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Archiv "Prävention: Kassen geben mehr Geld für Vorbeugung aus" (18.01.2008)

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A72 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 318. Januar 2008

P O L I T I K

J

eder zwölfte Versicherte nimmt an Vorsorgeprogrammen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) teil. Dies geht aus dem GKV-Präventionsbericht 2007 her- vor. Demnach beteiligten sich 2006 rund 5,7 Millionen Menschen an Präventionsmaßnahmen der Kas- sen. Das sind 1,9 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Nach Angaben der Spitzenverbände der Krankenkas- sen wurden insbesondere gesund- heitsfördernde Maßnahmen in Kin- dergärten und Schulen verstärkt,

„wodurch alle sozialen Schichten angesprochen werden konnten“.

Über diese Ergebnisse können sich die Kassen gleich doppelt freu- en. Zum einen belegen die Zahlen, dass die Versicherten durch ihre Teilnahme an Präventionsprogram- men kostspieligen Krankheiten vor- beugen. Zum anderen liefert der Re- port Argumente gegen den von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) vorgelegten Ent- wurf für ein Präventionsgesetz.

Denn dieser sieht vor, dass die Krankenkassen, die anderen Sozial- versicherungen und die private Krankenversicherung (PKV) zwar die finanzielle Hauptlast für die Vor- beugung tragen. Doch welche Pro- gramme mit den jährlich rund 350 Millionen Euro finanziert werden sollen, dürfen die Kostenträger nach dem Gesetz nicht mehr allein ent- scheiden. Hierfür sollen 17 Gremien zuständig sein – ein nationaler und 16 Länder-Präventionsräte.

Schmidt dürfte es deshalb ungele- gen kommen, dass die Kassen aus- gerechnet jetzt den Erfolg ihrer Präventionsarbeit empirisch nach- weisen können. Nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden des IKK-

Bundesverbandes, Rolf Stuppardt, darf das Präventionsgesetz zu keiner Einschränkung etablierter Präventi- onsaktivitäten der Kassen führen:

„Denn diese bieten Qualität und Er- folg, wie die Ergebnisse des Berichts verdeutlichen.“ Tatsächlich doku- mentiert die Untersuchung mehr als 1 000 Präventionsprojekte in knapp 20 000 Einrichtungen wie Kinder- gärten und Schulen. Dies entspricht einer Steigerung von 26 Prozent ge- genüber 2005. Mit ein Grund für den Boom der Programme ist die bessere Finanzsituation der Kassen. So ga- ben die Kostenträger 2006 mehr als 232 Millionen Euro für die Vorbeu- gung aus. Das sind 3,30 Euro je Versicherten jährlich; das gesetzli- che Soll liegt bei nur 2,74 Euro.

„Die Entwicklung der Gesund- heitsförderung und Prävention ist eine Erfolgsgeschichte der Kran- kenkassen“, sagte Stuppardt bei der Vorstellung des Berichts in Berlin.

Doch reichten die Maßnahmen der GKV allein nicht aus. Prävention sei eine gesamtgesellschaftliche Aufga- be, für die das geplante Präventions- gesetz entsprechende Rahmenbe- dingungen schaffen müsse.

Den von Schmidt vorgelegten Entwurf lehnt Stuppardt ab. Es sei der falsche Weg, der gesetzlichen Kranken-, Unfall-, Renten- und Pfle- geversicherung sowie der PKV die finanzielle Hauptverantwortung für Prävention aufzubürden, sagte er.

Diese Meinung teilt auch Schmidts Parteifreundin, Bundesjustizminis- terin Brigitte Zypries. Eine umfas- sende Gesundheitsprävention zähle

„nicht ohne Weiteres zu den Zwecken der Unfall- und Renten- versicherung“, stellte das Justizmi- nisterium in einer schriftlichen Stel- lungnahme klar. Auch das Bundesin- nenministerium warnte vor erhebli- chen rechtlichen Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Gesetzes.

Verfassungsrechtlich bedenklich sind vor allem die geplanten Prä- ventionsräte. So hatte das Bundes- verfassungsgericht erst kürzlich die zur Betreuung von Hartz-IV-Emp- fängern geschaffenen Arbeitsge- meinschaften aus der Bundesagen- tur für Arbeit und den Kommunen als verfassungswidrige Mischver- waltungen verworfen. Eine ähnliche Konstruktion weisen auch die Prä- ventionsräte auf.

IKK-Chef Stuppardt kritisierte zudem, dass Mittel aus dem für 2009 geplanten Gesundheitsfonds der GKV über die Präventionsräte verteilt werden sollen. Die Kran- kenkassen würden so nicht nur ihre Steuerungshoheit für die Präventi- onsarbeit verlieren. Stuppardt be- fürchtet auch, dass sich Bund, Län- der und Kommunen auf diesem Weg

ihrer finanziellen Verantwortung für die Prävention entledigen könnten.

Tatsächlich hat die öffentliche Hand in den vergangenen Jahren immer weniger Geld für Prävention beigesteuert. Nach Angaben des Sta- tistischen Bundesamts ist der staat- liche Anteil an der Finanzierung von Prävention zwischen 1992 und 2005 von 32 auf 24 Prozent gesunken. Im Referentenentwurf für das Präven- tionsgesetz wird zwar die gemein- same Verantwortung für die Vorbeu- gung betont. Doch legt sich der Ge- setzgeber nicht fest, wie Bund und Länder sich an der Finanzierung der Prävention beteiligen wollen. n Samir Rabbata

PRÄVENTION

Kassen geben mehr Geld für Vorbeugung aus

Immer mehr Menschen nehmen Präventionsangebote der Kassen wahr. Trotzdem soll die Verantwortung der Kostenträger für die Vorbeugung beschnitten werden.

Die Entwicklung der Gesundheitsförderung und

Prävention ist eine Erfolgsgeschichte der Krankenkassen.

Rolf Stuppardt, Vorstandsvorsitzender des IKK-Bundesverbandes

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