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Archiv "Herausforderung für die Freien Berufe" (19.08.1983)

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Die mondäne Gesellschaft

. verwirft jegliches An- derssein. Dazugehören kann nur, wer sich selbst nicht ge- hört.

El

Anatomie

Ohnmächtiger Protest kommt aus stummem Mund und rennt mit flinken Füßen.

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

tärischer Dienstwege - für das körperliche und seelische Wohl der uns anvertrauten Menschen verantwortlich.

Ärztliche Bewährungsprobe Für mich und viele meiner Kolle- gen ist die Truppenarzttätigkeit nach Jahren der grauen Theorie und geringer Praxiserfahrung eine erste, nicht nur medizinische Be- währungsprobe, zumal der Batail- lonsarzt oft allein und ohne fachli- che Hilfe älterer Kollegen auf sei- nem Posten steht:Auch soll er, einem versierten Hausarzt gleich, auf allen Gebieten der Medizin - vor allem der orthopädischen, HNO- und Hauterkranküngen guter Diagnostiker und Therapeut sein, der sein Wissen und Können auch auf Manövern, d. h. oft unter stark erschwerten Bedingungen, zeigen muß.

Dafür gestaltet sich die medizini- sche Problematik im Vergleich zu einer „zivilen" Praxis oft simpel, denn die Klientel besteht zumeist aus jungen, gesunden und durch Musterung etc. vorausgewählten Männern, so daß oft große Berei- che der Medizin wegfallen.

So ganz nebenbei ist der Truppen- arzt aber auch Hygieniker, Arbeits- mediziner, Ausbilder, Küchenbe- rater, Gutachter, Sportmediziner und neben dem Militärpfarrer auch Seelsorger für die vielen gro- ßen und kleinen Sorgen der Solda- ten. Selbst die Bürokratie mit ih- ren zahlreichen Formblättern und

„Fachdienstlichen Anweisungen"

fordert ihren Tribut, und so blieb es auch bei mir mit Beginn meiner Tätigkeit als Truppenarzt nicht aus, daß Behandlungen, Diagno- sen und die allgemeinen Sprech- stunden wegen einer gewissen Unsicherheit und hektischen Un- übersichtlichkeit länger dauerten, als man es vom „Alten", d. h. dem Vorgänger gewohnt war.

In dieser Zeit war ich sehr auf den Vertrauensvorschuß, die Rück- sicht und das Verständnis der an-

deren Offiziere und Kollegen an- gewiesen.

Heute ist die Zeit der Eingewöh- nung und scheinbar unüberwind- barer Schwierigkeiten vorbei. Sie ist naturgemäß nicht leichtgefal- len, trotz aufrechten Bemühens al- ler Seiten. Aber schon jetzt haben sich meine Erfahrungen auf dem Gebiet der Menschenkenntnis und -führung enorm vermehrt, haben sich meine Organisations- und Im- provisationsfähigkeiten verbes- sert, und darüber hinaus habe ich interessante Einblicke in die Tätig- keit der Kompanien und ihre meist technischen Probleme sowie in die Arbeit des Brigade-Stabes ge- wonnen.

Aufgabe, Auftrag, aber auch „In- nenleben" der Bundeswehr sind mir dadurch sehr viel klarer ge- worden. Nicht zuletzt haben sich auch meine Erfahrungen und Kenntnisse in der praktischen Me- dizin dank einer hervorragenden Zusammenarbeit mit den zivilen Kollegen in der Praxis oder in den hiesigen Krankenhäusern stetig verbessert.

Anschrift des Verfassers:

Dr. D. Rosenboom, Stabsarzt Mozartstraße 2

Offizierheim 3200 Hildesheim

DR. FLEISS' BLÜTENLESEN —

Herausforderung für die

Freien Berufe

Die persönliche Verantwortung darf den Einflüssen

von Spezialisierung und Rationalisierung

nicht geopfert werden

Die Freien Berufe sind ebenso wie die übrigen Aktoren des Wirt- schaftsgeschehens den zuneh- menden Einflüssen von Speziali- sierung und Rationalisierung aus- gesetzt. Dies bedeutet in industria- lisierten Massengesellschaften ei- ne besondere Herausforderung und Verantwortung gerade der Angehörigen der Freien Berufe.

In der hochdifferenzierten und spezialisierten medizinischen Wis- senschaft ebenso wie in der All- tagspraxis der ärztlichen Berufs- ausübung manifestieren sich die- se beiden gegenläufigen Trends in besonderer Weise. Hier wird eine Variationsfülle von Spezialisierun- gen in heutiger Zeit besonders deutlich. Dies führt zu Interdepen- denzen infolge fortschreitender Spezialisierung mit gesteigerter Störanfälligkeit der ökonomi- schen wie gesellschaftlichen Inter- aktionsprozesse mit allen Konse- quenzen der fortschreitenden Konflikthäufigkeit.

Diese Thesen standen im Mittel- punkt eines wissenschaftlichen Symposiums unter dem Leitthema

„Persönliche Verantwortung in den Freien Berufen unter dem Ein- fluß von Spezialisierung und Ra- tionalisierung", das das Institut für Freie Berufe an der Friedrich-Alex- ander-Universität Erlangen-Nürn- berg am 7. und 8. Juli im Atrium- Hotel zu Nürnberg veranstaltete (vgl. dazu auch: „Institut für Freie Berufe" in lebendiger Entwick- lung, in: DEUTSCHES ÄRZTE- BLATT, Heft 30/31/1981, Rubrik

„Nachrichten").

TAGUNGSBERICHT

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KURZBERICHTE

80. Jahrgang Heft 33 vom 19. August 1983 63

(2)

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen Freie Berufe

Eindeutig war das Bekenntnis der Referenten der unterschiedlich- sten Gruppierungen der Freien Berufe, sich den Herausforderun- gen der Arbeitsteilung, Speziali- sierung, Differenzierung, Rationa- lisierung, Interaktion und Koope- ration zu stellen. Bereits der So- ziologe Max Weber hat die Ratio- nalisierung als einen „Grundzug der modernen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und staatspoli- tischen Entwicklung" bezeichnet.

Das der Rationalisierung zugrun- deliegende zweckrationale Verhal- ten steht für ihn einerseits im Ge- gensatz zum traditionellen Verhal- ten, andererseits wird es als „Ver- alltäglichung" in der Nachfolge charismatischen Handelns begrif- fen. Wie die persönliche Verant- wortung des einzelnen Freiberuf- lers erhalten und verteidigt wer- den kann — trotz dynamischen und säkularen Trends zur Spezialisie- rung und Rationalisierung —, das ist nicht nur eine Schicksalsfrage der Freien Berufe, daran entschei- den sich auch die Individualität und Menschlichkeit in der Indu- striegeseAchaft überhaupt. Diese These diskutierte Prof. J. F. Volrad Deneke, der Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer, Köln, und bisherige Sprecher des Direk- toriums des Nürnberger Instituts für Freie Berufe, in seinem Grund- satzreferat zum Auftakt der syn- optischen Beleuchtung des Ta- gungsthemas.

Deneke hob das traditionelle Un- behagen vieler Angehörigen der Freien Berufe hervor, wenn sie sich der vorwiegend als betriebs- wirtschaftliche Kategorie ausge- formten „Rationalisierung" stel- len. Und in der Tat: Die Tätigkeit der Fröien Berufe sieht sich stän- dig einer Antinomie ausgesetzt:

Einerseits sind Spezialisierung und Rationalisierung Trends, de- nen sich auch die Freiberufler und Selbständigen nicht entziehen können und dürfen. Andererseits gehört es zum Wesen wohl aller Freien Berufe, den Menschen als Ganzes einschließlich seiner irra- tionalen Motivationen und Verhal- tensweisen erfassen zu müssen.

Deneke wies auf die Gefahr hin, daß der Trend zur Spezialisierung und übertriebenen Rationalisie- rung die im freien Beruf Tätigen und ihre Leistungsempfänger ein- ander entfremden könne. Dies gel- te verstärkt für die ausschließlich betriebswirtschaftlich motivierte Rationalisierung, ohne-die sich bei steigenden Investitions- und Per- sonalkosten aber die freie Berufs- ausübung nicht wird behaupten können.

Für den Arzt gelten diese Feststel- lungen in besonderer Weise: In seiner personalen Zuwendung zum Patienten, dessen besonde- res Vertrauen er genießt, in der Erstellung ideeller Dienstleistun- gen und in seiner unmittelbaren ganzheitlichen Endverantwortung in allen partiellen Verrichtungen ist er „bar eines Mittels oder Me- diums" (Prof. Deneke). Blindwüti- gen Rationalisierungseiferern und technologiegläubigen Zeitgenos- sen redete Deneke ins Gewissen:

Die personale Zuwendung sollte nicht ohne Not durch technische oder personell delegierte Hilfsmit- tel verengt oder durch den Einbau vermittelnder Relaisstationen ih-

rer Unmittelbarkeit genommen werden. „Wo im Freien Beruf Ra- tionalisierung dies bewirkt, ist sie falsch programmiert."

Besonders sichtbar wird der Pro- zeß der Berufsprofilierung und der ausdifferenzierenden Weiterbil- dung in der ärztlichen Berufsaus- übung: Heute ist das Berufsfeld des Arztes bereits in 27 anerkann- te Gebietsbezeichnungen, weitere 19 Teilgebietsbezeichnungen und 17 Zusatzbezeichnungen aufgefä- chert. Gefahren sieht Deneke dar- in, daß die Aktions- und Reak- tionsmöglichkeiten des Arztes in- folge der Spezialisierung einge- engt werden. Aus der Arbeitstei- lung und Spezialisierung resultiert die Notwendigkeit, mit anderen Spezialisten — nicht nur mit den Angehörigen des eigenen Berufs- standes — zu kooperieren und in- terdisziplinär sich zu ergänzen.

Aus der medizinisch-wissen- schaftlichen und praktischen Ko-

Operation und Interdependenz re- sultiert freilich auch eine gewisse Abhängigkeit, die aber nicht zur Unselbständigkeit führen darf.

Deneke unterstrich die soziale Funktion der Freien Berufe in die- sem Spezialisierungs- und Ratio- nalisierungsprozeß: Sie sollten durch ihre Mittlertätigkeit den Konflikten der Entfremdung vor- beugen, sie lösen oder doch zu- mindest erträglich machen. Pa- tentrezepte gibt es hier nicht. Pro- fessor Deneke: „Ein dieses Wachstum neutralisierender, die Konflikte auslösender Regelkreis ist noch nicht entdeckt!"

Keine Kollektiv-Verantwortung Bei fortschreitender Kooperation infolge der zunehmenden Spezia- lisierung und der sich auch im Arztberuf durchsetzenden Team- arbeit dürften die Entscheidung und die Verantwortung aber nicht auf kollektive Gebilde verlagert werden. Gerade im ärztlichen Be- ruf ist und bleibt die Verantwor- tung an die Person des einzelnen gebunden, so eine weitere These Denekes. Die Verantwortung in den verschiedenen Tätigkeiten der Freien Berufe gelte deshalb immer der ganzen Person des Patienten, Klienten oder Rezipienten, auch wenn die berufliche Sachkompe- tenz nur in einem Teilbereich un- mittelbar ansetze und wirksam werde.

Kriterium für das rechte Maß von Berufsindividuation, das heißt Spezialisierung, und mehr sozio- technischer Rationalisierung, kön- ne immer nur die persönliche Ver- antwortung sein, betonte Deneke.

Die „auf den Dienst an der ganzen Person des Patienten, Klienten und Rezipienten orientierte per- sönliche Verantwortung des frei- beruflich Tätigen" müsse durch die Rationalisierung hervorgeho- ben und zu ihrer bestmöglichen Entfaltung freigelegt werden.

Thesenartig formulierte Deneke ein mehrstufiges Prüfraster zur Beurteilung der Zweckmäßigkeit 64 Heft 33 vom 19. August 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Freie Berufe

von Rationalisierungsmaßnahmen im Freien Beruf:

1. Analyse des tatsächlichen Zu- standes der Verantwortlichkeit des Angehörigen des Freien Beru- fes für den Patienten, Klienten und der Rezipienten und der diese per- sönliche Verantwortlichkeit ge- fährdenden Umstände;

2. betriebswirtschaftliche Analyse unter Beachtung des vorgeordne- ten Prinzips der berufsspezifi- schen Entscheidungsfreiheit;

3. Formulierung der Rationalisie- rungsaufgabe unter Berücksichti- gung der Investitionen als Hilfs- mittel, um sich auf persönlich ver- antwortliches Handeln besser konzentrieren zu können. Gleich- zeitig muß das Ausmaß und die Kontrollspanne von solchen dele- gierbaren Verantwortlichkeiten an Mitarbeiter und Kooperationspart- ner geprüft werden, die nicht den originären beruflichen Auftrag des freiberuflich Tätigen tangieren;

4. Entwicklung von Alternativlö- sungen;

5. Einführung von optimal er- kannten Rationalisierungslösun- gen einschließlich betriebsexter- ner Kooperationen;

6. Erfolgskontrolle am Kriterium der Freistellung des freiberuflich Tätigen für die spezifische Tätig- keit seines Berufs und Erweite- rung des Entscheidungsfreirau- mes für seine persönliche Verant- wortung gegenüber den Patien- ten, Klienten und Rezipienten.

Personale Verantwortung

Diese Thesen exemplifizierte Dr.

Karsten Vilmar, Präsident der Bun- desärztekammer und des Deut- schen Ärztetages, Bremen, am Beispiel der ärztlichen Berufsaus- übung. Er hob die hohe personale Verantwortung des Arztes beim ärztlichen Handeln hervor. An die- ser Grundproblematik hätten auch Spezialisierung und Rationalisie- rung nichts verändert, wenn auch die Beziehungen vielfältiger und verflochtener geworden seien, be- tonte Vilmar. Spezialisierung und

Differenzierung der Medizin hät- ten die Formen der ärztlichen Berufsausübung entscheidend ge- prägt. Maßgebend für das Selbst- verständnis des Arztes und seiner Rolle im Medizinbetrieb seien aber auch die zunehmende Industriali- sierung und Anonymisierung des gesellschaftlichen Lebens gewe- sen ebenso wie die Einführung technischer Hilfsmittel (beispiels- weise die EDV). Zudem habe die enorme Wissensausweitung eine rasch zunehmende Differenzie- rung in eine schnell sich erwei- ternde Zahl von verschiedenen Spezialdisziplinen auch in der Me- dizin bewirkt.

Vilmar betonte: „Fragen nach der Freiheit in der Berufsausübung und der Berufsstellung des Arztes sowie nach der persönlichen Ver- antwortung des Arztes gegenüber dem Patienten, ebenso aber auch der Solidargemeinschaft der Ver- sicherten und dem ganzen Volke gegenüber stellen sich daher heu- te nachdrücklicher als vor 20 oder gar 50 Jahren."

Eine Grundvoraussetzung für die freie Berufsausübung und eine vertrauensvolle, intakte Arzt-Pa- tienten-Beziehung seien aber auch die berufliche Unabhängig- keit des Arztes und eine möglichst von fachfremden und administrati- ven Einflüssen freigehaltene Zone für gewissenhafte, persönlich ver- antwortete und teilnahmsvoll ge- tragene ärztliche Entscheidungen.

Leider seien die Prinzipien der Endverantwortung des Arztes und der Unabhängigkeit der ärztlichen Entscheidungen nicht in allen Be- reichen und zu jeder Zeit gewähr- leistet. Der Arzt in der Praxis und seine Interessenwalter müßten sich deshalb tagtäglich dafür ein- setzen, diese Essentials zu wah- ren. Dies gelte für alle Sektoren, sowohl für den niedergelassenen Arzt als auch für den am Kranken- haus oder bei einer Sozialverwal- tung oder einer Behörde tätigen Kollegen. Für den Patienten sei es unzumutbar, wenn durch die fortschreitende Spezialisierung gleichzeitig die Verantwortung

zersplittert, zumindest undurch- sichtig gemacht und dadurch auch oftmals völlig anonymisiert werde.

Die notwendige Spezialisierung und Rationalisierung tangieren aber auch die ärztliche Verantwor- tung beim Zusammenwirken meh- rerer Spezialisten an einem Pa- tienten, sei es gleichzeitig oder nacheinander, betonte Vilmar.

Zwar trage jeder Spezialist für sei- nen Bereich und seine Handlun- gen die Verantwortung, doch müs- se ein bestimmter Arzt jeweils koordinierend tätig und für die Ge- samtbehandlung die Verantwor- tung übernehmen, um so sicher- zustellen, daß nicht etwa einzelne Spezialisten aus der Sicht ihres Spezialgebietes zwar richtige Be- handlungsmaßnahmen vorschla- gen, die bei Addition mit anderen speziellen Behandlungsmaßnah- men jedoch für den Patienten nicht nützlich sein müssen, son- dern schädliche Folgen haben könnten.

Nachdrücklich setzte sich Vilmar dafür ein, alle Behandlungsmaß- nahmen zu koordinieren und ei- nem behandelnden Arzt die ärztli- che Verantwortung zu übertragen, wenn mehrere Spezialisten nach- einander an einem Patienten tätig werden müssen.

Das ärztliche Handeln und die ärztlichen Entscheidungsfreiräu- me sowie die persönliche Verant- wortung des Arztes dürften nicht durch zu starre Vorgaben ökono- mischer Daten eingeengt werden.

Die heute gängigen, oftmals sach- fremden Parameter seien keine medizinisch optimale Entschei- dungskriterien. Falls derartige Größen für Art und Umfang der ärztlichen Behandlung tatsächlich maßgebend würden, wären im sta- tionären wie im ambulanten Be- reich die Einschränkung ärztlicher Behandlung in Zeiten wirtschaftli- cher Rezession oder die Zutei- lung von Gesundheitsleistungen zwangsläufige Folge, kommentier- te Vilmar.

Ausgabe A DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 80. Jahrgang Heft 33 vom 19. August 1983 67

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Hans-Meid-Ausstellung in Pforzheim

Die Stadt Pforzheim zeigt bis zum 7. September 1983 im Reuchlinhaus, Jahnstraße 42, und in der städtischen Galerie

„Provisorium", Hohenzollern- straße 81, eine Ausstellung mit Werken des Malers und Graphi- kers Hans Meid.

Meid, ein gebürtiger Pforzhei- mer, wäre 1983 hundert Jahre alt geworden; er gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der ersten Hälfte un- seres Jahrhunderts.

Sein Werk umfaßt mehr als 600 Radierungen und Lithogra- phien, ungezählte Zeichnungen und Buchillustrationen, viele Aquarelle sowie ein kleines Oeuvre an Ölbildern. Im Zwei- ten Weltkrieg ging ein großer Teil der Originalwerke verloren.

Bei der Centenar-Ausstellung in Pforzheim werden sämtliche noch erreichbaren Ölgemälde Meids zu sehen sein, ferner der gesamte Don-Juan-Zyklus der Galerie der Stadt Stuttgart so- wie ein repräsentativer Quer- schnitt durch das graphische Werk und die Aquarelle.

Zur Ausstellung erscheint der Katalog „Hans Meid — Eine Werkübersicht". Für die Kon- zeption der Ausstellung und des Kataloges zeichnet die Ga- lerie Ralph Jentsch, München, verantwortlich.

Die Publikation enthält Abbil- dungen aller 450 Exponate der Ausstellung, darunter zirka 100

in Farbe.

Verfasser des Textteils ist der Chefarzt der Inneren Abteilung

des Krankenhauses St. Josef, Wuppertal, Prof. Dr. Franz Her- mann Franken, der sich als Au- tor kunstgeschichtlicher und

Hans Meid: Selbstbildnis, 1947 (Aus- schnitt), Tuschfeder laviert und Koh- le auf Velin, Monogrammiert und be- titelt „Eve zum Geburtstag 1947", 18 x 13,1 cm (Nachlaß Hans Meid, Frankfurt)

musikwissenschaftlicher Publi- kationen einen Namen gemacht hat. Franken, passionierter Meid-Sammler, bereitet derzeit eine Monographie über den Künstler vor.

Der Katalog kostet 18 DM und ist zu beziehen über das Kultur- amt der Stadt Pforzheim, Post- fach 7, 7530 Pforzheim.

Spektrum' der Woche Aufsätze • Notizen

Freie Berufe FEUILLETON

Vilmar warnte davor, die erweiter- ten Möglichkeiten in der Medizin einer oft „blinden Wissenschafts- und Technikgläubigkeit" zu op- fern. Der Mensch dürfe nicht Ge- fahr laufen, durch den Einsatz mo- derner Technik immer mehr zum

„entpersonalisierten Objekt" zu werden und seine „Menschenwür- de zu verlieren".

Zwar sei moderne Medizin ohne differenzierte Technik und kompli- zierte Apparate ebensowenig denkbar wie ohne hoch wirksame Arzneimittel. Die daraus abgeleite- te These: Der Arzt nutzt zwar die moderne Technik zur persönli- chen Behandlung des Kranken, der Einsatz von Apparaten und Technik darf aber immer nur Mittel zum Zweck sein und darf nicht Selbstzweck werden.

Vilmar brach eine Lanze zur ver- stärkten Kooperation mit anderen Berufsgruppen. Doch dürfe dies nicht dazu führen, rein ärztliche Aufgaben und Entscheidungen auf die Angehörigen dieser ande- ren, paramedizinischen Berufe zu verlagern. Trotz Spezialisierung und Rationalisierung werde der Arzt seine Verantwortung nicht al- lein im Bedienen von Apparaten und technischem Gerät sehen.

Auch die betriebswirtschaftlichen Rationalisierungsmöglichkeiten seien im „Dienstleistungsbetrieb Arztpraxis" eng begrenzt. Denn, so schloß Vilmar sein Nürnberger Grundsatzreferat: „Eine möglichst gute ganzheitliche Versorgung der Patienten erfordert vertrau- ensvolles Gespräch, sorgfältiges Erheben der Anamnese sowie gründliche Untersuchung durch den Arzt." Es gelte, den ärztlichen Entscheidungsfreiraum im Inter- esse der Patienten zu wahren. Nur dann könne der Arzt bei aller not- wendigen Spezialisierung und Ra- tionalisierung die Verantwortung für die ärztliche Behandlung ge- genüber dem Patienten, aber auch gegenüber der Öffentlichkeit, den Krankenkassen und den Kranken- hausträgern übernehmen.

Dr. Harald Clade

68 Heft 33 vom 19. August 1983 80. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A

Referenzen

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