel- che die Freiberuflichkeit der Ärzte abschaffen wollten. Die Mehrbela- stung des niedergelassenen ge- genüber dem Krankenhausarzt spiele keine so große Rolle mehr, seit die KV den Bereitschaftsdienst neu organisiert habe. Im Bereich der KV Gießen stünden dafür schon fast 300 Funkgeräte zur Ver- fügung. Nach Angaben von Dr. Un- ger gibt es jetzt im Bereich der KV- Bezirksstelle Gießen bereits 30 Ge- meinschaftspraxen; jeder zehnte in diesem Bereich niedergelassene Kassenarzt ist in einer Gemein- schaftspraxis tätig.

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 11 vom 11.März 1976 753

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BLÜTENLESE

Sterbehilfe

Das lange Sterben Francos hat seine Freunde und Gegner be- rührt. Etwa dreißig Ärzte sollen sich am Krankenbett versam- melt haben, um sein Lebensen- de zu verzögern oder Sterbehil- fe zu leisten. Man munkelt, daß sich hinter der makabren Szene- rie hitzige Debatten zwischen den Familienangehörigen und dem Kreis der Granden abge- spielt haben.

Wenn Machthaber in Agonie lie- gen, treten oft Diadochenkämp- fe auf. Man erinnere sich an Lenin, der keinesfalls wollte, daß Stalin sein Nachfolger wur- de.

Vor 1963 Jahren wurde einem Kaiser eine gänzlich andere

„Sterbehilfe" zuteil. Tacitus be- richtet:

„Das Leben, die Kräfte began- nen Tiberius zu verlassen; aber die Verstellung verließ ihn noch immer nicht. Er behielt seine Unbeugsamkeit, seine Lebhaf- tigkeit in Wort und Blick und suchte offensichtlich seinen Verfall bisweilen hinter einer künstlichen Heiterkeit zu ver- stecken. Er wechselte oft seinen Aufenthaltsort und bezog endlich eine Villa am Kap Misenum, die einst Lucullus besessen hatte.

Daß es hier mit ihm zu Ende ging, wurde auf folgende Weise bekannt. Er hatte einen sehr ge- schickten Arzt bei sich, namens

Charikles, der freilich nicht den mißtrauischen Fürsten zu be- handeln pflegte, jedoch auf den Wunsch des Kaisers ihm mit seinem Rat zur Seite stehen konnte. Dieser gab vor, in eige- ner Angelegenheit verreisen zu müssen, und fühlte, als er dem Kaiser in schuldiger Ehrfurcht die Hand reichte, seinen Puls.

Der Kaiser bemerkte es. Man weiß nicht, ob er darüber ge- kränkt war und sich infolgedes- sen erst recht bezwang, jeden- falls ließ er ein Mahl auftragen und nahm länger als gewöhnlich daran teil, als täte er es dem scheidenden Freund zu Ehren.

Charikles jedoch gab dem Prä- fekten Macro die Versicherung, es gehe zu Ende und könne nicht mehr länger als zwei Tage dauern. Nun wurde schnell alles unter den anwesenden Freun- den verabredet und Boten an die Legaten und Heere gesandt.

Am 16. März war es, als der Atem aussetzte und der Tod eingetreten zu sein schien.

Schon trat Gaius Caesar aus dem Gemach, um unter den Glückwünschen der herbeieilen- den Freunde die Regierung zu übernehmen; da wurde plötzlich gemeldet, Tiberius komme wie- der zu sich und rufe nach Spei- se, um sich von der Ohnmacht zu erholen. Alle erbleichten und stoben auseinander. Der eine stellte sich betrübt, der andere unwissend. Macro allein behielt seine Fassung. Er ließ schwere Decken über den Greis werfen, unter denen er erstickte." Fleiß Spektrum der Woche

Aufsätze • Notizen

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

Der Direktor der Allgemeinen Orts- krankenkasse Gießen, Heinz Schütz, begrüßte bei dieser Gele- genheit diesen Beitrag der KV zur ärztlichen Versorgung der Bevölke- rung auf dem Lande. Er sei davon überzeugt, daß „mit solchen vor- bildlichen Stätten ärztlichen Wir- kens" der beste Beweis dafür er- bracht werde, daß es ohne freie Praxis und ohne freie Initiative der Ärzteschaft keine vernünftige Wei- terentwicklung des Gesundheits- wesens geben könne. Für die von Ärzten oft geäußerten Sorgen über die Zukunft der freien Praxis sehe er keinen Anlaß.

Im Ärztezentrum Mörlenbach, Kreis Bergstraße, das im Februar 1976 seiner Bestimmung übergeben wurde, sind — erstmalig in einer solchen Einrichtung in Hessen — nur Fachärzte tätig. Dabei handelt es sich um die Vollpraxis eines Ra- diologen sowie um Zweigpraxen je eines Gynäkologen, eines HNO- Arztes und eines Internisten. Spä- ter wird sich noch ein Augenarzt anschließen.

Für die Baukosten und die medizi- nisch-technischen Einrichtungen in Mörlenbach hat die KV Hessen ins- gesamt etwa eine Million DM auf- gebracht; weitere 900 000 DM für die Ausstattung entfielen auf die beteiligten Fachärzte. Für einen späteren zweiten Bauabschnitt ist in Mörlenbach noch die Einrich- tung von Praxen für Allgemeinärzte

geplant.

KV-H

NORDRHEIN-WESTFALEN

Verweildauer sinkt, Arztdichte steigt

Nach Ermittlungen des nordrhein- westfälischen Landesamtes für Da- tenverarbeitung und Statistik ist die durchschnittliche Verweildauer in den Krankenhäusern des Landes im vergangenen Jahr um knapp ei- nen halben Tag auf 17,5 Tage zu- rückgegangen. Insgesamt sind in den 552 Akut- und 166 Sonderkran- kenhäusern mit zusammen 196 319

Betten im vergangenen Jahr etwa 2,8 Millionen Patienten stationär behandelt worden, das ist stati- stisch jeder sechste Einwohner.

Die Auslastung der Bettenkapazi- tät betrug 82 Prozent, in Sonder- krankenhäusern 89 Prozent. Die Zahl der in Nordrhein-Westfa- len tätigen Ärzte hat sich gegen- über dem Vorjahr um etwa vier Prozent erhöht, wobei weiterhin

mehr Ärzte (47 Prozent) in Kranken- häusern tätig sind als in freier Pra- xis (45 Prozent). Die Arztdichte hat sich so erhöht, daß 1975 auf jeden in der ärztlichen Versorgung täti- gen Arzt 651 Einwohner kamen.

Zehn Prozent der im Lande tätigen Ärzte sind jetzt Ausländer; die Zahl der ausländischen Ärzte ist gegen- über dem Vorjahr um elf Prozent

gestiegen.

gb

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Heft 11 vom 11.

März 1976

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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