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Archiv "Ausgehen" (11.05.1978)

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Die Information:

Bericht und Meinung DER KOMMENTAR

kleinere. Und bei älteren Kranken- häusern gibt es mehr zu „reparie- ren" als bei neuen.

Wie die Kosten in Wirklichkeit ge- stiegen sind, soll nunmehr unter- sucht werden. Auf die Ergebnisse eines entsprechenden For- schungsauftrages kann die Bun- desregierung aber nicht mehr war- ten. Bundespflegesatzverordnung und Krankenhausfinanzierungs- gesetz haben ihr die Hände ge- bunden: Spätestens alle zwei Jah- re muß die Bemessungsgrundlage für die pauschale Abgeltung der Instandhaltungs- und Instandset- zungskosten neu festgesetzt wer- den. Und zwei Jahre sind schon wieder vorüber. RL

Ausgehen

Das neueste Modewort deutscher Politiker ist die Formel: „Ich gehe davon aus, daß ...". Wenn man diese Formel einmal genau unter- sucht, dann heißt das: Zwar weiß ich nicht ganz genau, wie es wirk- lich ist, aber weil ich für meine Argumentation oder für meine Po- litik ja irgendeinen festen Punkt haben muß, auf den ich mich stüt- ze, unterstelle ich zunächst ein- mal, es wäre so. Wenn also einer sagt, er gehe von etwas aus, so kann man daraus schließen, daß er sich nicht sicher ist.

Auch Dr. med. Fritz Cremer, Vor- sitzender der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten im Gesund- heitswesen (ASG), geht von etwas aus. Cremer hat erklärt, die ASG gehe davon aus, daß der Bundes- tagsabgeordnete Udo Fiebig nicht die Legitimation hatte, für die SPD oder ihre Bundestagsfraktion zu sprechen, als er am 12. März 1978 in Loccum das SPD-Gesundheits- programm „getrost zu den Akten"

legte (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 12/1978, Seite 673). Wir können also getrost davon ausgehen, daß der bayerische Landtagsabgeord- nete Cremer nicht genau weiß, was sich in der Bundestagsfrak- tion der SPD abspielt. Immerhin

hat Fiebig zum einen in Loccum mit keinem Wort seine Erklärun- gen etwa auf „persönliche Auffas- sungen" reduziert, zweitens hat er ganz betont seine Übereinstim- mung mit seinem Fraktionsvorsit- zenden Herbert Wehner hervorge- hoben. Im übrigen hat Wehner, der als fleißiger und korrekter Arbeiter berühmt und sogar berüchtigt ist, am ASG-Kongreß in Bremen, auf dem die integrierten SPD-Systeme festgeschrieben wurden, auch selbst teilgenommen — er schießt also nicht aus dem Nebel, wenn er jetzt dagegen agieren sollte. Und wer bei diesem Kongreß dabei war, der weiß, daß Wehner aus sei- ner Abneigung gegen das System- theoretisieren keinen Hehl ge- macht hat. Später hat sogar einer der Mitverfasser des Programmes, ASG-Vorstandsmitglied und DGB- Vertreter bei dieser Organisation, Wolfgang Mudra, das Programm lediglich als „Diskussionsange- bot" bezeichnet (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 3/1978, Seite 100).

Jetzt aber hat Cremer erneut be- tont: Es bleibe dabei, daß der Par- teitag über die Gesundheitspolitik der SPD entscheidet (basta!), und daß das Programm nicht zu den Akten gelegt, sondern realisiert werden müsse (basta!). Wir sind solch großen Worten gegenüber bescheiden: Wir gehen davon aus, daß Gesetze im Parlament ge- macht werden, und daß die vom Volk gewählten Abgeordneten ein- zeln und in ihren Fraktionen nach eigenem Wissen und Gewissen entscheiden, was sie für richtig und politisch für durchsetzbar hal- ten. Insoweit also war das State- ment des Bundestagsabgeordne- ten Udo Fiebig eben ein parlamen- tarisches Ereignis, das für die Be- wertung sozialdemokratischer Ge- sundheitspolitik seine Bedeutung hat. Welche, wird sich wohl mit einiger Sicherheit erst im Laufe der Zeit herausstellen — wobei man übrigens nicht nur davon ausge- hen, sondern sogar als sicher un- terstellen kann, daß Bundestags- abgeordnete auch etwas von Wah- len verstehen... bt

AUS DEN BUNDESLÄNDERN

SCHLESWIG-HOLSTEIN

Männer sollen zur

„Früherkennung" gehen

Der Zweite Vorsitzende der Kas- senärztlichen Vereinigung Schles- wig-Holstein, Dr. Rudolf Gahr- mann, hat den Männern dringend zu vermehrter Inanspruchnahme der Krebs-Früherkennungsunter- suchungen geraten. Dr. Gahrmann widersprach damit der von Profes- sor Julius Hackethal wiederholt geäußerten These, der Prostata- krebs habe, sofern es sich um Her- de von geringerer Aktivität hande- le, bei Berücksichtigung des Le- bensalters kaum noch Bedeutung für den Mann. Dr. Gahrmann be- zeichnete dies als eine unzulässi- ge Verharmlosung des Problems.

Erst nach einer eingehenden Un- tersuchung könne man entschei- den, ob eine Behandlung durchzu- führen sei und welche Therapie angewendet werden müsse. Das Ablehnen der Früherkennungsun- tersuchung hieße, „den Kopf nach Art des Vogel Strauß in den Sand zu stecken."

Die Allgemeine Ortskrankenkasse Lübeck hat als erste Krankenkasse in Schleswig-Holstein mit Wirkung vom 1. April die Altersgrenze für

Früherkennungsuntersuchungen bei Männern und Frauen aufgeho- ben. KV-SH

NORDRHEIN-WESTFALEN

Köln: Weniger Betten für Kinder?

Die Kinderklinik der Kölner Univer- sität soll um ein Drittel verkleinert werden. Das nordrhein-westfäli- sche Wissenschaftsministerium hält statt der gegenwärtig 181 für die allgemeine Kinderheilkunde zur Verfügung stehenden Betten künftig bereits 110 für „ausrei- chend". Dies ergibt sich aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des Kölner CDU-Abgeordneten Ottmar Pohl.

1124 Heft 19 vom 11. Mai 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Die Information:

Bericht und Meinung

Die Landesregierung will zwar auch für die Kinderklinik der Uni- versität noch vor 1984 bessere Be- dingungen schaffen, ob die Arbei- ten aber zu diesem Zeitpunkt ab- geschlossen werden können, sei noch ungewiß. Während die Lei- tung der Klinik als durchschnittli- che Belegungsquote 86 Prozent angibt, geht das Wissenschaftsmi- nisterium nur von 72,5 Prozent aus. Auch sei die Verweildauer mit 17,5 Tagen „hoch", wogegen sie im Landesdurchschnitt nur 15,4 Tage betrage.

Die Landesregierung strebt an, die Kinderabteilungen der übrigen Kölner Krankenhäuser und der be- nachbarten Großstädte stärker auszulasten, denn keine erreiche eine Nutzung von mehr als 80 Pro- zent. EB

BREMEN

Nur 20 Prozent der Heilpraktiker-Bewerber erhalten Zulassung

Nach Ausführungen des Senators für Gesundheit und Umweltschutz, Herbert Brückner, in der Bürger- schaft erhalten im Lande Bremen nur etwa 20 Prozent der Bewerber die Zulassung zur Ausübung des Heilpraktikerberufes, während es in anderen Bundesländern 70 bis 80 Prozent der Bewerber sind. Von seiten der CDU-Fraktion wurde al-

lerdings darauf hingewiesen, daß diese verschärften Bestimmungen in Bremen keine Auswirkungen haben, weil es die Freizügigkeit je- dem Heilpraktiker gestattet, sich auch mit einer „Prüfung" aus ei- nem anderen Land in Bremen nie- derzu lassen.

Ein Antrag der CDU-Fraktion an den Senat, darauf hinzuwirken, daß eine bundeseinheitliche Rege- lung für die Ausbildung und Aus- übung des Heilpraktikerberufes eingeführt wird, ist mit Zustim- mung aller Fraktionen zunächst an die zuständigen Ausschüsse über- wiesen worden. EB

SAARLAND

Kampfverband für die

„Politik des Möglichen":

Dreißig Jahre Saar-

ländisches Ärzte-Syndikat

Vor dreißig Jahren, am 9. Mai 1948, wurde das Saarländische Ärzte-Syndikat aus der Taufe ge- hoben, der erste Ärzteverband, der nach dem Kriege auf deutschem Boden gebildet wurde, im damals autonomen Staat Saarland, der bereits 1947 aus der französischen Besatzungszone entlassen wor- den war. Bei der 30. Hauptver- sammlung des Saarländischen Ärzte-Syndikats am 15. April 1978 in Saarbrücken beschwor der Vor- sitzende des Syndikats, SanitätS- rat Dr. med. Gerhard Büch, vor den Delegierten und zahlreichen Ehrengästen die Geschichte die- ses Einheitsverbandes, die auch heute noch beispielhaft ist.

Motiviert durch die finanzielle Not- lage der meisten Ärzte nach dem verlorenen Krieg, erklärte sich das Syndikat bei der Gründung als ei- ne Vereinigung von Ärzten, die sich als besondere Aufgabe die Vertretung der wirtschaftlichen Belange der Ärzteschaft stellte, unter ausdrücklicher Berufung auf Sanitätsrat Dr. Hermann Hartmann übrigens, der am 13. September 1900 im damaligen Kaiserreich zu einer Verbandsgründung mit glei- cher Aufgabenstellung aufgerufen hatte.

Die harten, teilweise dramatischen Auseinandersetzungen in den Jah- ren 1948 bis 1950 mit der Landes- versicherungsanstalt des Saarlan- des, dem Vorgänger der heutigen Allgemeinen Ortskrankenkasse für das Saarland, sind den älteren Ärzten noch in Erinnerung: Der saarländische Einheitsverband er- kämpfte einen dauerhaften Ver- trag, der schließlich 1950 von den Vertragspartnern Landesversiche- rungsanstalt und Kassenärztliche Vereinigung abgeschlossen wurde und — mit geringfügigen Änderun-

gen — Bestand hatte bis zum Jahre 1959, bis zur wirtschaftlichen Ein- gliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik; er hatte ein dyna- misches Honorar gebracht, das in einer gewissen Relation zu den steigenden Löhnen und Gehältern der Arbeitnehmer stand.

Eine andere beispielshafte Aktivi- tät des Syndikats, die Dr. Büch schilderte, war die Vorbereitung der Gründung eines Versorgungs- werkes für die saarländischen Ärz- te, einer Selbsthilfeeinrichtung der Ärztekammer, die nicht allein den Kassenärzten, sondern allen Ärz- ten die Möglichkeit der Altersver- sorgung bieten sollte. Damals be- währte sich die saarländische Ärz- teschaft als eine echte Solidarge- meinschaft. Der Vorschlag der Ärztekammer wurde nicht nur zu 92 Prozent von den Kassenärzten, sondern auch von 80 Prozent der sogenannten „Jungärzte" ange- nommen. Mit Recht wies Dr. Büch darauf hin, daß die Gründung ei- nes solchen umfassenden ärztli- chen Versorgungswerkes zu ei- nem so frühen Zeitpunkt— nämlich 1951 — ohne den ärztlichen Ein- heitsverband an der Saar, das Saarländische Ärzte-Syndikat, nicht möglich gewesen wäre.

Der Einsatz des Syndikats für die gerechtere Bezahlung der Assi- stenzärzte an den Krankenhäusern und für eine Verbesserung des Bettenschlüssels brachte den an- gestellten Ärzten deutliche Bes- serstellungen. Gute Zusammenar- beit betraf nicht nur den ursprüng- lichen „Assistentenbund", den späteren Verband der angestellten Ärzte im Saarländischen Ärzte- Syndikat, sondern auch den 1959 gebildeten „Marburger Bund", dem das Syndikat in den Ausein- andersetzungen um eine ange- messene Vergütung des Bereit- schaftsdienstes und der Rufbereit- schaft ebenfalls hilfreich zur Seite stand.

Das Saarländische Ärzte-Syndikat versteht sich auch heute noch als saarländischer Einheitsverband.

Mit dem Hartmannbund, den es an

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 19 vom 11. Mai 1978 1125

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