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Archiv "Pharmazeutische Betreuung: Patienten werden bessere „Manager“ ihrer Erkrankung" (28.01.2000)

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A-156

P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 4, 28. Januar 2000 wäre durchaus denkbar, ein Medika-

ment auch weiterhin aufgrund von Ef- fekten auf Surrogat-Parameter zuzu- lassen, ihm sozusagen – so wie es be- reits jetzt geschieht – einen Vertrau- ensvorschuss zu gewähren.

Doch an die Zulassung muss streng die Pflicht des Unternehmens gebunden sein, die langfristige End- punkt-ausgerichtete Studie baldmög- lichst nachzuliefern. Der Zwang zur Durchführung derartiger Studien kann aber auch von einer aufgeklärt-kriti- schen Ärzteschaft ausgehen, die als Grundlage für das Rezeptieren die wissenschaftliche Evidenz für Nutzen und Sicherheit der Medikamente ein- fordert.

Wenn die Pharma-Firmen nicht auf diese Weise in die Pflicht genom- men werden können, dann muss der Staat bereit sein, seine Bevölkerung zu schützen. In den USA haben die Behörden die Verantwortung akzep- tiert: Dort werden Milliarden-Sum- men zur Durchführung von Studien zur Arzneimittel-Wirkung und -Si- cherheit bereitgestellt. Alleine die Women’s Health Study, in der unter anderem die Hormonersatztherapie erprobt wird, kostet 400 Millionen Dollar. Die Ergebnisse aus dieser amerikanischen Studie werden jedoch nur eingeschränkt auf Europa über- tragbar sein, da hier überwiegend andere Hormon-Präparate verordnet werden.

In Europa sind derartige Projekte derzeit unmöglich – vor allem weil es kein Geld dafür gibt. Deshalb sollte ei- ne Möglichkeit geschaffen werden, wichtige Fragen auch ohne das Wohl- wollen von Pharmafirmen zu klären.

Wir plädieren für die Einrichtung eines Fonds bei einer Bundes- oder Europa- Behörde, in den die Parteien des Ge- sundheitswesens einzahlen (Pharmain- dustrie, Kassen, Regierung) und aus dem notwendige unabhängige Studien finanziert werden. Dabei sollte man sich auf die Untersuchung von Medi- kamenten beschränken, von denen ein relevanter Fortschritt zu erwarten ist.

Anschrift für die Verfasser

Prof. Dr. med. Michael Berger Heinrich-Heine-Universität Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

E-Mail: bergermi@uni-duesseldorf.de

MEDIZINREPORT

ach Daten aus den USA und Nordeuropa können Apothe- ken durch strukturierte „Phar- mazeutische Betreuung“ von Patien- ten deutlich zur effektiveren Arznei- mittelbehandlung beitragen. In Ham- burg wurden die Ergebnisse einer Stu- die vorgestellt, die dies auch für die Asthmabehandlung nahe legt. Die Untersuchung wurde aus Beitragsgel- dern der Bundesvereinigung Deut- scher Apothekerverbände (ABDA) finanziert und in Kooperation mit der Hamburger Apothekerkammer orga- nisiert. Von den etwa vier Millionen Asthmatikern in Deutschland sterben circa 6 000 jährlich an Komplikatio- nen ihrer Krankheit. Zu den Ursa- chen von Therapieversagen gehören:

❃ totales Fehlen von Medikation

❃ Non-Compliance

❃ die Anwendung „richtiger“

❃ Medikamente zur falschen Zeit

❃ Unterdosierungen oder

❃ Überdosierungen

Zu den Folgekosten solcher „Me- dikamentenfehler“ tragen vermeidba- re Krankenhaus-Einweisungen we- sentlich bei. Ein Tag im Krankenhaus koste 800 DM, ein Jahr Arzneimittel- behandlung dagegen nur 1 300 DM, berichtete Dr. Martin Schulz (Esch- born). An der Hamburger Untersu- chung nahmen 161 Studien- und 81 Kontroll-Patienten teil, außerdem 26 Studien- und 22 Kontroll-Apotheken und circa 120 Ärzte. Zielparameter waren Besserung von Gesamtzustand, Lebensqualität, Asthma-Wissen und die Fähigkeit und Motivation zum

„Selbstmanagement“.

Die Teilnehmer wurden über ein Jahr alle sechs Wochen durch Ein- zelgespräche in Apotheken beraten, inklusive Inhalationstechnik, Peak-

Flow-Messung und Patienten-Tage- buch. Bei der Kontrollgruppe fiel die- se Beratung weg. Hier würden Peak- Flow und Inhalationstechnik nur zu Beginn und nach sechs Monaten de- monstriert, und sonst würde nur mit Fragebögen gearbeitet, berichtete Prof. Franz Petermann (Bremen).

Anfangs glaubten sehr viele der Patienten, ihr Asthma sei psychisch verursacht oder angeboren, und im Notfall sei Inhalieren von Kortikoiden nötig. Im Vergleich zur Kontrollgrup- pe fand sich in der Studiengruppe eine kontinuierlich höhere Zunahme von Lebensqualität und Asthma-Wissen.

Die Fertigkeiten zum selbstständigen Management der Krankheit stiegen

„hochsignifikant“ stärker unter phar- mazeutischer Betreuung, ebenso Com- pliance und therapeutische Mitarbeit.

Gemessen an der Häufigkeit der Symptome, Medikamentenverbrauch, Spirometrie und Lungenfunktion, sei der Asthma-Schweregrad beider Grup- pen anfangs vergleichbar gewesen, sagte Prof. Christian Bergmann (Bad Lippspringe). Nach sechs und zwölf Monaten hätten sich diese Parameter jedoch im Vergleich zur Kontrollgrup- pe, bei der sich nichts änderte, signi- fikant gebessert. Die Patienten selbst schätzten ihren Zustand jeweils noch besser ein als die Ärzte.

Nachdem erstmals der Nutzen der pharmazeutischen Betreuung be- legt sei und erhebliche Einsparungen von Folgekosten bei der Asthma-Be- handlung möglich würden, könnte ein Teil dieser Gelder als Honorar den beteiligten Apotheken zufließen. Oh- ne Honorar könnten Apotheker die- sen Dienst nicht leisten, betonte abschließend der ABDA-Präsident Hans-Günter Friese. Wolfgang Sass

Pharmazeutische Betreuung

Patienten werden bessere

„Manager“ ihrer Erkrankung

Untersuchung mit Asthma-Patienten in Hamburg belegt objektive und subjektive Verminderung der

Symptome sowie eine Verbesserung der Lebensqualität.

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