n der Gesundheitsreform 2000 kommt keine Vereinigung aus dem Gesundheitswesen vorbei, die derzeit zum jährlichen Lagebericht einlädt. So erging es Anfang Mai auch der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Ber- lin. Ihr Präsident, Hans-Günter Friese, nahm zum Reformpapier Stellung.
Eine Positivliste lehnen die Apo- theker ab. Sie sei nicht geeignet, die Qualität der Arzneimittelversorgung zu verbessern. Ebenso negativ äußer- te sich Friese zum Prinzip des Bench- marking im Bereich der Arznei- und Heilmittelbudgets. Diese sollen sich an den drei Regionen mit den gering- sten Ausgaben orientieren. Nach Dar- stellung von Friese lassen sich die Arzneimittelausgaben in den 23 Kas- senärztlichen Vereinigungen derzeit aber nicht methodisch akzeptabel ver- gleichen. Um schließlich – wie vom Bundesgesundheitsministerium vor- gesehen – „relevante Unterschiede“
zwischen Regionen berücksichtigen
zu können, benötige man eine KV-be- zogene Morbiditätsstatistik. Diese existiere aber nicht. Außerdem seien die Versorgungsstrukturen nicht ver- gleichbar. Beispiel: die Arzneimittel- ausgaben seien in Niedersachsen höher als in Hessen, weil dort mehr krebskranke Patienten ambulant be- handelt werden.
Asthma-Kranke: weniger belastet und zufriedener
Die Stärkung der hausärztlichen Versorgung hingegen wird von der ABDA begrüßt. Friese sagte, es fehle in den Reformvorstellungen aber die stärkere Einbeziehung apothekerli- cher Kompetenz. Er forderte konkret die Verankerung der pharmazeuti- schen Betreuung von Patienten als ei- gene entgeltliche Leistung der GKV im Sozialgesetzbuch V. „Pharmazeu- tische Betreuung“ definierte Friese als „systematische, zwischen Arzt und
Apotheker koordinierte Begleitung der Arzneimittelanwendung beim Pa- tienten zur Sicherung des Anwen- dungserfolges und der Verbesserung seiner Lebensqualität“.
Als Beispiel für eine gelungene pharmazeutische Betreuung präsen- tierte Dr. Martin Schulz, Leiter der Arzneimittelinformationsstelle der ABDA, die Ergebnisse einer Ham- burger Studie mit Asthma-Kranken.
Dabei ging es nach seinen Worten nicht darum, den Ärzten in die Ver- ordnung „hineinzuregieren“. Ziel war es vielmehr, innerhalb eines Jahres das Wissen der Asthmatiker über ihre Erkrankung, die verordneten Arznei- mittel und die „technischen Hilfsmit- tel“ zu verbessern und so die Therapie zu optimieren.
An dem Projekt beteiligten sich 48 Apotheken, 127 Allgemeinmedizi- ner, Praktische Ärzte, Internisten und Pulmologen sowie 242 Patienten. Zu den Aufgaben der beteiligten Apo- theker zählte es, die verordneten Präparate und ihre Handhabung zu erläutern. Sie sollten die Asthmatiker auch im Umgang mit dem Peak-flow- Meter, dem Asthma-Tagebuch und im
„Selbstmanagement“ der Krankheit schulen, zu Fragen der Selbstmedika- tion beraten und die Angst insbeson- dere vor der Einnahme von Glucocor- ticoiden abbauen helfen. Den Studi- energebnissen zufolge hatte die intensi- ve Beratung Erfolg. Lungenfunktion und Inhalationstechnik verbesserten sich. Den Asthma-Kranken ging es nach einem Jahr körperlich wie psy- chisch besser. Ob gleichzeitig auch die Krankheitskosten gesunken sind, wird noch berechnet. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten verlief im übrigen pro-
blemlos. Sabine Rieser
A-1320 (16) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 20, 21. Mai 1999
P O L I T I K AKTUELL
Tabelle
Entwicklung der Apothekenzahl/Einwohnerzahl je Apotheke
1990 1995 1995 1996 1996 1997 1997 1998 1998 West Ost West Ost West Ost West Ost
Apothekenzahl 18 029 18 232 2 887 18 267 3 023 18 306 3 151 18 329 3 227
Neugründungen 216 151 221 146 163 142 140 157 100
Schließungen 97 116 40 111 27 103 12 134 24
Apotheken-
vermehrung 119 35 181 35 136 39 128 23 76
Einwohner*
je Apotheke 3 500 3 630 5 370 3 630 5 110 3 640 4 890 3 640 4 750
* Angaben jeweils Jahresende Quelle: ABDA, Eschborn
Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Gewünscht: Geld aus dem Kassen-Topf für pharmazeutische Betreuung
Die Apotheker bemängeln seit längerem, daß die gründliche Beratung der Patienten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht gesondert bezahlt wird.
Nun sollen Forschungsprojekte wie eine „Asthma-Studie“ ihre Forderung untermauern.
A
Der Umsatz einer „typischen“ Apotheke lag 1998 nach Abzug der Mehrwertsteuer bei rund 1,5 Millionen DM. Das Einkommen eines Apothekers vorSteuern betrug im Durchschnitt 133 000 DM. Damit liegt es über den Einkünften der letzten Jahre, doch noch unter dem Niveau zu Anfang der 90er Jahre. Die Zahl der Arbeitsplätze in Apotheken (Voll- und Teilzeitstellen) hat sich 1998 um knapp 2 400 erhöht.