• Keine Ergebnisse gefunden

2 DIE ERBTOCHTER

2.4 Die Jugend

Ein etwas über drei Seiten langes Kapitel widmet Duller der Jugend Maria Theresias. So beschreibt er, dass es ein freudiges und unabdingbares Anliegen des Herrschers Karl VI. und seiner Gemahlin war, die Tochter, die Thronfolgerin, gebührend zu erziehen.

Schon früh zeigt sich, dass Maria Theresia einen angenehmen Charakter hatte. Nicht nur die Eltern waren es, sondern auch eine große Anzahl von Gouvernanten, die ihre Erziehung stets im Blick hatten. Dazu gehörte natürlich auch das Verinnerlichen von Etikette einer Prinzessin.

Insgesamt sechs Lehrer kümmerten sich um ihre Bildung. Das Studium der Geschichte und die Wissenschaft der Genealogie begeisterten sie und lagen ihr folglich am meisten. Auch die Geografie und der Sprachenunterricht kamen nicht zu kurz. Sprachkenntnis, vor allem das Italienische, Französische und Lateinische waren ja nun mal wesentliche und erforderliche Kompetenzen für ihren späteren Werdegang. Allgemein gilt sie als bodenständige

56 Vgl. Hrsg. Red. PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung:

unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9 u. vgl. Hrsg. Red. WEIS J. B., Maria Theresia, die große Kaiserin von Österreich. Ihr Leben und ihre Regierung. Kapitel 2, Die Taufe. S. 3.

57 Ein Nuntius ist ein Vertreter des Papstes in einem Land und kann auch nur von jenem ernannt werden. Meist handelt es sich dabei um Erzbischöfe (vgl. https://www.erzdioezese-wien.at/site/nachrichtenmagazin/magazin/kleineskirchenlexikon/article/41009.html [Einstieg am: 29.03.2018]).

58 Stollberg-Rilinger geht zumindest von roten Federn, sprich zwei oder gar mehreren aus (vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 5).

59 Hierbei handelte es sich um Graf Kollonitsch, im Artikel geschrieben Kolonitsch (vgl. Hrsg. Red.

PFUNDHELLER, Der Taufakt der Kaiserin Maria Theresia. in: Gemeinde-Zeitung: unabhängiges politisches Journal, 1. Beilage der Gemeinde-Zeitung, S. 9).

60 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 22 - 24 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 18.

61 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 5

20

Persönlichkeit, die den Ernst ihrer beruflichen Zukunft schnell begriff. Ihr Temperament wird als äußerst lebhaft beschrieben, aber durch Bildung beherrscht.62

Badinter verweist ebenfalls auf die Ausbildung zur Prinzessin, die zu tun hatte mit Redlichkeit, Ehrlichkeit und Großmut. Anders als Duller lastet sie Maria Theresia jedoch an, weder über die Geografie, noch über Vermögen und Gesetze - und schon gar nicht über zeitgenössische Geschichte (doch aber über das antike Reich) - Bescheid gewusst zu haben.

Weiters ließ sie sich nicht für die Philosophie begeistern, um so mehr aber für die Künste.

Bereits im zarten Alter von fünf Jahren lernte sie zu zeichnen, zu malen und zu tanzen.

Ihre wahrscheinlich väterlicherseits vererbte musikalische Ader zeichnete sich darin ab, dass sie das Cembalo beherrschte und ihr Gesang, so Badinter, engelsgleich klang. Mit sieben Jahren bereits führte sie am Hofe eine Oper auf. Als sie sich im Theaterspiel versucht, muss auch hier, als hätte man etwas anderes erwartet, ihr unbeschreibliches Talent der Schauspielerei festgestellt werden. Die Sprachenausbildung kommt auch hier zu Wort, neben bereits genannten ergänzt Badinter, habe sie auch die spanische und ungarische Sprache zumindest grundlegend beherrscht.63

Entgegen jeglicher Erwartung ist es Carl Ramshorn der, nicht zum ersten Mal, gefiltert durch das Prisma des Euphemismus, Kritik an Maria Theresias Sprachgewandtheit übt.

Neben dem oberflächlichen Geschichts- und Geografieunterricht, den die Prinzessin, so zumindest Ramshorn, genossen haben soll, soll auch die Sprachausbildung zu wünschen übrig gelassen haben. Briefe und allgemeine Schriftstücke sollen beweisen, dass Maria Theresia alle ihr bekannten Sprachen nicht nur nicht grammatikalisch richtig, sondern auch, was die Rechtschreibung betrifft schlampig beherrschte. Wenn sie sich in einer anderen Sprache austauschte, so baute sie stets Germanismen ein, Deutsch war ja ihre Muttersprache64. Nach jenen, eher nicht schmeichelnden Worten, listet auch Ramshorn des Weiteren nur gute Eigenschaften der Prinzessin auf. Mitunter hebt er ihre Gutmütigkeit und Eigenständigkeit hervor.65

Sollberg-Rilinger steht allgemein den Schilderungen über Maria Theresias Jugend kritisch gegenüber:

62 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 27 - 29.

63 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 21 - 23.

64 Wobei Badinter diesbezüglich schreibt, dass man der Prinzessin nachsagte, besser die französische, als die deutsche Sprache zu beherrschen. Maria Theresia führte auch Französisch als offizielle Sprache am Wiener Hofe ein, trotzdem erwähnt di Autorin ebenfalls ihre fehlerhafte Grammatik, sei es im Deutschen, oder im Französischem (vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 22).

65 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 27 u. 29.

21

„Von der Kindheit Maria Theresias wissen wir nicht sehr viel. Nach der Taufe verschwindet sie weitgehend aus den Quellen, von den zärtlichen Erwähnungen im Tagebuch ihres Vaters und einigen Kinderbildnissen abgesehen. Erste Schreibübungen, Briefe, Erziehungsinstruktionen oder Schilderungen Dritter über sie sind aus dieser Zeit kaum überliefert. Das ließ Raum für die Phantasie der bürgerlichen Historiker."66 Zur Vorderbühne des Hoflebens gehörten junge Heranwachsende nicht dazu. Daher war die Prinzessin auch selten zu sehen. Nicht nur Maria Theresia, auch ihre Schwestern wuchsen laut Stollberg-Rilinger relativ isoliert und unter der Fürsorge der Ammen auf. Maria Theresia stand ihrer Erzieherin angeblich näher als ihrer eigenen Mutter, die sich auch daran störte.67 Auch Kretschmayr schreibt dahingehend, dass die Kaisertöchter bereits früh lernten, selbstständig zu sein. Maria Theresia soll ihre Erzieherin sogar Mami genannt haben. Bis zu ihrem Tod sollen sie eine tiefe Verbundenheit zueinander verspürt haben.68

Wie sich in allen zum Vergleich herangezogenen Werken wiederfinden lässt, wurde Maria Theresia schon früh, in Form von Religionsunterricht, mit dem katholischen Glauben vertraut gemacht. Dazu gehörten sowohl allgemein kirchliches Verständnis als auch Klosterbesuche.69

„Über Maria Theresias frühe Kindheit wissen wir sehr wenig, außer dass bei ihr schon frühzeitig der religiöse Glauben geweckt wurde. (...) Sie wurde zu einer guten Katholikin und makellosen Prinzessin erzogen (...)."70

Das Schulen religiöser Einstellungen wurde zunächst von der Erzieherin übernommen, später übernahm diese Aufgabe ein Jesuitenpater, der als geistlicher Ausbilder fungierte. Bereits als Kind machte sie sich die ordnungsmäßigen Gesten im kirchlichen Milieu zu Eigen und verinnerlichte jene im täglichen Gottesdienst.71

In der Zeitschrift für Katholische Theologie verfasst Ferdinand Maaß eine dreizehnseitige Abhandlung und kommentiert dabei Maria Theresias religiöses Verhalten. Wie er findet, existierte eine gewisse Separation zwischen Maria Theresias privatem Standpunkt und ihrem Auftreten in Bezug auf kirchliches Handeln. Er beteuert, die Herrscherin hätte sich dem geistlichen Einfluss nicht auferlegt gefühlt, sondern sich vielmehr von Ministeriumsleitern

66 STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 18.

67 Vgl. ebd. S. 19.

68 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 18.

69 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 27, vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S.

17 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 27.

70 BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 21.

71 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 20 u. 21.

22

und Bischöfen beratschlagen lassen. Überdies beschreibt er, dass sich Maria Theresia bereits zu ihrer Zeit mit Kritikern bezüglich ihrer Gottesfurcht herumschlagen musste.72

Wie man es bereits von den zum Vergleich herangezogenen älteren Werken kennt, fallen Bekenntnisse bezüglich ihres jugendlichen Aussehens äußerst schmeichelnd aus. Duller beispielsweise schreibt, dass ihr kein Maler schöntun musste, da sie von äußerster Schönheit war. Die Maler standen viel eher vor der Aufgabe, dem Reiz der schönen Frau in ihren Werken gerecht zu werden. Sie hatte ein wunderbar ovales Gesicht, die Gestalt ihres Mundes wird als allerliebst beschrieben. Auch ihr hellblondes Haar wird besonders hervorgehoben.

Weiters soll ihre Erscheinung anmutig und graziös gewesen sein, mit der sie alle anderen Frauen überragte.73

Carl Ramshorn schreibt dazu:

„Maria Theresia´s inneren Vorzügen entsprachen endlich auch ihren äußeren. Wie alle gleichzeitigen Schriftsteller, sowie zahlreiche aus jener Zeit stammende Gemälde von ihr bestätigen, war sie in ihrer Jugend von blendender Schönheit und Anmuth, so daß sie in ihrer Totalerscheinung auf Jedermann, der sie sah, einen wahrhaft magischen Eindruck machte. (...) Maria Theresia galt daher in ihrer Jugend und mit Recht für die vollendete Schönheit unter allen jener Zeit angehörenden Fürstentöchtern Europas."74

Abbildung 1: Erzherzogin Maria Theresia, ein Jugendbild.

72 Vgl. Hrsg. Zeitschrift für Katholische Theologie, Aut. MAAß F., Maria Theresia und der Josephinismus. in:

Zeitschrift für Katholische Theologie, S. 201 - 213.

73 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 28 u. 29.

74 RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 30.

23

3 EIN EXKURS - ÖSTERREICHISCHE ODER DEUTSCHE