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5 MARIA THERESIA VON ÖSTERREICH UND FRANZ STEPHAN VON

5.1 Traumverlobung vs. Traumhochzeit

5.1.2 Die Vermählung

„Am 17. Februar fand die Vermählung mit kaiserlicher Pracht statt; die Festlichkeiten, welche damit verbunden waren, dauerten drei Tage lang und fanden in allen Theilen des Reichs ein fröhliches Echo"156

Vielmehr ist es nicht, was man in älteren Quellen über den Ablauf der Trauung157 des Brautpaares in Erfahrung bringt. Zudem das Hochzeitsdatum des im 1842 erschienenen Magazin sich nicht mit dem deckt, welches in allen zum Vergleich herangezogenen Werken angeführt wird. Demnach fand die Hochzeit nämlich zweifelsohne am 12. Februar 1736 statt.158

Ramshorn berichtet in ausschweifender Form über den Glanz und die Herrlichkeit der Hochzeit. Zum Prunk zählten Unsummen von Geldspenden seitens der Stände und prächtige Geschenke, wie ein mit Diamanten besetzter Degen, von Einzelpersonen. Zumindest ist in einem Satz die Rede von einer umständlichen Zeremonie, was aber nicht weiter ausgeführt wird.159

Kretschmayr erwähnt neben dem Datum lediglich den Schauplatz des Geschehens, die Wiener Augustinerkirche. Er, Badinter und Hennings merken darüber hinaus noch an, dass die beiden Liebenden vor der Hochzeit schon regen Briefkontakt pflegten.160 Élisabeth Badinter geht darauf sogar genauer ein. Sie spricht davon, dass die Braut und ihr Bräutigam in spe vor der Hochzeit bereits ein Herz und eine Seele waren. Sie ließen sich gegenseitig

155 KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 21.

156 Hrsg. Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, Red. WEBER J., Maria Theresia, deutsche Kaiserin. in: Das Pfennig-Magazin für Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse, S. 121.

157 Wobei, ebenfalls wie bei der Verlobung, auch der Hergang der Vermählung genauestens protokolliert wurde und jene Aufschrift in einer Wiener Zeitung gedruckt wurde (vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 40),

158 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 51, vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 40, vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 179, vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 21, vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 37 u. vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 41.

159 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 37 u. 38.

160 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 21 u. vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S.

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Liebesbriefchen zukommen, in denen sie ihre Sehnsucht, ihre Hochzeitsvorfreude und ihre große Liebe, die sie für einander hegten, zu Papier brachten.161

Durch Duller erfährt man zumindest, was unmittelbar vor der Trauung geschah.

Franz Stephan begab sich demnach, begleitet von Graf Sinzendorf und anderen, zum kaiserlichen Zimmer, wo Karl ihm entgegentrat. Erst abends um sechs Uhr begaben sich Kaiser, Kaiserin und das Brautpaar geschlossen zur Hofkirche.

Abbildung 4: Kupferstich aus 1736. Die Vermählung Maria Theresias und Franz Stephans in der Hofkirche der Augustiner (Wien) am 12.

Februar 1736.

Stollberg-Rilinger hingegen legt in ihrer Art der Schilderung mehr Wert auf das Geschehen an sich. Hennings ergänzt mit seinem Werk Details. Gemeinsam ergibt sich durch Stollberg-Rilingers und Hennings ein fundierter Einblick bezüglich des Ablaufes des Geschehens.

Die Vermählung des Paares fand abgeschottet statt und wurde geheim, der Öffentlichkeit nicht zugänglich, zelebriert. Die Trauung wurde, wie bereits aus anderen Werken hervorging, in der Augustinerkirche in Wien vollzogen.

Dorthin gelangte die Hochzeitsgesellschaft mittels eines versteckten Ganges162. Franz Stephan war von Kopf bis Fuß in weiß gekleidet, selbst Federhut, Schuhe und Strümpfe erstrahlten in blütenweißer Farbe. Seine Zukünftige erschien ebenfalls im weißen Kleide und mit prachtvollem Schmuck versehen.163 In weiterer aktueller Literatur ist dezidiert die Rede von einem silbernen Hochzeitskleid164 Möglicherweise basiert jene Annahme auf folgendem: Das Kleid soll nämlich, wieder laut einer anderen Quelle, auf und auf mit Perlen und Edelsteinen

161 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 51 u. 52.

162 Durch den Gang geleitet wurden die Gäste, das Braut- und Kaiserpaar von Edelknaben, die ihnen den Weg leuchteten, indem sie Fackeln trugen (vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 42).

163 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 39.

164 Vgl. EGGHARDT H., Maria Theresias Männer: Ihre Lieben, ihre Ratgeber und die Stützen ihres Throns. S.

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bestickt gewesen sein, die sie in der Sonne zum Glänzen brachten.165 Duller bestätigt mit seinem Geschriebenen, dass Kleid sei mit Diamanten besetzt gewesen, erwähnt aber eindeutig einen Silberstuck.166 Auch Hennings schreibt unmissverständlich von einem silbergestickten, reich mit Diamanten besetztem Kleid.167

Wie schon bei der Verlobung spielt auch bei der Vermählung die symbolische Geste der Unterwerfung unter den elterlichen Willen eine Rolle. Als es zum berühmten „Ja, ich will"

ihrerseits kam, wandte sie sich abermals zu ihren hochverehrten Eltern, die ihr per Wink die Erlaubnis erteilten, mit einem Ja zu antworten.168 Aus Hennings Werk geht die, wenn auch nur minimal abweichende Information hervor, Maria Theresia hätte sich ausnahmslos zu ihrem Vater in Form einer Verneigung hingewandt und hätte nicht einem Wink, sondern einem Kopfnicken entgegengesehen. Erst als jener, wie gesagt, zustimmend den Kopf senkte, soll sie mit einem äußerst emotionalen und inbrünstigen „Ja" geantwortet haben.169

Stollberg-Rilinger fährt weiter fort und beschreibt, dass dies dem Zwecke diente, nicht den Anschein erregen zu wollen, der freie Wille der Kaisertochter stünde im Zentrum. Nicht einmal der Symbolik halber wurde diesbezüglich eine Ausnahme gemacht. Nach dem Ringtausch setzten Pauken und Trompeten ein, die dem gemeinen Volk die vollzogene Trauung symbolisierten.170 Wieder ergänzt Hennings, dass, als sie sich gegenseitig die Ringe ansteckten, sie Hand in Hand vor dem Priester standen. Ihre Hände wurden, um die eheliche Vereinigung vollends anzuerkennen mit einer Stola zusammengeschnürt. Ab diesem Zeitpunkt erfüllte das ehrlich empfundene Glück des Brautpaars den Raum.171

Am Abend dann wurde das Spektakel mit einem festlichen Mahl, einer offenen Tafel, gefeiert. Laut spanischem Hofritus durften einzig das Kaiserpaar, die frisch Vermählten und drei Mitglieder der kaiserlichen Familie ihren Platz einnehmen und sich am Festmahl bedienen lassen, denn die übrige Hofgesellschaft umgaben die Speisenden stehend und leisteten den rituellen Tafeldienst.172

Hennings hält fest, dass Franz Stephan seinem Schwiegervater seine erlernte Etikette bewies, indem er tatsächlich stehend hinter des Kaisers Stuhl ihm Handtuch und Hut übergab.173

165 Vgl. GRÖßING Sigrid-Maria, „Wir hätten in einem Rosengarten sitzen können": Liebe und Leid im Hause Habsburg. Wien: Amalthea Signum Verlag, 2014, S. 261.

166 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 42 u. 43.

167 HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 182.

168 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 39 u. 40.

169 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 183.

170 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 40.

171 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 183.

172 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 40.

173 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 184.

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Anschließend führten alle an der Festlichkeit beteiligten das Brautpaar nach alten Gewohnheiten zu ihrem Gemach, wo bereits das Ehebett bereitstand. Letztendlich, als sich der Rest zurückzog, blieben noch der Kaiser und die Kaiserin, um dem Liebespaar beim Ablegen ihrer Kleider behilflich zu sein. Auch hierbei handelte es sich um eine Handlung mit symbolischer Bedeutung. So segnete das Kaiserpaar den Akt des bevorstehenden Beischlafs ab, welcher der Eheschließung erst Gültigkeit verschaffte.174