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5 MARIA THERESIA VON ÖSTERREICH UND FRANZ STEPHAN VON

5.1 Traumverlobung vs. Traumhochzeit

5.1.1 Die Verlobung

Ramshorn schildert mit äußerster Genauigkeit den Ablauf der, als feierliche Zeremonie gestalteten, Verlobung. Der Akt des Werbens um die Erbtochter steht hierbei im Vordergrund, da es erst das elterliche Jawort147 erst war, mit welchem die Verlobung als besiegelt galt.

Dazu muss gesagt werden, dass er sich bezüglich der genauen Informationen und Details rund um die Vermählung denen in Dullers Werk bedient. Dies betont er auch ausdrücklich.148 Der Einfachheit halber werden die folgenden Angaben aus Dullers Werk zitiert.

145 Hennings hält ergänzend fest, dass laut ursprünglichen Plan das Brautwerbens am 30. Jänner stattfinden hätte sollen, es aber auf den 31. verschoben werden musste wegen Unwohlsein der Kaiserin (vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 177).

146 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 35, vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 177, vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 35 u. 36 u. vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 35.

147 Stollberg-Rilinger ergänzt: „Dass man durch Heiraten sein soziales Netzwerk zu stärken suchte, galt (...) nicht nur für den Hochadel; dass Heiratsarrangements Sache nicht der Individuen, sondern der beiden beteiligten Familienbände waren, ebenso." (STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 484).

148 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 35.

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Um elf Uhr traf Franz Stephan, begleitet von seinem Gesandten, dem kaiserlichen Oberstkämmerer und dem kaiserlichen Oberstallmeister am Burghof ein.

Franz Stephan von Lothringen trug ein prunkvolles Kleid aus kastanienbraunem Samt, dessen Nähte bestickt waren aus Gold und statt Knöpfen trug er Diamanten.

Weiters wird der Gang Franz Stephans zu den kaiserlichen Gemächern beschrieben. Gefolgt von einer pompösen Eskorte bestreitet er den Weg hin zu den kaiserlichen Gemächern. Am Einlass des ersten kaiserlichen Vorzimmers patrouillierte die bewaffnete Leibwache.

Empfangen wurde er unter anderem von Grafen und Fürsten sowie vom Obersthofmeister Burggraf zu Reineck, welcher ihn auch bis hin zur kaiserlichen Eintrittstür geleitete, wo Kaiser Karl VI. ihn in Erwartung und seiner Zustimmung empfing. Die Unterredung per se wurde jedoch hinter verschlossenen Türen abgehalten. Im Anschluss daran suchte er die Räumlichkeiten der Kaiserin auf, in die ihn der Fürst Auersperg führte. Anders als beim Gespräch mit dem Kaiser blieben die Türen zu den Gemächern bei jener Unterredung nicht geschlossen. Jedoch dort, in jenen Räumen war es, wo der Prinz auch auf den Zuspruch der Kaiserin hoffte. Beide, Elisabeth Christine, gelehnt an einem Tisch, und die Erzherzogin, links neben der Kaiserin, sahen dem Eintreffen entgegen und Franz Stephan zollte der Kaiserin seinen vollsten Respekt, indem er insgesamt zweimal auf die Knie ging. Erst als er zur dritten Kniebeuge ansetzte, steuerte die Kaiserin einen Schritt auf ihn zu. Maria Theresia wandte ihren Blick nicht von ihrer Mutter ab, bis jene ihr, signalisiert mit einem Wink, gestattete das Geschenk des Prinzen anzunehmen. Beim Geschenk handelte es sich um ein Miniatur-Portrait Franz Stephans, welches statt dem Glase mit einem mächtigen Diamanten bedeckt war. Anschließend gewehrte sie ihm den Handkuss. Fürst Auersperg war es anschließend wieder, der den Prinz hinausführte.149

Hennings Erzählungen rund um die Vermählung gleichen jenen von Duller und Ramshorn nahezu perfekt und ergänzen demnach keine Details.150

Stollberg-Rilinger beschreibt ebenfalls den Hergang der majestätischen Verlobung, konzentriert sich hierbei aber auf wissenschaftlich fundierten Tatsachen und auf das Warum.

Das gesamte Vorgehen wurde, wie bereits erwähnt, detailreich protokolliert, um schriftlich festzuhalten, dass alles seine formgerechte Richtigkeit hatte. Eigens engagiertes Personal war dafür zuständig, Franz Stephans Verhalten während der Brautwerbung, in Form von Zeitungen, unters Volk zu bringen.

149 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 37 - 39.

150 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 177 u. 178.

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Das Ritual der Brautwerbung bewirkte eine Verbindlichkeit und demonstrierte seine Geltung, weil es unter Zeugen angemessen durchgeführt wurde. Dies galt darüber hinaus auch für die nachfolgende zeremonielle Erklärung, genannt Renunciations-Actus.151

Dies führt umgehend zum nächsten Punkt.

5.1.1.1 Renunciations-Actus

Die Urkunde beinhaltete drei wesentliche Punkte, welche sowohl Carl Ramshorn als auch Eduard Duller in ihren Werken genau ausführen. Zum einen heißt es, dass sowohl Maria Theresia, als auch Franz Stephan auf das Vermächtnis des Erbes verzichten würden, sollte das Kaiserpaar doch noch männlichen Nachwuchs in die Welt setzen. Darüber hinaus wird festgemacht, dass, sollte auch Maria Theresia eine männerlose Nachkommenschaft einholen, die erstgeborenen Töchter ihrer Schwester Vorrang in der Erbfolge haben würden. Drittens musste Franz Stephan feierlich geloben, niemals Anspruch auf die Erbfolge zu erheben, bezogen auf die österreichischen Erblande.

Maria Theresia schwor, indem sie ihre Finger auf das Evangelienbuch legte, die Verzichtserklärung.152 Sowohl Ramshorn als auch Duller erwähnen nicht, dass das Beschwören auch Franz Stephan betraf. Hennings ergänzt, dass auch er, nach Maria Theresia, auf das heilige Buch schwor, seine Unterschrift setzte und sich anschließend gleich wieder neben seiner Zukünftigen platzierte.153

Stollberg-Rilinger ergänzt, dass auch ein Ehevertrag aufgesetzt wurde. Dieser listete zum Einen auf, wer was in die Ehe mit einbrachte, zum Anderen, wer was im Falle eines Ablebens behalten durfte. Weiters wurden alle beweglichen Güter verzeichnet und Maria Theresias mögliche Witwensitze festgemacht. Auch wurde vertraglich geregelt, wie für die aus jener Ehe hervorgegangenen Kinder aufgekommen werden muss, vor allem dann, wenn einer der beiden nochmalig den Bund der Ehe eingehen würde.154

Ob pompöser Brautwerbungs-Akt, Verzichtserklärungen oder Eheverträge, Heinrich Kretschmayr hält fest:

151 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 36 u. 37.

152 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 40 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 37.

153 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 178.

154 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 37.

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„Im übrigen gewann er den köstlichsten Preis: Eine geliebte Frau und die allerreichste Erbin."155