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BIS DASS DER TOD SIE SCHIED

„Ganz inkognito, so wie er gelebt, war Franz Stephan gestorben. Nicht, wie es sonst die Kaiser tun, im Beisein der Ihren und des Hofes. Still und bescheiden trat der Mann, dessen Los es war, immer beiseite zu stehen, (...) in die Ewigkeit ab."239

Zunächst muss festgehalten werden, dass Eduard Duller dem Tod des Kaiser Karl VI. ein über sechsseitiges Kapitel240 zuteile werden lässt, jedoch kein Wort über das Ableben Franz Stephans erwähnt.

Ramshorn wiederum widmet in seinem Werk dem Tode des Kaisers ein ganzes, neunseitiges Kapitel241, indem er den Hergang des Ablebens genauestens schildert. Auch die Beschreibungen von Heinrich Kretschmayr und Fred Hennings fallen dahingehend äußerst umfangreich aus.

Franz Stephan von Lothringen verstarb in Innsbruck. Der Grund für den Aufenthalt in der Tiroler Hauptstadt geht aus allen Vergleichswerken (ausgenommen Duller) hervor. Es ging um die Vermählung (5. August 1765) des Erzherzog Leopold (der Sohn Maria Theresias und Franz Stephans) mit der spanischen Infantin Maria Louisa, die dort feierlich zelebriert werden sollte.242 Hennings ergänzt, dass es Maria Theresia war, die Innsbruck als Ort des Geschehens wählte. Wien kam trotz diversen Vorzügen, sei es bezüglich der Versorgung oder auch Notwendigkeiten aller Art (Garden, Pferde etc.) nicht zum Handkuss, da Maria Louisas Vater, der König von Spanien, der Ansicht war, dass seine Tochter vom Prunk des Wiener Hofes geblendet werden könnte. Auch Graz wurde aufgrund der zu langen Anreise ausgeschlossen.

Blieb noch Mailand, doch Maria Theresia setzte sich, die Gründe dafür können nur gemutmaßt werden, mit ihrem ausdrücklichen Wunsch, dass es Innsbruck sein soll, wo die Feierlichkeiten stattfinden, durch. Als außergewöhnlich erweist sich das Reiseziel jedoch dahingehend, da Franz Stephan bereits des Öfteren geäußert hatte, dass ihn die Tiroler Berge deprimieren würden.243

Sowohl Stollberg-Rilinger als auch Hennings schreiben, der Kaiser musste bereits am Tag vor seinem Ableben eine akute Atemlosigkeit, Hennings bezeichnet es als Brustdrücken und

239 HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 353.

240 Vgl. DULLER E., Maria Theresia und ihre Zeit. Band 1, S. 66 - 72.

241 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 546 - 555.

242 Vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau. S. 209, vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 345, vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 173, vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 518 u. vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 546.

243 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...) S. 345 - 347.

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Wallungen, aushalten. Hennings erläutert auch, dass es sich beim Sommer 1765 um einen besonders heißen und regnerischen gehandelt hat und, dass Franz Stephan sich am Tag vor seinem Tod nicht gerade wegen seiner Redseligkeit auszeichnete. Dies jedoch wurde auf die schlechte Laune seinerseits geschoben und damit auch abgetan. Beide Autoren schildern, er hätte einen Aderlass abgelehnt. Am Tag seines Todes, dem 18. August 1765, amüsierte er sich noch bei einem Kartenspiel mit seiner frisch gebackenen Schwiegertochter und besuchte anschließend das Theater.244

Bezüglich des weiteren Verlaufes gehen die Meinungen der zum Vergleich herangezogenen Werke minimal auseinander. Kretschmayr beteuert der Kaiser war nach bereits genanntem routinierten Komödienhausbesuch auf den Weg seinem Sohn Leopold einen Krankenbesuch245 abzustatten. Plötzlich überwältigte ihn ein Unwohlsein. Sein Sohn Joseph brachte ihn daraufhin schnellstens in einem Dienstzimmer unter, wo er sich erholen sollte.

Dort war es, laut Kretschmayr, wo Franz Stephan von Lothringen sich zum letzten Mal zur Ruhe legte.246

Ebenfalls wie Kretschmayr erläutert auch Ramshorn, der Kaiser wäre mit Joseph auf dem Weg zu seinem Sohne (keine Rede ist jedoch von einem kranken Leopold) gewesen. Er verließ die Gemächer Leopolds jedoch kurze Zeit danach alleine, mit den zuversichtlichen Worten: Wir sehen uns zum Abendessen, um auch seiner Gattin Maria Theresia einen Besuch abzustatten. Joseph, der bereits über die Umstände informiert war, jedoch seinen Vater keineswegs bloßstellen wollte, folgte ihm kurze Zeit danach, um sich zu versichern, dass alles rechtens wäre. Als er den massiv geschwächten Kaiser am Korridor stehen sah, eilte er zur Hilfe. Auch jetzt forderte der Vater seinen Sohn auf, seinen Weg fortzusetzen und beschwichtigte sein Unwohlsein, indem er über die Banalität seiner Beschwerden sprach.

Anders als bei Kretschmayrs Schilderungen erklärt Ramshorn, Joseph hätte noch versucht, ihn in einem Zimmer zu betten, doch der sich zu diesem Zeitpunkt schon schwer auf seinen Beinen haltende Franz Stephan fiel zu Boden und der Sohn fing seinen Vater mit seinen

244 Vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 347, 351 u. 352 u. vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 519.

245 Auch Hennings verweist auf Leopolds Erkrankung, an schweren Bauchkrämpfen wäre er, so der Autor, erkrankt (vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 350) Ein Artikel der Zeitschrift Die Innsbrucker Nachrichten beweist ebenfalls, dass der Erzherzog bereits längere Zeit an einer Diarrhö litt. Dies soll sich sogar soweit zugespitzt haben, sodass man ihm wegen seiner zunehmenden Schwäche bereits das Sakrament erteilen wollte (vgl. Hrsg. Wagner'sche Universitäts- Buchdruckerei, Red. SCHUMACHER J., Kaiserin Maria Theresia in Innsbruck 1765. in: Innsbrucker Nachrichten, Beilage zu den Innsbrucker Nachrichten, S. 40).

246 Vgl. KRETSCHMAYR H., Maria Theresia. S. 173.

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Armen auf. Mit Hilfe wurde er auf ein Rollbett in einem Vorzimmer abgelegt, doch trotz schnellster medizinischer Versorgung verstarb der Kaiser am 18. August 1765.247

Auch Stollberg-Rilinger verfasst ein zwölfseitiges Kapitel über den tragischen Tod. Im Übrigen umschreibt sie Ramshorns Worte. Sie ergänzt lediglich, Franz Stephan starb keine zehn Minuten nach seinem tragischen Zusammenbruch. Aus dem Kapitel geht auch hervor, dass der Kaiser einen schweren Schlaganfall248 erlitt. Laut christlicher Auffassung war ein plötzlicher Tod ein negativ behaftetes Unterfangen, da das Sterben vorbereitet werden sollte.

Die Letzte Ölung und Buße tun, war unabdingbar, um für den Weg ins Jenseits gestärkt zu sein. Andererseits war unklar, ob die Seele ihr immerwährendes Seelenheil erlangte. Aus diesem Grund wurde der Herrscherin das Ableben zunächst verschwiegen. Dies ging sogar soweit, dass Kammerherren das Totenbett ihres verstorbenen Gemahlen verdeckten, sodass sie praktisch neben ihm stand, ohne darüber informiert zu sein.

Als nach und nach alles seinen Lauf nahm, war Maria Theresia untröstlich.249

Diverse Briefe drücken ihren Kummer diesbezüglich aus. So schrieb sie beispielsweise an ihre Vertraute, die Gräfin von Edling im Juli 1769 folgendes über den Vater ihres Sohnes:

„Du hast, meine Liebe, diesen grossen Herrn gekannt (...); Du kannst Dir also vorstellen, was sein Verlust mich kostet."250

247 Vgl. RAMSHORN C., Maria Theresia und ihre Zeit. S. 549 - 551.

248 Auch Badinter geht von einem Gehirnschlag aus (vgl. BADINTER E., Maria Theresia: Die Macht der Frau.

S. 209) Weiteren Recherchen zufolge könnte es auch ein Herzinfarkt gewesen sein (vgl. http://maria-theresia-hofburg.antonprock.at/tod-kaiser.html [Einstieg am: 27.05.2018]) Henning spricht sogar davon, dass eine direkt anschließende Obduktion ergab, dass der Kaiser an einem Herzinfarkt starb (vgl. HENNINGS F., Und sitzet zur linken Hand (...). S. 354).

249 Vgl. STOLLBERG-RILINGER B., Maria Theresia - Die Kaiserin in ihrer Zeit: Eine Biographie. S. 519 - 522.

250 VON ARNETH A., Briefe der Kaiserin Maria Theresia an ihre Kinder und Freunde. S. 521.

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