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Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen:

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Academic year: 2022

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Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen:

Kaleidoskop einer vielschichtigen Beziehung im Spiegel verschiedener historischen Darstellungen

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen Grades einer Magistra der Philosophie

- -

vorgelegt von

POPODI Desiree Alexandra

am Institut für Geschichte

Begutachter: Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. REISINGER Nikolaus

Graz, 2018

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Eidesstattliche Erklärung

Ich erkläre hiermit eidesstattlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fassung entspricht der eingereichten elektronischen Version.

Graz, am ____________________ __________________________ (Unterschrift)

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Gender Erklärung

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Diplomarbeit die Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

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„Das Erste, das der Mensch im Leben vorfindet, das Letzte, wonach er seine Hand ausstreckt, das Kostbarste, was er im Leben besitzt, ist die

Familie."

(Adolph Kolping)

Für meine Eltern

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Danksagung

In Rahmen der Gelegenheit öffentlich Danken zu können, will ich zuallererst meiner Familie danken. Ganz besonders meinen Eltern Renate und Klaus, denn nur durch euren ständigen Zuspruch, euer Vertrauen und eure Liebe konnte ich mein Studium absolvieren. Ich liebe euch - und natürlich auch meine Geschwister Michele und Angelo - sehr!

Ein großer Dank geht natürlich auch an den Rest meiner großen Familie.

Überdies gilt mein Dank meinem Partner Markus, der nicht nur jederzeit zu mir steht, sondern mich seit Jahren in jeglicher Hinsicht unterstützt. Ich könnte mir keinen besseren Freund an meiner Seite wünschen!

Weiters möchte ich all meinen Freundinnen und Freunden danken. Vorrangig meiner besten Freundin Lucy, deren lieben Worte des Zuspruchs auf einzigartige Weise Wunder bewirkten und zukünftig auch bewirken werden. Außerdem meiner Studienkollegin Lilith, unsere gemeinsame Studienzeit hat sich zwar dem Ende zugeneigt, doch unsere Freundschaft wird sich das niemals. Danke an euch, denn ohne euch wäre meine Studienzeit nicht dasselbe gewesen.

Ein riesengroßes Dankeschön gebührt natürlich meinem Diplomarbeitsbetreuer, Herrn Ao.Univ.-Prof. Mag. Dr. phil. Nikolaus Reisinger. Vielen Dank für die Geduld, die zahlreichen Tipps und allen voran ihre beispiellose Hilfsbereitschaft!

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Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG ... 8

2 DIE ERBTOCHTER ... 13

2.1 Die Geburt ... 14

2.2 Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt ... 15

2.3 Die Taufe ... 17

2.4 Die Jugend ... 19

3 EIN EXKURS - ÖSTERREICHISCHE ODER DEUTSCHE HERRSCHERIN? ... 23

4 DIE BEWERBER ... 25

4.1 Oh du glückliches Lothringen! ... 25

4.2 Franz Stephan - Schicksal oder Zufall? ... 29

4.3 Ein jugendliches Franz Stephan Portrait und das erste Zusammentreffen mit der Habsburg-Familie ... 31

5 MARIA THERESIA VON ÖSTERREICH UND FRANZ STEPHAN VON LOTHRINGEN ... 37

5.1 Traumverlobung vs. Traumhochzeit ... 37

5.1.1 Die Verlobung ... 37

5.1.1.1 Renunciations-Actus ... 39

5.1.2 Die Vermählung ... 40

5.2 Das Ehegeschehen ... 43

5.2.1 Die (Un-)Treue ... 43

5.2.1.1 Die Gerüchteküche rund um die Fürstin Wilhelmine von Auersperg ... 46

5.2.2 Franz Stephan aus dem Hause Lothringen - Fluch oder Segen? ... 48

5.2.3 Die bedingungslose Liebe ... 53

6 BIS DASS DER TOD SIE SCHIED ... 56

7 DAS LEBEN NACH FRANZ STEPHAN VON LOTHRINGEN ... 59

7.1 Die untröstliche Witwe ... 59

7.1.1 Exkurs: Eine Beerdigung á la Habsburg ... 62

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7.2 Maria Theresia und ihr Sohn und Mitregent Joseph II. ... 64

7.2.1 Psychologische Aspekte ... 65

7.2.2 Weiterführende psychologische Aspekte: Ein Einblick in das Verhältnis zwischen Maria Theresia und Joseph II., als ihr Sohn und Mitregent ... 67

8 RESÜMEE ... 71

9 LITERATURVERZEICHNIS ... 74

9.1 Zum Vergleich herangezogene Literatur ... 74

9.2 Allgemeine Quellen ... 74

9.3 Internetressourcen ... 80

10 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ... 81

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1 EINLEITUNG

Ziel der vorliegenden Diplomarbeit soll sein, aktuelle Literatur jener zum Thema verfassten Literatur aus dem 20. Jahrhundert und aus dem 19. Jahrhundert gegenüberzustellen, um Ähnlichkeiten, Parallelen, Unstimmigkeiten, Widersprüche und Ergänzungen zu erfassen.

Wesentliche Informationen bezüglich der Kaiserehe und auch darüber hinaus wurden innerhalb der drei Jahrhunderte auf unterschiedliche Weise dargestellt. Hinsichtlich der Tatsachen liefern die individuellen Werke individuelle Aufschlüsse. Während ältere Literatur ihren Fokus auf eine generelle euphemistische Darstellung, auch unschöner Begebenheiten, legt, ist es im Sinne der aktuellen Literatur, dem Leser eine neutrale bis kritische Sichtweise der Umstände darzubieten.

Nicht nur die zum Vergleich herangezogene Literatur aus dem 19. Jahrhundert stellt das Wirken und Sein der Kaiserin detailliert dar, einige Monografien1 sind es, die bereits zu jener Zeit erschienen und wichtige ergänzende Informationen liefern. Auch Zeitungen und weitere2 regelmäßig erschienene Printmedien aus dem 19.3 und 20.4 Jahrhundert können zum Thema passende Anmerkungen festhalten.

1AELSCHKER Edmund, Maria Theresia vor ihrer Thronbesteigung. Wien: Alfred Hölder, 1877, BIEDERMANN Karl, Deutschlands Geistige, sittliche und gesellige Zustände. Erster Teil: Bis zur Thronbesteigung Friedrich des Großen (1740). Leipzig: J. J. Weber, 1858, VON ARNETH Alfred, Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. Wien: Willhelm Braunmüller, 1881 u. VON KARAJAN Theodor Georg, Maria Theresia und Graf Sylva-Tarouca. Wien: K. K. Hof- und Staatsdruckerei, 1859.

2 Hrsg. Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Red. WEBER Johann, Maria Theresia, deutsche Kaiserin. in: Das Pfennig-Magazin für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Leipzig: F. A.

Brockhaus Verlag, Nr. 472, April 1842, S. 121, Hrsg. ENGEL Egon Maria, Chefred. BITTNER Maximilian, Red. RADLER Franz, Aut. VON FRITSCHE Viktor, Interessante Frauengestalten aus alter und neuerer Zeit, in: Wiener Salonblatt, Wien: Engel Verlag, Nr. 25, Dezember 1925, S. 14 u. Red. BROCKHAUS Heinrich, Aut.

RÜCKERT Heinrich, Gustav Freytag's Bilder aus dem Mittelalter. in: Blätter für literarische Unterhaltung, Leipzig: F. A. Brockhaus, 25. Juli 1867, Nr. 30, S. 469.

3 Hrsg. Wagner'sche Universitäts- Buchdruckerei, Red. SCHUMACHER Johann, Kaiserin Maria Theresia in Innsbruck 1765. in: Innsbrucker Nachrichten, Beilage zu den Innsbrucker Nachrichten Nr. 114, Innsbruck:

Wagner'sche Universitäts- Buchdruckerei, Nr. 114, Mai 1877, S. 40, Red. MAYER G. M., Aut. VON ARNETH Alfred, Maria Theresia´s erste Regierungsjahre. in: Klagenfurter Zeitung, Klagenfurt: Ferdinand von Kleinmayr, Nr. 299, Dezember 1862, S. 2, O. Red. Eine Mutter auf dem Throne. in: Erheiterungen, Beilage Aschaffenburger Zeitung, Aschaffenburg: Wailandt, Nr. 30, Februar 1868, S. 119, Hrsg. Red. PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, Wien: Pfundheller, Nr. 78, Oktober 1872, S. 9, Aut. PREUß Johann David, Friedrich der Große: Eine Lebensgeschichte. in: Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung, Berlin: Nauck, Nr. 66, April 1834, S.

46, Red. SIMMER Mathias, Literarisches. in: Das Vaterland: Zeitung für die österreichische Monarchie, Wien:

o.V., Nr. 315, November 1886, S. 13, Hrsg. Red. WEIS Johann Baptist, Maria Theresia, die große Kaiserin von Österreich. Ihr Leben und ihre Regierung. Kapitel 2 + 3, Die Brautschaft. in: Österreichische Volkszeitung, Wien: Pichler Verlag, Nr. 32 + 22, Jänner + Februar 1853, S. 3 bzw. 4, Red. KOLB Gustav, Österreich unter Maria Theresia. in: Allgemeine Zeitung, München: Cotta'sche Verlagsbuchhandlung, Nr. 281, Oktober 1855, S.

11.

4 Hrsg. u. Red. GERLICH Fritz, Maria Theresia starb vor 150 Jahren. in: Illustrierter Sonntag (Der gerade Weg), München: Naturrechts-Verlag, Nr. 48, November 1930, S. 11, Chefred. STERNBERG Julian, Red.

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„Quellen sind Objektivationen und Materialisierungen vergangenen menschlichen Handelns und Leidens. Sie sind in der Vergangenheit entstanden und liegen einer ihr nachfolgenden Gegenwart vor."5

Ein Zeitungsartikel liefert demnach Schilderungen vergangener Gegebenheiten von gezielten historischen Standorten aus, bzw. aus vergleichbaren Blickwinkeln.6

Zeitungen liefern für Historiker aller Fachdisziplinen unzählige Aufschlüsse. Sie als Quellen anzusehen, kann dahingehend informativ sein, da sie über in ihrer Zeit für wichtig erachtete Vorkommnisse Äußerungen tätigen. Weiters liefern Zeitungen neben verbalen Auseinandersetzungen der jeweiligen Zeit auch Rezensionen bedeutender Werke. Auch die Absicht von Zeitungen, die Meinungsbildung ihrer Leser zu lenken, kann zumindest im Ansatz als Indikator für das öffentliche Bewusstsein bzw. die öffentliche Wahrnehmung bestimmter Ereignisse gelten.7 In einigen Werken werden Zeitungsartikel als narrative Quelle betitelt. Tatsächlich aber geht mit einer narrativen Quelle auch ein Erzähler einher. Einige Forscher jedoch ignorieren jene Grundbedingung in Bezug auf Zeitungsartikel und zählen sie betont zu den Narrationen.8 Trotzdem darf nicht außer Acht gelassen werden, dass es sich bei den Inhalten von Zeitungsartikel im Vergleich zu jenen aus Fachzeitschriften um subjektive Meinungen der Journalisten handelt und daher auch gilt, sie kritisch zu hinterfragen.

Das Interesse am Leben von Maria Theresia bleibt jedoch bis in die jüngste Zeit bestehen.

Immer wieder erscheinen aktuelle Werke9 verschiedenster Autoren, die Nachforschungen zum Leben der habsburgischen Erbtochter anstellen und formulieren.

Neben Artikel in Fachzeitschriften10 liefern auch die aktuellen Bücher zum Thema Maria Theresia, wie das von Barbara Stollberg-Rilinger, die mit ihrem Werk „Maria Theresia - Die GRÄFIN CLANZEL Yvonne, Maria Theresias Vermählung. in: Neue Freie Presse, Wien: Österr. Journal A.G., Nr. 24307, Mai 1932, S. 12 u. 13.

5 SPIEß Christian, Quellenarbeit im Geschichtsunterricht: Die empirische Rekonstruktion von Kompetenzerwerb im Umgang mit Quellen. Göttingen: V&R unipress GmbH, 2014, S. 16.

6 Vgl. ebd.

7 Vgl. OEHLMANN Doina, Erfolgreich rechachieren - Geschichte. Berlin: Walter de Gruyter, 2012, S. 103 u.

Hrsg. Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB Dresden), Aut.

MATZERATH Josef, Zeitungen als historische Quelle. in: BIS - Magazin der Bibliotheken in Sachsen, Sachsen:

SLUB Dresden, Nr. 3, 2012, S. 190.

8 Vgl. Hrsg. ONEGA Susana, ANGEL José, LANDA García, Aut. BARTHES Roland, Introduction to the Structural Analysis of Narratives. in: Narratology: An Introduction, London, New York: Longman, 1996, S. 46, vgl. PRINCE Gerald, Dictionary of Narratology. Lincoln & London: University of Nebraska Press, 2003, S. 58, u. vgl. SPIEß C., Quellenarbeit im Geschichtsunterricht: (...), S. 101.

9 EGGHARDT Hanne, Maria Theresias Männer: Ihre Lieben, ihre Ratgeber und die Stützen ihres Throns.

Wien: Kremayr&Scheriau Verlag, 2015, ETZLSTORFER Hannes, Maria Theresia - Kinder, Kirche und Korsett: Die privaten Seiten einer Herrscherin. Wien: Kremayr&Scheriau, 2015, HAUPT Herbert, Ein Herr von Stand und Würde: Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein (1657 - 1712), Mosaiksteine eines Lebens.

Wien: Böhlau Verlag, 2016. u. LAU Thomas, Die Kaiserin. Maria Theresia. Wien: Böhlau Verlag, 2016.

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Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie"11 auf 1083 Seiten jegliche Aspekte aus dem Leben der Kaiserin aufgreift und zusätzliche Forschungen auf diesem Gebiet weiter ausführt. Bei gezielten Daten wie Geburt, Heirat und Tod gehen vor allem Zeitungen nicht immer einer ordentlichen Arbeit nach. Daher ist es unabdingbar aktuelle Forschungen, wie die von Stollberg-Rilinger, dahingehend miteinzubeziehen. Ihre Belege sind es im Ergebnis, die in weiterer Folge als Quelle zur Verifizierung bestimmter Ereignisse dienen.

Man kann also bezogen auf den Forschungsstand festhalten, dass sich zahlreiche Autoren, mit verschieden gesetzten Schwerpunkten, ausreichend mit dem Dasein und Wirken der großen Herrscherin beschäftigten und auch noch bzw. immer wieder beschäftigen. Dies trifft natürlich auch auf ihren Gatten Franz Stephan von Lothringen zu. Meist wird das Leben des Kaisers jedoch in Zusammenhang mit seiner bekannten Frau dargestellt. Dies trifft zumindest nicht auf die im Allgemeinen vielzitierte und auch in dieser Diplomarbeit öfters angeführte Renate Zedinger zu. In ihrem Werk „Franz Stephan von Lothringen (1708-1765): Monarch, Manager, Mäzen"12 erstellt sie ein umfassendes Profil des Gatten Maria Theresias. Mit äußerster Souveränität umreist sie das historische Umfeld, in dem sich sein Leben abspielte.

Wie bereits am Anfang betont, wird sich der Inhalt von insgesamt sechs Werken aus drei verschiedenen Jahrhunderten wie ein „Roter Faden" durch die Arbeit ziehen.

Ähnlich wie Stollberg-Rilinger handelt es sich bei der Französin Élisabeth Badinter um eine renommierte Maria Theresia-Forscherin, die absolut davon überzeugt ist, die Herrscherin war auch unserer Zeit voraus. Insgesamt befasste sie sich sieben Jahre mit dem Leben der Herrscherin und verewigt ihr gesammeltes Wissen in ihrem ergreifenden Werk „Maria Theresia: Die Macht der Frau"13, welches von Horst Brühmann und Petra Willim ins Deutsche übersetzt wurde. Somit handelt es sich bei beiden Büchern um jene Literatur, die als aktuellste Vergleichsliteratur herangezogen wurde.

10 Beispiele: Hrsg. Forschungsstelle für Personalschriften, Aut. GRIEMERT André, Franz I. Stephans Leichenpredigten als Medien theresianischer Erinnerungspolitik – Da er bestimmt war ein Vater eines [. . . ] Joseph zu seyn. in: Leben in Leichenpredigten, Marburg, März 2010, S. 2 u. 3, Institut für die Erforschung der Frühen Neuzeit, Red. EBNER Paulus et al., Aut. WOLFIK Elisabeth, „Was auf solches unser Ewiglichs absterben unser Fürstliches Begrebnus (sic!) belange...": Tod, Begräbnis und Grablege Erzherzog Ferdinands II. von Tirol (1529 - 1595) als Beispiel für einen „Oberschichtentod" in der Frühen Neuzeit. in: Frühneuzeit- Info, Wien: 2000, Heft 1, 2000, S. 46 u. Hrsg. Zeitschrift für Katholische Theologie, Aut. MAAß Ferdinand, Maria Theresia und der Josephinismus. in: Zeitschrift für Katholische Theologie, Innsbruck: Katholisch- Theologische Fakultät der Universität Innsbruck, Vol. 79, Nr. 2, 1957, S. 201 - 213.

Ferdinands II. von Tirol (1529 - 1595) als Beispiel für einen „Oberschichtentod" in der Frühen Neuzeit. in:

Frühneuzeit-Info, Wien: 2000, Heft 1, 2000, S. 46.

11 STOLLBERG-RILINGER Barbara, Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. München:

Verlag C.H. Beck, 2017.

12 ZEDINGER Renate, Franz Stephan von Lothringen (1708-1765): Monarch, Manager, Mäzen. Wien: Böhlau- Verlag, Schriftenreihe der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, 2008.

13 BADINTER Elisabeth, Maria Theresia: Die Macht der Frau. Wien: Paul Zsolnay Verlag, 2017.

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Zwei weitere Quellen, die aus dem 20. Jahrhundert, und zwar aus den Jahren 193814 und 196115 stammen, wurden herangezogen, um den Vergleich möglichst breit gefächert ausfallen zu lassen.

Heinrich Kretschmayrs Werk „Maria Theresia" wurde primär deswegen ausgewählt, da es sich bei dem 1938 Verfassten um Zwischenkriegsliteratur handelt. Wie man dem Kapitel 3 Ein Exkurs - Österreichische oder Deutsche Herrscherin? entnehmen kann, sorgt das fehlende Österreichbewusstsein zu Zeiten des Austrofaschismus16 dafür, dass Maria Theresia in jenem Werk durchwegs als deutsche Kaiserin betitelt wurde.

Bei den letzten beiden Quellen handelt es sich um zwei im Jahre 184417 und 186118 erschienenen Werke. Auch Werke aus dem 19. Jahrhundert in den Vergleich mit einzubeziehen, ist gerade wegen der zeitlichen Nähe zum Geschehen unabdingbar.

Zum Literaturvergleich als Methode ist zu sagen, dass wenn man von Vergleichen spricht, es auf der Hand liegt, dass man mindestens zwei Gegenstände auf bedachte Weise gegenüberstellen muss. Werden Parallelen aus schriftlichen Werken gezogen, so liegt es am Vergleich anstellenden Autor, in Werken Gleichheit und Ungleichheit in mindestens einem Aspekt zu erkennen. Da in der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit gleich mehrere Quellen herangezogen werden, die auch in mehreren Hinsichten in eins gesetzt werden, ergeben sich mehrere Antworten. Ziel ist es hier, möglichst viele Perspektiven zu untersuchen, wobei die Werke gleiche, ähnliche oder sogar verschiedene Informationen liefern können.19 Trotzdem gilt, wie bereits kurz angedeutet wurde, einer Quelle nicht blind zu vertrauen. Dies trifft vor allem auf ältere Literatur zu. Eine Leipziger Literaturzeitschrift aus dem Jahre 1867 beteuert, dass moderne Schriftsteller nicht mehr an Rücksichten gebunden sind, jemanden mit ihrem Geschriebenen zu begünstigen. Das schüchterne andeuten von weniger ansehnlichen Dingen war seinerzeit gang und gäbe. Schreibstile wurden von persönlichen Tendenzen geleitet.20

14 KRETSCHMAYR Heinrich, Maria Theresia. Leipzig: Staackmann Verlag, 1938.

15 HENNINGS Fred, Und sitzet zur linken Hand: Franz von Lothringen, Gemahl der selbstregierenden Königin Maria Theresia und Römischer Kaiser, Biographie. Wien: Paul Neff Verlag, 1961.

16 Hierbei handelt es sich um die in Österreich zwischen 1933 und 1938 entwickelte Ausprägung des Faschismus.

17 DULLER Eduard, Maria Theresia und ihre Zeit, Band 1 - Band 3, Wiesbaden: Wilhelm Beyerle Verlag, 1844.

18 RAMSHORN Carl, Maria Theresia und ihre Zeit. Leipzig: Voigt & Günther Verlag, 1861.

19 Vgl. STEIN Sven, Deutschland und Griechenland in der Euro-Krise. Am Abgrund oder einen Schritt weiter?.

Hamburg: disserta Verlag, 2014, S. 6.

20 Red. BROCKHAUS H., Aut. RÜCKERT H., Gustav Freytag's Bilder aus dem Mittelalter. in: Blätter für literarische Unterhaltung, S. 469.

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Modernere Schriftsteller sind nicht mehr an Rücksichten gebunden und dürfen kritische Dinge auch als solche beschreiben. Daher ist es erforderlich, sich mit Literatur zum gewünschten Thema zu befassen, die am aktuellsten Forschungsstand ist.

Betont soll also werden, dass es unabdingbar ist, Literatur kritisch zu hinterfragen und zu vergleichen. Der Vergleich an sich wird nicht umsonst als Erkenntnismethode betitelt, die nicht nur in den Geisteswissenschaften, sondern auch unter anderem in Naturwissenschaften Gebrauch findet. Im besten Falle ergibt sich mittels eines Vergleiches, neben dem Anvisierten, ein größeres Gesamtbild.21

Weiters ist zu sagen, dass in der vorliegenden Diplomarbeit primär Lebensereignisse Maria Theresias aufgegriffen werden, die in Verbindung mit der Ehe und zwischenmenschlichen Beziehung mit ihrem viel geliebten Franz Stephan von Lothringen stehen. Die in der Arbeit behandelten Themen beziehen sich sowohl auf Tatsachen als auch auf Mutmaßungen und ergeben zusammengefügt ein interpretierbares Gesamtbild der Kaiserehe.

Am Beginn der Arbeit müssen Angaben zu den Personen und über ihr Heranwachsen, sprich über Maria Theresia und Franz Stephan, folgen. Dies dient einerseits zum allgemeinen Verständnis und sorgt im weiteren Verlauf für Verknüpfungen, da hier Ereignisse in ihrer Jugend immer wieder aufgegriffen werden. Neben einem Exkurs zum Thema „deutsche oder österreichische Kaiserin?" werden ferner sowohl die Verlobung als auch die Vermählung näher betrachtet. Des Weiteren folgen tiefe Einblicke in das überwiegend glückliche Ehegeschehen des Paares, welches tragischer Weise mit dem Tod des späteren Kaisers zum Erliegen kommt. Trotz unzähliger Ehebrüche, oder zumindest Gerüchte rund um die Untreue seitens Franz Stephans liebte Maria Theresia ihren Franz Stephan aus tiefster Seele.

Auch dass die große Liebe über den Tod hinweg bestehen bleiben kann, beweist diese vorliegende Arbeit. Die letzten Kapitel handeln nicht nur vom Tod des Kaisers, sondern auch davon, wie ein Leben nach dem Ableben eines geliebten Menschen fortgeführt wird. Im Zuge dessen wird hierbei auch auf das Verhältnis zu Maria Theresias Sohn Joseph II. übergeleitet.

Bezüglich des Umganges zwischen Mutter und Sohn wurde persönlich Kontakt zur, nicht nur bereits erwähnten, sondern auch namenhaften Autorin Barbara Stollberg-Rilinger aufgenommen. Mit ihrer vielgeschätzten und professionellen Meinung, die auch nach Einholen ihrer Autorisierung wörtlich angeführt werden darf, sorgt sie einerseits für spannende Einblicke, aber auch für Bestätigungen des bereits Angeführten.

Im Resümee werden anschließend die Ergebnisse der Vergleiche zusammengefasst.

21 Vgl. Hrsg. ZEMANEK Evi, NEBRING Alexander, Aut. ZEMANEK Evi, Was ist Komparatistik? in:

Komparatistik, Berlin: Akademie Verlag, 2012, S. 18.

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2 DIE ERBTOCHTER

Der letzte Habsburger - als solcher ging Karl VI. wohl in die Geschichte ein.

Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) und der daraus resultierenden Aufspaltung der spanischen Länder lag es an ihm, den Fortbestand der habsburgischen Dynastie im Mannesstamm sicherzustellen. Zunächst kinderlos ließ Karl VI. im Jahre 1713 vertraglich festlegen, dass im Falle einer männerlosen Nachkommenschaft die weibliche Erbfolge seinerseits Vorrang gegenüber jeglichen ältesten Linien und deren zukünftigen Generationen habe.22 Jene amtliche Anweisung, welche eine fundamentale Modifikation der Nachfolgeregelung darstellte, geht bis heute als Pragmatische Sanktion in die Geschichte ein.

Badinter betitelt jenen Schachzug Karls einerseits als überraschend und sonderbar und andererseits als weitblickend, denn immerhin beschließt er besagte Maßnahmen zu einem Zeitpunkt, als seine Frau nicht älter als zweiundzwanzig Jahre alt war und ihm bis dahin nicht ein einziges Kind schenkte23. Vorausblickend deshalb, weil Karl VI. bangte, wie bereits sein älterer Bruder Joseph, nur weibliche Nachkommen in die Welt zu setzen. Weil Joseph bereits über weiblichen Nachwuchs verfügte24, wollte Karl sichergehen, dass es im Falle einer nicht männlichen Nachkommenschaft eine seiner Töchter sein wird, die ihm in der Kaiserwürde nachfolgen wird.25 Im Übrigen waren es später die Schwiegersöhne Kaiser Josephs, die, wahrscheinlich nicht zuletzt auf sich selbst bedacht, vermehrt darauf verwiesen, dass Josephs Töchter das Vorrecht auf den Thron hätten.26

Tatsächlich blieb Karl VI. bis zu seinem Tod 1740 nicht kinderlos und im Ergebnis war es seine älteste Tochter, die nun die Erbfolge, wenn auch über Umwege und lange Kriege, fortführte.27

22 Vgl. VOCELCA Karl, Geschichte Österreichs, Kultur - Gesellschaft - Politik. München: Wilhelm Heyne Verlag, 2013, S. 146 u. 148.

23 Kretschmayr spricht in diesem Zusammenhang von einer äußersten Sicherung seitens des Kaisers (vgl.

KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 19).

24 Er starb jedoch im Jahre 1711 im Alter von 33 Jahren. Karl folgte ihm als Kaiser nach (vgl. VOCELCA Karl, Geschichte Österreichs, Kultur - Gesellschaft - Politik. S. 146).

25 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 20.

26 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 46.

27 Vgl. VOCELCA Karl, Geschichte Österreichs, Kultur - Gesellschaft - Politik. S. 148.

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14 2.1 Die Geburt

Maria Theresia Walburga Amalia Christine, Tochter des Kaiser Karl VI. und seiner Gattin Elisabeth Christine28, erblickte am 13. Mai 1717 in der Wiener Hofburg das Licht der Welt.

Bezogen auf den Geburtstermin gehen alle zum Vergleich herangezogenen Werke konform.29 Jener Tag gilt auch bis heute als offizieller Wiegentag der Erbtochter, was nicht zuletzt kaiserliche Hofkalender oder Hochschulschriften30 - welche aufbauend auf jene verfasst wurden - beweisen. Wobei ergänzend festgehalten werden muss, dass Der Katholische Wahrheitsfreund, Organ des Katholischen Volksbundes, im Jahr 1864 in einem Artikel als Geburtstag eindeutig den 23. Mai 1717 druckte.31

Betreffend der genauen Geburtszeit gehen die Meinungen der Vergleichswerke, außer bei Henning und Badinter, die sich beide jenem Faktum enthalten, bereits auseinander. Aktuelle Literatur ist sich einig, das Ereignis trug sich früh morgens zu, Stollberg-Rilinger präzisiert sogar auf halb acht Uhr morgens32. Auch Duller hält in seinem 1844 verfassten Werk ebendiese Zeit mit den Worten „wenige Minuten nach halb 8 Uhr"33 fest. Diese exakten Angaben wiederum veranlassen Zweifel am Geschriebenen von Ramshorn, denn mit der Zeitangabe - „wenige Minuten nach halb drei Uhr"34 - weicht das 1861 verfasste Werk deutlich von nicht nur momentanen Hypothesen ab, zudem auch nicht konkret ersichtlich ist, ob es sich bei genannter Uhrzeit um den Nachmittag, oder um die frühe Morgenstunde handeln hätte sollen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass er sich auf den Morgen bezieht. Diese Annahme stützt ein im Oktober 1872 erschienener Artikel der Zeitung Die Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal indem, genau wie in Ramshorns Werk,

28 In beiden älteren Quellen ist jedoch die Rede von Elisabeth Christina (vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit, Band 1, u. A. S. 20 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. u. A. S. 16).

29 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 20, vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 20, vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 36, vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 17, vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 2 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 16.

30 Vgl. KUBISKA Irene, Der kaiserliche Hof- und Ehrenkalender zu Wien als Quelle für die Hofforschung. Eine Analyse des Hofpersonals in der Epoche Kaiser Karls VI. (1711-1740). Diplomarbeit der Universität Wien, Wien: o. V., 2009, S. 21.

31 Vgl. Hrsg. Paulusvereine zu Graz, Red. HEBENSTREIT Al., Die Kaiserin Maria Theresia in ihren Bedrängnissen. in: Katholischer Wahrheitsfreund, Graz: Volksbund, Nr. 30, Juli 1864, S. 237.

32 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 2.

33 DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 20.

34 RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 16.

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als genaue Geburtszeit wenige Minuten, diesmal aber vor halb drei Uhr angegeben wird - anders als bei Ramshorn wird hier jedoch ergänzt, dass es sich morgens zutrug.35

2.2 Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt

„Die Geburt Maria Theresias am 13. Mai 1717 ist eine ungeheure Enttäuschung"36. Hinter diesem, zugegeben, bitter konnotierten Satz liegt jedoch ein Funke Wahrheit.

Tatsächlich erwartete und empfing das kaiserliche Ehepaar vor Maria Theresia bereits einen Sohn. Auch über dessen Geburtsdatum lässt sich, wie man dem Folgenden entnehmen kann, streiten.

Wo aktuelle Literatur beteuert, Leopold erblickte am 13. April 1716 das Licht der Welt und verschied am 4. November desselben Jahres37, gewinnt man, möchte man Ramshorn Glauben schenken, in seinem Werk die absolut gegensätzliche Information er sei geboren am 27. April und verstorben am 4. Oktober des Jahres 171638. Dullers Worte...:

„Je größer im vorhergegangenen Jahre 1716 die Bestürzung und Trauer des Hofes und Volkes über das rasche Ableben des noch nicht halbjährigen männlichen Erben (...)."39 ...legen nahe, dass seine Zeitrechnung mit den Zahlen Ramshorns bezüglich Geburts- und Sterbedaten übereinstimmt. Dies belegt an dieser Stelle auch ein Vergleichszitat aus Stollberg-Rillingers Quelle, die meint:

„(...) dem Erbprinzen, dem lange erwarteten Sohn, der (...), aber schon mit sieben Monaten (...) gestorben war."40

Aus Kretschmayrs Werk geht nur das Geburtsjahr des verstorbenen Sohnes hervor, indem es heißt, Maria Theresia sei ein Jahr nach ihm geboren. Ein genaues Datum sucht man wiederum vergeblich.41 Vertraut man ausschließlich den bisher herangezogenen Vergleichswerken, sind es insgesamt rund eineinhalb Monate seines kurzen Lebens, die Unklarheiten aufweisen.

35 Vgl. Hrsg. Red. PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung:

unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9.

36 BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 20.

37 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 20 u. vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 10.

38 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 16.

39 DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 21.

40 STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 10.

41 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 17.

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Greift man zurück auf die vermeitliche Enttäuschung, die die Geburt der Erbtochter 1717 mit sich brachte, muss festgehalten werden, dass vor allem moderne Quellen mit dieser These konform gehen. Während man in Werken wie in Ramshorns Phrasen wie „gesegnete Umstände", „teuren Pfand, den die Kaisergattin nun unter ihren Herzen tragt" oder „unsere Heldin Maria Theresia"42 zu lesen bekommt, trifft man in aktueller Literatur auf einigermaßen konträre Ansichten der Gegebenheiten. Auch dazu muss angemerkt werden, dass die Fakten, sprich die Trauer um den Erzherzog und die anschließende Entmutigung durch den weiblichen Nachwuchs, in älteren Quellen nicht etwa ausgespart werden, sondern schlicht die teils maskierte, beinahe schon weichgespülte Erzählweise ist es, die den feinen, dennoch interpretierbaren Unterschied ausmacht. Ein weiteres Werk aus dem Jahre 1877 untermauert Letztgesagtes mit folgenden Worten:

„Hohe Freude erfüllte das Herz der kaiserlichen Eltern, daßs ihnen nun wieder das Glück beschieden war, ein Kind in ihren Armen wiegen zu dürfen, nachdem der grausame Todesengel den ersten Sprößsling dieser Ehe schon (...) von dieser Welt genommen. (...) Kaiser Karl VI. und Elisabet (sic!) Christine waren bereits neun Jahre mit einander vermählt, ehe ihnen mit der Geburt ihrer Tochter Maria Theresia ein dauerndes Familienglück erblühte, und wenn etwas den Jubel über dieses Geschenk des Himmels herabzustimmen vermochte, so war es wol nur der Umstand, daßs eine Prinzessin in der kaiserlichen Wiege lag und nicht ein Prinz, nicht ein männlicher Erbe (...)."43

Ähnlich greift auch Duller in seinem 1844 verfassten Werk die rege Freude über die Geburt der Erbtochter auf und ergänzt gleichzeitig, dass nur eine Person - und damit gemeint der Kaiser - jener Begeisterung mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensah, da ihn erneut die Besorgnisse um den Fortbestand seiner Dynastie einholten.44

Badinter hingegen weist mit ihrem Geschriebenen darauf hin, dass nicht nur eine Person es war, die Besorgnisse äußerte. Die fast schon milde Erzählweise unter anderem von Duller wird durch Badinter in ein ganz anders Licht gerückt, denn sie verweist auf den grenzenlosen Schmerz und Kummer der Kaiserin Elisabeth Christine, denn die Geburt des Erzherzoges hob einerseits ihre Legitimität hervor und steigerte zudem ihr Ansehen. Zu Zeiten soll sich die Trauer über den Tod ihres Sohnes der bereits abermals schwangeren Kaiserin so enorm

42 RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 16.

43 AELSCHKER E,, Maria Theresia vor ihrer Thronbesteigung. S. 4 u. 5.

44 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 21.

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geäußert haben, sodass man um ihr ungeborenes Kind bangte. Der Tod Leopolds setzte Elisabeth Christine abermals unter Druck, den Anforderungen des Volkes gerecht zu werden.

Nur ein weiterer Sohn würde den Verlust gewissermaßen begleichen. Nur eine Tochter zu gebären stimmte die Kaiserin schlussendlich alles andere als zufrieden.45

Schenkt man Quellen des 19. Jahrhunderts seinen Glauben, so scheint es, als wäre jegliches unter Druck setzen betreffend des vermeintlichen Unmutes der Bevölkerung unbegründet gewesen. Laut jenen Werken brach unter den Bürgern nämlich nichts als lebhafte Freude, Jubel und Feierlaune aus. Alle Bewohner Wiens teilten die Begeisterung des Hofes.46

Wiederum alles anders als weichgespült kann man das nennen, wie Kretschmayr in seinem 1938 verfassten Werk den Tod des verstorbenen Leopolds verarbeitet. Wo andere Schriftsteller, wie auch immer, sei es auf milde oder doch schroffere und reflektierte Art und Weise, Wert auf das Ausschmücken der dramatischen Umstände legen, fasst er in einem Satz zusammen:

„Ein Söhnchen, das auf den Namen den Großvaters Leopold getauft wurde, starb den Eltern bald dahin."47

Ähnlich trocken erscheint der Satz:

„Er [der Kaiser] hoffte noch auf einen Sohn, nachdem ihm der erste weggestorben war (...)"48

2.3 Die Taufe

Noch am Abend der Geburt der Erzherzogin erfolgte auf Befehl des Kaisers hin die Taufe.49 Die Anweisung des Kaisers also lautete:

„Es müsse, ehe die Sonne dieses Freudentages untergegangen, die neugeborene Kaisertochter durch die heilige Handlung der Taufe in den Bund des Christentums aufgenommen werden."50

45 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 20 u. 21.

46 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 20 u. 21, vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 17 u. vgl. AELSCHKER E., Maria Theresia vor ihrer Thronbesteigung. S. 10.

47 KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 17.

48 Ebd. S. 19.

49 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 17.

50 Vgl. Hrsg. Red. PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung:

unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9.

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18 Badinter schreibt dazu, doch vielleicht etwas ungelöst:

„Als Maria Theresia zur Welt kommt, finden - anders als für einen Erzherzog - keinerlei öffentliche Festlichkeiten statt."51

Da Élisabeth Badinter jene Behauptung nicht weiter ausführt, muss lediglich folgendes ergänzt werden. Zum einen, sie behält recht, eine öffentliche Darstellung des Spektakels blieb aus52, zum anderen, natürlich widerfuhr Maria Theresia dennoch eine prunkvolle und gebührende Taufe. Darüber sind sich die restlichen zum Vergleich herangezogenen Quellen auch einig.

Die Taufe und die dazugehörigen Abläufe fanden ausnahmslos hinter den verschlossenen Türen der Hofburg statt - genauer im ersten Stock der Hofburg, in der sogenannten Ritterstube, nicht etwa in einer öffentlichen Kirche.53

Der Prunk der Räumlichkeiten findet in mehreren Werken seinen Platz. Die Wände waren geschmückt mit goldenen, silbernen und seidenen Tapisserien. Mächtige Wandleuchter erhellten den Raum und unter einem glamourösen Baldachin befand sich der Altar. In die Taufbecken, die auf und auf mit kostbarsten Steinen besetzt waren, wurden fünf Tropfen Wasser des Flusses Jordan gefüllt. Auch Reliquien wie das heilige Blut, ein Dorn der heiligen Dornenkrone des Gottessohnes und einer der Nägel, womit selbiger ans Kreuz geschlagen wurde wohnten der Zeremonie bei. Die neugeborene Erzherzogin fand ihren Platz auf einem Kissen mit goldenen Polsterborten. Der Kaiser selbst nahm Platz auf einem mit rotem Samt überzogenen Stuhl, der verziert war mit Gold.54

Ein imponierender Prozessionszug leitete die heilige Handlung ein. Ob dies direkt um acht Uhr oder bereits nach acht Uhr geschah, darüber gehen die Meinungen zumindest teilweise auseinander. Zu welcher Uhrzeit genau sich der Festzug in Bewegung setzte merken Badinter und Stollberg-Rilinger nicht an. Duller und Ramshorn berichten, es trug sich bereits nach acht Uhr zu.55 Bringt man jedoch diversen Zeitungsartikel, ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert,

51 BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 21.

52 Zumindest geht aus weiteren Quellen hervor, dass ungewöhnlicher Weise der Verlauf des Geschehens in Form einer vierseitigen Ausgabe herausgegeben wurde (vgl. LAU T., Die Kaiserin. Maria Theresia. S. 381).

53 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 3 u. 5.

54 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 21 u. 22, vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 17 u. 18 u. vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 3.

55 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 22 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 18.

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Vertrauen entgegen, so muss man davon ausgehen, dass es sich bereits um acht Uhr ereignete.56

Neben den Kavalieren und Mitgliedern der niederösterreichischen Landstände, den kaiserlichen Kämmerern, den geheimen Räten, dem päpstlichen Nuntius57, dem Gesandten Venedigs, den Witwen der verschiedenen Kaiser und zahlreicher anderer Prominenz erschien schließlich auch der Kaiser im spanischen Mantelkleid, das zusammengesetzt war aus Gold und Silber durchsticktem Stoff. In seinem umgekrempelten Hut steckte eine58 rote Feder. Den Taufakt per se vollzog der Bischof59 von Wien.60

Es folgte das Loblied, das Schlussgebet und der Segen, den der Bischof über das kaiserliche Kind legte. Im Anschluss daran zog die Festgesellschaft, im selben systematischen Prozessionszug wie angekommen, wieder von dannen.61

2.4 Die Jugend

Ein etwas über drei Seiten langes Kapitel widmet Duller der Jugend Maria Theresias. So beschreibt er, dass es ein freudiges und unabdingbares Anliegen des Herrschers Karl VI. und seiner Gemahlin war, die Tochter, die Thronfolgerin, gebührend zu erziehen.

Schon früh zeigt sich, dass Maria Theresia einen angenehmen Charakter hatte. Nicht nur die Eltern waren es, sondern auch eine große Anzahl von Gouvernanten, die ihre Erziehung stets im Blick hatten. Dazu gehörte natürlich auch das Verinnerlichen von Etikette einer Prinzessin.

Insgesamt sechs Lehrer kümmerten sich um ihre Bildung. Das Studium der Geschichte und die Wissenschaft der Genealogie begeisterten sie und lagen ihr folglich am meisten. Auch die Geografie und der Sprachenunterricht kamen nicht zu kurz. Sprachkenntnis, vor allem das Italienische, Französische und Lateinische waren ja nun mal wesentliche und erforderliche Kompetenzen für ihren späteren Werdegang. Allgemein gilt sie als bodenständige

56 Vgl. Hrsg. Red. PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung:

unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9 u. vgl. Hrsg. Red. WEIS J. B., Maria Theresia, die große Kaiserin von Österreich. Ihr Leben und ihre Regierung. Kapitel 2, Die Taufe. S. 3.

57 Ein Nuntius ist ein Vertreter des Papstes in einem Land und kann auch nur von jenem ernannt werden. Meist handelt es sich dabei um Erzbischöfe (vgl. https://www.erzdioezese- wien.at/site/nachrichtenmagazin/magazin/kleineskirchenlexikon/article/41009.html [Einstieg am: 29.03.2018]).

58 Stollberg-Rilinger geht zumindest von roten Federn, sprich zwei oder gar mehreren aus (vgl. STOLLBERG- RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 5).

59 Hierbei handelte es sich um Graf Kollonitsch, im Artikel geschrieben Kolonitsch (vgl. Hrsg. Red.

PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9).

60 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 22 - 24 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 18.

61 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 5

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Persönlichkeit, die den Ernst ihrer beruflichen Zukunft schnell begriff. Ihr Temperament wird als äußerst lebhaft beschrieben, aber durch Bildung beherrscht.62

Badinter verweist ebenfalls auf die Ausbildung zur Prinzessin, die zu tun hatte mit Redlichkeit, Ehrlichkeit und Großmut. Anders als Duller lastet sie Maria Theresia jedoch an, weder über die Geografie, noch über Vermögen und Gesetze - und schon gar nicht über zeitgenössische Geschichte (doch aber über das antike Reich) - Bescheid gewusst zu haben.

Weiters ließ sie sich nicht für die Philosophie begeistern, um so mehr aber für die Künste.

Bereits im zarten Alter von fünf Jahren lernte sie zu zeichnen, zu malen und zu tanzen.

Ihre wahrscheinlich väterlicherseits vererbte musikalische Ader zeichnete sich darin ab, dass sie das Cembalo beherrschte und ihr Gesang, so Badinter, engelsgleich klang. Mit sieben Jahren bereits führte sie am Hofe eine Oper auf. Als sie sich im Theaterspiel versucht, muss auch hier, als hätte man etwas anderes erwartet, ihr unbeschreibliches Talent der Schauspielerei festgestellt werden. Die Sprachenausbildung kommt auch hier zu Wort, neben bereits genannten ergänzt Badinter, habe sie auch die spanische und ungarische Sprache zumindest grundlegend beherrscht.63

Entgegen jeglicher Erwartung ist es Carl Ramshorn der, nicht zum ersten Mal, gefiltert durch das Prisma des Euphemismus, Kritik an Maria Theresias Sprachgewandtheit übt.

Neben dem oberflächlichen Geschichts- und Geografieunterricht, den die Prinzessin, so zumindest Ramshorn, genossen haben soll, soll auch die Sprachausbildung zu wünschen übrig gelassen haben. Briefe und allgemeine Schriftstücke sollen beweisen, dass Maria Theresia alle ihr bekannten Sprachen nicht nur nicht grammatikalisch richtig, sondern auch, was die Rechtschreibung betrifft schlampig beherrschte. Wenn sie sich in einer anderen Sprache austauschte, so baute sie stets Germanismen ein, Deutsch war ja ihre Muttersprache64. Nach jenen, eher nicht schmeichelnden Worten, listet auch Ramshorn des Weiteren nur gute Eigenschaften der Prinzessin auf. Mitunter hebt er ihre Gutmütigkeit und Eigenständigkeit hervor.65

Sollberg-Rilinger steht allgemein den Schilderungen über Maria Theresias Jugend kritisch gegenüber:

62 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 27 - 29.

63 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 21 - 23.

64 Wobei Badinter diesbezüglich schreibt, dass man der Prinzessin nachsagte, besser die französische, als die deutsche Sprache zu beherrschen. Maria Theresia führte auch Französisch als offizielle Sprache am Wiener Hofe ein, trotzdem erwähnt di Autorin ebenfalls ihre fehlerhafte Grammatik, sei es im Deutschen, oder im Französischem (vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 22).

65 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 27 u. 29.

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„Von der Kindheit Maria Theresias wissen wir nicht sehr viel. Nach der Taufe verschwindet sie weitgehend aus den Quellen, von den zärtlichen Erwähnungen im Tagebuch ihres Vaters und einigen Kinderbildnissen abgesehen. Erste Schreibübungen, Briefe, Erziehungsinstruktionen oder Schilderungen Dritter über sie sind aus dieser Zeit kaum überliefert. Das ließ Raum für die Phantasie der bürgerlichen Historiker."66 Zur Vorderbühne des Hoflebens gehörten junge Heranwachsende nicht dazu. Daher war die Prinzessin auch selten zu sehen. Nicht nur Maria Theresia, auch ihre Schwestern wuchsen laut Stollberg-Rilinger relativ isoliert und unter der Fürsorge der Ammen auf. Maria Theresia stand ihrer Erzieherin angeblich näher als ihrer eigenen Mutter, die sich auch daran störte.67 Auch Kretschmayr schreibt dahingehend, dass die Kaisertöchter bereits früh lernten, selbstständig zu sein. Maria Theresia soll ihre Erzieherin sogar Mami genannt haben. Bis zu ihrem Tod sollen sie eine tiefe Verbundenheit zueinander verspürt haben.68

Wie sich in allen zum Vergleich herangezogenen Werken wiederfinden lässt, wurde Maria Theresia schon früh, in Form von Religionsunterricht, mit dem katholischen Glauben vertraut gemacht. Dazu gehörten sowohl allgemein kirchliches Verständnis als auch Klosterbesuche.69

„Über Maria Theresias frühe Kindheit wissen wir sehr wenig, außer dass bei ihr schon frühzeitig der religiöse Glauben geweckt wurde. (...) Sie wurde zu einer guten Katholikin und makellosen Prinzessin erzogen (...)."70

Das Schulen religiöser Einstellungen wurde zunächst von der Erzieherin übernommen, später übernahm diese Aufgabe ein Jesuitenpater, der als geistlicher Ausbilder fungierte. Bereits als Kind machte sie sich die ordnungsmäßigen Gesten im kirchlichen Milieu zu Eigen und verinnerlichte jene im täglichen Gottesdienst.71

In der Zeitschrift für Katholische Theologie verfasst Ferdinand Maaß eine dreizehnseitige Abhandlung und kommentiert dabei Maria Theresias religiöses Verhalten. Wie er findet, existierte eine gewisse Separation zwischen Maria Theresias privatem Standpunkt und ihrem Auftreten in Bezug auf kirchliches Handeln. Er beteuert, die Herrscherin hätte sich dem geistlichen Einfluss nicht auferlegt gefühlt, sondern sich vielmehr von Ministeriumsleitern

66 STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 18.

67 Vgl. ebd. S. 19.

68 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 18.

69 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 27, vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S.

17 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 27.

70 BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 21.

71 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 20 u. 21.

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und Bischöfen beratschlagen lassen. Überdies beschreibt er, dass sich Maria Theresia bereits zu ihrer Zeit mit Kritikern bezüglich ihrer Gottesfurcht herumschlagen musste.72

Wie man es bereits von den zum Vergleich herangezogenen älteren Werken kennt, fallen Bekenntnisse bezüglich ihres jugendlichen Aussehens äußerst schmeichelnd aus. Duller beispielsweise schreibt, dass ihr kein Maler schöntun musste, da sie von äußerster Schönheit war. Die Maler standen viel eher vor der Aufgabe, dem Reiz der schönen Frau in ihren Werken gerecht zu werden. Sie hatte ein wunderbar ovales Gesicht, die Gestalt ihres Mundes wird als allerliebst beschrieben. Auch ihr hellblondes Haar wird besonders hervorgehoben.

Weiters soll ihre Erscheinung anmutig und graziös gewesen sein, mit der sie alle anderen Frauen überragte.73

Carl Ramshorn schreibt dazu:

„Maria Theresia´s inneren Vorzügen entsprachen endlich auch ihren äußeren. Wie alle gleichzeitigen Schriftsteller, sowie zahlreiche aus jener Zeit stammende Gemälde von ihr bestätigen, war sie in ihrer Jugend von blendender Schönheit und Anmuth, so daß sie in ihrer Totalerscheinung auf Jedermann, der sie sah, einen wahrhaft magischen Eindruck machte. (...) Maria Theresia galt daher in ihrer Jugend und mit Recht für die vollendete Schönheit unter allen jener Zeit angehörenden Fürstentöchtern Europas."74

Abbildung 1: Erzherzogin Maria Theresia, ein Jugendbild.

72 Vgl. Hrsg. Zeitschrift für Katholische Theologie, Aut. MAAß F., Maria Theresia und der Josephinismus. in:

Zeitschrift für Katholische Theologie, S. 201 - 213.

73 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 28 u. 29.

74 RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 30.

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3 EIN EXKURS - ÖSTERREICHISCHE ODER DEUTSCHE HERRSCHERIN?

Bereits zur Zeit des Austrofaschismus (1933-1938) wurde Österreich gezielt als deutscher Staat beschrieben. Österreich stellte zu jener Zeit das wahrhaftige Deutschtum dar.75 Im März 1938 schloss sich Österreich Deutschland an, und sorgte somit dafür, dass durch den unbewussten Gedanken der Österreicher, die besseren Deutschen sein zu wollen, es zu einer partiellen Aufhebung des Österreichbewusstseins kam.76

Im 1. Artikel des im März 1938 erschienenen Bundesverfassungsgesetzes wird folgendes beschlossen:

„Österreich ist ein Land des Deutschen Reiches."77

Vocelka fasst zusammen:

„Mit dem Anschluss am 12. März 1938 verschwand Österreich als eigenständiger Staat für einige Jahre von der politischen Landkarte Europas."78

Weil seitens der Bevölkerung zu Zeiten des austrofaschistischen Regimes (welches ja zumindest partiell in die Zeit der Zwischenkriegszeit fällt) immer mehr Sympathien für den Nationalsozialismus aufgebracht wurden, wurde es zunehmend schwieriger die österreichische Literatur und Selbstdefinition zu begünstigen. Auch viele Dichter-Bünde bekannten sich unmissverständlich zum Nationalsozialismus. So passierte es, dass die österreichische Literatur teilweise der Deutschen untergeordnet wurde.79

So kommt es auch, dass Heinrich Kretschmayr, der im Jahre 1870 geborene österreichische Archivar und Historiker80 in seinem 1938 erschienen Werk Maria Theresia (es handelt sich somit um eine Quelle aus der Zwischenkriegszeit) die Regentin durchwegs als deutsche Kaiserin betitelt. Auch über Karl VI. schreibt er, dass sein Temperament mehr deutsch gewesen wäre, als es schien. Auch die Betonung darauf, dass Maria Theresias Mutter

75 Vgl. TÁLOS Emmerich, WENNINGER Florian, Das austrofaschistische Österreich 1933 - 1938. Münster:

LIT Verlag, 2017, S. 47.

76 Vgl. TÁLOS Emmerich, Das austrofaschistische Herrschaftssystem. 2. Auflage: Österreich 1933 - 1938.

Münster: LIT Verlag, 2013, S. 549.

77 BGBl. Nr. 75/1938/Art. 1.

78 VOCELCA K., Geschichte Österreichs, Kultur - Gesellschaft - Politik., S. 297.

79 Vgl. BAYER Patricia Maria, Österreichische Literatur der Zwischenkriegszeit. Betrachtungen und kritische Analysen der bisher auf dieses Thema angewandten Konzepte. Diplomarbeit der Universität Wien, Wien: o. V., 2013, S. 54 - 56.

80 Vgl. http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kretschmayr_Heinrich_1870_1939.xml (Einstieg am:

04.04.2018).

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Elisabeth ganz deutschen Blutes wäre, bleibt nicht aus.81 Dazu kommt noch, dass es immerhin die deutsche Sprache war, die Maria Theresia als Staatssprache einführte und das obwohl sie die an ihren Sohn Joseph adressierten Briefe auf Französisch verfasste.82

Zu Ehren von Maria Theresias dreihundertsten Geburtstag, der 2017 stattfand, machten es sich einige Autoren zur Aufgabe, diverse Forschungen bezüglich Maria Theresia erneut auf den Prüfstand zu stellen. Dazu erschien das Werk, dicht gepackt mit zahlreichen Artikeln verschiedenster Autoren: „Maria Theresia? Neue Perspektiven der Forschung". In einem Beitrag, verfasst von Keller Mario, heißt es:

„Während sie im 19. Jahrhundert aufgrund ihrer Bedeutung für die Staatswerdung der Habsburgermonarchie verehrt wurde, vereinnahmten sie in den 1930er Jahren sowohl Deutschnationale als auch Anhänger des Dollfuß -Schuschnigg Regimes."83

Im Gegensatz zu Kretschmayrs Werk ist in älteren Quellen, wie z.B. in Ramshorns, stets die Rede von einer österreichischen Politik und einer österreichischen Monarchie.84 Im gesamten Werk Ramshorns findet Deutschland kein einziges Mal seinen Platz im Sinne einer österreichisch-deutschen oder gar einer rein deutschen Identität.

81 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 15 u. 16.

82 Vgl. Hrsg. ROEBLING Irmgard, MAUER Wolfram, Aut. MAUSER Wolfram, Maria Theresia, Mütterlichkeit: Mythos und politisches Mandat. in: Mutter und Mütterlichkeit: Wandel und Wirklichkeit einer Phantasie in der deutschen Literatur: Festschrift für Verena Ehrich-Haefli, Würzburg: Königshausen und Neumann, 1996, S. 81.

83 Vgl. Hrsg. WALLNIG Thomas, LOBENWEIN Elisabeth, SEITSCHEK Franz-Stephan, Aut. KELLER Mario, Maria Theresia als mediale Figur in Spielfilm und Fernsehwerbung. in: Maria Theresia? Neue Perspektiven der Forschung, Bochum: Dr. Winkler Verlag, 2017, S. 15.

84 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. z.B. S. 624 u. 629.

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4 DIE BEWERBER

Als Europas bestbetuchte habsburgische Erbtochter war Maria Theresia die wohl gefragteste Heiratskandidatin, denn grundsätzlich baute ein gelegenes Heiratsbündnis das Familiennetz eines Herrscherhauses aus. Demzufolge war jedes Geschlecht bestrebt, seine Territorien möglichst gewinnbringend auszudehnen.

Als Sieger um das Rennen der Kaisertochter ging Franz Stephan aus dem Hause Lothringen, welches ebenfalls zum europäischen Hochadel zählte, hervor.85

„ (...) durch die Pragmatische Sanktion war die kleine Erzherzogin „Therese" plötzlich in den Mittelpunkt des europäischen Interesse gerückt worden."86

4.1 Oh du glückliches Lothringen!

Tatsächlich war Kaiser Karl VI. einst nicht abgeneigt seine erstgeborene Tochter Maria Theresia nach Spanien zu verheiraten. Die Gattin des spanischen Infanten Don Carlos, später auch Kaiser Karl III. von Spanien genannt, hätte sie werden sollen. Es schien für den Kaiser eine sehr verlockende Angelegenheit zu sein, die spanische und habsburgische Krone zu verbinden, doch wurde auch ihm zuletzt klar, dass ein solches Heiratsbündnis eher das Hause Bourbon als das Hause Habsburg begünstigen würde.87 Duller ergänzt, dass der spanischen Seite durch eine Heirat alle mit Mühe erzielten Errungenschaften Habsburgs zuteile werden würden. Weiters entkräftet Duller die These Kretschmayrs, und tatsächlich geht auch Ramshorn davon aus88, der Kaiser wäre von der Verbindung zunächst angetan gewesen. Sie halten nämlich fest, Karl VI. hätte die Erlaubnis jener Ehe nie erteilt.89

Ramshorn baut weiter aus, dass es die spanische Königin Elisabeth war, die zu jener spanisch- österreichischen Ehe drängte. Sie soll sogar alle möglichen Geschütze aufgefahren haben, um die Vermählung zum heißersehnten Abschluss zu bringen. Als Kaiser Karl VI. am Ende trotz zugesprochener Hoffnung nicht einwilligte, soll sie ihren tiefen Hass gegen Österreich zu erkennen gegeben haben.

Überdies fügen Carl Ramshorn und Heinrich Kretschmayr hinzu, dass die habsburgische Erbtochter einem weiteren Kronprinzen, nämlich dem Preußischen Friedrich II., die Hand

85 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 26 u. 27.

86 HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 37.

87 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 20.

88 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 32.

89 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 31.

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reichen sollte. Jene eheliche Verbindung wäre vorteilhaft gewesen, hätte man allen europäischen Beziehungen eine neue Grundlage90 geben wollen. Das mangelnde Interesse seitens Karls an jener Ehe sei der Grund gewesen, jegliche Pläne dahingehend zu verwerfen.91 Blickt man wie Hennings auf die gegnerische Seite, so war sich Herzog Leopold von Lothringen, anders als Karl VI., seit jeher einer Sache klar, nämlich der, das Hause Lothringen erneut mit dem habsburgischen zu vereinen. Aus dem Geschriebenen geht auch hervor, dass dahingehend bereits in der Vergangenheit Versuche unternommen wurden. Im Jahre 1699 wandte sich Kaiser Joseph I. bereits an Leopold und äußerte den Wunsch, seine Tochter mit seinem Sohne zu vermählen, um die gemeinsame Freundschaft erneuern zu können. Der Tod des Prinzen verwarf jedoch jegliches Kalkül. 1711 war es dann wiederum Leopolds Ansuchen, welches den Stein erneut ins Rollen brachte. Laut Hennings war Leopold dezidiert gewollt, seinen Sohn Ludwig mit der Prinzessin Josephs zu vermählen92:

„Da bot im Jahre 1711 Herzog Leopold seinerseits Kaiser Joseph I. seinen nächstgeborenen Sohn Ludwig als Bräutigam für dessen ältere Tochter an. Kurz darauf starb auch dieser siebenjährig an den Blattern. Auch Kaiser Joseph I. erlag dieser furchtbaren Seuche."93

Dem sei nur kurz angemerkt, tatsächlich verlor das lothringische Herrscherpaar im Mai 1711 drei ihrer Kinder an die Krankheit94.95

Um auf das Zitat zurückzugreifen, ist nachdrücklich festzuhalten, dass Recherchen im Rahmen der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ergeben haben, dass Herzog Leopold von Lothringen keinen Nachkommen mit den Namen Ludwig verzeichnet, lediglich von einem Louis ist die Rede, der im Jahre 1711 im Alter von sieben Jahren verstarb.96

90 Auch eine allgemeine Literatur-Zeitung aus dem Jahre 1834 geht davon aus, wäre Maria Theresia diese Bindung eingegangen, hätte sich Friedrich als Erschaffer eines einigen Deutschlands etabliert. Deutschland wäre zu einem gewaltigen Reich aufgestiegen (vgl. Aut. PREUß J. D., Friedrich der Große: Eine Lebensgeschichte.

in: Jenaische allgemeine Literatur-Zeitung, S. 46).

91 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 32 u. vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S.

46.

92 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 35 u. 36.

93 Ebd. S. 36.

94 Die Infektionskrankheit Variola, auch Pocken oder Blattern genannt, machte sich seit Anfang des 18.

Jahrhunderts seuchenartig in Europa breit. Die Krankheit galt an erster Stelle als Kinder- und Jugendkrankheit und stellte sogar die tödlichen Ausmaße der Pest in den Schatten. Berechnungen zufolge erlagen in bestimmten Jahren weltumspannend 400.000 Menschen der schrecklichen Epidemie (vgl. HAUPT H., Ein Herr von Stand und Würde: Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein (1657 - 1712), Mosaiksteine eines Lebens. S. 250 u.

350).

95 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 35.

96 Vgl. http://www.saarland-biografien.de/Lorraine-Leopold-I-de (Einstieg am: 10.04.2018).

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